Am Willen liegt es wahrlich nicht. Das Problem sehe ich zum einen an der Kaderpolitik bzw. bei den Transfers von gestandenen Spielern, was in der Hauptverantwortung von Zorc liegt und insbesondere auf dem Trainerstuhl.
Ein passender Trainer würde die Probleme in gewissen Bereichen von Zorc kaschieren.
Es steht und fällt eh alles mit dem wichtigsten Angestellten im sportlichen Bereich und das ist der Hauptübungsleiter.
Das stimmt alles, greift aber für mich noch zu kurz. Irgendwie wirkt der BVB auf allen Ebenen einfach nicht mehr wirklich homogen.
1. Kader:
Natürlich brauch man immer eine Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern. Es genügt aber nicht, dass jeder dieser Spieler für sich genommen gut ist, bzw "Talent" oder "Mentalität" hat. Sie müssen eben auch als Gruppe im Sinne von Team funktionieren und geeignet sein, gemeinsam ein oder zwei bestimmte Systeme (im Sinne von Grundausrichtung, nicht von Dreier- oder Viererkette) zu spielen.
Das ist nicht optimal gelöst. Witsel, Can und Delaney z.B. haben zweifellos eine sehr gute Mentalität. Aber können 2 von ihnen auch ein passendes Paar abgeben? Und ist dieses Paar dann das richtige, um schnelle Kreativspieler einzusetzen und abzufedern? Usw.
Das ist klassiche Kaderplanung und Zorc ist zwar zweifellos ein guter Verhandler, der BVB hat auch ein super Scouting für Einzelspieler. Einen echten Kaderplaner hat man aber seit Mislintats Abgang nicht mehr und mMn merkt man das auch.
2. Trainer:
Der BVB war immer dann gut, wenn er einen starken Trainer hatte (Klopp, Tuchel im ersten Jahr), der a)klare Vortsellungen hat, b) Durchsetzungsvermögen/Autorität und c) die DNA des Vereins versteht (die nunmal nicht abwartend-geduldig ist, sondern immer offensivgerichtet sein muss). Natürlich muss der BVB auch wieder ein bisschen vom Sprungbrettimage wegkommen, weil sich so nur wenig entwickeln kann. Dafür brauch es aber auch und zu großen Teilen einen Trainer, der die Mannschaft - und da ganz besonders die jungen Spieler - begeistern und für seine Idee einnehmen kann. Ein umworbenes Talent bleibt doch immer lieber beim Verein, wenn er von der Spielidee überzeugt ist, richtig Bock auf das Team hat und merkt, dass dieser Trainer der beste für ihn ist.
Von diesen Trainern gibt es natürlich nicht unendlich viele, aber es gibt sie und sie müssen nicht immer einen Namen haben. Nagelsmann hatte keinen, aber von Anfang an genug Ego und eben eine Idee. Matarazzo macht das zur Zeit super, aber auch Flick ist durchaus ein Beispiel.
3. Vereinsführung:
Es brauch dazu aber auch eine Vereinsführung, die auch mal wieder etwas kreativere Wege zur Penunzengenerierung findet, als sehr jung günstig einkaufen und jung teuer verkaufen. Natürlich muss der Laden immer refinanziert werden, aber mit dem Sprungbrett als einzigem Geschäftsmodell ist sportliche Entwicklung halt auch schwer. Ich habe schon ein bisschen den Eindruck, dass Watzke da mit den Jahren etwas betriebsblind geworden ist.
Dazu kommt, fast noch wichtiger: wenn man einen innovativen, starken Trainer will, muss Watzke endlich mit der öffentlichen Klopp-Nachweinerei aufhören. Dass soll keine Entschuldigung für Favre sein, der macht genug eigene Fehler. Aber wenn man jedes Quartal mindestens 1-2 Interviews gibt, in denen man betont, wie endgeil und einmalig es mit Kloppo war. Wenn man in einer Phase, wo der
aktuelle Trainer unter Fanbeschuss steht, seine eigene Biografie von eben diesem Ex-Trainer vorstellen lässt und dabei ständig die tolle Männerfreundschaft betont....sorry, aber das bekommen andere Trainer doch mit. Klopp können und sollen noch 50 Jahre eng befreundet sein, aber das ist einfach maximal unsensibel und ein scharfer Torpedo in der Medienröhre für alle künftigen Trainer. Das ist unprofessionell und geht nicht. Welcher innovative und selbstbewusste Trainer will denn unter jemandem arbeiten, der Gewinnmaximierung mit Talentehandel über den sportlichen Erfolg stellt und in der Trainerfrage hoffnungslos in der Vergangenheit hängengeblieben ist?
Das aktuelle Problem ist natürlich Favre. Da muss man sich eben fragen, ob man sofort die Reißleine ziehen muss oder ob eine Trennung im Sommer mit ordentlicher Trainersuche besser ist. Ist halt auch eine Frage der Alternativen.
Wer aber glaubt, dass mit einem neuen Trainer alles gut wird, ist in meinen Augen komplett schief gewickelt. Da liegen schon noch mehr und viel grundsätzlichere Dinge im Argen.
Denke ich jdf. Natürlich ist das nur eine Sicht von außen, aber die Bedeutung une mediale Präsnenz des Vereins, gepaart mit dem Ego manch handelnder Personen macht eine gewisse Grundeinsicht auch nicht wirklich schwer. Als Bayernfan weiß ich da sehr genau, wovon ich rede - bei uns ist das ja nicht anders, war oft auch schon viel schlimmer. Auch wir haben durch fehlende Kompetenzenverteilung, Egos und schwache Trainer ohne Rückendeckung, die dazu auch nicht zum Verein passten, nach Guardiolas Weggang locker drei Jahre komplett verloren, einfach so. Wir hatten halt nur eine Marktmacht, dass wir uns das national leisten konnten - und dann mit 1, 2 Personalentscheidungen einfach pures Glück und dann Ergebnisse, die den Verantwortlichen gar nicht die Chance gaben, sich nochmal zu vertun. Klüger sind die Entscheidungsträger bei uns natürlich auch nicht (jdf nicht alle).