Wenn auch in England, Italien und Spanien die Saison beendet wurde, kann man vielleicht mehr aus den Daten lernen. Man sieht ja schon bei den krassen Unterschieden zwischen Bundesliga (extrem viele Auswärtssiege) und der zweiten Bundesliga (nur geringe Veränderungen) dass es enorme Schwankungen gibt.
Insofern wäre ich vorsichtig einzelne Spieltage oder die Daten von einzelnen Teams heranzuziehen. Die Anzahl der Auswärtssiege in der Bundesliga an den ersten Corona Spieltagen waren ja extrem groß. Das war einfach auch sehr viel Zufall. Insofern war klar, dass sich das wieder normalisiert.
Aber man kann eigentlich auch erwarten, dass die "Störung des Heimvorteils" nach und nach abnehmen wird je länger die Corona Phase andauert weil sich Spieler an die Situation gewöhnen. Und das betrifft nicht nur Fans sondern auch den ganzen Ablauf rund um den Spieltag mit Anreise, Hygiene, Abstand usw
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Hier macht sich jetzt wieder bemerkbar, dass dieses Forum hauptsächlich Fußball via Sessel, Pay-TV und wackligem Russenstream konsumiert
. Jeder regelmäßige Stadiongänger weiß, wie so eine brodelnde Hütte (in JEDE Richtung) ein Spiel beeinflussen kann. Es ist vermutlich irgendwo auch eine Frage der Qualität. Bayern könnte komplett autark ohne Zuschauer in Katar spielen, die brauchen das Schlauchboot nicht. Die paar Schreihälse in der Süd für 7 Euro können ja zur 2. gehen. Eher spielerisch unterlegene Teams können aber mit Zuschauern im Rücken großes bewegen, oft genug selber erlebt. Studie habe ich gerade keine zur Hand. Als Gegenbeispiel fällt mir ausgerechnet die Schalke-Arena ein. Als dort die ersten Spiele stattfanden, hieß es, hier wird auf Jahre kein Gastverein Land sehen. Schon nach kurzer Zeit wurde das aber zum Boomerang. Lähmendes, bleierndes Spiel und Pfeiffkonzerte prägen das Bild.
Zu deinem Entsetzen...
Ich habe auch schon viele Spiele in den Fankurven der ersten, zweiten und (leider) dritten Liga gesehen.
Ein Ausschnitt extra für dich als Rostock Fan. Hier war ich auch im Stadion:
Ich war nie Teil der Ultras (habe da auch kaum Sympathien) oder der Auswärtsfahrer. Ich hatte auch keine Dauerkarte weil ich am Wochenende selbst spielen musste. Aber natürlich ist es ein riesiger Spaß mit Kumpels in der Kurve anzufeuern bzw zu feiern.
Ich weiß auch, dass man als Fan oft das Gefühl hat der Mannschaft zu helfen. Das ist ein elementarer Bestandteil der ganzen Fankultur. Aber wenn man es ganz nüchtern und objektiv betrachtet ist es nunmal (leider) ziemlich unrealistisch und es gibt kaum Hinweise darauf, dass die (positive) Stimmung der Fans wirklich spürbaren Einfluss hat.
Beim oben genannten Spiel in Karlsruhe hat Rostock in der Schlussphase aus 4:1 Rückstand noch ein 4:4 gemacht. Man kann davon ausgehen, dass die Stimmung im Gästeblock dann wohl "eher positiv" war
Wahrscheinlich erinnern sich beteiligte Fans noch Jahre später an die Anfeuerung nach dem Anschlusstreffer, das verzweifelte Anfeuern und dann die Euphorie als doch noch der Ausgleich gelang. Die fahren nach Hause und verknüpfen die positive Stimmung auf den Rängen mit der positiven Leistung bzw dem positiven Ergebnis. Man hat das Gefühl, dass man an diesem Comeback beteiligt war.
Aber: In welche Richtung geht der kausale Zusammenhang?
A: Haben die Spieler besser gespielt und noch den Ausgleich geschafft weil die Stimmung auf den Rängen immer besser wurde?
B: Oder wurde die Stimmung auf den Rängen immer besser und euphorischer weil die Mannschaft die Aufholjagd gestartet hatte?