Der Vergleich hinkt etwas, denn das Offensivrebounding ist ja nicht Dirks Schwäche, weil er zu faul wäre, es zu trainieren, sondern weil er eben anders spielt. Für Shaq wäre es einfach gewesen, wenn er nur seinen Stolz hätte überwinden können und sich Rick Barry den Großmutterfreiwurf hätte lehren lassen. Möglicherweise hätte er seit Jahren wenigstens 60% getroffen, vielleicht gar deutlich mehr, und das ganze, ohne auch nur einen Funken an seinem sonstigen Spiel zu ändern. Also ein Plus ohne jeden Nachteil.
Garnett passt da schon eher, denn der spielte auch vielleicht zu viel aus der Mid-Range, obwohl er die Geschwindigkeit, Agilität, Athletik und natürlich die Körpergröße hatte, um dominant im Low Post zu agieren (guck nur auf dessen Wurfvolumen - mit dem gleichen hat Duncan teils 3 Punkte pro Spiel mehr geholt, und das ist schon ein Pfund). Möglicherweise hätte er als überragender Rebounder auch 1-2 Offensivrebounds pro Spiel mehr geholt, aber die Kehrseite der Medaille ist, ob er beim ständigen Aufreiben an den gegnerischen Bigs die Kraft für seine ständigen 40+ Minuten und für sein Playmaking gehabt hätte.
Es geht also mehr um das Abwägen von "ziehe ich hier ein wenig, ändere ich da etwas, und was ist am Ende das Beste?"
Und genau da unterscheiden sich unsere Meinungen eben. Du sagst, Offensivrebounding wäre nicht Dirks Schwäche, sondern rein systembedingt. Das glaube ich schlicht nicht, dazu ist der Abstand zwischen ihm und bspw. Garnett oder O'Neal schlicht zu groß. Ich halte Dirk Nowitzki schlicht für keinen guten Offensivrebounder. Darf ich denn eigentlihc fragen, wie du zur gegenteiligen Ansicht kommst? Er hat es schließlich nie bewiesen.
Ansonsten kann ich natürlich auch dein Argument benutzen: Shaq war ein extrem dominanter Scorer und ein herausragender Rebounder (sowohl offensiv als auch defensiv, allerdings nur wenn motiviert). Wenn Dirk dazu körperlich (das ist ja nun dein Argument, wenn ich das richtig verstehe) nun nicht in der Lage ist, ist auch das eine Schwäche in einem Vergleich Shaq vs. Dirk.
KG gegen Dirk ist ein wesentlich schwierigerer Vergleich. Dirk ist ohne Frage der bessere (weil effizientere) Scorer der beiden, dafür ist KG der wesentlich stärkere Verteidiger und Rebounder (besonders in seiner Prime).
Du musst dabei aber auch beachten, wie Parker in den meisten Spielen denn auch agiert hat. Dass er in den meisten Jahren kein Starter-Material war, das ist schon klar. Aber gerade in den beiden Jahren hat er nicht schlecht gespielt. Unterdurchschnittlich auf jeden Fall, aber insgesamt deutlich besser, als das, zu dem er gerne gemacht wird.
Spieler, die neben Bryant spielten, sahen schon öfters besser aus als irgendwann sonst in ihrer Karriere
Und ich denke, genau darauf hatte Phil Jackson Einfluss. Die TPO hilft primär Spielern, die limitiert sind. Genau deshalb lief das für die Lakers auch besser in den Playoffs, als sie gegen die Suns über den Post gespielt haben. Das Spiel, in dem Bryant 50 Punkte machte, verloren sie.
Das ist ohne Frage richtig, die wichtige Frage ist jedoch: Verlieren die Lakers weil Bryant 50 Punkte macht oder macht Bryant 50 Punkte wiel die Lakers verlieren?
Avery Johnson war nie ein guter Coach. Seine Stärke war die Spieler zu motivieren, aber er war zu langsam, um sich an Situationen anzupassen, und die Offensive hat er nur von Nelson übernommen. Du solltest Dich auch vielleicht daran erinnern, dass Johnson die Offensive in 2007/08 umstellte, und mehr über Josh Howard ging, das war ein Schuss in den Ofen.
Darum geht es nun auch nicht. 2006 war sein System zumindest in der Offensive perfekt auf die vorhandenen Spieler angepasst, dabei ist es unerheblich ob er es selbst "erfunden" hat (Phil hat die TPO auch nicht erfunden
). Genauso ist es unerheblich ob er 2008 schlechte Adjustments an der Offense vorgenommen hat. 2006 war sein System eine Stärke der Mavs.
Aber gut, das ist nicht der Punkt. Ich wollte primär darauf hinaus, dass Bryant auch kein Spieler ist, bei dem man einfach mal ein paar durchschnittliche Spieler nehmen kann, und er macht daraus ein Meisterteam. Die Kritik, die an Nowitzki geäußert wurde, trifft auf ihn mindestens im gleichen Maße zu.
Das ist natürlich richtig, wobei das de facto auf jeden Spieler zutrifft. Selbst Shaq brauchte Bryant und später Wade, Jordan brauchte Pippen, Bird und Magic brauchten McHale/Parish bzw. Abdul-Jabbar/Worthy, Duncan brauchte Ginobili, Robinson, Parker. Und alle diese fünf Spieler schätze ich als stärker als Bryant und Nowitzki ein.
Ein Star hat in der NBA noch nie ein Meisterteam ausgemacht
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