Deutsche Boxnews- und diskussions-Thread


buta

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Welche Entwicklung denn? Ich kenne keinen der Boxen schaut, weil ein braver oder fleißiger Boxer im TV kommt. Vielleicht fehlt mir die Phantasie oder mein Bekanntenkreis ist zu normal.

Na die Entwicklung des Boxens im deutschen Fernsehens. In meinem Bekanntenkreis ist es genau anders rum: Man spricht zwar mit Bewunderung von Tyson, schätzt aber vor allem Boxer wie Ottke, Beyer und eben Maske.

Wie gesagt, ich sehe andere Gründe für den Erfolg.

Ich bestreite nicht, dass es für den Erfolg von Maske und den Klitschkos noch andere Gründe gibt. Für mich ist, wie gesagt, eine Sache entscheidend: Die Persönlichkeit des Boxers, die sich entweder im Ring durch die technisch überlegene Boxschule ausweist (eine Haltung, die mir bei älteren Trainern im Amateurbereich immer wieder auffällt), oder durch seriöses Auftreten in der Öffentlichkeit, sprich: Der Boxer ist eloquent, vielseitig und wirkt sogar gebildet. Meiner Meinung nach ist es in Deutschland unumgänglich, die unvermittelt dargestellte Gewalt zu brechen, sei es sprachlich (indem man das Geschehen "versachlicht") oder performativ (indem man die Kämpfe in ein familiengerechtes Rahmenprogramm einordnet). Dem Boxsport haftet doch seit jeher der Ruf an, ein Sport für Dumme und Kriminelle zu sein - deshalb geht man medial so behutsam mit ihm um, und lässt die Akteure wie Botschafter auftreten, um die Öffentlichkeit zu beschwichtigen, die halb fasziniert, halb angeekelt zuschaut.
 

Chancho

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Charr hat sich auf FB zum Öner-Video geäußert:

Hallo liebe Box Fans ich möchte mich zu Ahmet Öner seine Aussage äußern,ich finde es unverschämt sich geschäftlich so in der Öffentlichkeit zu äußern und solche Lügen die dem Boxsport Schaden zu bereiten!Ich denke nicht das Ein Weltverband
es nötig hat für Geld sich in Schmutz zu ziehen ! Ihr und ich wisst das Felix und ich geschäftlich getrennte Wege gehen! Aber trotzdem für seine sportliche Leistung als Self made Boxer in den letzten Jahren hat er mehr Mals bewiesen das er ein großer Weltmeister ist,ich denke WBA hat ihn damals zu recht zu Superchamp gewählt!
 

Tim B.

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Aber bei beliebten Boxern in Deutschland gibt es eine Konstante: Die völlige Negierung der Gewalt aus dem Sport.

Das sehe ich nicht so. Abraham ist erst durch den Kieferbruch bekannt geworden, Vitali hatte sein Augen-Waterloo. Wenn man sich mal auf den Veranstaltungen umhört, wollen alle hinter der ersten Reihe der "Promis" eigentlich nur sehen, wie der Gegner auf's Maul bekommt.

Was man in Deutschland - aber auch in anderen Ländern - möchte, sind Saubermänner. Maske, Ottke, Schulz, Sturm, Abraham und natürlich beide Klitschkos treten im Anzug auf und sind in Interviews immer höflich, bescheiden, nett und respektvoll. Alles kleine (eigentlich große) Oscar de la Hoyas.

Am Ende zählt aber - wie auch in anderen Ländern - nur der Erfolg. Keiner mochte Axel nach seinen gescheiterten WM-Kämpfen, Sturm wird jetzt den Abstieg erfahren, Abraham hat grad noch so die Kurve gekriegt.
Man kuckt Sport - außer Fussball - um Gewinner zu sehen.
 

jkd

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sehe ich auch so. nicht auszudenken was los gewesen wäre, wäre Schulz ein zweiter Tyson gewesen. ich glaube man hätte sich nicht mehr eingekriegt.
 

Roberts

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Jones hat schon richtig darauf angespielt, dass zur damaligen Zeit ein WM-Titel einfach eine erhebliche Bedeutung hatte. Das war schon ein traumhafter Aufhänger, um Maske überhaupt durchstarten lassen zu können. Heute lockt einer der zahllosen WM-Titel wirklich niemanden mehr vor den Fernseher (daran ist meines Erachtens hauptsächlich UBP gescheitert). Dann ist der Markt inzwischen teils übersättigt, da müsste Maske schon was besonderes bieten und das kann ich einfach nicht unbedingt erkennen. Denn die ganzen von dir aufgezählten "deutschen Heroen" haben doch eines gemeinsam, sie waren alle Weltspitze. Und das dies ein WM-Titel im Boxen nicht mehr ausdrückt, weiß wirklich inzwischen jeder.

Das sehe ich anders. WM-Titel sind noch immer relevant. Ich will hier kein Hernandez-Bashing betreiben, aber womit lockt dieser Boxer als Musterbeispiel Zuschauer vor den Fernseher und in die Halle? Zu einer möglichen Beantwortung der Frage muss man beide Seiten betrachten. Die eine Seite ist der Zuschauer. Da bleibt m.E. festzustellen, dass es den Zuschauer nicht gibt, d.h. die Zuschauer sowohl in der Halle als auch vor dem Fernseher sind keine homogene Masse. Es gibt Leute, die sich generell für actiongeladenen Sport oder eine farbenfrohe Veranstaltung interessieren, die schalten den Fernseher ein oder gehen zur Veranstaltung, weil Spannung und Drama möglich sind oder das bunte Showprogramm lockt bzw. der ein oder andere Promi zu sehen/anzufassen ist. Sachkenntnis ist oft nicht vorhanden, der Spaß generiert sich nicht aus sportfachlichen Dingen. Dann gibt es (einen in diesem Fall) kleineren Teil, die tatsächlich sich für Hernandez interessieren, entweder weil sie Hernandez ganz toll finden, oder weil sie das Boxen lieben, insbesondere die Art wie Hernandez boxt. Sachkenntnis ist im begrenzten u.U. sogar im großen Maße vorhanden. Dann gibt es einen hier im Forum häufiger anzutreffenden Zuschauer, der das Boxen liebt, einigermaßen bis äußerst fachkundig ist und der Boxer und Kampfansetzungen einzuordnen weiß. Für den ersten Typ, der m.E. sowohl vor dem Fernseher als auch in der Halle einen gewichtigen/den gwichtigstens Anteil an der Gesamtzahl hält, sind WM-Titel zweifelsfrei eine Aufwertung der Veranstaltung und damit eine Abrundung des bunten Showprogramms/Aufwertung der eigenen Bedeutung als Zuschauer/"Teilnehmer". Die Persönlichkeit des Boxers, weniger seine Art zu Boxen ist für den zweiten Typ wichtig. Dieser Typ ist es aus dem sowohl Maske damals, als auch die Klitschkos heute hauptsächlich neben dem Typ I, aber nicht alleinig den Honig saugen. Die Klientel Typ II, manche auch vom Typ I hat immer Bedarf für Leute wie Maske und sicherlich keine Probleme mit Machenschaften von Sauerland & Co., solange die Show bunt ist, die Simmung gut und das eigene Idol gewinnt. Es mag sein, dass ein Boxer wie Maske heute nicht mehr die Zuschauerzahlen wie damals einfahren würde, auf ein Niveau von Sturm & Co käme er m.E. allemal.

Ein "halbseidener" Macher wie Öner hingegen, dürfte eher dem Typ I sauer aufstoßen, denn ein solcher Charakter passt nicht in die glatte Boxwelt, die in solchen bunten Boxveranstaltungen, vermittelt werden soll.

Dazu gehören selbstverständlich auch die Medien, die fachlich in der Regel im erheblichen Umfang versagen und sich eher als dienender Teil der Promotermaschinerie verstehen. Man ist Partner und pinkelt dem anderen Teil der Partnerschaft nicht an das Bein. Dazu passen auch Deine Aussagen zur völligen Negierung der Gewalt aus dem Sport.

Klar würde Maske sich verkaufen lassen, aber nicht mehr so wie früher, da in jüngster Vergangenheit schon mehr als ein duzend ähnlich erfolgreich war.

Sehe ich wie beschrieben anders. Ein Typ wie Maske mit allen Facetten wäre heute sehr erfolgreich, wenn alle Register zur Vermarktung gezogen werden und er die Kriterien erfüllt. Ob der Hype so weit tragen würde, wie er es damals zu Maskes Zeiten vermochte, darf zwar bezweifelt werden - mehr als das was wie heute haben, ist aber alle Mal drin.

Boxer wie Sturm, Abraham & Huck sind zwar ein Beispiel dafür, wie man ein Persönlichkeitsprofil, so frisiert, dass man damit in einem gewissen Rahmen Leute in Deutschland ziehen kann - Trotzdem wäre ein Boxer, der wirklich Felix Sturm heißt, wirklich geborener Deutscher ist, akzentfrei deutsch spricht, charismatisch und eloquent ist und bei dem ein Marketingkonzept der "deutschen Primärtugenden" auch glaubwürdig wirkt eine ganz andere Vermarktungshausnummer. Deshalb ist es unter ausschließlich diesen Aspekten auch eine außergewöhnliche Leistung von Don Kohl (und den Klitschkos selbst), diese beiden Boxer trotz fehlender Erfüllung einiger Eckpunkte so nachhaltig im deutschen Bewusstsein verankert zu haben.

Und mit Verlaub Roberts, gerade der Fensterputzer Rocky hat mich seinerzeit boxerisch deutlich mehr angesprochen als der Lieblings-Pseudo-Schwiegersohn-NVA-Offizier Henry Maske oder auch ein Sven Ottke. Vielleicht war ich da meiner Zeit etwas voraus, aber in 2012 ziehen ja solche Boxer kein Publikum mehr.

Ebenfalls mit Verlaub, Dir sollte schon klar sein, dass Deine nachvollziehbaren persönlichen Präferenzen zwar hier auf fruchtbaren Boden stoßen, im Allgemeinen aber eher eine Mindermeinung darstellen. Leute wie Öner, Rocky oder Thust mit allen Facetten und Brüchen können auch bei einigen Betrachtern Begeisterung hervorrufen - in der Fachwelt sind sie in Teilen sogar begründet besser gelitten, als glatte Typen wie Maske & Co. - in der Wahrnehmung der Allgemeinheit gelten sie er als Schmuddelkinder und Störfaktoren. Wenn man nur die Profizeit nimmt, gibt es in der Tat gute Argumente, Rocky als den besseren und erfolgreicheren Boxer als Maske zu bezeichnen. Die Bewertung durch die Allgemeinheit (Typ I) erfolgt aber nicht aufgrund von Boxkriterien sondern aus boxfachlich sachfremden Erwägungen.

So interessiert es bei Öner eben allgemein nicht, dass er mal mit Arena eine wirklich notwendige Alternative mit einer gewissen sportlichen Durchschlagskraft zu UBP und Sauerland gebildet hat, sondern mehr, dass er sich oftmals genau so benommen hat, wie man es von ihm klischeehaft erwarten konnte. Schon alleine deshalb werden seine jetzt erhobenen Vorwürfe kaum wahrgenommen, während die gleichen Einblicke in das Boxgeschäft, ausgesprochen von Henry Maske, ganz andere Wirkung entfalten würden.
 

beachbulette

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Ich denke man sollte aber Rocky nicht unbedingt in eine Ecke mit Thust, Öner oder Weller packen, denn zu populär war er als "Gegenspieler" von Henry Maske.

Sicherlich verbindet man ihn mit einer Zeit in der Boxen in Deutschland wirklich einen schlimmen Ruf hatte.

Trotzdem kam Rocky dann eben in den 90ern auch sehr gut beim Publikum mit seiner gradlinigen, ehrlichen Art an, insbesondere wohl bei Leuten, die einfach genug vom aalglatten Henry Maske hatten.

Rocky hat wohl zwar erst sehr von Maske profitiert, allerdings wurde Rocky ja schon nach Maskes Rücktritt mehr oder weniger als neues Quotenpferd angeheuert.

P>rinzipiell kann man natürlich schon sagen, dass der Deutsche Zuschauer eher auf Saubermänner wie die Klitschkos und Maske stehen, aber Rocky bildet hier definitiv schon eine Ausnahme, weil er anscheinend schon etwas hatte, was den Sturms, Abrahams und Cos einfach fehlt!

Ist es die Glaubhaftigkeit? Erkennt der deutsche Zuschauer doch, dass ein Sturm und Abraham Würste im Vergleich zu Rocky sind?
Wußte der Zuschauer zu würdigen, dass Rocky einfach ein Weltklasse-Boxer war, der gegen die Besten immer verdammt gutausgesehen hat und sich gegen alle Widerstände zu Wehr gesetzt hat?
 

Tim B.

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Rocky war unser Ricky Hatton. Der "einfache" Mann, den man auch in der Kneipe treffen kann - oder bei der Schlägerei davor.

Beim Publikum kommt sowas -in Maßen, niemand will Asis- gut an, bei unserer elitären linksliberalen Medienjunta allerdings weniger. Dieser intellektuelle Sandstrahl arbeitet solange, bis das Objekt entweder geschumachert wird, oder verschwindet.

Letztens war ein Opfer bei "Wetten, daß..."zu besichtigen: Campino. Sicher, das Alter spielt hier auch ne große Rolle, aber da saß der alte Punkrocker artig auf der Couch, kaum weniger schwiegermuttertauglich als Lanz und hat brav ein paar Belanglosigkeiten in die Kamera gesagt, bevor er seinen neuen radiofreundlichen Song playbacken durfte.
Der hat's gelernt.
 

Dicke Lippe

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Rocky war unser Ricky Hatton. Der "einfache" Mann, den man auch in der Kneipe treffen kann - oder bei der Schlägerei davor.

Beim Publikum kommt sowas -in Maßen, niemand will Asis- gut an, bei unserer elitären linksliberalen Medienjunta allerdings weniger. Dieser intellektuelle Sandstrahl arbeitet solange, bis das Objekt entweder geschumachert wird, oder verschwindet.

Letztens war ein Opfer bei "Wetten, daß..."zu besichtigen: Campino. Sicher, das Alter spielt hier auch ne große Rolle, aber da saß der alte Punkrocker artig auf der Couch, kaum weniger schwiegermuttertauglich als Lanz und hat brav ein paar Belanglosigkeiten in die Kamera gesagt, bevor er seinen neuen radiofreundlichen Song playbacken durfte.
Der hat's gelernt.

:thumb:
 

beachbulette

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Natürlich war Rocky nie jedermanns Liebling, trotz allem hat er eben auch Quoten erzielt, wovon ein Abraham und Sturm nur träumen können.

Er brauchte auch nicht seinen Namen einzudeutschen und niemand hat es ihm übel gekommen, wenn er irgendwo die ita-Flagge trug.

Auch Ralf Rocchigiani gewann sogar ja noch eine recht beachtliche Popularität.

Mir fehlen ganz ehrlich solche Typen, die absolut authentisch rüberkommen und nicht irgendein Clichee zwingend bedienen wollen, sei es nun der Gentleman oder der BadBoy.

So Sprüche wie "Es gibt schlaue Deutsche und es gibt schlaue Polen. Du bist definitiv ein dummer Pole" sind einfach legendär.

Rocky mit Campino zu vergleichen ist imo sehr schwierig.

Campino kommt aus bürgerlichem Haus, hat eine entsprechende Bildung und war wohl auch nie der große Krawallbruder.
Klar wurde er immer als großer Rebell dargestellt, allerdings muss man auch sagen, dass diese Phase, wo es dort Exzesse gab in Form von Alkohol und Drogen auch nur eine kurze Phase waren.

Und es wäre irgendwo lächerlich wenn ein Campino sich noch wie 1988 kleiden oder verhalten würde.
Ein Rocky hat sich mit zunehmende Alter sicherlich auch entwickelt^^
 

HamburgBuam

Adalaide Byrd
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Haye und Chisora haben sich wie die letzten Schlägern benommen und haben SKY reichlich PPV Einnahmen beschert. Insofern denke ich nicht, dass man hier wirklich nur Saubermänner will. Im Gegenteil. Es traut sich nur keiner, mal andere Wege zu versuchen.
 

Roberts

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Ich denke man sollte aber Rocky nicht unbedingt in eine Ecke mit Thust, Öner oder Weller packen, denn zu populär war er als "Gegenspieler" von Henry Maske.

Sicherlich verbindet man ihn mit einer Zeit in der Boxen in Deutschland wirklich einen schlimmen Ruf hatte.

Trotzdem kam Rocky dann eben in den 90ern auch sehr gut beim Publikum mit seiner gradlinigen, ehrlichen Art an, insbesondere wohl bei Leuten, die einfach genug vom aalglatten Henry Maske hatten.

Rocky hat wohl zwar erst sehr von Maske profitiert, allerdings wurde Rocky ja schon nach Maskes Rücktritt mehr oder weniger als neues Quotenpferd angeheuert.

Naja. Was heißt: "nicht in eine Ecke packen"? - Wenn man die genannten Herren als Synonyme für das Boxen als Sport des Rotlichtmileus/der halbseidenen Welt/der Unterwelt betrachtet, dann ist das zwar arg verkürzt, im Einzelfall sogar faktisch falsch, aber insgesamt zumindest tendenziell richtig. Andererseits analysiert man das Handeln von Leuten wie Kohl, Sauerland oder Steinforth und beschäftigt sich mit dem Auftreten von Sturm, Maske, Ottke & Co. dann erkennt man Parallelen, die wohl eher zum Teil durch eine gezielte, zweckdienliche Wahrnehmungssteuerung in Richtung Öffentlichkeit auseinanderdividiert werden.

Öner bediente sich Methoden zur Sicherstellung des Erfolgs, die Sauerland und Kohl genauso, wenn nicht noch meisterhafter einsetzen (oder eingesetzt haben). Wo Öner einfach vorzeitig die Glocke läutet, sorgt Sauerland dafür, dass die Ecke seines Boxer die aktuellen Punktestände auch ohne Open-Scoring kennt. Wo Öner das Pech hat, dass ein korrupter Ringrichter offen vor den kameras und Mikrofonen Anweisungen von ihm fordert, haben Sauerland und Kohl die Entscheidungträger hinter verschlossenen Türen genau instruiert. Wo Öner Bestechungswege offen im Interview beschreibt, hält Sauerland einfach die Klappe - Bei Bedarf kann man viele Leute verdientermaßen in eine Ecke rücken.

Bei Öner (und auch bei Rocky) entscheidet sich die Bewertung ihres Charakters und ihres Schaffens zum Teil durch eigenens Handeln, es entscheidet sich aber auch ganz wesentlich durch die Darstellung der Person durch die Medien. Das ist eine Form von Filterung, die die Wahrnehmung entscheidend beinflusst.

Prinzipiell kann man natürlich schon sagen, dass der Deutsche Zuschauer eher auf Saubermänner wie die Klitschkos und Maske stehen, aber Rocky bildet hier definitiv schon eine Ausnahme, weil er anscheinend schon etwas hatte, was den Sturms, Abrahams und Cos einfach fehlt!

Es wurde an anderer Stelle ja schon beschrieben. Maske hat im damaligen geschichtlichen und politischen Kontext natürlich schon etwas vom Idealtypus des gesamtdeutschen Vertreters einer neuen Sportlergeneration, der oben drein auch noch die "deutschen Generaltugenden" zu bedienen weiß. Sehr clever von Sauerland, um dieses Bild einen großen Hype zu entwickeln.

Man darf ja nicht vergessen, dass Sauerland vor Maske auch Rocky unter Vertrag hatte, allerdings zu einem guten Teil in einer Zeit, als Boxen noch nicht als fernsehgestütztes Großevent vermarktbar war. Rocky war bereits ein fast nur in der Fachwelt beachteter WM als Maske noch Amateur war, zu einer Zeit, als es noch keine Großverträge zwischen Fernsehsendern und einem deutschen Promoter gab. Genau genommen hat Sauerland Rocky für Maske fallen gelassen, weil er sich von ihm mehrfach düpiert fühlte. Rocky galt als unsicherer Kantonist. Etwas, was Sauerland von einem Typen wie Maske nicht zu befürchten brauchte.

Ist es die Glaubhaftigkeit? Erkennt der deutsche Zuschauer doch, dass ein Sturm und Abraham Würste im Vergleich zu Rocky sind?
Wußte der Zuschauer zu würdigen, dass Rocky einfach ein Weltklasse-Boxer war, der gegen die Besten immer verdammt gutausgesehen hat und sich gegen alle Widerstände zu Wehr gesetzt hat?

Das Bild des ehrlichen Handwerkers der mit seiner "gerade heraus"-Art die Zuschauer begeistert - Trifft nach der "Einer-von-uns"-Philosophie sicherlich zu. Auch Rocky hatte seine Boxerfans und die haben dieses Bild von ihm verinnerlicht. Bei den Boxfans galt er in der Tat als Weltklasse-Boxer zu einem Zeitpunkt, als von Maske noch nicht wirklich die Rede war. Diese Leute sind aber gerade unter den Medienkonsumenten der damaliger Zeit und der nachfolgenden Maske-Ära eher eine Minderheit. Es ist natürlich nur eine Vermutung, dass vielen Betrachter eher seine Eskapaden mit seiner Person in Verbindung bringen, d.h. er dieser Boxer aus der Gosse ist, der immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. Das nehmen ihm m.E. mehr Leute krumm, als seine Fans ihn für seine Art und seine außergewohnliche boxerische Leistung feiern.

So ähnlich mag es mit Öner sein, der auch nicht für die Bewegung gefeiert wird, die er ins deutsche Boxen (wenigstens zeitweilig gebracht hat), sondern der für seine Art und seine Handlungen verdammt wird, die ihn ebenfalls in einen Konflikt mit dem Gesetz gesetzt haben. Wie bereits geschrieben, ist auch das ein Grund, warum seine Einblicke in das Boxgeschäft nicht so viel Aufmerksamkeit erregen.

Haye und Chisora haben sich wie die letzten Schlägern benommen und haben SKY reichlich PPV Einnahmen beschert. Insofern denke ich nicht, dass man hier wirklich nur Saubermänner will. Im Gegenteil. Es traut sich nur keiner, mal andere Wege zu versuchen.

Jein, Hierzulande ist die allgemeine Verbindung zu Haye und Chisora wohl eher über die Klitschkos entstanden und ein Teil der Sky PPV-Verkäufe ist darüber zu erklären. Ohne diese Verbindung wären es hierzulande fast nur Boxfans gewesen, die das gekauft hätten. In Großbritannien ist das aus lokalen Gründen natürlich eine ganz andere Nummer.
 
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Rocco

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Ich will hier kein Hernandez-Bashing betreiben, aber womit lockt dieser Boxer als Musterbeispiel Zuschauer vor den Fernseher und in die Halle?

Das frage ich mich ehrlich gesagt auch. Ich würde nicht hingehen, ebenso wenig wie zu einem Zbik. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Hernandez genug Leute zieht um Headliner bei Sauerland zu sein.

Ebenfalls mit Verlaub, Dir sollte schon klar sein, dass Deine nachvollziehbaren persönlichen Präferenzen zwar hier auf fruchtbaren Boden stoßen, im Allgemeinen aber eher eine Mindermeinung darstellen.

Natürlich, hier sind ja Leute versammelt, die sich deutlich mehr für die Materie interessieren als der 0815-Zuschauer. Darüber könnte man aber endlos diskutieren. Ali war genau genommen auch ein arrogantes *********. Allgemein und zu seinen Gegnern. Trotzdem hatte er die Balance immer irgendwie gehalten die ihn heute in einem ruhmreichen Licht erscheinen lässt.

Schon alleine deshalb werden seine jetzt erhobenen Vorwürfe kaum wahrgenommen, während die gleichen Einblicke in das Boxgeschäft, ausgesprochen von Henry Maske, ganz andere Wirkung entfalten würden.

Ich glaube nicht dass Maske lange so ausgebufft wie Öner ist, sonst wäre er heute selber Promoter und/oder hätte ein Gym aufgemacht und wäre nicht McDonalds-Franchisenehmer. Allerdings ist er schlau genug, das zu wissen im Gegensatz zu einem Rocky.

Öner ist vom Grundsatz - verglichen mit anderen - in seiner Art schon mal einfach nur tumb und überhaupt nicht witzig.

Trotzdem wirst Du zugeben müssen, dass Leute wie Klitschko I und II, Tyson, Huck und Abraham die Massen deutlich mehr begeistern durch ihre Art zu boxen. Das ist wieder der Punkt warum Murat, Britsch und Hernandez dafür nicht das Zeug haben. An Hernandez' Stelle hätte heute auch Frenkel stehen können.
 

Omega

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Haye und Chisora haben sich wie die letzten Schlägern benommen und haben SKY reichlich PPV Einnahmen beschert. Insofern denke ich nicht, dass man hier wirklich nur Saubermänner will. Im Gegenteil. Es traut sich nur keiner, mal andere Wege zu versuchen.

Echt? Wieviel haben denn den Kampf in Deutschland gebucht? Das einzige Gerücht, das ich dazu gefunden habe, war "vierstellig" was einen großen Spielraum lässt, bei 25 € aber max. 249.975 € als Einnahme errechnen lässt. Davon wird nach Abzug der Kosten nicht viel für sky übrig geblieben sein.

der Unterschied zwischen Maske und den Klitschkos im Gegensatz zu dem Rest (mehr oder weniger) ist, dass die Erstgenannten ganz viele verschiedene Zuschauer aktivieren konnten:

1. Die Boxfans
Grundsätzlich einfach, da (einigermaßen) gut- bis hochklassige Kämpfe im Fernsehen in guter Qualität gezeigt werden.

2. "alte" Boxevent-Fans
Auch nicht so schwierig, nur muss da der "Glamour"-Effekt des WM-Kampfes oder wenigstens auf dem Weg dahin vorhanden sein

3. "neue Event-Fans"
Die wurden in Deutschland erstmalig seit Schmeling angesprochen und gebündelt und durchs Fernsehen multipliziert. Ältere Frauen = Schwiegersohntyp, junge Frauen = "starker Mann", ältere Männer "gute alte Zeiten und so habe ich auch mal gehauen", jüngere Männer "gucken auch Frauen und geile Schnecken im Fernsehen".

Davon profitieren auch heute noch die nächsten Generationen, aber die Bündelung wird kleiner. Zudem waren oben genannte auch insgesamt medienkompatibel, so dass sie immer präsent sind. Das hat sogar ein Schutz ganz gut hingekriegt, aber heute doch (abgesehen von den Klitschkos) keiner. Einem Sturm hätte es vielleicht noch gelingen können, aber auch er hat es nicht geschafft. Ein Abraham z. B. ist viel zu introvertiert und daher nicht medientauglich.
 
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Roberts

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Trotzdem wirst Du zugeben müssen, dass Leute wie Klitschko I und II, Tyson, Huck und Abraham die Massen deutlich mehr begeistern durch ihre Art zu boxen.

Tyson begeisterte durch seine Art zu boxen und durch seine Skandale war er zusätzlich interessant. Letzeres hat hier in Deutschland sicherlich mehr Auswirkung auf die Wahrnehmung durch die Allgemeinheit als seine außergewöhnlichen sportlichen Leistungen.

Meine These ist eben, dass es keine homogene Gruppe ("die Leute") der Zuschauer gibt, die alle die gleichen Präferenzen haben und durch die gleichen Dinge begeistert werden können. Die Art zu boxen ist dabei unter Umständen sogar für einen großen Teil der Zuschauer ein eher nachrangiges Kriterium.
 

Omega

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Tyson begeisterte durch seine Art zu boxen und durch seine Skandale war er zusätzlich interessant. Letzeres hat hier in Deutschland sicherlich mehr Auswirkung auf die Wahrnehmung durch die Allgemeinheit als seine außergewöhnlichen sportlichen Leistungen.
Hat nicht das Interesse durch die Skandale deutlich abgenommen? Kleinere Skandale werden ja noch verziehen, aber irgendwann kippt die Sympathie. Und gerade Boxen funktioniert ja nur, wenn man jemanden über einen längeren Zeitraum gewinnen sehen will. Ist er unsympathisch und gewinnt, schaut man eher nicht zu.
 
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Ray

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Hat nicht das Interesse durch die Skandale deutlich abgenommen? Kleinere Skandale werden ja noch verziehen, aber irgendwann kippt die Sympathie. Und gerade Boxen funktioniert ja nur, wenn man jemanden über einen längeren Zeitraum gewinnen sehen will. Ist er unsympathisch und gewinnt, schaut man eher nicht zu.

Sympathie ist aber auch nicht alles ,betrachten wir z.B Mayweather und das Zuschauerinteresse was er generiert.Ich glaube kaum das alle ihn sympathisch finden...
 

Roberts

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Hat nicht das Interesse durch die Skandale deutlich abgenommen? Kleinere Skandale werden ja noch verziehen, aber irgendwann kippt die Sympathie. Und gerade Boxen funktioniert ja nur, wenn man jemanden über einen längeren Zeitraum gewinnen sehen will. Ist er unsympathisch und gewinnt, schaut man eher nicht zu.

Schwer zu sagen. Fragt man jemanden auf der Straße nach Mike Tyson (entsprechendes Alter vorausgesetzt), dann werden wohl viele Befragte, die den Namen kennen, wissen, dass er Boxer war. Fragt man dann nach was sie von ihm wissen, wird m.E. die überwiegende Zahl seine Skandale nennen und seine sportlichen Erungenschaften werden in den Hintergrund treten. Bei Boxfans sieht das natürlich ganz anders aus.

Ich halte es für wahrscheinlich, dass damalige Boxfans seine Kämpfe wegen seiner Art zu boxen gesehen haben und die Skandale keine Rolle spielten und andere Zuschauer gerade durch die Skandale angelockt wurden. Sicherlich wird spätestens nach der Ohrenbissnummer auch der ein oder andere frühere Zuschauer sich abgewendet haben, ich vermute aber in einer geringen Zahl. Im Übrigen schauen mittlerweile auch einige bei den Klitschkos zu, um sie endlich mal wieder verlieren zu sehen. Zumindest hier im Forum wird die Zahl anscheinend größer.
 
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Ray

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Im Übrigen schauen mittlerweile auch einige bei den Klitschkos zu, um sie endlich mal wieder verlieren zu sehen. Zumindest hier im Forum wird die Zahl anscheinend größer.

Was aber irgendwo natürlich ist wenn die Champions, nicht richtig gefordert werden...dann kommt Langeweile auf. Dieses Problem hatten schon andere HW Champions davor

Ich denke wenn die Klitschkos richtig wettbewerbsfähige Gegner hätten,würden die Zuschauern auch nicht umschwenken
 
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