Ich bin Sportforen-Mitglied/Leser so ziemlich zeitnah der ersten Stunde. Irgendwann habe ich meinen Account aufgegeben und mich nur noch aufs Mitlesen beschränkt.
Der Luka-Trade hat mich aus den Socken gehauen und ich wollte kurz meine Meinung dazu zum Besten geben und allein dafür habe ich mich nochmal angemeldet.
Das dümmste Argument, was ich hier gelesen habe, ist: Jetzt zeigt sich, wer wirklich Mavericks-Fan ist.
Ich schaue Mavericks-Spiele seit 30 Jahren. Ich habe die Kombi Kidd/Mashburn/Jackson gemocht und noch vielmehr Nash/Finley/Nowitzki, später dann Kidd/Terry/Nowitzki und später dann Doncic/Irving/Washington. Aber warum soll ich eine Organisation unterstützen, die gedankenlos die Seele des Teams zerreißt? Warum sollte man als Fan alles gutheißen und so weitermachen, als wäre nichts geschehen? Das ist keine Fan-Liebe, das wäre für mich Dummheit.
Was für ein Zeichen wäre das gewesen, wenn nach dem Luka Trade alle Zuschauer nicht zum Spiel gegangen wären oder anderes. Ich würde sagen die da waren sind eben gerade keine Fans gewesen, sondern mehr so Event-People. Wo das Cheerleading-Programm wichtiger ist als die Spieler. Es gab ja einzelne Proteste, aber auch da haben sich die Zuschauer vor Ort nicht in großen Mengen solidarisiert mit den Protestlern.
Ich kann seit dem Doncic-Trade keine Mavericks-Spiele mehr in voller Länge gucken. Ich gucke jetzt die Lakers. Und die Lakers waren in all meinen NBA-Jahren das Team, was ich am wenigsten leiden konnte. Meistens weil sie so gut waren, dass sie die Teams geschlagen haben, die ich mochte. Also Verachtung aus Anerkennung. Das gute an den Doncic-Trade ist, ich kann jetzt Lebrons Leistung mehr würdigen. Lakers zu gucken ist immer noch komisch und ich schaue es überwiegend, weil ich Luka sehen will. Es ist erstaunlich, wie die Halle regelrecht in ihrer Anspannung und Erstaunen hochgeht, wenn er am Ball ist. Er spielt bisher für seine Verhältnisse mäßig, aber bereits mit seiner durchschnittlichen Leistung macht er die Lakers besser.
Ich liebe Basketball und ich will gute Spiele sehen. Daher bleibe ich stumpf nicht ein Team treu, was zum Beispiel tankt oder aus anderen Gründen nicht den besten Basketball zeigen will. Egal was nach dem Luka-Trade noch kommt, die Mavericks fünfmal in Folge Meister werden oder Luka sich eine karriereendende Verletzung zuzieht – der Trade bleibt zum Tradezeitpunkt dumm. Was aber absehbarer ist, dass dort wo Luka spielt, immer ein gewisses Maß an Erfolg da ist. Und vor allem es macht Spaß zuzugucken. Ich gucke gegenwärtig auch gerne die Orlando Magic, obwohl sie so semi-erfolgreich agieren. Aber es macht Spaß ihnen als Team zuzugucken. Es geht also nicht nur um den Erfolg, sondern um etwas magisches wie Basketball“seele“. Und die haben die Mavericks für mich verloren, obwohl die noch vorhandenen Spieler nichts dafürkönnen und ich einige von ihnen sehr gemocht habe. Ich wünsche den Mavericks, dass sie die Playoffs verpassen und ein Selbstreinigungsprozess im Management zustande kommt. Und scheinbar brauche ich es ihnen nicht mal zu wünschen, derzeit sind sie Platz 10. Mit Luka wären sie dort sicherlich nicht gewesen. Die Lakers haben auch keine ein Big-Man-Problem und sind trotzdem erfolgreicher als die Mavericks ohne Big Men, eben auch wegen Luka.
Was der Sport braucht, ist nicht Fans, die bedingungslos zu ihrem Team halten, egal wie dieses Team sich verhält. Das ist wie bei Nationen falscher „Patriotismus“. Ich kann als Fan nur das anfeuern, was ich auch gutheiße. Und die Mavericks mit so einem Manager in führender Rolle, wie er sich während des Trades und danach gegenüber den Fans verhalten hat, kann ich nicht gutheißen.
Hoffentlich ist Nico bald bei den Mavericks weg, die Owner wird man wohl nicht so schnell los. Aber mit Nico können keine Wunden heilen, er wird sie aufreißen. In der Politik gäbe es den Rücktritt, wenn es zu gravierend daneben ging, zumindest bei jenen mit etwas Anstand. Den hat Nico nicht. Aber es braucht ein Neuaufbau in der Organisation, damit es den wirklichen Basketball-Fans erlaubt wird, sich wieder positiv mit diesem Team zu identifizieren. Gegenwärtig ist das aus meiner Sicht nicht möglich.
Die Mavs waren letztes Jahr auch dank Luka in den Finals. In ihrer ganzen NBA-Historie waren sie nur mit Dirk in den Finals gewesen. Und dann zeigt man so viel Undank. Man stelle sich vor, was in Denver los wäre wenn Jokic nach seinem Titel getraded worden wäre oder Steph Curry nach seinem etc. Würde der wahre Fan dann stumpf weiter „seine“ Nuggets oder „seine“ Warriors schauen können? Da haben die Mavericks zum zweiten Mal in ihrer über 40jährigen NBA-Historie einen Spieler mit dem Format „Greatness“ und sie geben ihn ohne jede Not ab. Dafür, dass man in den Play-Ins landet. Fans schauen Spiele, weil sie mit dem Team in gutem und schlechtem Mitfiebern wollen. Aber sie wollen nicht für Dummheit mitleiden. Ich jedenfalls nicht. Es ist erstaunlich wie egal mir die Mavericks nach über 30 Jahren inniger Verbundenheit geworden sind. Den letzten Playoff-Run habe ich in jeder Minute live verfolgt. Ich kann erst wieder Fan von diesem Team sein, wenn die Mavericks Führung wieder Fan vom Basketball geworden sind bzw. den Weg für jene freimachen, die es sind. Und mit einem Sportforen-Klassiker zu enden: Wer Luka wegtraded, der hat den Basketballsport nie geliebt.