Ich muss Dir ganz ehrlich sagen: Ich würde mich als recht regelkundig bezeichnen. Ich schreibe seit 16 Jahren Stellungnahmen für das Sportgericht und tausche mich auch viel mit Schiris aus, aber diese Regel kannte ich nicht. Ich kannte eigentlich nur "wenn jemand zu früh rein läuft, wird wiederholt", was sehr selten umgesetzt wird. Selbst Wolfgang Stark hat es gestern so erklärt: Spieler beider Teams laufen zu früh rein, deshalb Wiederholung.
Das mit dem klärenden Spieler hatte ich noch nie gehört vorher, aber ich bin auch kein Schiri.
Die Regel ist ja auch so, wie Du sagst und wie sie gestern hier auch verlinkt wurde.
Sie wird nur normalerweise eben so umgesetzt, wie Gräfe es beschreibt und das war ja auch gestern der Fall.
Regeln werden ja nicht immer konsequent umgesetzt und manchmal wird das auch angepasst, beispielsweise die Bewegung von der Linie durch den TW beim Strafstoß. Die waren quasi auch immer vor der Linie beim Schuss. Ich erinnere mich da an wilde Szenen, bei denen Keeper schon einen Meter vor der Linie waren, beim Schuss, meistens, wenn der Schütze stark verzögerte und dennoch nicht wiederholt wurde.
Dann hat das IFAB 2019 angemahnt, dass solche Elfer wiederholt werden müssen, wenn verschossen, und der TW sogar eine gelbe Karte bekommt. Das führte dazu, dass bei der Frauen WM, welche als erstes Turnier danach anstand, das Problem entstand, dass TW gelb-rot gefährdet waren und man die Regel, dafür gelb zu geben, kurzerhand wieder aussetzte, allerdings nur fürs Elferschießen.
Umstrittene Elfmeterregel wird abgeschwächt
Mittlerweile haben sich alle TW dran gewöhnt und sich angepasst, weil klar ist, dass durch den VAR überprüft und im Zweifel wiederholt wird.
Fazit: Einige Regeln werden nicht 100% konsequent umgesetzt, teilweise wird der Ermessensspielraum auch von Schiedsrichtern unterschiedlicher Länder unterschiedlich ausgelegt. Man versucht dann oft eine gewisse Linie in gewissen Wettbewerben umzusetzen (Turnier, CL, Bundesliga usw.). Das wissen die Spieler dann meist auch und wird ihnen vor den Turnieren oder der neuen Saison vermittelt.
Prominent ist das oft bei der Hand-Regel, da bekommt man es häufiger mit, wenn es Anpassungen in der Auslegung gab, weil es von Spielern, Trainern und Schiedsrichtern thematisiert wird.
Zurück zum gestrigen Fall: Die Regel ist, wie hier verlinkt wurde und würde wahrscheinlich zu einer Wiederholung von 90% aller Strafstöße führen. Umgesetzt wird sie jedoch, wie von Gräfe beschrieben.