Hinrundenfazit
Um den Thread mal wieder aus der Versenkung zu holen, ein Hinrundenfazit.
Prinzipiell gehe ich mit gemischten Gefühlen in die Rückserie. Die Europa-League verlief ausgesprochen gut, die Sevilla-Spiele waren sicherlich das Highlight der letzten neun Jahre, in einer durchschnittlich besetzten Gruppe hat man sich durchgesetzt, speziell das Auswärtsspiel in Kopenhagen war ein weiteres Highlight. Nun muss man zwar wieder nach Belgien, ich hoffe allerdings Brügge, obgleich keine Märchenstadt, ist besser als Lüttich - schlechter kann es eigentlich auch nicht mehr werden.
Mit der Bundesliga bin ich nicht zufrieden. Das mag jetzt angesichts von Platz 7 und den Spielen gegen Bayern und Bremen undankbar und verwöhnt klingen, die letzten Auswärtsspiele allerdings waren einfach schlecht. Nach sehr gutem Start hat man deutlichst nachgelassen auswärts und der 7. Platz täuscht darüber hinweg, dass es auch nur 7 Punkte bis zu Platz 16 sind. Ich bin nicht enttäuscht weil ich mich an den Erfolg gewöhnt habe, sondern weil ich einfach der Überzeugung bin, dass das Abschneiden der letzten Saison keine Eintagsfliege gewesen sein muss, Kompetenz im Trainerteam und Qualität im Kader ist vorhanden. Die Spiele gegen Stuttgart, Wolfsburg, Köln, Freiburg und Klautern waren einfach ernüchternd. Die 60 Punkte letzte Saison waren natürlich absolut stark und nahe am Optimum, ich sehe allerdings nicht wieso man dieses Jahr weniger als 50 Punkte holen sollte. Gegen die Top 5 der Liga hat man 10 Punkte geholt, zuhause ist man stark. Die Punkteausbeute auswärts gegen die oben genannten Teams betrug zwei mickrige und glückliche Pünktchen. Mit Überbelastung ist das nicht zwingend zu erklären, gerade nach Länderspielpausen holte man in der Regel überhaupt nichts Zählbares.
Ich hoffe einfach, dass man in der Rückrunde die Heimspiele gegen fast ausschließlich Teams der unteren Tabellenhälfte gewinnt und auswärts ebenfalls den ein oder anderen Dreier mitnimmt. Elementar dafür ist es, die Tugenden der letzten Saison wiederzufinden. Laufbereitschaft und schnelles Umschalten sind hier sicherlich am Wichtigsten. Hannover ist zuletzt auswärts mit einer unglaublichen Pomadität aufgetreten, nach vorne gespielt wurde grundsätzlich nur bei Rückstand. Bei Führung oder Unentschieden sah es eher danach aus, dass die Spieler der Meinung waren, das Spiel durch einen Konter entscheiden zu können. Das Offensivbemühen wurde eingestellt und dadurch die eigene Abwehr unter Druck gesetzt, da speziell über Außen viel zu viel zugelassen wurde.
Einzelkritik:
Tor:
Ron-Robert Zieler liefert aktuell die Leistungen eines überdurchschnittlichen Bundesligatorwarts ab. Im Vergleich zur letzten Rückrunde hat er sicherlich mehr Tore verschuldet, dies kann man allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch mit der erhöhten Drucksituation erklären, er ist aktuell nunmal die Nummer 3. Ob das einfach die normalen Schwankungen eines jungen TWs sind oder die letzte Rückrunde nur ein Hoch war, wird sich zeigen. Seine Stärken liegen im 1:1, auf der Linie ist er überdurchschnittlich. An guten Tag ist seine Strafraumbeherrschung Weltklasse, an schlechten ist sie ziemlich schwach. Grund dafür ist hauptsächlich, dass er bei fast jeder Flanke rauskommt, für mich zu oft. Zu Gute kommt ihm allerdings, dass er sehr fangsicher ist und das Spiel schnell machen kann. Spielerisch ist er sicherlich einer der besten TWs. Im "reinen" Torwartspiel (Reflexe, Linienspiel) ist er sicherlich schwächer als Ter Stegen und Leno. Gut für ihn ist, dass anscheinend Köpcke ein sehr großer Fan von ihm zu sein scheint und dass die Sportredaktion der HAZ wahrscheinlich komplett bei ihm im Schlafzimmer einziehen würde.
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Marcus Miller ist wieder fit, sehr erfreulich. Eins der Hinrundenhighlights war sicherlich sein Auftritt gegen Poltawa und die überragende Reaktion der Fans.
Er ist sicherlich eine sehr solide Nummer 2, Nummer 3 ist der 18-jährige Ösi Samuel Radlinger, die aktuelle Nummer 4, Pascal Nagel, saß letztes Jahr noch bei den Amas auf der Tribühne und ist auch erst 20.
Abwehr:
IV:
Haggui und Pogatetz sind eines der kopfballstärksten IV-Duos der Bundesliga, beide sind sowohl am Boden starke Zweikämpfer wie auch beide ziemlich beschränkt im Spielaufbau. Sie haben aber ein gutes Stellungsspiel und lassen durch die Mitte nur wenig zu. Beide könnten allerdings noch mehr Torgefahr ausstrahlen und ihr Kopfballspiel bei Standards besser einsetzen, zwei Tore pro Halbserie sind ausbaufähig.
Eggimann ist ein Vollprofi und eine solide Nummer 3,
Avevor ein athletisches Talent.
AV:
Die Schwachstelle des Teams.
Cherundolo und Chahed spielen diese Saison beide schwach, glänzen durch schlechtes Stellungsspiel und schwaches Zweikampfverhalten. Dolo hat sein Offensivspiel arg zurückgeschraubt, da sind sogar Chaheds 50-Meter Longline Bälle mittlerweile effektiver.
Schulz ist Stand jetzt mit seinem neuen Vertrag gnadenlos überbezahlt. Er kassiert wie vor ihm nur Enke, der war einer der besten TWs der Bundesliga, Schulz ist im Moment ein Sicherheitsrisiko. Viel zu langsam und er grätscht zuviel. Seine eigentlichen Stärken, Technik und Kopfball, kämen in der Zentrale viel besser zum Tragen.
DM: Pinto und Schmiedebach waren letztes Jahr der Erfolgsgarant, dieses Jahr sind die immer noch laufstarke Zweikämpfer allerdings fehlen die Impulse nach vorne.
Schmiedebach ist vielleicht der technisch beste Spieler im Kader, taucht aber zu oft ab und verstrickt sich im Klein-Klein. Zudem ist er null torgefährlich. Ich bin ein großer Fan von ihm, seine Spielweise und Finesse sind eigentlich eine Augenweide, zudem kann er Millimter genaue Pässe spielen, das sollte er allerdings wieder wesentlich konstanter einbringen. Das Hickhack um seine Vertragsverlängerung ist da nicht förderlich.
Pinto blüht immer dann auf, wenns giftig wird. Er ist torgefährlich, link und hat eine gute Übersicht, zeigt aber derzeit zu wenig.
Hauger ist aufgrund seines Verletzungspechs bisher kein Faktor, Lala ist ein guter Mann für die Plätze 16-20 im Kader.
Das System Hannovers ist durch den fehlenden 10er eminent abhängig von den beiden 6ern, da sie das schnelle Umschalten zu verantworten haben. Das klappte in den letzten Spieln nicht.
Außenbahn:
Pander und
Stindl spielten eine gute Hinrunde. Letzterer ist ein Spieler, den jeder Trainer liebt. Ackert nach vorne und hinten, hat eine ganz gute Technik und ist sehr fair. Leider kommt untern Strich zu wenig effektives rum. Das Tor in Kopenhagen sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Stindl ein wahrer Chancentod ist. Zudem bereitet er nicht mehr so viele Chancen vor wie letzte Saison.
Pander hingegen überzeugt vor allem durch seine Pässe und Standards, die dem Spiel sichtbar gut tun, da spielerisch oft zu wenig herausgespielt wird. Nach hinten ist er zu schwach, die Umstellungs als linke offensive Mittelfeld war die richtige Entscheidung. Prinzipiell ist er der einzige richtig gute Neuzugang des Sommers. Sein stark leistungsbezogener Vertrag soll verlängert werden, hoffen wir er bleibt gesund.
Konstantin Rausch hingegen hat seinen Stammplatz verloren. Er ist ein ähnlicher Spielertyp wie Stindl, der Gras frisst und geradlinig spielt, ist Pander allerdings talentmäßig unterlegen. Er hat ebenfalls stark vom System profitiert, zwei Mann austanzen und anschließend einen Pass in die Gasse spielen ist nicht sein Ding.
Carlitos: geplagt von nicht endenen Verletzungen wurde er jetzt nach verschwiegender Verletzung wieder aus dem Trainingslager nach Hause geschickt, bitter für ihn, klarer Fall von falschem Ehrgeiz.
Neuzugang Royer spielte bisher keine Rolle,
Sturm:
Abdellauoe: der beste 96er der Hinrunde, unglaublich kalt vorm Tor und aus jeder Lage torgefährlich. Bestätigt sich immer mehr als Supertransfer.
Schlaudraff: Der Mann für die Highlights. Schlitzohrig und eine tolle Kombination aus Tempo und Technik. Leider auch zu unkonstant, Highlighttore gegen Sevilla, Hoffenheim und Hamburg gepaart mit extremer Abschlusschwäche gegen Lüttich, Leverkusen und Klautern. Schwankt zwischen Championsleague und 2.Liga. Insgesamt aber sicherlich eine deutliche Steigerung, die man so vor einem Jahr nicht erwarten konnte.
Ya Konan: Die Enttäuschung der Hinrunde. Konnte nicht an die vorherige Saison anknüpfen. Wirkt nicht fit und versucht alles zu erzwingen um sich sein Selbstvertrauen wiederzuholen. Das wird ihm oft als Egoismus ausgelegt, meiner Meinung nach zu Unrecht. Vielleicht findet er beim Afrikacup zur Form zurück, ansonsten nächste Saison. Potential ist ohne Ende vorhanden, er ist unheimlich schnell und technisch extrem stark.
Sobiech: kein Faktor, abhängig von Flanken und Vorlagen, die so nicht kommen. Nicht so anpassungsfähig wie Abdellaoue zudem ebenfalls lange verletzt/gesperrt.
Stoppelkamp: Trainingsweltmeister