Es ist hier der falsche Thread für eine Grundsatzdiskussion über Jens Keller. Objektiv betrachtet ist bei Wolf natürlich relativ viel Projektion mit dabei. Das ist es bei jungen Trainern aber quasi immer. Ich persönlich bin einfach der Meinung, dass ein Trainer neben den fachlichen Kenntnissen auch die entsprechende Persönlichkeit, das Charisma, Menschenfänger Skills (oder, etwas wissenschaftlicher formuliert: soziale Intelligenz) mitbringen sollte. Diese Persönlichkeit hat Wolf. Die hat auch der blutjunge Nagelsmann. Keller hat sie nicht.
Und ja, es gibt immer mal wieder zumindest nach außen "biedere" Trainer, die erfolgreich arbeiten, vor allem kurzfristig, aber auch langfristig. Und wenn du
nur Charisma hast, aber in taktischen Fragen nicht mit der Spitze mithalten kannst, bringt dir das auch nichts. Das ist nicht Schwarz-Weiß. Es gibt Trainer, die haben das gewisse "Etwas". Bekannte wie Nagelsmann, einigermaßen bekannte wie Wolf, unbekannte wie ein Domenico Tedesco (vor kurzem Aue Trainer geworden, bei dem will ich mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen, aber mein erster Eindruck war positiv, ich glaube der geht seinen Weg, langfristig betrachtet). Nicht alle machen eine große Karriere, aber mir gefallen deren Chancen. Zugegeben, bei Nagelsmann ist das keine gewagte These mehr.
Wolf ist ein Menschenfänger, wie er im Buche steht. Wenn du mal die Chance hast ihn im persönlichen Rahmen etwas kennenzulernen wirst du das genauso sehen, da bin ich mir sicher. Der wird mMn langfristig seinen Weg zu einem Bundesliga Spitzenteam gehen. Auf diese Vorhersage kann man mich gerne festnageln. Keller hat dieses "Etwas" nicht. Vielleicht ist er einer der Ausnahmen, wer weiß. Seine bisherigen Stationen haben bei mir nicht unbedingt diesen Eindruck erweckt.
Und wie gesagt, das ist nicht Schwarz-Weiß, es gibt da Grautöne. Aber wenn ich mir die besten Trainer in der Fußballwelt derzeit anschaue (Simeone, Pep, Klopp, Mourinho, Conte, Ancelotti), die haben alle Charisma und das sind alles Menschenfänger. Zumindest durch Indizien lässt sich meine These schon stützen.
Ganz konkret zu dem Zitat (und da ist dann endlich zu 100 % BVB Bezug da): ich wollte damit nicht sagen, dass Wolf sich mit seiner Arbeit beim VfB im Profibereich schon derart etabliert hat, dass der BVB ein logischer Schritt wäre. Aber in der Gesamtsituation, wie ich sie in dem Zitat skizziere, macht Wolf aufgrund seiner Arbeit in der BVB Jugend schon Sinn. Überlege mal, wie viele Bundesliga Vereine in den letzten Jahren erfolgreiche Jugendtrainer zu Cheftrainern gemacht haben. Der BVB ist natürlich ein großer Verein, das macht diese Lösung unwahrscheinlicher, aber Wolf wäre eben durch seine Zeit beim VfB auch kein "reiner" Jugendtrainer mehr. Ich sage nicht, dass Wolf zwingend der Nachfolger von Tuchel wird, das wäre vermessen. Aber ausschließen würde ich es nicht, darum geht es mir. Es wäre nicht die verrückteste Trainerentscheidung, die ein Verein in den letzten Jahren in der Bundesliga getroffen hat.