Ich hab mir erstmal ein bisschen Abstand zum Derby gegönnt. Hab mir heute morgen das Spiel dann auch nochmal komplett in der Wiederholung auf premiere angeschaut, da man im Stadion einiges nicht sehen konnte, zumindestens nicht von meinem Platz in Block 59, so etwa gefühlte 100 Meter vom Platz entfernt.
Jedenfalls komme ich schließlich zu dem Schluss, dass der Schiri eine entscheidende Rolle für den letztlich negativen Ausgang des Spiels aus Schalker Sicht hatte.
Zunächst einmal war Schalke die überlegene, spielerisch bessere und aggressivere Mannschaft, mit viel mehr Konsequenz im Abschluss. Die 3:0 Führung war dementsprechend verdient.
Wenn ich jetzt die viel besprochene Szene mit Rafinha gegen Valdez betrachte, kann ich sagen, dass Rafinha hätte Rot bekommen können. Zwingend Rot war es nicht. Für mich keine Tätlichkeit. Allerdings, hätte Wagner da Rot gezückt, hätte man das akzeptieren müssen. Aber auch Gelb geht in Ordnung. So wie Valdez aber in dieser Szene Rafinha gleich zweimal von hinten in die Beine tritt, hätte auch er dafür bestraft werden können. Aber selbst wenn Rafinha da vom Platz geflogen wäre, sind die Hinweise auf einen anderen möglichen Spielverlauf reine Spekulation und auch genau da liegt der Unterschied zu den für Schalke wesentlich schwerwiegenderen Fehlentscheidungen. Diese Fehlentscheidungen führten nämlich zu der Schaffung von Fakten, sprich Gegentoren. Die sind keine Spekulation, sondern Realität. Das Traumtor durch Frei entsteht aus einer so klaren Abseitsposition, wie ich sie schon ewig nicht mehr gesehen habe und der Assistent an der Linie ist von der Situation vielleicht 10-15 Meter entfernt. Das nicht zu sehen ist einfach lächerlich. Auch der Elfmeter, der zum Ausgleich führt, ist an Lächerlichkeit nicht mehr zu übertreffen. Krstajic kann aus dieser kurzen Distanz gar nicht mehr reagieren, versucht aber dennoch den Arm nach hinten wegzuziehen. Nie und nimmer kann man daraus einen Elfmeter ableiten, was der Assistent ja offensichtlich auch nicht tat sondern Wagner, der aus seiner Position nur schätzen konnte. Aus so einer Schätzung heraus auf den Elfmeterpunkt zu zeigen, zeugt von einem kompletten Tomatenanfall.
Die klareren und definitiv spielentscheidenden Fehlentscheidungen fielen zu Lasten Schalkes. Eigentlich habe ich zum Nachteil der Lüdenscheider nur eine glasklare Fehlentscheidung gesehen und das war der fällige Platzverweis für Rafinha nach der Klammeraktion an der Mittellinie gegen Kringe. Da gab es eigentlich keine 2 Meinungen. Da muss Wagner ihn mit Gelb-Rot vom Platz werfen. Über die Platzverweise gegen Pander und Ernst braucht man nicht zu diskutieren, die waren beide absolut berechtigt.
Was ich unserer Mannschaft zum Vorwurf mache ist, dass man nach dem 0:3 nicht mehr mit der Konsequenz der ersten 60 Minuten gespielt hat. Man wollte den Gegner teilweise vorführen und das lässt der sich natürlich nicht gefallen. So hat Schalke dann seine Linie verloren, da man viele leichte Ballverluste hatte und damit einen Gegner natürlich wieder ins Spiel bringt.
Kuranyi hätte noch das 0:4 markieren müssen aber das ist sicher nicht der Grund, dass man noch 2 Punkte abgegeben hat. Ein 0:3 hätte allemal reichen müssen, auch und gerade,weil der Gegner eigentlich bis dahin nichts Zwingendes zustande brachte.
Was man der Mannschaft nicht vorwerfen kann ist die "Hose voll".
Die beiden Gegentore durch Frei fielen ja nicht deshalb, weil man individuelle Fehler gemacht hat oder in den Situationen unkonzentriert war. Sie fielen eindeutig durch Fehlentscheidungen der Schiedsrichter und da ist man dann so ziemlich machtlos.
Zum drumherum möchte ich aber noch was sagen. Was die Polizei da abgezogen hat, war schon harter Tobak, davon bin ich sehr enttäuscht. Vor dem Spiel, keinerlei oder kaum Präsenz der Polizei. Wir konnten im Hauptbahnhof nahezu unbegleitet zur S-Bahn wechseln und zum Stadion fahren. In der S-Bahn war nicht ein Polizist, obwohl beide Fangruppen gemischt waren. Alles ok, da es ja auch recht gesittet zuging. Was aber nach dem Spiel abging war schon hart. Zunächst wurden die Fans in alle Himmelsrichtungen geschickt, um dann wieder zusammengetrieben zu werden. Ich kann es nur schlecht schätzen aber ich tippe mal, dass es dann so ca. 4 bis 5 Tausend Schalker waren, die vorne, links, rechts und von hinten "eingezäunt" von der Polizei durch die Stadt geführt wurden. Das war ja noch in Ordnung, da man natürlich Übergriffe von der einen wie der anderen Seite erwarten musste. Das habe ich dann ja noch als Schutzmaßnahme und gefahrenabwehrend, verstanden. Allerdings mussten wir dann durch einen Tunnel. Als alle drin waren, wurde der Vorne und hinten abgeriegelt und wir waren eingepfercht. Diese Aktion dauerte etwa 30 Minuten und der Tunnel war rappel voll. Etliche Leute bekamen Platzangst. Die Folge war natürlich, dass es Gesänge gegen die Polizei gab "Wir haben die Schnauze voll", "Alle Bullen sind Schweine" und und und. Das Ganze passierte, obwohl keinerlei Anzeichen für bevorstehende Straftaten oder sonstiges zu erkennen waren. Natürlich hatte ich bei diesen Massen nicht den kompletten Überblick aber das was ich sehen konnte war friedlich. Natürlich wurden Schmähgesänge gegenüber den gegnerischen Fans angestimmt aber das ist ja völlig normal. Jedenfalls empfand ich diese Situation im Tunnel sehr beklemmend, auch und gerade, weil meine Frau mit dabei war und die doch ziemlich ängstlich aufgrund der Enge wurde. Nach ca. 30 Minuten ging es dann langsam weiter und da war dann auch die Sinnlosigkeit dieser Situation erkennbar. Wir verließen den Tunnel und die Polizei hat sich nahezu nicht darum gekümmert, wohin die Leute sich begaben. Wir sind beispielsweise einfach rechts raus aus der "Marschformation" und es hat niemanden interessiert. Aus diesem Grund, halte ich die voran gegangene Aktion auch für völlig willkürlich, da anschließend ja nicht weniger Schalker auf der Straße unterwegs waren. Zwar wurde die "Marschformation" weiter begleitet aber es wurde nicht verhindert, dass Personen quasi wie sie wollten, nach Links, nach Rechts und nach Hinten ausscherten und sich abseits weiter bewegten.
Aufgrund der Situation im Tunnel bin ich dann auch auf einen Polizeibeamten, höheren Ranges, zugegangen und habe um Auskunft darum gebeten, wer für den Einsatz verantwortlich zeichnet. Unter Verlangung seiner Dienstausweisnumer, die er mir erst, nachdem ich mich selbst als Polizeibeamter zu erkennen gegeben hatte, auf einer Visitenkarte aushändigte, sagte er mir den Einsatzverantwortlichen.
Eine schriftliche Sach- und Dienstaufsichtsbeschwerde werde ich am Dienstag auf jeden Fall einreichen. Ob ich auch eine Anzeige wegen Freiheitsberaubung erstatten werde, lasse ich mir noch durch den Kopf gehen und werde mich da auch noch beraten lassen.
Ich bin sicherlich einer, der für viele Dinge und Einsätze der Polizei Verständnis hat und ich kenne auch die Drucksituation der einzelnen Kollegen. Allerdings habe ich für die "Tunnelaktion" keinerlei Verständnis. Das richtet sich nicht gegen die Jungs und Mädels, die da in erster Reihe stehen und sich den teilweise unterirdischsten ******dreck anhören müssen, sondern gegen die Befehlshaber, die so eine Aktion befehlen. Darüber hinaus haben sich aber auch einige der Polizeibeamten vor Ort übel benommen oder sagen wir mal nicht dem Bild eines Polizisten entsprechend, wie ich mir das vorstelle. Auf die höfliche Frage meiner Frau, wie lange es noch etwa dauert bis wir den Hauptbahnhof erreichen, antwortete z.B. einer, Hauptkommissar und somit Minimum Zugführer oder stellv. Zugführer, "Für Euch hoffentlich noch 5 Stunden" Das ist für mich keinerlei Verhalten eines Polizisten und schon gar nicht eines mit Führungsaufgaben, zumal wir nun keines Falls übel aufgefallen wären oder aussahen wie Hools oder dergleichen. Auch waren wir nicht betrunken. Da meine Frau nicht auf den Mund gefallen ist, hatte sie aber die passende Antwort parat indem sie ihm sagte, Zitat: "Na dann hoffe ich, dass es noch 6 Stunden dauert, ist ja ihr Feierabend. Schönen Gruß an die Familie und noch einen schönen Abend im Einsatzwagen." Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, da der verehrte Herr Kollege doch etwas irritiert aus der Wäsche guckte.
Ein :thumb: an meine Frau an dieser Stelle.