Zum Thema noch ein interessanter Artikel:
Schalke entmachtet Assauer
Gelsenkirchen. Schalke 04 stehen stürmische Tage ins Haus. Im
Mittelpunkt steht Manager Rudi Assauer. Der 61-Jährige wurde gestern in
der DSF-Fernsehsendung "Doppelpass" von Moderator Jörg Wontorra mit
Alkoholproblemen in Verbindung gebracht.
Auslöser war Assauers Auftritt vor den Fernseh-Kameras von "Premiere" am
vergangenen Dienstag beim Champions-League-Spiel in Eindhoven. Der
Manager wirkte bei dieser Gelegenheit gesundheitlich angeschlagen.
Wontorra sagte: "Die BILD würde da sehr doppeldeutig titeln "Assauer
voll dabei". Das ist vielleicht auch noch ein ganz kleines Problem, dass
man besprechen sollte." Später ließ er an die Expertenrunde die Frage
folgen: "Inwieweit sollte ein Manager aufpassen, dass sein
Grundnahrungsmittel nicht den ganzen Tag über flüssig ist? "
Das Tagesgeschäft wird jetzt neu strukturiert
Das DSF distanzierte sich gestern Abend von diesen Äußerungen und droht
Wontorra mit "disziplinarischen Konsequenzen". Schalke 04 reagierte
zunächst nicht auf die Unterstellungen. Clemens Tönnies, der Vorsitzende
des Aufsichtsrates, wollte auf Anfrage keine Stellungnahme dazu abgeben.
Doch nach Informationen der Westfälischen Rundschau hat Schalke bereits
Vorkehrungen getroffen und das Tagesgeschäft neu strukturiert.
Für den sportlichen Bereich ist nun vor allem Team-Manager Andreas
Müller zuständig. Für die Abteilung Finanzen zeichnen der zweite
Vorsitzende Josef Schnusenberg und Geschäftsführer Peter Peters
verantwortlich. Das Tagesgeschäft wurde weitgehend unabhängig von
Assauer gestaltet: Der Manager wurde entmachtet.
Deutlich wurde dies an der Diskussion um Trainer Ralf Rangnick. Auch
wenn Assauer offiziell ein Treuebekenntnis zum Trainer ablegte ("Sein
Stuhl wackelt absolut nicht"), wurden seine Worte zum Zustand der
Mannschaft intern als Angriff gegen Rangnick interpretiert.
Doch für Assauer gibt es in diesem Punkt in Schalke derzeit keine
Mehrheit. Tönnies versicherte gestern in aller Deutlichkeit: "Vom
Aufsichtsrat gibt es im Moment zu jeder Trainerdiskussion ein
konsequentes Nein. Ralf Rangnick ist einer der besten Trainer, die
Schalke haben kann. Eine Trainerdiskussion entbehrt jeder Grundlage, ist
blödsinnig und kontraproduktiv." Ähnlich hatte sich bereits Team-Manager
Müller geäußert, der nun für den sportlichen Bereich die Verantwortung
trägt, die lange Jahre allein in den Händen von Assauer lag.
Assauer ist seit dem 1. April 1993 zum zweiten Mal Manager in Schalke;
in seine Amtszeit fällt u.a. der Bau der vereinseigenen Veltins-Arena
sowie der UEFA-Cup-Sieg 1997 und der zweimalige Gewinn des DFB-Pokals
(2001/ 2002). Er gilt als "Mr. Schalke" und pflegte lange Jahre den Ruf
des Alleinherrschers. Doch bereits in den vergangenen Monaten zeichnete
sich ab, dass er Teile seiner Machtfülle aus den Händen geben musste.
Seine Vorstandskollegen gewannen an Profil und wollen Assauer auch jetzt
nicht im Regen stehen lassen. Vielmehr sind sie in Sorge, wie es mit dem
61-Jährigen nun auch gesundheitlich weiter geht.
Schalke hat vor zwei Jahren schon einmal versucht, Assauer zu einer Kur
zu überreden - damals wollte er nicht. Doch jetzt ist dieser Gedanke
aktueller denn je. "Was wir brauchen, ist Ruhe im Verein", sagt
Aufsichtsrats-Chef Tönnies. Der Aufsichtsrat ist in Schalke das einzige
Gremium, das dem Vorstand gegenüber weisungsbefugt ist, ihn abberufen
oder in seinem Amt bestätigen kann.
Geplant war ursprünglich, dass Assauer im Jahr 2007, wenn sein Vertrag
als Manager ausläuft, die Rolle eines ehrenamtlichen Präsidenten in
Schalke übernimmt, um seine großen Verdienste um den Verein zu würdigen.
Nach den Entwicklungen in den vergangenen Tagen scheint es möglich, dass
ein ähnlicher Schritt vorgezogen wird. Schalke stehen stürmische Tage
ins Haus.
18.09.2005 Von Manfred Hendriock