Mike Tyson am Ende
12.06.2005
"Iron Mike" verliert gegen McBride durch TKO in der 6. Runde
Der frühere K.o.-Schläger Mike Tyson hat seine überaus skandalträchtige Box-Karriere Samstagnacht vor 15 472 Zuschauern in Washington nach einer K.o.-Niederlage gegen den krassen Außenseiter Kevin McBride für beendet erklärt. "Jetzt ist Schluss. Ich bin nicht mehr mit dem Herzen bei der Sache. Es ist an der Zeit, mein Leben anders zu gestalten und ein Vater zu sein, der sich um seine Kinder kümmert", erklärte der Amerikaner 19 Tage vor seinem 39. Geburtstag.
Der einst beste Schwergewichts-Boxer der Welt und jüngste Champion aller Zeiten ist seit langem ein physisches und psychisches Wrack. Hoch verschuldet, vorbestraft und ständig unter Psychopharmaka stehend. Ein Mann, der dringend Hilfe braucht.
Der Pay-TV-Sender Showtime verlangte in den USA 44,95 Dollar für den Kampfabend, selbst Premiere in Deutschland wollte 15 Euro für den Tyson-Fight haben. Nochmal Geld verdienen mit Iron Mike, dessen sportliche Reputation spätestens seit der Niederlage gegen Danny Williams Ende Juli 2004 zerstört war. Damit ist nun Schluss. Selbst gegen den handverlesenen Gegner Kevin McBride reichte es nicht mehr. Mike Tyson ist als Boxer nicht mehr zu verkaufen. Fünf Millionen Dollar hat er noch einmal erhalten. Geld, das angesichts der rund 30 Millionen Dollar Schulden sofort wieder weg war.
Tyson braucht also weiter Geld, und er hat nichts anderes gelernt als zu kämpfen. Da bleiben nur obskure Betätigungen wie Tyson als Attraktion bei grenzwertigen Veranstaltungen wie K1 oder Ultimate Fighting.
Wieder ganz unten angekommen, hatte Ex-Weltmeister Jake La Motta einst in einer Kaschemme ein gelangweiltes Publikum mit schlechten Witzen unterhalten müssen. Die Geschichte wiederholt sich. Dabei scheint es fast unglaublich, dass Mike Tyson trotz eines Verdienstes von schätzungsweise 300 Millionen Dollar das Schicksal so vieler Profiboxer vor ihm droht. Der Aufstieg und Fall eines sozial benachteiligten Jungen aus der Bronx ist wie der Stoff für eine große Tragödie - und die gehen selten gut aus.
Stationen im Leben des Mike Tyson
Geboren am 30. Juni 1966 in Brooklyn, New York
1978
- erste Festnahme wegen Taschendiebstahls
1979
- Einweisung in eine Schule für schwer erziehbare Kinder
- Erster Kontakt mit dem Boxsport, Tyson erweckt das Interesse
von Trainer Cus d'Amato.
1985
- 6. März: Erster Profikampf gegen Hector Mercedes in
Albany/New York, K.o.-Sieg in der ersten Runde
1986
- Trainer, Mentor und Ersatzvater Cus D'Amato stirbt
- 22. November: Tyson wird jüngster Schwergewichts-Weltmeister
aller Zeiten nach einem K.o.-Sieg gegen Trevor Berbick in der zweiten Runde.
1987
- Anklage wegen sexueller Belästigung einer Frau und Körperverletzung bei einem Rockkonzert.
- Außergerichtliche Einigung gegen Zahlung von 105.000 Dollar. Gericht stuft Tysons Fäuste als `tödliche Waffe" ein.
1988
- Heirat mit der Schauspielerin Robin Givens.
- Prügelt sich auf einer New Yorker Straße mit seinem früheren Gegner Mitch Green und bricht sich dabei die rechte Hand.
- Tyson schleudert nach einem Streit mit seiner Frau und deren Mutter Ruth Roper Möbelstücke aus seiner Villa in Bernardsville/New Jersey.
- Trennung von Givens.
- Don King wird Tysons Promoter.
- Givens verklagt Tyson wegen Verleumdung und verlangt 125 Millionen Dollar. Tyson hatte über Givens und ihre Mutter in einem Interview gesagt, sie seien "schlimmer als Schleim".
1989
- Scheidung von Givens.
- Anklage wegen Körperverletzung an einem Parkwächter, später wegen Mangels an Beweisen fallen gelassen.
1990
- 11. Februar: Tyson wird von James `Buster" Douglas in Tokio in der zehnten Runde ausgeknockt und verliert seine WM-Titel.Erste Niederlage seiner Karriere.
1991
- Das 18 Jahre alte Model Desiree Washington klagt Tyson wegen Vergewaltigung an.
1992
- 10. Februar: Verurteilung zu einer zehnjährigen Gefängnisstrafe, vier Jahre davon auf Bewährung.
- Tyson konvertiert im Gefängnis zum Islam und wählt sich den Namen Abdul Aziz aus.
1995
- 25. März: Entlassung aus dem Gefängnis.
- 19. August: Erster Kampf nach der Haftstrafe gegen Peter McNeeley in Las Vegas. K.o.-Sieg nach 89 Sekunden.
1996
- 16. März: Tyson wird zum zweiten Mal Weltmeister aller Klassen durch einen K.o.-Sieg in der dritten Runde im WBC-Titelkampf in Las Vegas gegen Frank Bruno.
- 7. September: Tyson holt sich die WBA-Krone durch einen K.o.-Sieg (1. Runde) in Atlantic City gegen Bruce Selden.
- 9. November: Zweite Niederlage seiner Karriere. Verlust der WM-Titel an Evander Holyfield. K.o.-Niederlage in der 11. Runde in Las Vegas.
1997
- 28. Juni: Zweiter Kampf gegen Holyfield, erneut in Las Vegas. Tyson verliert die ersten beiden Runden und beißt seinem Gegner in der dritten Runde ein Stück des Ohres ab und wurde disqualifiziert. Die Athleten-Kommission des Staates Nevada entzieht Tyson später die Lizenz und verhängt ein Strafgeld in Höhe von drei Millionen Dollar.
- Heirat mit der Psychologin Monica Turner.
1998
- Tyson verklagt seinen Promoter Don King wegen Unterschlagung und verlangt 100 Millionen Dollar.
- Tyson erhält seine Box-Lizenz zurück.
1999
- 23. Januar: K.o.-Sieg in der 5. Runde gegen Francois Botha.
- 6. Februar: Verurteilung wegen Körperverletzung zweier Männer nach einem Verkehrsunfall zu zwei Jahren Gefängnis.
- 25. Mai: Überraschende Haftentlassung nach positivem Votum des Bewährungsausschusses.
2002
- 22. Januar: Tyson löst bei der Pressekonferenz vor dem Kampf gegen Lennox Lewis in New York eine Massenschlägerei aus.
- 8. Juni: Tyson verliert in Memphis gegen Weltmeister Lewis durch K.o. in der 8. Runde.
- Scheidung von Monica Turner. Tyson soll zehn Millionen Dollar zahlen.
2003
- Festnahme nach einer Schlägerei in einem Hotel in Brooklyn. Leistet deshalb später 100 Stunden gemeinnützige Arbeit mit Straßenkindern.
- Tyson erklärt, er habe 300 Millionen Dollar Schulden.
2004
- 31. Juli: Tyson geht gegen den Engländer Danny Williams in Louisville in der vierten Runde K.o.
2005
- 11. Juni: Tyson erklärt nach der K.o.-Niederlage gegen den Iren Kevin McBride in Washington seinen Rücktritt nach 56 Profikämpfen (6 Niederlagen, 44 K.o.-Siege) und zwei No Contest.
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