Hier war ja lange nichts mehr los.
Die Nuggets versuchen ja seit Jahren ihre Teams sehr ausgeglichen und unberechnebar zu gestalten. 11 Spieler stehen regelmäßig in der Rotation, von 15 mpg bis 35.8 mpg ist alles dabei. Seit drei Jahren ist einer davon Kenneth Faried. Der User
rockets#1 hatte mich gebeten etwas über Faried zu schreiben und dem komme ich gerne nach.
Faried legte 2011/2012 bekanntermaßen eine Wahnsinns-Rookie-Saison hin. Knapp 11/8, 59% FGs, >60 TS%, 123er Offensivrating. Danach stangniert er aber ziemlich, siehe folgenden Überblick:
Er spielt weniger effizient, was vor allem daran liegt, dass er seine Würfe schlechter trifft als in seinem ersten Jahr. Ich könnte mir vorstellen, dass es unter anderem daran liegt, dass die gegnerischen Verteidigung sich besser auf seine Spielweise eingestellt hat (Cuts, Offensivrebounds, Transition). Trotz des Rückgangs der Quote gehört er zu den besseren Offensivspielern der NBA, aber: Faried ist mMn niemand der sich zuverlässig und konstant einen eigenen Wurf erarbeiten kann. Er braucht also jemanden der ihn einsetzt. Dann überzeugt er.
Defensiv ist er jetzt auch kein Held, wobei ich sehr positiv überrascht gewesen bin, dass er in der P&R Defense gut ist. Laut mysynergysports.com treffen seine Gegenspieler in solchen Situationen nur 37%. Viel wert hat das aber nicht, weil er nur zu 10% P&R-Bigs verteidigt. Als Coach der Nuggets würde ich versuchen ihn dort häufiger einzusetzen um zu schauen, ob er das bei mehr solcher Situationen bestätigen kann. Möglicherweise kann er aber in der Defensive nicht anders eingesetzt werden, weil sein Frontcourtparnter, meist JJ Hickson, schlechter in der Defensive ist.
Im Post oder gegen Spotup-Würfe hat Faried Probleme, was sich insgesamt etwas negativ bemerkbar macht. Generell hat er keine Präsenz in der Zone. Die gegnerische Wurfquote am Ring beträgt mit ihm 55% (Quelle: player tracking von nba.com). Um das einzuordnen: das ist auf dem Kevin Love / Pekovic Niveau. Sein Partner Hickson ist da aber kaum besser. Wenn die beiden im Frontcourt sind stinkt die Defensive der Nuggets ziemlich, wobei ich Hickson als schlechteren Verteidiger als Faried einstufen würde und ihn dafür mehr Verantwortung zuschreiben würde.
Insgesamt sind die Nuggets sdefensiv laut bb-ref #17 in der NBA, was zwar unterdurchschnittlich ist, aber nicht so mies ist wie vielleicht erst befürchten war, wenn man die gegnerische Quote am Ring sieht. Interessant ist, dass die Nuggets #26 in der P&R Ballhandler Defense ist, aber #2 in der P&R Man Defense. Das bedeutet, dass sie sich beim P&R offenbar vor allem auf das Verteidigen des abrollenden Spielers konzentrieren. Die Bigs scheinen das solide zu machen (Hicksons Stats sehen diesbezüglich solide aus). Es kann aber auch sein, dass sie einfach Hilfe von den Guards erhalten - auf Kosten der gegnerischen P&R Ballhandler, wodurch diese dann effizient abschließen können. Die soliden Stats könnten also struktur-bedingt sein. Hier müsste man mal den Augentest machen, um sich das mal im Spiel selbst näher anzuschauen.
Alles in allem finde ich Faried defensiv irgendwo in Ordnung. Zwar nicht gut, aber schlecht auch nicht. Es würde ihm wohl sehr helfen, wenn er einen stärkeren Defender neben sich hätte. Problematisch daran ist, dass Faried selbst auch kein Wunderjunge in der Offensive ist. Insofern glaube ich nicht, dass ein Frontcourt aus Faried/Defensecenter jetzt so überzeugend wäre, wenn es um mehr als ein Playoffeinzug gehen soll.
Ansonsten glaube ich, dass sein Potenzial relativ beschränkt ist, was aber nicht schlecht sein muss. Seine Stats stagnieren zwar, aber auf einem soliden Niveau. Ingesamt sehe ich ihn als leicht überdurchschnittlichen Spieler, der defensiv keine große Schwachstelle ist und offensiv einen gewissen Impact hat; durch seine Fähigkeit Cuts effektiv zu laufen, Offensivrebounds zu holen (Top6 bei der Offboard% 2012/2013 und 2013/2014!) und im Break zu überzeugen. Das schnelle Spiele der Nuggets kommt ihm also entgegen. Wenn das Spiel langsamer wird, wäre ich mir nicht mehr so sicher, ob er demselben Impact auf sein Team haben kann. Als 20mpg Energizer von der Bank könnte er aber im Prinzip jedem Team helfen, selbst wenn es langsamer spielt. Als Starter nur, wenn das team-taktisch passt und auch der Frontcourtmitspieler Faireds Schwächen ausgleicht.
Wie oben schon angedeutet hat Faried Probleme, wenn er selbst einen eigenen Wurf kreieren soll. Für andere kann er leider auch nur wenig kreieren. Glaube nicht, dass sich das noch großartig in seiner Karriere ändern wird.
Insgesamt sehe ich eine Zukunft als einer der etwas bessseren Rollenspieler in der NBA, was er jetzt eigentlich schon ist. Bin gespannt wieviel er verdienen wird. Könnte mir vorstellen, dass er irgendwo zwischen Amir Johnson (6.5 Mio) und Taj Gibson (durchschnittlich 8.25 Mio) landen wird. Rechne also mit 7-8 Mio p.a..