Zum Dirk-KD Vergleich. Ja, beide spielen unterschiedliche Positionen, aber das heißt nicht, dass man beide nicht vergleichen kann. Sie haben das nahezu identische Skillset, wobei KD die bessere modernere Version darstellt. KD ist die Evolution des Dirk Spielertypes. Man darf nicht vergessen, dass Dirk lange Zeit wie ein Tweener gespielt hat. Spielte wie ein etwas unmobilerer riesiger SF, war nominell aber PF.
In den Anfangsjahren war Dirk fast identisch zu Durant, bezüglich des Spielstils. Viele vergessen den Nowitzki der Anfangsjahre, der sehr dünn und mobil war, und nicht zuletzt bei seinem ersten Playoffsrun neben zwei Bigs als klassischer SF eingesetzt wurde.
Erst danach bewegte sich der Spielstil von den beiden auseinander. Durant blieb letztlich immer der gleiche Spieler, was mich aufgrund seiner Größe schon überrascht. Ich hätte definitiv vermutet, dass er sich deshalb umstellen müsste. Denn genau so war es bei Dirk. 02/03 war er ein PF, und 03/04 in der verrückten Saison mit Jamison und Walker im Team sogar nominell Center. Erst ab dem Weggang von Nash hat sich seine Rolle dann aber dauerhaft in die Midrange entwickelt. Je älter er wurde, desto mehr hat er dann mit dem Rücken zum Korb gespielt, wohingegen er in den Anfangsjahren ähnlich wie Durant immer mit seinen Schnelligkeitsvorteilen von der Dreierlinie kommend angegriffen hat. Diese Entwicklung, gerade zum Post Play hin, gab es bei Durant nie. Ironischerweise wurde bei Dirk immer kritisiert, dass man mit ihm nichts gewinnen kann, weil man Spieler braucht die aufposten können und hat nicht verstanden, dass er der beste von allen in dem Bereich war, nur halt mit erweitertem Wirkungsradius. Aber damals hat man halt einiges noch verstanden.
Für die heutige NBA wäre sein Spiel aber nur bedingt geeignet, denn er nahm wenige Dreier und dafür viele lange Zweier (aber das war eben das 2000er Game). Sidenote: Ein LMA agiert nahezu identisch wie ein Dirk.
Das finde ich aber zu kurzsichtig gedacht. Letztlich hat sich Dirk auch nur der Zeit entsprechend angepasst. Aber gerade in seiner Anfangszeit sieht man ja, dass Nowitzki locker in dem dreierlastigen Game von heute funktionieren würde. Von 00/01 bis 02/03 war er immer in den Top 16 an genommenen Dreiern und da war bis auf Pat Garrity kein weiterer Big in der Nähe (Walker verbuche ich mal als chuckenden Guard
). Seine Rolle hat sich erst mit Avery radikal verändert, weil der eine andere Spielphilosophie hatte, und wurde dann von Carlisle beibehalten, weil Nowitzki mit zunehmendem Alter schwerfälliger wurde. Das bedeutet aber mMn nicht, dass Dirk in der Anfangszeit nicht perfekt als 4er in der heutigen NBA, und später dann als Stretch 5 funktioniert hätte. Da habe ich überhaupt keinen Zweifel dran.
Meiner Meinung nach passt Dirk viel besser in die heutige Zeit, aber trotzdem hatte er mehr relativen Impact in seiner Zeit. Ganz einfach weil er das Glück hatte unter Don Nelson zu spielen. Zur damaligen Zeit hätten viele Nowitzki falsch eingesetzt, wodurch er nie so gut gewesen wäre. Aber Nelson hat das richtig eingeschätzt, wodurch Dirk in seine revolutionäre Rolle kam, und schon den offensiven Impact haben konnte, die zu der Zeit einfach kein Big haben konnte, weil eben niemand so weit draußen agieren konnte. Blos hat das damals niemand verstanden und heute wird das nur durch Analytics aufgedeckt, die halt gewisse Leute nicht interessieren.
Wenn ich beispielsweise an die revolutionäre Offense des 02/03er Teams denke, das damals mit „You live by the 3 and you die by the 3“ abgetan wurde, dann kann man nur mit dem Kopf schütteln. Heute sind solche Offenses absoluter Standard, damals fehlte der Big Guy den man den Ball nahe am Korb gibt. Wenn es um Dirk geht erinnert sich jeder nur an den 04-07 Dirk oder seine Late Version 09-11, der frühe Dirk wird komplett vergessen. Das war eine Zeit in der die Offenses so ineffizient waren wir nie zuvor und danach, in denen pro 100 Possessions 103-105 Punkte erzielt wurden. Nowitzki selbst erzielte pro 100 abgeschlossener Possession in den Jahren zwischen 116 und 120 Punkte, während seine Teams mit ihm auf dem Platz immer über 113 Punkte pro Ballbesitz erzielten. Zum Vergleich, die besten Offenses der NBA kamen im besten Fall knapp über 110. Das ist rückwirkend einfach absurd, wie effizient Nowitzki selbst im Vergleich scorte und gleichzeitig das Team mit ihm auf dem Feld immer mit Abstand (!) das beste Offensivteam war, während es ohne ihn im besten Fall wie ein durchschnittliches Offensivteam agierte. Erinnert sich irgendjemand an die Zeit, bzw. an Nowitzki in der Art und Weise? Nein, weil Nowitzki sich in den Conference Finals verletzt, als er gerade dabei ist Duncan rauszukegeln, niemand in der Zeit den rückblickend richtungsweisenden Spielstil ernst nahm und Analytics halt für Nerds ist. Falls sich also jemand fragt warum ich den Begriff Legacy so kacke finde, hier ist das Paradebeispiel.
Worin Dirk era adjusted exzeptionell war, war sein offensiver Einfluss. Seine gravity war vergleichbar mit einem Steph or Jokic.
Überschätzt wird Dirks Einfluss auf die heutige NBA. Kein moderner Big spielt wie Dirk. Der letzte Dirk Wiedergänger ist der besprochene LMA, das wars. Sicherlich hat er dafür gesorgt, den Aktionsradius von bigs in der Offense zu erweitern. Auch werden dank ihm Euros inzwischen hoch gedraftet, aber seine Spielweise ist sicherlich nicht so revolutionär wie immer angegeben. Man kann argumentieren, dass KG versatile Defense deutlich mehr Impact für spätere Bigs hatte als Dirks Offense.
Fazit: Kein Big spielt wie Dirk, da er sich größenteils in einem nach heutigen Maßstäben ineffizienten Bereich aufhielt (wobei er in diesem ineffizienten Bereich era adjusted extrem effizient agierte), aber er war der Vorvater des stretch bigs. Die nach ihm kamen, haben diesen Prototyp verfeinert und erweitert. KGs Defense ist dagegen immer noch ein Goldstandard und zeitlos gut. Damals wie heute elitär und effizient. Daher bewerte ich KG leicht höher als Dirk, obwohl ich kein Problem hätte, wenn jmd Dirk vor KG rankt
Anders formuliert: Würde KG heute spielen und sein Spiel nicht umstellen, wäre er zumindest auf der 5 immer noch ein All NBA Spieler. Dirk hätte hingegen mit seiner Spielweise Probleme. Er wäre schlecht für das spacing und in der Defense noch mehr lost als zu seiner Ära, da die bigs heute athletischer, leichtfüßiger und effizienter unterwegs sind.
Es verweist aber niemand auf Nowitzkis Einfluss auf die Entwicklung von Midrange Virtuosen. Er wird eher als Beispiel herangezogen für einen Big Man, der das Spielfeld breiter gemacht hat und damit die offensive Weiterentwicklung von Teams möglich gemacht hat. Offensiven heutzutage scoren bei 100 Ballbesitzen fast 10 Punkte mehr als die damaligen. Woran das liegt hat natürlich viele Gründe. Aber ein offensichtlicher ist sicher, dass Big Guys nicht mehr die Zone verstopfen, sondern spacen, damit kleinere Spieler die Zone attackieren können. Und dafür ist Nowitzki einfach der Posterboy, wie man schon an den versuchten Dreier, die ich oben gepostet habe, sehen kann.
Garnett hingegen hat mMn eher weniger angestossen. Er wäre ein Spieler der heute noch mal besser wäre als zu seiner damaligen Zeit, was schon absurd ist. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass die NBA wegen ihm angefangen hat versatile Big Verteidiger zu suchen. Die Entwicklung kam mMn als Reaktion auf die offensive Tendenz, sodass Switches immer wichtiger wurden. Die Marke würde ich da eher ab 14/15 anlegen.