Das mag so stimmen, es klammert aber aus, dass Curry ein nie so dagewesenes Skillset mitgebracht und die Menschen damit unterhalten hat. Er ist der beste Shooter der NBA Geschichte, und hat gerade durch seine Spielweise die nächsten Generationen inspiriert, mehr Fokus auf den 3er zu legen. Dazu hat es kurzfristig dazu geführt, dass Teams ihre ganze Stategie auf den 3er und die Analytics gelegt haben (Rockets). Den Output solcher Teams sieht man (aber eben nicht in den Finals)… Mag sein, dass es früher oder später so gekommen wäre, weil effizienter. Vllt hätte es aber noch 5-10 Jahre gedauert, schliesslich stehen die anderen Gesichter der Liga, wie Lebron und Giannis zB, nicht unbedingt für crazy 3er, sondern eher athletische Point Forwards… Ohne Curry hätte es diese Entwicklung stand heute aber so wie sie passiert ist mMn eben nicht gegeben. Das Argument „wäre wegen Analytics eh so gekommen“ ist mir zu einfach. Curry hat zu seiner Hochzeit so viele und einige Male sogar mehr Jerseys verkauft als Lebron. Wir reden von einem Spieler der die ganze Welt erreicht hat wie kaum jemand zuvor (Jordan, Lebron, vllt noch Kobe).
Für mich ist Curry da auf einem Level mit Jordan, weil so viele Spieler, gerade Guards, sich an seiner Spielweise versuchen, versucht haben und versuchen werfen. Rankommen wird keiner dran, zumindest nicht Stand heute.
Ich finde du vermischst zwei Dinge...
1. Den Aspekt der Unterhaltung, Trikotverkäufe, Hype bei den Fans, Vorbildfunktion etc
Ich glaube da ist Curry definitiv auf einem Level mit Lebron und ganz vorne für diese Generation. Vince Carter war auch eine Zeit der mediale Poster Boy aber es ist schwierig für einen 12 Jährigen seine Dunks zu imitieren. Da ist der NBA Traum mit Dribbeln und Werfen für kleine Kids in der Halle eher "kopierbar". Ähnlich wie auch Iverson hat Curry hier eine ganze Generation geprägt.
Aber ist das wichtig bei der Einordnung unter den All Time Greats?
Wäre Duncan in den Top 10? Wer hat sich mit Kareem identifiziert? Dr J wäre ohne Zweifel unter den Top 3.
Für mich ist das nicht wirklich relevant.
2. Die Entwicklung der NBA. Da ist Curry für mich eben einfach nur "ein Baustein" aber nicht der Grund für die Entwicklung. Die Tendenz zu mehr Dreiern und mehr "Analytics" hat vor Curry angefangen und eigentlich überhaupt nix mit ihm zu tun. Er ist der beste Shooter aber auch ohne Curry hätte es diese Entwicklung gegeben. Dann hätten eben andere Spieler die meisten Dreier geworfen. Vielleicht in Summe einige Treffer weniger pro Saison oder einige Prozentpunkte schlechter bei den Quoten. Aber die Entwicklung ist doch unabhängig von einzelnen Spielern.
Die Anzahl der Dreier steigt seit den 80ern fast linear (mit Ausnahme der verkürzten Dreier Linie in den 90ern).
Die Anzahl steigt Jahr für Jahr. Vor Curry und mit Curry.
Und ich würde widersprechen, dass die Liga sich sehr an ihm orientiert. Es wurde vielleicht etwas "normaler" dass ein Spieler mal aus 10 Metern wirft. Aber wenige Spieler agieren so wie Curry. Er hat da mit seiner Bewegung abseits des Balls bis heute eher ein Alleinstellungsmerkmal und die Warriors sind eher ein Exot mit der Motion Offense. Die Tendenz ging ja eher dahin, dass der Franchise Player entweder isoliert wird oder aber im Pick and Roll attackiert und dabei alle Mitspieler als Shooter für Platz sorgen. Das Harden Modell oder auch über viele Jahre die Spielweise von James oder Doncic sind doch eher ein Gegenentwurf zum offensiven Teambasketball der Warriors.
Da wird die Last auf viele Schultern verteilt und niemand dominiert den Ball. Ich würde mir wünschen, dass die Liga sich die Warriors zum Vorbild nimmt. Das Gegenteil war der Fall. Die Teams gingen genau das andere Extrem und wollten Turnover vermeiden und Mismatches melken.
Ohja, die Warriors waren als er gedraftet wurde eine absolute Vorzeige Franchise. Damals gab es Warriors Karten zu ner Packung Hundefutter gratis dazu. Dass er damals auch lieber nach NY gedraftet werden wollte ist auch ein offenes Geheimnis.
Dazu seine Verletzungsprobleme wodurch er schnell den Stempel „Glasknochen“ hatte. Es sah ne Zeit lang so aus als könne Curry nicht in der NBA spielen wegen seinem Knöchel…
Und sorry, Jordan hatte auch Pippen, Rodman und co. Lebron konnte sich seine Teams nach seinem Rookie Deal doch auch jedes Jahr aussuchen und hat zudem Coach und GM gespielt. Selbes gilt für fast alle Spieler wie Magic, Bird und co. Die hatten auch keine Bum Teams. Lebron hat doch gezeigt, dass es bei den Lakers oder Cavaliers nicht ohne Hilfe geht.
Curry hat in vielen Phasen seiner Karriere bewiesen das Team alleine tragen zu können, letztes Jahr erst hat er es quasi alleine in das Play In gebracht.
Ist doch nicht wichtig was in den Jahren vorher war. Die Mavs waren vor Dirk auch nicht gerade ein Jahrzehnt dominant. Und trotzdem hat er es mit Cuban besser erwischt als wenn du bei Sterling oder Sarver landest. Es macht schon einen Unterschied ob ein Owner gewinnen oder Geld verdienen will. Und es hilft auch wenn der Owner gute Leute installiert und gute Entscheidungen trifft. Und mit den neuen Ownern waren die Warriors sofort eine Erfolgsgeschichte. Klay und Draymond im Draft. Gute Trades. Mutige Entscheidung Kerr zum Coach zu machen.
Curry hat mit seiner sportlichen Qualität und mit seiner Persönlichkeit (mit Duncan sicher der Top Favorit für den Best Teammate ever Award) dazu beigetragen, dass man eine gute Adresse wurde. Aber man kann ja nicht abstreiten, dass das Front Office in dieser Zeit hervorragend gearbeitet hat.
Und auch wenn es dem Geldbeutel von Steph geschadet hat.... Die Verletzungen sorgten dafür, dass Steph extrem günstig verlängert hat. Er war viele Jahre krass unterbezahlt und das war sportlich natürlich ein Segen für die Wettbewerbsfähigkeit.
Ich werfe ihm auch nicht vor, dass er in starken Teams gespielt hat. Ich sage ja nur, dass er insgesamt über seine Karriere ziemlich gute Vorraussetzungen hatte. Und das gilt für fast alle Anwärter auf die All Time Top 10. Wenn du wie Garnett über viele Jahre deiner Prime bei einer miesen Franchise spielst, wird es eben schwierig genug Titel und Erfolge einzusammeln.
Ich finde man kann für Curry in den Top 10 argumentieren. (Top 7 finde ich persönlich zum heutigen Zeitpunkt ziemlich utopisch) Aber es ist auch sicher keine Gotteslästerung wenn man ihn eher zwischen 10 und 15 einstuft.