Ich würde nicht mal sagen "falsch" eingesetzt. Aber die Erwartung an ihn passt dann nicht, wenn man einen bulligen Rim Protector verlangt der er körperlich nun mal nicht ist. "Du tust jetzt einfach mal so, als wärst du nicht 2,06m-97kg, sondern 2,13m-120!" Von den Maßen ist er ein PF und kein Bigman.
Dazu war man Eindruck, dass nicht nur er nicht wusste wo er eigentlich stehen und was er in der Defense genau tun soll, sondern das bezog sich auf alle. JEDER war da mal beteiligt, mit offensichtlichen Abstimmungsfehlern wo alle gleichzeitig in die falsche Richtung weggegangen sind. "Ja aber der Rim Protector muss dann ..." ist einfach Quatsch. Auch ein Gobert oder Timelord sind wirkungslos, wenn zu viele Leute frei stehengelassen werden.
Aber selbst die sinnvolle Rolle eines Goberts kann er nicht einnehmen. Er wäre ein Scorer der einem 20PPG bringt und defensiv nicht "versteckt" werden müsste (Bullshit, in einem Team mit wenigen bis gar keinen starken Defendern), sondern in ein System eingebunden in dem sich alle sinnvoll bewegen. Auch das Team während des Playoff-Runs bestand nicht aus lauter Lockdown-Spezialisten. Es wäre natürlich ein Treppenwitz, wenn das gar nicht durch ein einstudiertes System entstanden wäre, sondern durch die persönliche Spielintelligenz und Entscheidungen von Brunson, Dinwiddie und Co.
War aber eigentlich nur die Nebenfrage, ob man Wood noch zurückholen könnte. Meine Befürchtung falls ja wäre, mit Kidd macht es keinen Sinn, und er hätte dann auch keinen Bock wenn keine Veränderung seiner Rolle geplant wäre. Welche Vibes er mit anderen Spielern hatte, weiß ich natürlich nicht.
Genau das ist in der Realität nicht immer möglich. Schwächen im Verbund zu minimieren, ja, aber du unterschätzt immer noch die unfassbare Geschwindigkeit in dieser Sportart. Nicht alle Profis haben eine Auffassungsgabe wie Dray. Das geht einfach nicht.
Nehmen wir Ayton:
An normalen Tagen ist er ein guter Onball-Defender. Er kann seinen Mann stehen und Würfe erschweren. Je langsamer das Spiel ist, desto größer ist der positive Einfluss von Ayton. Umgekehrt wirkt es genauso. Ist die gegnerische Offense in Bewegung, der Ball läuft, überall Screens, Cuts, usw…dann verändert sich die Sachlage. Ayton geht es mehrfach zu schnell und dann steht er falsch. Wenn nur einer in einer Lineup diese Probleme hat, beginnt die berühmte Kausalitätskette.
Ayton hat z.B. als Helpdefender und Rimprotector zum Teil Schwierigkeiten, einfach weil er die Informationen nicht schnell genug verarbeiten kann und ihm Instinkte fehlen. Das kann man trainieren, ist aber bei jedem Individuum begrenzt. Erfahrung kann helfen, aber das Problem wird in der Art und Weise immer bleiben. Ayton pendelt hier zwischen sehr guter und sehr schwacher Defense, da alles auch mit Fokus und Konzentration zu tun hat. Hier können wir weitermachen. Du kannst nicht von jedem erwarten, dass er auf diesem Niveau immer zu 100% fokussiert und konzentriert ist. Das ist auch eine Form von Qualität und Talent. Manche sind darin sehr gut und andere haben eben Probleme.
Wenn Kyrie, Doncic und Wood gemeinsam auf dem Court stehen, haben wir eine besondere Gegebenheit.
@Piaget erzählt es ja seit Ewigkeiten. Selbst wenn nur zwei davon auf dem Court stehen, ist es für den Coach eine extreme Herausforderung.
Udoka hat mit den Celtics eine vorbildliche Defense kreiert. Tja:
Smart, Brown, Tatum, Williams, Hordord. Der hatte das Personal dazu. Beachte ihre Spielerprofile. Wenn wir Irving, Doncic und Wood hier für Brown, Tatum und Williams tauschen, funktioniert das etablierte System nicht, da die Spieler andere Profile, andere Stärken und Schwächen haben.
Pop ist ein Genie. Ohne Starpower kann auch er kein Eliteteam formen. Ich frage mich was du von den Verantwortlichen erwartest? Die können nicht zaubern. Fehlerfrei ist niemand und Kritik ist vollkommen in Ordnung, aber niemand kann aus einem Nichtperformer wie Wood einen anderen Spieler basteln. Um eine NBA-Defensive zu erklären, gibt es ganze Bücher. Das ist höchst komplex und im Gegensatz zur Offense müssen die Spieler reagieren.
In Booker’s Rookie Saison musste Horncacek ihm ständig zeigen wo er zu stehen hat. Der lief wirklich rum wie Falschgeld. Es kam wie es kam. Booker war in den folgenden Jahren ein good Stats, bad Team Guy, der keine Defense spielt. Aufgrund seinen Leistungen bekamen wir von außen den Eindruck, Booker versteht von Defense nicht viel. Im Laufe der Jahre wurde es dann besser, weil er durch Erfahrung, bessere Mitspieler, besseres Coaching und seiner eigenen Bereitschaft seine Onball + Teamdefense verbessern konnte. Heute kann man also behaupten, Booker besitzt durchaus einen soliden Defeniv IQ. Er hat den Nachweis geliefert.
Wo ist der Nachweis bei Wood?
Wenn ein Spieler selten/nie Verbesserungen zeigt und wo offensichtlich auch das Mindset fragwürdig ist, was soll ein Coach machen? Es gibt in der Liga gute Teamdefender, die gleichzeitig eher schwächere Onballdefender sind und umgekehrt. Hier gilt es klar zu trennen. Du schmeißt halt alles in einen Topf ohne näher hinzuschauen. Nimm doch mal Robert Covington als Beispiel. Der ist perfekt, um in diese Thematik einzutauchen.
Dann gibt es Matchpläne. Wenn Doncic, Kyrie und Wood sich nicht daran halten, dann denken die ihre Mitspieler auch zweimal ob sie weiterhin dahingehen wo es weh tut. Wenn Doncic lieber vorne rumheult und Kyrie wie eine Slalomstange agiert, bricht alles zusammen. Der beste Matchplan ist so nichts wert. Du hast ja völlig recht. Defense ist auch Einsatz, Leidenschaft und die Arbeit im Verbund. Aber dahinter gibt es noch so viel mehr, warum eine Defense gut oder schlecht ist.
Ja und dann das ewige Thema, welches oft vergessen wird. Defense beginnt in der Offense. Je effizienter ein Team ist, desto häufiger kann es im Halbfeld aus einer sicheren Positionierung reagieren. Es gilt herauszufinden, wie verteidigt das Team im Halbfeld und wie in Transition? Welche Pace macht für uns am meisten Sinn? Gegen welche Gegner spielen schneller, gegen welche langsamer?
Weiter geht’s, Drop Defense? Gegen wen switchen wir? Haben wir überhaupt das Personal zu switchen => Physis, Länge, Athletik, Spielintelligenz? Macht es Sinn mit Kyrie und Wood überhaupt zu switchen, da sie so leichte Angriffsziele sind? Wir verhindern wir das Luka attackiert wird? Wenn das nötige Personal fehlt, wird es leider schwierig die Schwächen mit einem System zu kompensieren.
Was du auch völlig vergisst. Es gibt bei allen Teams einfach einzelne Saisons, da läuft es flüssig. Entweder fällt der Wurf besser, die Defense und die Automatismen funktionieren besser wie üblich, usw. (Teamchemie, Euphoriewelle, gute Stimmung, Career Year - variable Faktoren)
Ein weiteres Problem für dein System: der Gegner hat unzählige Scouts und was letztes Jahr perfekt funktionierte, ist nun entschlüsselt. Also gilt es wieder Veränderungen vorzunehmen und dafür benötigt man passendes Spielermaterial. Wenn wir nur von Defense sprechen und DFS mit Wood tauschen, dann ist es diesbezüglich einfach totaler Mist. Wood kann das gar nicht. Dafür hat er andere Stärken, aber wie wichtig/wertvoll sind diese Stärken, wenn man um Doncic und Irving aufbauen möchte? Mit deinem Wunsch auf Wood zu setzen, torpedierst du dich ja quasi selbst und argumentiert damit das er 20 Punkte pro Spiel macht. Wenn daraufhin defensiv nichts mehr funktioniert, kritisiert du den Coach. Was denn nun?
Defensiv Platz 25 kann und darf nicht der Anspruch der Mavs sein. Es gilt alles zu hinterfragen, inkl. Kidd und System. Ich bin da voll bei dir, trotz all deinen Übertreibungen. Weißt, du schreibst von einem „System, in dem sich alle sinnvoll bewegen.“
Warum machen das dann nicht alle Teams? Spielintelligenz, Reaktion, Handlungsschnelligkeit und Wahrnehmung sind nicht einfach so hinzuzufügen und schon gar nicht bei 28-jährigen Spielern.
Pop wird es nie schaffen aus Marquese Chriss einen Spieler zu machen, der eine NBA-Defense versteht. Ihr hattet ja auch bereits das Vergnügen.