Eine durchaus interessante neue Boxwoche erwartet uns. Wir haben ein deutsches Auswärtsspiel in Frankreich. Dazu gleich zwei größere deutsche Events mit internationaler Übertragung (ESPN und Fite). Unter der Woche gibt es noch den Titelkampf aus Japan. Das größte Event dürfte jedoch die Golden Boy-Card auf DAZN werden. Auf geht´s!
Mittwoch, den 13.07.2022
Kazuto Ioka (28-2) vs. Donnie Nietes (43-1-6) Superfliegengewicht
Die neue Boxwoche beginnt in Japan, Tokio um genauer zu sein. Veranstalter ist Shisei Promotions. Es handelt sich im Hauptkampf um ein Rematch, im Dezember 2018 gab es schon jenes Aufeinandertreffen, damals konnte sich Nietes über die Punkte durchsetzen. Was ist nun 3,5 Jahre später von dieser Paarung zu erwarten?
Ioka ist in der Zwischenzeit sicherlich nicht schwächer geworden. Im Dezember 2020 gab es beispielsweise einen überzeugenden Sieg über Landsmann Kosei Tanaka. Gegen Nietes wird er nun auch seinen WBO-Weltmeistertitel verteidigen. Übrigens ist das nicht sein erster Gürtel. Er ist Weltmeister in vier verschiedenen Gewichtsklassen (gewesen). Minimum, Halbfliegen, Fliegen - und nun Superfliegengewicht. Eine beeindrucke Bilanz. Um die einzige Niederlage von Nietes zu finden, muss man einen großen Schritt zurückmachen. Im September 2004 war sie tatsächlich, damals gegen einen gewissen Angky Angkotta in Indonesien. Angotta ist mit fast 3 KG Übergewicht in den Kampf gegangen und hat sich im Heimatland eine SD gesichert. Gefühlt wurden da alle Register gezogen um Nietes irgendwie eine Niederlage reinzudrücken. Ansonsten wurde es seit dem großen Erfolg über Ioka im Jahr 2018 ziemlich still um Nietes. Es gab noch zwei wenig überzeugende Auftritte in Dubai. Zuletzt im Dezember 2021 auf einer Probellum-Veranstaltung gegen Norbelto Jimenez. Das war ein relativ enger Kampf der mir dadurch im Bewusstsein blieb, dass Jimenez annahm, 12 Runden zu gehen, derweil war der Kampf nach 10 Runden beendet. Irgendwo verschenkte er somit die große Schlussoffensive.
Jedenfalls sah Nietes in dem Kampf nicht gerade weltmeisterlich aus, eher alt. Und welch Wunder, der Mann ist schon 40 Jahre alt, was in den niedrigeren Gewichtsklassen eine Menge Holz darstellt. Ioka wird sicherlich besonders motiviert sein die damalige Niederlage zu revanchieren. Die Vorzeichen sprechen definitiv für Ioka, allerdings hat Nietes einfach die Erfahrung um Kämpfe eng zu gestalten. Zudem hat er es schon einmal geschafft Ioka zu besiegen, wieso nicht zum krönenden Abschluss seiner Karriere ein weiteres Mal?
Daigo Higa (17-2-1) vs. Froilan Saludar (32-5-1) Bantamgewicht
Higa ist Ex-Weltmeister. Im Mai 2017 konnte er im Fliegengewicht den Titel gegen Juan Hernandez Navarrete gewinnen. Zuvor hat er in Thailand Jakrawut Majungoen geschlagen. Durchaus ein guter Mann, aber das Niveau konnte nicht wirklich gehalten werden. Im April 2018 verlor er gegen Cristofer Rosales vorzeitig, hat es im Vorfeld des Kampfes auch nicht geschafft das Gewicht zu bringen. Seitdem versucht er es im Bantamgewicht, die großen Erfolge blieben aus. Zuletzt gab es gegen den 3-0 Mann Ryosuke Nishida eine wohl eindeutige Niederlage. Ich kenne Nishida nicht, aber er scheint kein Elite-Amateur gewesen zu sein, von daher ist das schon enttäuschend für Higa. Seine besten Jahre scheinen vorbei zu sein.
Froiland Saludars letzten Kampf habe ich im Dezember vergangenen Jahres in Australien gesehen, da wurde er ziemlich entspannt von Andrew Moloney ausgepunktet. Die ersten beiden Runden hielt er noch gut mit, danach war nichts mehr zu holen für das Fräulein. Nun liegt die ganz leichte Spannung wohl darin, dass Higa nicht mehr das Niveau von Moloney aufweisen kann. Von daher würde ich Saludar hier etwas mehr Chancen vielleicht einräumen, aber der Kampf haut natürlich jetzt nicht vom Hocker.
Hayato Tsutsumi (Debüt) vs. Jhon Gemino (23-13-1) Federgewicht
Die gesamte Undercard ist jetzt nicht überragend, die Ansetzung finde ich noch am interessantesten. Tsutsumi war ein sehr guter Amateuerboxer. So konnte er 2016 die Junioren-Weltmeisterschaft gewinnen, hat dort u.a. die deutsche Nachwuchshoffnung Hamsat Shadalov bezwungen. Bei der vergangenen Weltmeisterschaft 2021 in Belgrad hat er dann den Elite-Amateur Lazaro Alvarez in der ersten Runde bezwungen. Alvarez ist dreifacher Weltmeister gewesen, dazu dreifacher Medaillensieger bei den olympischen Spielen. Die Erwartungshaltung ist somit eine ziemlich große, dies merkt man auch beim Aufbau.
Gemino konnte schon zahlreiche gute Siege einfahren. Natürlich stehen dann immer wieder auch Niederlagen auf der anderen Seite, aber die Erfolge wechseln sich konstant ab. Im November 2019 war er beispielsweise siegreich über den ungeschlagenen Arnold Alejandro im MGM Grand. Besonders erfolgreich war er im Jahr 2016, wo er tolle Auswärtserfolge gegen Toto Helebe (Südafrika) und Toka Khan Clary (USA) einfuhrt. Gemino ist sicherlich ein Top 100 man, an guten Tagen vielleicht auch Top 50. Seine Niederlagen stehen zumeist gegen sehr gute Leute im Rekord, davon war niemand ein unerfahrener Profiboxer. Spannende Paarung als für Tsutsumi, der seine Veranlagung direkt unter Beweis stellen muss.
Gustave Tamba (17-1) vs. Nick Hannig (10-1-1) Supermittelgewicht
Eine Veranstaltung aus Frejus, Frankreich. Veranstalter könnte einfach direkt der französische Boxverbrand sein. Zu sehen gibt es das auf Fightnation, im Abo für 5€ im Monat. Und diese 5€ würde ich zwingend raten zu investieren, denn der Hauptkampf hat es richtig in sich. Es handelt sich hierbei erneut um ein deutsches Auswärtsspiel, gekämpft wird um den EM-EU Titel der Version EBU. Das ist sozusagen die Eintrittskarte zum EM-Kampf. Erneut ein mitunter deutscher Hauptkampf, erneut eine große Aufgabe. Doch ich bin ziemlich zuversichtlich, dass wir hier kein zweites Bösel oder Kölling erleben werden.
Nick Hannig ist Feuerwehrmann, wenn er allerdings nicht auf der Drehleiter steht, so boxt er sich gegen die besten Boxer der Welt. Dies tat er auch ziemlich erfolgreich. In nur 9 Profikämpfen konnte er schon Siege über die renommierten Boxer Ryan Ford und Ryno Liebenberg einfahren. Das ist für das aktuelle deutsche Boxen schon ein ziemlich gutes Niveau. Die Karriere hätte so richtig beginnen sollen, doch die Pandemie hat es verschleppt. Im Mai vergangenen Jahres hat er auf einer Petkovic-Veranstaltung in Belgrad den ungeschlagenen Ralfs Vilcans geboxt… und verloren. Nun hat sich Vilcans rückblickend als ziemlich starker Gegner entpuppt, so wirklich auf dem Schirm hatte man das im Vorfeld vielleicht nicht. Das war sicherlich ein großer Dämpfer, mit Mitte 30 läuft auch die Zeit davon. Nun soll Alles besser werden. Hannig ist eine Gewichtsklasse abgestiegen, kämpft nun im Supermittelgewicht, was sich dienlich zeigen sollte. Zudem hat er mit SES einen neuen starken Promoter im Rücken. Und wenn SES eines kann, dann gute Auswärtskämpfe für ihre Boxer zu beschaffen.
Tamba wird vermutlich als Favorit in den Kampf gehen. Alleine der Fakt eines Heimspiels lässt darauf schließen. Er hat früh in seiner Karriere eine Niederlage hinnehmen müssen, ansonsten blieb er ungeschlagen. Im April dieses Jahres hat er den Italiener Dragan Lepei in Runde 2 gestoppt und sich so den EM-EU Titel gesichert, dies ist seine erste Titelverteidigung. Ich wünsche es Hannig einfach, dass er einen großen Kampf liefert, dieses Ausrufezeichen setzt und das deutsche Boxen im Ausland hochhält. Rein sportlich betrachtet ist das für mich eine ziemliche 50/50-Angelegenheit, ob es über die Punkte aber in Frankreich ausreicht? Fraglich. Das Ziel für Hannig lautet wohl die Europameisterschaft, es wäre ein toller Abschluss einer sehr guten Profikarriere. Für mich ist das hier einer der besten Kämpfe dieser Woche.
Donnerstag, den 14.07.2022
Quinton Randall (9-0-1) vs. Ivan Pandzic (14-1-1) Weltergewicht
Eine Veranstaltung von Roy Jones Jr., gekämpft wird im Yakama Legends Casino von Toppenish, USA. Diese Veranstaltung gibt es im UFC Fight Pass zu sehen, deshalb nehme ich sie mit auf.
Randall war ein ziemlich guter Amateuerboxer, bei den Profis lief es auch ordentlich an. Das eine Unentschieden gab es in Mexiko, dort erfolgte in Runde 2 ein Kopfstoß wodurch der Kampf nicht fortgeführt worden konnte. Ansonsten hat Randall alles gewonnen. Ziemlich technischer Typ, die Schlagkraft ist jedoch nicht wirklich vorhanden. Pandzic ist ein ziemlicher Krake mit 1,91m im Weltergewicht. Ansonsten hat er auch einen Amateuerbackground, obschon nicht so eindrucksvoll wie Randall. Boxen dürfte er schon können, dazu eben diese physischen Parameter. Die eine Niederlage hat er gegen Mark Dawson vor einem Jahr hinnehmen müssen, die Scorecards waren ziemlich eng. Randall hingegen würde ich allerdings nicht schwächer als Dawson einstufen wollen. Kurzum: Es wird sehr schwer für Pandzic werden, allerdings kann er vielleicht den Kampf enger gestalten.
Die restliche Undercard schaut zumindest numerisch ganz okay aus. Das ist eben mehr eine Prospect-Veranstaltung hier. Wer schlaflos in der Nacht auf Freitag ist, kann sich hier eine solide Veranstaltung anschauen.
Freitag, den 15.07.2022
Austin Trout (34-5-1) vs. Florin Cardos (21-3) Superweltergewicht
Eine Veranstaltung von Legacy Sports Management, gekämpft wird in der Historischen Stadthalle Wuppertal. Das ist eine unglaublich reizvolle Location, somit alles angerichtet für einen großartigen Abend. Kleines Manko, die Card hat sich im Vorfeld massiv verändert. Trout soll wohl den Hauptkampf bestreiten, ursprünglich war auch ein anderer Gegner angesetzt, Cardos ersetzt jenen. Auch auf der Undercard gab es Bewegung, Hüseyin Cinkara hätte einen Titelkampf machen sollen. Über Instagram hat er mir geschrieben, dass durch Corona der Kampf verschoben werden muss. Ebenfalls sollte Mike Perez kämpfen, der Kampf wird ebenfalls nicht stattfinden. Was findet allerdings statt?
Austin Trout soll in Deutschland kämpfen. Das ist für mich schon eine Nachricht/Erwähnung wert. Trout war vor einigen Jahren sicherlich ein absoluter Topboxer von Weltformat. Man denke an den Cotto-Fight zurück, auch gegen Canelo hat er überragend geboxt. Sehr schneller, technischer Mann, leider fehlte es manchmal etwas an Härte/Physis für die ganz großen Erfolge. Zugegebenermaßen ist das alles schon ein paar Jährchen her, das Leistungsniveau wird sicherlich nicht mehr beibehalten werden können. Das macht sich vielleicht auch bei der Promotion bemerkbar. Anstatt bei der PBC sein Glück zu versuchen, hat er sich dem Düsseldorfer Legacy Sport Management angeschlossen. Nach einigen Dubai-Fights folgt nun die Weltstadt Wuppertal, wie schön.
Cardos ist zumindest ehemaliger EM-EU Titelträger. Ist dann allerdings im November 2018 in Deutschland gegen Timo Schwarzkopf KO gegangen. Das ist jetzt kein würdiges Empfehlungsschreiben. Es bedarf einer Menge Fantasie um den Kampf gegen Trout ausgeglichen zu sehen, wir versuchen es einfach Mal. Trout galt nie als Puncher, vielleicht könnte das eine Chance für Cardos sein. Ansonsten hat er damals gegen Steve Jamoye einen wirklich guten KO gelandet. Cardos verfügt also auch über die Lucky Punch-Chance. Wenn das jetzt kein 5 zu 95 Kampf ist, dann weiß ich es auch nicht! Vermutlich wird sich Trout durchsetzen, aber den Ami in Deutschland bei der Boxkunst zu verfolgen, ist kein schlechtes Los.
Ramona Graeff (3-0) vs. Alys Sanchez (17-7-1) Superfedergewicht
Sportlich deutlich interessanter sollte diese Paarung werden. Das ist übrigens ein Eliminator, die Siegerin darf die Weltmeisterin Hyun Mi Choi herausfordern. Mi Choi ist bei Matchroom/DAZN, wer weiß. Vielleicht landet man dann auf einer großen DAZN-Card mit dem Weltmeisterschaftskampf, spannend!
Nicht minder spannend ist die Paarung an sich. Graeff hat eine gute Amateuerkarriere hinter sich gebracht, obschon sie nicht zur Elitespitze gehörte. Viel Arbeit steckt dahinter, nur über Talent kommt sie nicht. Bei den Profis hat sie erst 3 Kämpfe bestritten, kriegt nun ihre große Chance demnächst um die Weltmeisterschaft zu boxen. Viel Druck also lastet auf die junge Deutsche. Zuletzt gab es immerhin einen ordentlichen Erfolg über Anisha Basheel in Dubai, völlig ungetestet geht sie also nicht in den Kampf. Sanchez hat hingegen schon deutlich mehr anzubieten. Sie ist ehemalige Weltmeisterin der WBA. Konnte sich den Titel 2017 gegen Liliana Palmera sichern in Kolumbien. Gleich 3x kämpfte sie gegen Kolumbianerin, 2x erfolgte ein SD-Urteil. In mehreren Weltmeisterschaftskämpfen stand sie im Ring, teilweise wirklich gegen die besten Frauen die man nur herausfordern kann. Sie blickt auf eine lange Karriere zurück, seit 2006 ist die Profiboxerin, dennoch mit 35 Jahren noch nicht zu alt. Die Erfahrung spricht definitiv für Sanchez, das wird eine große Herausforderung für Graeff.
Das könnte vielleicht der mitreißendste Kampf der Veranstaltung werden. Die erfahrene Sanchez, die in zahlreichen großen Kämpfen stand, noch einmal in ihrer Karriere um die Weltmeisterschaft boxen möchte. Auf der anderen Seite Graeff, die noch ziemlich unerfahren im Profibereich daherkommt, dennoch auf eine intensive Amateuerkarriere zurückblickt. Sie hat ein Heimspiel, sie ist jünger, unverbrauchter, technisch vielleicht etwas feiner. Interessanter Kampf.
Uwel Hernandez (13-1) vs. Kamer Maloku (16-2) Supermittelgewicht
Gekämpft wird um einen Continetal-Titel der WBA. Auf dem Papier sicherlich auch eine durchaus spannende Ansetzung. Ich sah jedoch beide wohl noch nie. Hernandez hat überwiegend in Bayern gekämpft, seiner Heimat kann wohl sagen. Ursprünglich kommt er aus Kuba, lebt allerdings in München. Das sieht man folglich auch an den jeweiligen Austragungsorten der vorherigen Kämpfe. Die wirklichen Namen hatte er noch nicht in seiner Karriere, einzig Björn Schicke wäre da hervorzuheben. Gegen jenen verlor er im Jahr 2019 auch nach Punkten.
Maloku musste auch schon das Gefühl von Niederlagen erfahren, allerdings ganz zum Anfang seiner Karriere. Direkt in den ersten beiden Profikämpfen gab es die beiden Niederlagen. Seitdem hat er sich gemacht, der Kampfrekord liest sich jetzt nicht viel schlechter als bei Hernandez. Bei Maloku sind mehr KO´s vorhanden, vielleicht kommt er etwas mehr über die Schlagkraft. Hernandez könnte der etwas mehr über die Technik kommen, ist natürlich auch viel Spekulatius jetzt dabei. Grundsätzlich haben wir einen Kubaner, der in Bayern boxt – einen gebürtigen Kosovaren, der in Baden-Württemberg boxt. Und nun treffen sich beide auf Augenhöhe in Wuppertal... und liefern ein hoffentlich interessantes Duell auf nationalem Niveau. Schöne Sache.
Die restliche Undercard
Da wird noch so einiges geboten! Unser Ex-Weltmeister Firat „der Ewige“ Arslan wird 10 Runden boxen, sein Gegner ist der Argentinier Juan Rodolfo Juarez. Sicherlich eine lösbare Aufgabe für Firat, aber in der ersten Runde sollte Juarez nun auch nicht KO gehen. Bei Firat muss man wissen, er ist inzwischen über 50, da muss man auch etwas aufpassen was die Gegner anbelangt. Jedenfalls ist es toll, dass diese deutsche Boxlegende ebenfalls kämpfen wird.
Mit Agron Smakici kämpft ein interessantes Schwergewicht. Er hat die Vorbereitung beim Team Joshua verbracht, diesen im Sparring für den Usyk-Fight vorbereitet. Sein Gegner ist der Brasilianer Fernando Rodrigo Simoes de Almeida. Kennt man vielleicht vom Kultkampf gegen Gonzalo Omar Basile. Almeida ist kein Überboxer, aber verfügt über Punch. Das wird ein wilder Kampf, sicherlich äußert kurzweilig, wo Almeida die eine Hand ins Ziel bringen möchte.
Mit Jaouad Belmehdi wartet ein Neuzugang aus Frankreich. Ich kenne ihn jetzt nicht, aber er scheint über Potenzial zu verfügen, ansonsten würde man Belmehdi nicht unter Vertrag nehmen. Mit James Chereji wartet auch direkt ein guter Gegner. Hat neulich in Australien gegen Liam Paro verloren, was passieren kann. Ansonsten ungeschlagen, kein uninteressantes Duell, obschon Belmehdi es wohl machen dürfte.
Zuletzt haben wir noch Timo Rost, der sozusagen ein kleines Heimspiel hat. Und was definitiv erwähnenswert ist: Mit Franklyn Dwomoh und Sarah Scheurich haben wir noch zwei interessante Nachwuchstalente die ihr Debüt gegeben.
Arnold Barboza Jr (26-0) vs. Danielito Zorrilla (16-0) Superleichtgewicht
Eine Veranstaltung von Top Rank, gekämpft wird im Pechanga Resort & Casino, Temecula, USA. Und der Hauptkampf liest sich ganz spannend. Wir haben zwei ungeschlagene Boxer, beide wollen den Sprung nach ganz oben schaffen, haben auch schon erste Ausrufezeichen setzen können. Die große Gelegenheit erfolgte aber noch nicht. Zorrilla ist mir leider kein wirklicher Begriff. Ich habe nachgeschaut und 2018 tatsächlich einen Kampf entdeckt, den ich aktiv von Zorrilla gescort habe, das war sein vorzeitiger Erfolg in Runde 2 gegen Dakota Linger. Liest sich nicht schlecht, aber viel weiß ich davon nicht mehr. Ansonsten hat er auf einer Ring City-Veranstaltung einen Sieg über Ruslan Mayiev stehen, der wohl über Hinterkopfschläge endete. Im September 2021 konnte er Jorge Linares-Bezwinger Pablo Cesar Cano KO schlagen.
Von Barboza sah ich hingegen schon deutlich mehr. Im Oktober 2020 hat er Alex Saucedo ziemlich einfach ausgepunktet. Saucedo war zur damaligen Zeit ein ziemlich aufregender Mann. Ich denke insbesondere an sein foty-Kandidaten gegen Leonardo Zappavigna zurück, das war brutal. Damals war ich jedenfalls äußerst überrascht, wie Barboza ihn einfach auspunkten konnte, war Saucedo doch für knallharte Kämpfe bekannt. Im August 2021 gab es dann einen lockeren Punktsieg gegen Antonio Moran. Moran ist ebenfalls ein guter Mann, hatte ebenfalls kaum Chancen. Moran sah ich neulich noch auf Probox, dort nimmt er am Last Chance-Turnier teil. Hat sich dort auch einen wahnsinnig harten Kampf geliefert, wenn ich nun beide Siege mir so anschaue, dann erfolgen die nach einem bestimmten Muster. Moran und Saucedo sind tolle Fighter, aber das sind keine Techniker. Klassische Volumepuncher, sehr starke Nehmerqualitäten, filigranes Boxen findet man dort aber nicht so. Ich würde Barboza jetzt auch nicht als maximalen Techniker betrachten, er hat schon eine gute Workrate, ist aktiv – aber er hat technisch dann schon ein anderes Niveau als die beiden Mexikaner.
Nun stellt sich die Frage, welches Niveau hat Zorilla? Er scheint Punch zu haben, dazu kommt eine ordentliche Amateurkarriere. Das macht es irgendwo auch reizvoll, weil man den Kampf nicht genau vorher einordnen kann. Vom Gefühl her würde ich jedoch Barboza über die Punkte gute Chancen einräumen. Zorrilla wird aber sicherlich mit Powerpunches Feuer reinbringen. Auf der anderen Seite geht es um viel, vielleicht wird das auch ein abwartendes, taktisches Gefecht? Spannend wird es definitiv.
Keyshawn Davis (5-0) vs. Jair Valtierra (16-1) Leichtgewicht
Habe ich schon fast positive Worte für eine Top Rank-Veranstaltung übriggehabt? Nein, das kann nicht sein? Gut, dann blicken wir schnell auf die Undercard, dann sollte sich das wieder ausgleichen. Oh ja, das gleicht sich aus, und wie. Schon ein leidiges Thema, Woche für Woche immer neu serviert.
Davis ist ein Elite-Amateur gewesen, Silber gewonnen bei Oympia in Tokio. Noch zarte 23 Jahre jung, da ist echt Alles möglich. Ursprünglich hat er bei Matchroom unterschrieben, scheint nun den dritten Kampf bei Top Rank zu machen. Wie lange haben die Verträge bei Matchroom inzwischen ihre Gültigkeit, maximal ein Jahr? Unglaublich. Davis ist ein Mann den man auf der Rechnung haben muss, das kann ein zukünftiger Weltmeister werden. Valtierra hat solch einen Background nicht, dafür mit 20 Jahren schon einiges an Profierfahrung. So steht beispielsweise schon ein guter Sieg gegen Cesar Soriano Lozada im Kampfrekord. Schlecht ist Valtierra nicht, obschon er im letzten Jahr etwas überraschend gegen Alberto Ruiz Ibarra KO ging. Davis wird hier klarer Favorit sein, für den sechsten Profikampf ist das aber ein solider Gegner.
Ansonsten boxt noch die Schwergewichtshoffnung Richard Torrez Jr, sein Gegner hat allerdings kein wirkliches Format.
Samstag, den 16.07.2022
Hamzah Sheeraz (15-0) vs. Francisco Emanuel Torres (17-3-1) Mittelgewicht
Eine Veranstaltung von Frank Warren, gekämpft wird in der Copper Box Arena, London. Eine deutsche Übertragung wird es wohl wie immer nicht geben. Der Hauptkampf dürfte folgende Paarung sein. Sheeraz ist noch relativ jung, 23 Jahre um genau zu sein. Hat seine step ups zumeist dann auch konsequenterweise vorzeitig gestoppt, gutes Anzeichen jedenfalls um mehr zu erreichen. Seinen vorletzten Kampf gegen Bradley Skeete sah ich, da hatte er allerdings massive Probleme mit Skeete. Dazu sollte erwähnt sein, Skeete ist auch unangenehm zu boxen, ziemlicher Stinker. Dennoch sah Sheeraz in vielen Runden nicht gut aus, konnte die Power nur selten an den Mann bringen.
Unbesiegbar scheint er nicht zu sein, dafür hat er Power und eine sehr gute Physis. 1,91m im Mittelgewicht sind schon eine Ansage. Torres kommt aus einem echten Achtungserfolg. Im November 2021 holte er in den USA ein Unentschieden gegen Jose Benavidez Jr. Hätte man im Vorfeld wohl auch nicht so gedacht. Davor gab es auch schon 1-2 solide Erfolge in Argentinien. Torres scheint kein Puncher zu sein, boxen kann er aber wohl. Auswärts in England wird es natürlich äußerst schwer auf den Scorecards, aber vielleicht verfügt Torres über die benötigten Instrumente um Sheeraz erneut nicht gut aussehen zu lassen.
Lennox Clarke (20-1) vs. Mark Heffron (27-2-1) Supermittelgewicht
Ein Kampf u.a. um die britische Meisterschaft sowie dem Commonwealth-Titel. Die Titel hat Clarke gegen Willy Hutchinson gewonnen, was sein mit Abstand bester Karrieresieg bedeutete. Ansonsten hatte er im November 2019 gegen Lerrone Richards das Nachsehen gehabt, welcher im Nachgang ja IBO-Champ nun wurde. Kann schon Mal passieren, Richards ist sehr flink. Einen Kampf von Clarke sah ich noch nie, kann dazu nichts wirklich mehr schreiben.
Von Heffron sah ich ebenfalls noch nie etwas. Hat sich an Denzel Bentley erfolglos versucht, das ist kein Beinbruch. Bentley gefiel mir neulich gut bei der Channel5-Veranstaltung von Wasserman Boxing. Dezember 2018 ging er gegen Liam Williams KO. Für die Weltspitze reicht es definitiv nicht bei Heffron, aber die Weltspitze dürfte Clarke nicht darstellen. Juni 2018 findet sich noch ein Sieg über Andrew Robinson, das liest sich gut. Das sind eben alles Warren-Rekorde. Viel Rot, wenig Qualität auf der Seite der Gegnerschaft. Was man positiv hervorheben kann, die Paarung scheint ziemlich ausgeglichen zu sein. Der Kampfrekord von Heffron sagt mir etwas mehr zu, aber wie schon zuvor erwähnt, ich sah beide noch nie. Daran wird sich am Samstag auch nichts ändern.
Ansonsten boxt noch Nick Ball der im Wembley Stadion gegen Isaac Lowe ziemlich gut ausschaute. Lowe hatte allerdings auch einen verflucht großen Cut, das spielte hinein. Dennoch, hübscher Erfolg. Sein Gegner lautet Nathanael Kakololo, boxte überwiegend in Namibia. Habe ich noch nie gesehen, würde von Kakololo auch nicht zu viel erwarten. Es gibt noch ein ungeschlagenes Propsect-Duell zwischen Masood Abdulah und Tinko Banabakov. Beides sind ordentliche Amateure gewesen. Banabakov holte Mal Bronze bei einer EM. Liest sich ziemlich nett. Die restliche Undercard ist absurd schlecht.
Michael Eifert (10-1) vs. Adriano Sperandio (14-1) Halbschwergewicht
Eine Veranstaltung von SES Boxing, gekämpft wird im Maritim Hotel Magdeburg. Ein Hauch von Las Vegas inmitten von Deutschland, was wünscht man sich mehr? Nicht nur im MDR wird es übertragen, selbst ESPN wird die USA damit bereichern. Bei früheren Veranstaltungen waren immer einige bekannte Persönlichkeiten bei solchen Abenden unterwegs. Wenn die Kämpfe passen, warum nicht? Der Hauptkampf passt schon ganz gut.
Eifert kennt der nationale Boxfan wohl von seinen Kämpfen gegen Tom Dzemski. Den ersten Kampf verlor er durchaus umstritten, den zweiten wiederrum gewann er dann. Was man Eifert durchaus konstatieren kann, er steigert sich von Jahr zu Jahr – von Kampf zu Kampf. Es stellt sich natürlich die Frage, wie viel Potential ist wirklich vorhanden, wie weit kann man das ausreizen? Aber bislang läuft der „Diesel“ ziemlich gut an. Was insbesondere für Eifert spricht, er hat einen wirklich attraktiven Boxstil. Er boxt offensiv, mit viel Energie, das kommt gut an. Er kann die Zuschauer von sich durchaus begeistern, was ihm jetzt bei SES schon Hauptkämpfe beschert, feine Sache. Sein Gegner finde ich nun auch nicht schlecht. Er ist älter, hat eine gute Amateurerfahrung, beispielsweise über 100 Kämpfe, nahm u.a. an der World Series of Boxing teil. Bei den Profis läuft es auch gut an. Im Mai 2019 hat er seine einzige Niederlage in Serbien gegen Marko Nikolic stehen. 2x 94-96 und einmal 95-96 in Serbien muten jetzt nicht so schlecht an. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hätte er den Kampf in Italien bekommen. Er holte im Nachgang die italienische Meisterschaft. Zuletzt boxte er im Juli 2021 gegen Stefano Abatangelo, hat diesen Kampf nach Punkten auch gewonnen. Abatangelo steht zum Beispiel bei Boxrec auf Nummer 63 der Welt, das ist schon ein gutes Niveau.
Sperandio kommt definitiv über das Technische eher, seine KO-Quote mit 13,33 % muten auch nicht bedrohlich an. Dennoch kann er ein äußerst unangenehmer Gegner für Eifert werden. Er hat bislang lediglich Dzemski geboxt. Solider junger Mann, den Italiener würde ich aber noch etwas stärker einordnen wollen mit der Erfahrung + Background. Auf der anderen Seite hat Eifert die benötigte Energie um im Heimspiel auch die Punktrichter auf seine Seite zu ziehen. Ist jedenfalls eine gute Ansetzung für den 12. Profikampf Eiferts.
Tom Dzemski (19-1) vs. Alexander Lorch (7-0) Halbschwergewicht
Ein Kampf um die deutsche Meisterschaft der Version BDB. Finde ich gut, als jüngerer deutscher Boxer auch diesen Weg zu gehen. In Japan oder UK zeigt man ja, wie prestigeträchtig solch ein Titel sein kann. Tom Dzemski fand oben schon Erwähnung. Sein Vater ist sozusagen der Cheftrainer bei SES und den jeweiligen Talenten. Er coacht natürlich auch dessen Sohn Tom. Ich muss sagen, wirklich überzeugen konnte mich Dzemski noch nicht. Gegen Eifert verlor er dann neulich auch ziemlich verdient. Der Weg über eine nationale Meisterschaft scheint zumindest ein vernünftiger vorerst zu sein.
Lorch ist ein Ersatzgegner, derweil aber keine so uninteressante Personalie. Beruflich ist er Elektroniker, mit dem Boxen aber tief verwurzelt. Sein Vater ist die „saarländische Boxikone“ Uwe Lorch. Das soll in der Region durchaus ein ziemlich populärer Boxer gewesen sein. Weiterhin ist er dem Boxsport erhalten geblieben als Ring + Punktrichter. Dzemski hat natürlich durch SES die besseren Voraussetzungen. Bei Lorch ist der Kampfrekord völlig leer, das hat einen Wundertüten-Charakter. Dzemski muss hier Favorit sein, aber völlig abschreiben würde ich da Lorch nun auch nicht. Ein paar Testungen im Vorfeld wären aber gut gewesen. Immerhin ging er im August letzten Jahres mal 8 Runden.
Hugo Micallef (2-0) vs. Mauro Loli (7-3) Superleichtgewicht
Hugo Micallef soll er erste Profiboxer von Monte Carlo sein. Wer von Monte Carlo stammt, der fühlt sich im glamourösen Maritim Hotel von Magdeburg sicherlich ganz heimisch. Man kann durchaus bei Micallef von einer nationalen p4p Nummer 1 sprechen. Amateurerfahrungen konnte er auch schon sammeln, so findet sich u.a. ein Sieg über den Amerikaner Delante Johnson in der Vergangenheit. Das liest sich ganz gut soweit. Loli ist Italiener, hat ausnahmslos auch in Italien geboxt. Gegen die besseren Gegner verlor er, teilweise aber auch knapp. Schlecht ist er scheinbar nicht, dazu als southpaw vielleicht etwas unangenehm. Für den dritten Profikampf ist das eine solide Herausforderung für Micallef.
Die restliche Undercard
Leider ist die Fightcard noch ziemlich unbestimmt. Nina Meinke wird einen Aufbaukampf bestreiten nach ihrer WM-Niederlage in Dänemark. Ansonsten boxen die beiden Nachwuchshoffnungen Hamsat Shadalov und Paul Wall. Gerne denke ich ans Tempodrom zurück, wo die Stimmung sehr gut, sie ihre Debüts gegeben haben. Das hat Spaß gemacht. Insbesondere von Shadalov darf man sich viel versprechen, er ist sehr talentiert. Ansonsten haben wir noch Nenad Stancic, der im Leichtgewicht eine gute Rolle spielt und das Schwergewicht Albon Pervizaj. Hier kommt es natürlich auf die Gegnerschaft an, es wäre wünschenswert, wenn da eine gewisse Herausforderung geboten wird. Sofern eine gute Paarung nachträglich aufkommt, füge ich es noch hinzu.
Sena Agbeko (25-2) vs. Winfred Harris Jr (22-1-1) Supermittelgewicht
15th Round Promotions bittet zur Sioux City Fight Night 2. Ich sah den ersten Teil schon, der lief auf Fite. Dort konnte sich Agbeko gegen Apollo Thompson durchsetzen. War eine solide Ansetzung. Ansonsten bleibt zu hoffen, dass der zweite Teil vielleicht ebenfalls auf Fite landet. Das Format ist ziemlich einfach. Leere Undercard trifft auf interessanten Hauptkampf. Scheinbar hat man sich von Frank Warren und Bob Arum inspirieren lassen. Von den Besten lernen… heißt siegen lernen.
Agbeko hat einen eher leeren Rekord, der Thompson-Erfolg war der mit Abstand beste seiner Karriere. Thompson war ein guter Mann, allerdings kämpfte er zuvor 4 Jahre nicht. Was sagt also dieser Sieg aus? Erschwerend kommt hinzu, dass Agebko zeitweise auch nicht gut im Kampf aussah, die Physis machte allerdings hinten heraus den Unterschied wodurch der vorzeitige Sieg noch eingefahren werden konnte. Harris Jr. macht mir allerdings auch nicht den stabilsten Eindruck. Manche seiner Siege lesen sich nicht souverän. Ich glaube, dass er manchmal als a-side profitiert hat. Sein nennenswertester Gegner dürfte Vaughn Alexander gewesen sein. Der Kampf ging Unentschieden aus, Alexander kam mit dem Rekord von 15-6 in den Ring, verlor 4 seiner letzten 5 Kämpfe. Ich sah den Kampf nicht, aber vielleicht war das Unentschieden schon schmeichelhaft für Harris Jr.
Das ist durchaus ein interessanter Kampf, weil man beide Boxer nur schwer einordnen kann. Agbeko lebt von seiner Physis, ist technisch nun kein Überboxer. Harris Jr. ist physisch auch stark, könnte eher über das technische Boxen kommen, tat dies aber zeitweise nicht überzeugend. Da Agbeko erneut in Siox boxt, könnte das ein Heimspiel für ihn bedeuten. Vielleicht hat man kluges Matchmaking bewiesen… und mit Harris Jr. sich ein gutes Match herausgepickt welches Agbeko liegen könnte.
Ryan Garcia (22-0) vs. Javier Fortuna (37-3-1) Leichtgewicht
Eine Veranstaltung von Golden Boy Promotions, folglich auf DAZN zu sehen. Gekämpft wird im Staples Center, Los Angeles. Tatsächlich haben wir auch Mal ein solides Event von Oscar de la Hoya im DAZN-Angebot. Im Hauptkampf erwartet uns Ryan Garcia. Er ist vielleicht das größte Zugpferd bei Golden Boy, zumindest hat er das größte Potential durch seine Reichweite usw. Er generiert einfach massiv viel Aufmerksamkeit, wenn es sportlich passt, er weiter gute Siege holt, dann kann er zum absoluten Megastar avancieren. Das Problem hierbei, hinter seiner Personalie verbergen sich so einige Fragezeichen, deshalb ist jeder weitere Schritt irgendwo auch spannend in seiner Karriere.
Angefangen hat es mit dem Luke Campbell-Fight. Er hatte massive Schwierigkeiten, war im Kampf auch am Boden. Als der vorzeitige Sieg noch glückte, waren die Emotionen fast überwältigend. Ein massiver Druck entlud sich. Dieser durchgehende Druck verändert auch einen Menschen, so soll Garcia ebenfalls über psychische Probleme gelitten haben/leiden. Das führte gewissermaßen zu einer Zwangspause. Vom Team Reynoso trennte man sich, da wurde der sensible Ryan wohl doch zu hart rangenommen. Mit Spannung wurde dann sein kleineres Comeback erwartet gegen Emmanuel Tagoe im April. Das war unter dem Strich eine ziemlich langweilige Veranstaltung. Dazu muss man sagen, dass Tagoe womöglich auch ein etwas undankbarer Gegner war. Dennoch, Garcia war in den ersten Runden ziemlich dominant, schleppte dann Tagoe noch über die vollen 12 Runden, war nicht weltbewegend. Was man im Kampf sah, er versuchte es häufig mit einzelnen, spektakulären Händen. Das sehe ich als großes Manko bei Garcia. Immer auf der Suche nach der einen spektakulären Hand die auf TikTok dann viral gehen kann. Das mag gegen schwächere Gegner zwar funktionieren, aber im absoluten Elite-Segment kommt es gerade auf die fundamentals an, die sehe ich bei ihm viel zu selten. In der Vorbereitung kursierten Bilder von Garcia, die ihn äußerst physisch zeigten. Richtig bullig wirkte der junge Mann, da bin ich auf die Waage am Wochenende gespannt.
Fortuna hingegen kennt man natürlich. Ist ein guter Mann, kann auch ziemlich explosiv sein. 2018 gab es gegen den IBF-Weltmeister Rober Easter Jr. noch eine sehr knappe Niederlage. Im Nachgang folgten noch ordentliche Siege, z.B gegen Sharif Bogere wodurch ich Fortuna leicht gehypt habe zum Kampf gegen Joseph Diaz im Juli letzten Jahres. Den Kampf sah ich im Vorfeld durchaus enger… weil Fortuna eben über Qualitäten verfügt, Diaz hat es allerdings ziemlich überzeugend gewonnen. Das hat etwas meine Meinung über Fortuna dann gedrosselt. Die Geschichte des aktuellen Kampfes schreibt allerdings Garcia. Wird er gegen Fortuna überzeugen können? Sich auch boxerisch den Dominikaner von der Brust halten? Ansonsten könnte das doch ziemlich ungemütlich werden, denn Fortuna ist sicherlich nach/neben Luke Campbell der beste Gegner seiner Karriere. Und bei Garcia habe ich durchgehend das Gefühl, dass jede Herausforderung in der Theorie zum Upset vielleicht führen könnte.
Ricardo Rafael Sandoval (20-1) vs. David Jimenez (11-0) Fliegengewicht
Das hier ist eine richtig interessante Ansetzung. Ich nehme an, das ist so eine Art WBA-Eliminator, immerhin boxt hier die Nummer 1 der WBA (Jimenez) gegen die Nummer 2 (Sandoval). Ansonsten ist Sandoval noch die Nummer 3 der WBC, 1 der IBF und 1 der WBO. Gefühlt kann er bei allen großen Verbänden um die WM demnächst boxen. Bisschen unverständlich, weshalb man nun Jimenez noch boxen möchte? Vermutlich wird der Sieger was bei der WBA abgreifen.
Sandoval hat zuletzt seine gestiegene Gegnerqualität mit vorzeitigen Siegen abgewickelt, das ist immer ein gutes Statement. Beispielsweise erfolgte im Juni 2021 in Bolton ein vorzeitiger Sieg gegen Jay Harris. Das war der siebte vorzeitige Sieg in Folge. Sandoval entwickelt sich immer mehr zum Puncher. Im Juli 2019 gab es einen KO-Erfolg über Marco Sustaita in Runde 5. Allerdings war Sandoval in Runde 1&2 selbst am Boden. Ist sicherlich ziemlich unterhaltsam für den Zuschauer, aber so ganz sattelfest ist das vielleicht dann doch nicht. Jimenez hat zwar weniger Kämpfe, ist dafür aber mit 30 Jahren schon ein Stückchen älter. Woran liegt das? Er blickt auf eine sehr gute Amateuerkarriere zurück.
Kleiner Auszug:
Dazu kommt auch Bronze bei den Weltmeisterschaften. Gut, Zentralamerika ist nun nicht Lateinamerika, dennoch, rein technisch kommt da eine große Herausforderung auf Sandoval zu.
Jimenez hat noch nie außerhalb Zentralamerikas gekämpft als Profi, seine Gegnerschaft hält sich somit noch in Grenzen. Dennoch, 9 seiner Siege sind vorzeitig entstanden, etwas Punch dürfte er ebenfalls mitbringen. Gegen Jerson Ortiz ging er jedoch im Februar 2021 zu Boden. Vielleicht liegt dort irgendwo die Chance bei Sandoval, ansonsten könnte das über die Punkte verflucht schwer werden. Interessante Paarung!
Lamont Roach (22-1-1) vs. Angel Rodriguez (20-1) Superfedergewicht
Das nächste durchaus interessante Duell. Roach kennt man durchaus von seinen Kämpfen in den USA. Hat im November 2019 um die WBO-WM boxen dürfen gegen Jamel Herring, den Kampf verlor er. Im Dezember 2021 folgte ein guter Sieg gegen Rene Alvarado. Roach ist ein technisch guter Mann, ob es wirklich zum Weltmeister reichen sollte, man wird sehen.
Rodriguez war ein ziemlich starker Amateur ebenfalls. So findet sich zum Beispiel ein Sieg über die kubanische Amateuerboxerlegende Lazaro Alvarez. So kommt es vielleicht nicht komplett überraschend, dass er im Februar dieses Jahres gegen Mark Urvanov in Russland über die Punkte gesiegt hat. Das war ursprünglich als WBA Eliminator angesetzt, man nahm aber wohl an, dass der Russe hier siegreich sein wird. Bei der WBA ist Rodriguez die Nummer 3, Roach die 4. Weltmeister ist Roger Gutierrez, der kämpft soweit auch auf DAZN. Ich gehe Mal davon aus, dass der Sieger dieses Duells demnächst gegen Roger Gutierrez um die WM boxen wird. Roach geht sicherlich als Favorit in den Kampf, Rodriguez wird man spätestens durch die Russland-Perfomance aber nicht unterschätzen.
Oscar Collazo (4-0) vs. Victorio Saludar (21-5) Minimumgewicht
Collazo hat noch nicht sonderlich viel vorzuweisen, wird dennoch hier als a-side aufgebaut. Woran könnte es liegen? Richtig, eine starke Amateurkarriere liegt zugrunde. So konnte er sich zum Beispiel 2019 Gold bei den Panamerikanischen Spielen sichern. Wenn man sich so das Teilnehmerfeld jener Spiele anschaut, dann bekommt man ein Gespür was solch ein Sieg in dieser Region bedeutet. Dies war übrigens die erste Goldmedaille in der Gewichtsklasse für Puerto Rico seit 2007, damals gewann sie McWilliams Arroyo.
Bei den Profis ist Collazo allerdings noch völlig ungetestet. Ist einmal die vollen 6 Runden gegangen, den Rest hat er vorzeitig bezwingen können. Die Siege sind völlig nichtssagend.
Auf der anderen Seite haben wir Saludar, der schon Weltmeister in der Gewichtsklasse gewesen ist. 2015 versuchte er sich an die Weltmeisterschaft in Japan gegen Kosei Tanaka, verlor den Kampf allerdings. Wichtige Erfahrungen wurden gesammelt, so konnte er sich dann seinen Traum in Japan im Juli 2018 erfüllen und wurde Weltmeister der Version WBO. Im Februar 2021 erfolgte dann noch der wba-regular belt gegen Robert Paradero. Seinen letzten Kampf sah ich, da verlor er einen 50/50 Fight in der dominikanischen Republik gegen Erick Rosa über die Punkte.
Saludar ist ein guter Mann, obschon ich ihn jetzt auch nicht als absoluten Topmann in der Gewichtsklasse ansehen würde. Aber das ist zweitrangig. Saludar verfügt über Profierfahrung, weiß wie man Gegner boxen muss. Collazo ist ein einziges Fragezeichen, einzig seine Amateurkarriere hat er für sich als Argument. Das kann zwar ein großer Faktor sein, muss es allerdings nicht durchgehend. Insbesondere dann gegen erfahrene Fighter nicht.
Spannender Kampf, spannende Card. Man muss wirklich sagen, die golden boy Card hat vielleicht nicht die großen Namen (abseits Garcia), aber die Ansetzungen sind wirklich gut.
PS: Saludar hat sogar einen SD-Erfolg über Toto Landero im Rekord. Ruhe in Frieden, Champ!
Insgesamt sind das überraschend gute Kämpfe.. und sicherlich das Event der Woche.
Und, wie schaut Eure Planung für das Woche aus? Und was mich explizit interessiert, werdet ihr Euch die nationalen Veranstaltungen + das französische Auswärtsspiel anschauen?