Wir befinden uns im Hochsommer, da hat traditionell das Boxen nicht seine besten Wochen. Dennoch habe ich versucht hier einige Events hervorzuheben. Das größte Event wird (mal wieder) die PBC stellen. Ansonsten haben wir Boxxer und Wasserman Boxing auf der Insel im Einsatz. Golden Boy ist mit einer kleineren Card unter der Woche auf DAZN zu sehen. Der Geheimtipp ist definitiv die 19. Ausgabe von ESPN Africa Boxing.
Donnerstag, den 28.07.2022
Jackson Chauke (20-1-2) vs. Mustafa K Mkupasi (9-0) Fliegengewicht
Die neue Boxwoche beginnt in Südafrika, eine neue Ausgabe ESPN Africa Boxing steht an, yeah! Inzwischen sind wir schon bei der 19. Ausgabe angelangt, die 18. vor einigen Wochen hatte große Namen zu bieten. In der jetzigen Ausgabe ist das vielleicht nicht der Fall, man spart sich die Ressourcen für die 20. Ausgabe, was aber nicht heißen soll, dass die Ansetzungen schlecht sind.
Chauke ist durchaus ein Topmann, auf Boxrec als Nummer 8 gelistet. Er hat überwiegend in Afrika geboxt, 2019 gab es allerdings einen erfolgreichen Ausflug in Richtung Russland, dort konnte er sich über die Punkte gegen Mekhdi Abdurashedov durchsetzen, was ein ordentlicher Erfolg durchaus ist/war. Zuletzt gab es allerdings für Chauke ein Unentschieden und er wird nicht mehr jünger. 37 soll der Herr sein, im Fliegengewicht kann das schon ein großer Faktor sein. Um sein Leistungsvermögen genauer bestimmen zu lassen, hat man nun Mkupasi angesetzt, einen jungen und hungrigen Boxer aus Tansania.
Mkupasi ist noch ziemlich ungetestet, hat mehr Aufbaukämpfe bestritten. Die verliefen allerdings zumeist äußerst erfolgreich, so erfolgten auch viele vorzeitige Erfolge. Klassische Wundertüte, der jetzt seine große Chance serviert bekommt. Es wird gegen Chauke äußerst schwer, da jener über einen guten Amateurbackground verfügt und einfach im Profiboxen etabliert ist. Dafür wird er nicht mehr jünger und mit Mkupasi steht eine junge und hungrige Version entgegen. Ich glaube schon, dass sich das technische Vermögen von Chauke durchsetzen sollte, bin aber auf den Puncher von Tansania gespannt.
Xolisani Ndongeni (29-3) vs. Reymond Yanong (11-6-1) Superleichtgewicht
Im Co-Mainevent erwartet uns mit Ndongeni ein ehemals extrem spannendes Talent. Noch in Zeiten des Superfeder – oder auch Leichtgewichts, hat der junge Ndongeni starke Erfolge schon einfahren können. Damals war er ein Kandidat um es ganz groß raus zu schaffen. Es dauerte allerdings bis zum Januar 2019, wo er seine internationale Gelegenheit erhielt. So durfte er den Hauptkampf auf ShoBox gegen Devin Haney bestreiten. Dort sah es dann wenig Land. Ein Jahr später erfolgte eine weitere Niederlage gegen Prince Dlomo, die Karriere ist etwas versandet.
An den grundsätzlichen Talenten soll es allerdings nicht mangeln, Ndongeni ist weiterhin ein starker Mann, der auch im Nachgang seine Kämpfe vorzeitig gewinnen konnte. Mit 32 scheint ihm aber die ganz große internationale Karriere nicht mehr gelingen zu können. Yanong hat sich auch häufiger in den USA versucht, was häufig nicht erfolgreich verlief. So ging er beispielsweise gegen Frank Martin und Genaro Gamez dort KO. Diese Kämpfe bestritt Yanong allerdings auch im Weltergewicht, was physisch betrachtet eine schlechte Wahl für ihn bedeutete. Gegen Antonio Siesmundo konnte er im Jahre 2017 noch im Superfedergewicht siegreich sein. Ansonsten finden sich auch immer wieder ein paar ordentliche Siege bei Yanong, er darf eben nicht in ein komplettes physisches Mismatch angesetzt werden. Ndongeni kommt ja ursprünglich auch aus dem Superfedergewicht, vielleicht passt das ja.
Besonders spannend finde ich die Paarung nicht, da ich von einer KO-Niedelage bei Yanong ausgehe. Aber vielleicht wird das dennoch ein unterhaltsamer Kampf, das kann durchaus sein.
Auf der restlichen Undercard haben wir noch 3 ausgeglichene Kämpfe zu bieten. Einen Frauenkampf zwischen Kholosa Ndobayini und Anisha Basheel. Ndobayini ist Heimboxerin und die Nummer 18 auf Boxrec, sie bekommt es allerdings mit Basheel zutun, eine schlagstarke Malawierin. Basheel konnte in England auf einer David Haye-Veranstaltung Sam Smith ausknocken, im Anschluss ist sie 10 Runden mit Chantelle Cameron gegangen. Zuletzt sah ich sie im März in Dubai, da verlor sie nach Punkten gegen Ramona Graeff. Schöner Kampf, wo Ndobayini es sehr schwer haben wird.
Mzuvukile Magwaca gibt seinen ersten richtigen Kampf nach über 4,5 Jahren. Er gehörte davor zu den besten Boxern in Afrika. Sein Gegner Sabelo Ngebinyana ist die 41 auf Boxrec, hat neulich auch in UK Ashley Sixton locker ausgeknockt. Das könnte ein richtig guter Kampf werden.
Und zuletzt haben wir noch Lucky Monyebane, der es mit dem erfahrenen Veteranen Koos Sibiya zutun bekommt. Es würde mich nicht wundern, wenn Sibiya hier noch einen guten Sieg mitnehmen würde. Insgesamt wieder eine spannende Card aus Südafrika, wo man sich jeden Kampf anschauen kann.
Jousce Gonzalez (12-0) vs. Jose Angulo (14-2) Superleichtgewicht
Eine Veranstaltung von Golden Boy Promotions, folglich auf DAZN zu sehen. Gekämpft wird im Fantasy Springs Resort & Casino, Indio. Das ist sozusagen eine Serie von Golden Boy, wo man ein paar Prospects heranführt. Kann grundsätzlich eine gute Idee sein, ich habe nie etwas gegen Quantität im Boxen, allerdings waren die vorherigen Shows teilweise so schlecht, dass selbst mir das zu wenig schon wurde. Bisschen mehr darf es dann doch sein, wie schaut es bei der kommenden Show aus?
Bisschen mehr wurde es dann wohl auch. Den letzten Kampf von Gonzalez sah ich, das war sozusagen die erste Ausgabe der Donnerstag-Shows von Golden Boy, wo er im Co-Mainevent Jairo Lopez böse verprügelt hat. Dort schleppte er Lopez noch einige Runden irgendwie mit, derweil hätte schon das nach zweiten Runde Schluss sein müssen. Insgesamt gefiel er mir dort wirklich gut, obschon das Niveau natürlich beschaulich war bei der Gegnerseite. Wenn er sich weiter gut macht, könnte er noch gute Spots erhalten auf größere Golden Boy-Cards. Angulo habe ich exakt einmal zuvor gesehen, das war auf einer ShowBox-Veranstaltung im März 2020 gegen Alejandro Guerrero, dort verlor er imho den Kampf knapp aber verdient. Ansonsten boxt er meistens in seiner Heimat Ecuador, da kann man nicht viel draus ziehen.
Es stellt sich die Frage, ob solch ein Kampf das Main-Event sein muss? Aber grundsätzlich ist die Paarung ganz solide. Angulo ist nicht schlecht, Gonzalez allerdings Favorit.
Manuel Flores (12-0) vs. Daniel Colula Moncada (15-6-2) Superbantamgewicht
Im Co-Mainevent erwartet uns Manuel Flores, der boxte auch schon auf der Undercard wo Gonzalez geboxt hat. Hatte dort mit seinem Gegner keinerlei Mühe. Zuvor sah ich Flores schon auf einer Thompson Boxing-Veranstaltung, das war ebenfalls eindeutig. Ich würde Flores jetzt nicht als Puncher bezeichnen, er hat allerdings viele harte Treffer immer wodurch die Gegner auch zu Boden gehen. Ein gutes Prospect eben.
Colula ist ein solider Mann der gegen Prospects gestellt wird, er liefert auch Runden. Zuletzt ging er im April mit Hector Valdez 8 Runden, konnte dort auch ein paar Runden enger gestalten. Im April 2018 verlor er gegen Mauricio Lara in Mexiko Mal vorzeitig, aber wir wissen alle was für eine Maschine der Lara ist, kann passieren. Ich erwarte keine besondere Spannung bei der Paarung.
Freitag, den 29.07.2022
Dewayne Beamon (21-4-3) vs. Pablo Carrillo (26-8-2) Superfliegengewicht
Eine Veranstaltung von Cuadrilatero Boxing, gekämpft wird in Baranquilla, Kolumbien. Im Hauptkampf erwartet uns ein Rematch, das erste Aufeinandertreffen im April sah ich auch. Dort wurde mit Spannung die Paarung erwartet, nach 5 Runden wurde der Kampf dann für beendet erklärt, weil es einen Kopfstoß gab und Carrillo scheinbar nicht mehr kämpfen konnte, zumindest laut dem Ringarzt.
Beamon ist ein unfassbar flinker und energetischer Typ. Wer ihn mal kämpfen gesehen hat, wird sicherlich wissen was ich meine. Richtig voller Leidenschaft und Emotionen. Als der Kampf abgebrochen wurde, sah er tief enttäuscht aus. Zuvor hat er immer wieder mit dem Publikum gespielt, Feuer in die Sache hineingebracht. Für mich ist Beamon eine echte Attraktion. Carillo ist tough, hat ein Heimspiel und war in letzter Zeit nicht unerfolgreich. Vielleicht kennt man Carillo noch aus dem Fight in Dubai gegen Donnie Nietes im April 2021. Dort lieferte er Nietes einen guten Kampf. Für kolumbianische Verhältnisse ist das ein solider Hauptkampf, wo ich Beamon allerdings mit seiner Athletik gute Chancen einräume.
Auf der Undercard findet sich noch ein ungeschlagenes Prospect-Duell und einige Aufbaukämpfe, die aber jetzt nicht komplett nach Mismatches ausschauen. Ist jetzt nichts Weltbewegendes, aber imho auch nicht bodenlos schlecht.
Amilcar Vidal (15-0) vs. Gabriel Omar Diaz (12-3) Mittelgewicht
Eine Veranstaltung von Sampson Boxing, gekämpft wird in Montevideo im dortigen Estadio American Box. Der gute Sampson ist ja aus Uruguay, folglich hier die Verbindung. Zuletzt sah man seine Gestalt im Ring bei Ryan Garcia, da betreute er Javier Fortuna, der wachsame Blick brachte dem Schützling jedoch nicht viel. Die Argentinier um TyC Sports sind auf Sendung, was wird geboten?
Für meinen Geschmack nicht sonderlich viel. Nehmen wir den Hauptkampf, da haben wir mit Vidal einen sehr spannenden Mann. Physisch stark, hat Power, ist noch entwicklungsfähig und hat seine ersten Siege schon in den USA feiern können. Zum Beispiel im letzten Jahr über Immanuwel Aleem, das ist alles ziemlich ordentlich. Vidal ist ein guter Mann, den wir sicherlich noch in größeren Kämpfen sehen werden, Diaz ist dieser große Kampf aber noch nicht. Zuletzt ging Diaz in Runde 1 KO, das ist kein gutes Empfehlungsschreiben. Mir mangelt es einfach an Fantasie… wie das hier in Uruguay wirklich spannend werden soll.
Die Undercard schaut ähnlich aus. Einige interessante Namen: Roiman Villa, Francis Villar usw. aber die Gegnerschaft lassen kaum Spielraum für eine Überraschung zu. Das Mexikaner-Duell zwischen David Carmona und Alexandro Santiago dürfte noch ganz ordentlich werden.
Yesenia Gomez (19-5-3) vs. Kim Clavel (15-0) Halbfliegengewicht
Eine Veranstaltung von Yvon Michel, gekämpft wird im Montreal Casino. Veranstaltungen von Michel liefen zuletzt durchgehend kostenlos auf Probellum. Durch die Sanktionsliste ist das natürlich alles ziemlich undurchsichtig geworden, Probellum liefert leider auch nur noch selten. Ob der Kampf dabei sein wird? Hoffnungen darf man sich zumindest machen. Im Hauptkampf erwartet uns ein Frauenweltmeisterschaftskampf der Version WBC.
Gomez konnte sich den Titel im Jahr 2018 gegen Esmeralda Moreno sichern. Das erste Aufeinandertreffen war noch ein Unentschieden, im zweiten holte sie endlich den Sieg bzw. den Weltmeisterschaftsgürtel. Im Nachgang gab es 5 Kämpfe, allesamt hat sie diese gewonnen. Ihre gesamte Karriere verbrachte sie in Mexiko, nun geht es zu der ersten Auswärtsreise, ihr Titel steht auf dem Spiel. Von Clavel hält man viel in Kanada, verständlich. So blickt sie auf eine erfolgreiche Amateurkarriere zurück. Bei Michel durfte sie auch schon eine kleinere Card headlinen, nun also ihr erster großer Hauptkampf, lässt sich doch sehen. Rein technisch dürfte Clavel überlegen sein. Gomez ist definitiv der Typus Fighterin, die voran geht und physische Kämpfe mag. Das wäre für Clavel ein Problem, denn sie misst lediglich 1,55m, Gomez kommt laut Boxrec auf 1,68m. Das ist schon ein massiver Unterschied.
Die Marschroute ist klar. Gomez wird versuchen den Kampf physisch zu gestalten, Clavel wird über die Beinarbeit agieren müssen, und ihre Geschwindigkeit + Technik einstreuen. Die Punktrichter in Kanada werden sicherlich sie bevorzugen auf den Scorecards, aber ein Selbstläufer ist das natürlich nicht. Sicherlich eines der besten Duelle in der aktuellen Woche.
Was bekommen wir auf der Undercard geboten? Nicht sonderlich viel, wenn ich etwas hervorheben sollte, dann wohl der Kampf von Movladdin Biyarslanov. Biyarslanov ist einer dieser zahlreichen Russen in Kanada, scheinbar hat man einen ganzen Flieger von denen irgendwann verpflichtet. Er blickt auf eine sehr gute Amateurkarriere zurück, war auch Olympiateilnehmer von Rio, schied dort gegen den deutschen Ausnahmeathleten Artem Harutyunyan aus.
Es finden sich aber auch gute Siege, zum Beispiel gegen Danielito Zorrilla, den wir neulich auf Top Rank gesehen haben. Oder er hat auch den Kanadier Mazlum Akdeniz geschlagen. Wir sprechen hier wirklich von einer guten Personalie, die im Profibereich auch Punch mitbringt (KO-Quote von 80%). Der bekommt es mit Issouf Kinda zu tun. Kinda war vor ca. 10 Jahren ein solider Mann, seitdem gab es ein paar Niederlagen und sehr viel Inaktivität. Man hat Kinda nun ausgegraben, viel erwarte ich mir da jetzt nicht von.
Samstag, den 30.07.2022
Chris Billam-Smith (13-1) vs. Isaac Chamberlain (14-1) Cruisergewicht
Eine Veranstaltung von Boxxer, gekämpft wird im Bournemouth International Centre. Boxxer, das ist sozusagen der Matchroom Ersatz auf Sky, und man muss sagen, die machen sich langsam wirklich. Wenn man sich so die heißen Eisen so anschaut im Prospectlager, davon sieht aktuell Matchroom nicht viel, dazu später aber mehr. Was erwartet uns beim aktuellen Hauptkampf?
Meiner Meinung nach ein echt gutes britisches Duell. Ziemlicher 50/50 Kampf, beide Boxer stehen irgendwo auf einem ähnlichen Level, auch was die Karriere anbelangt. Ich finde das immer extrem reizvoll. Billam-Smith kämpft bei Matchroom, hatte dort auch gute Erfahrungen sammeln können. Zuletzt sah ich Billam-Smith im Rematch gegen Tommy McCarthy, den Kampf konnte er überzeugend vorzeitig gestalten. Technisch jetzt nicht immer das feinste Boxen, schon eher physisch geprägt, aber mit guter Härte, unangenehmer Mann. Chamberlain hatte ich früher auch auf meiner Liste, da erschien er mir vielversprechend zu sein. Hat viel auf Matchroom gekämpft, sein Fight gegen Okolie kennt man vielleicht. Da schaute er nicht schlecht aus, verlor jedoch nach Punkten. Man kann im Nachgang zumindest sagen, dass er mit Okolie über die Runden kam.
Chamberlain habe ich eigentlich bei Hennessy verortet, allerdings ist Hennessy spätestens seit dem Verlust von Channel 5 irgendwo nicht mehr relevant. Irgendwie ist das komisch. Wir haben einen Matchroom-Boxer, dann einen von Hennessy, und die treffen sich bei Boxxer auf Sky? Nun gut, nicht meine Baustelle. Der Kampf ist jedenfalls ziemlich ausgeglichen. Billam-Smith wird es physisch machen wollen, Chamberlain hat durchaus die Beweglichkeit um sich dem zu entziehen, die Punktrichter sollten neutral werten auf Boxxer, von daher ist das wirklich interessant.
John Docherty (12-1) vs. Diego Costa (8-0) Supermittelgewicht
Die Fightcard ist noch ziemlich leer, dann nehmen wir eben noch diesen Kampf der bestimmt ist. Docherty war ein solider Amateuer, ist noch moderate 24 Jahre jung, Brite. Ich gehe davon aus, dass man Docherty aufbauen möchte. Mit 1,87m + southpaw ist er wirklich unangenehm zu boxen. Es gab im November 2020 eine knappe Punktniederlage gegen Jack Cullen auf einer Matchroomveranstaltung.
Diego Costa sagt mir nichts, hat zuletzt im Halbschwergewicht auch gekämpft. Er ist schon 36 Jahre alt, konnte zuletzt Boris Crighton stoppen, der auch kein schlechter Amateur durchaus gewesen ist. Schlecht scheint Costa nicht zu sein, aber ich gehe jetzt nicht von einem Sieg aus.
Die weitere Undercard ist leider noch ziemlich unbestimmt. Wenn man sich aber so die Namen durchliest, Frazer Clarke (Schwergewichtshoffnung), Ben Whittaker, Caroline Dubois. Da ist massiv viel Potential vorhanden. Das mag noch nicht so spannend sich lesen in der Aufbauphase, aber wenn das fortgeschritten ist, vielleicht in 2-3 Jahren, dann wird das Früchte tragen. Boxxer hat eine sehr gute Perspektive für die kommenden Jahre.
Josh Kelly (11-1-1) vs. Lucas Brian Ariel Bastida (18-1-1) Superweltergewicht
Wasserman Boxing ist zurück mit einer Channel 5-Veranstaltung, in Deutschland eventuell auf Probellum zu sehen. Gekämpft wird in der Vertu Motors Arena von Newcastle. Die letzte Veranstaltung mit Gorman vs. Salek war außerordentlich schlecht, was bekommt man nun geboten?
Zumindest mehr, die Messlatte war eben auch sehr tief. Der Hauptkampf liest sich jedenfalls nicht so schlecht. Ist ein WBO-Rankingkampf sozusagen. Bastida ging die WBO-Schiene, kämpfe schon um den WBO Latino Titel. Wasserman möchte da Kelly wohl schnell in die Top 15 unterbringen. Ansonsten kann ich nicht viel über Bastida schreiben, ich sah noch nichts von ihm. Kampfrekord liest sich jetzt aber nicht verkehrt. Ist in den Top 50, gab ein paar engere Siege, hält sich noch im Rahmen. Für mich eine Wundertüte. Kelly kennt man natürlich, hat viele Kämpfe bei Matchroom bestritten, galt dort auch als guter Mann. In den USA gegen Ray Robinson dann das Unentschieden, da merkte man langsam, dass es für ganz oben vielleicht nicht ausreichen könnte. Nach der Niederlage gegen David Avanesyan ging man getrennte Wege. Es kann vom Vorteil sein für Kelly bei Wasserman unter Vertrag zu stehen, bei Matchroom ist man eben nur einen von vielen. Kelly sollte schon bei der ersten Channel 5-Veranstaltung kämpfen, da platzte der Kampf noch am finalen Tag. Sein Comeback gegen Peter Kramer war nichtssagend, dafür die Qualität des Gegners zu gering.
Wenn Kelly Ambitionen hat, dann muss er natürlich den Kampf gewinnen. Besonders überzeugt bin ich von Kelly nicht, deshalb räume ich Bastida schon ein paar Chancen ein. Als Favorit geht den Gaucho natürlich nicht in den Kampf, das ist klar.
Hosea Stewart (2-0) vs. Franklin Ignatius (4-0) Schwergewicht
Das ist wohl nicht das Co-Mainevent, aber wenn es um die Königsklasse geht, dann nimmt man sie natürlich! Stewart ist ein natürliches Schwergewicht, über 155 KG bringt er in den Ring. Das ist Big Baby Miller-Niveau. Sein Debut im Profilager sah ich, da hat er ziemlich unspektakulär auf einer Talent-Veranstaltung einen Punktsieg eingefahren. Besonders schlagstark erschien er mir dort nicht trotz seiner Masse. Neulich durfte er Phil Williams kämpfen, einen erfahrenen Veteranen, den punktete er aus.
Ignatius hat auch den Williams im Rekord, ebenfalls über die Punkte geschlagen. Ansonsten finden sich da noch keine nennenswerten Kämpfe. Ich mag das Duell, zwei ungeschlagene Schwergewichte, kämpfen früh gegeneinander, warum nicht? Stewart ist natürlich bei Wasserman und somit als Heimboxer favorisiert, aber das muss nichts bedeuten, wenn es um einen guten Kampf geht für Ignatius.
Auf der weiteren Undercard boxen noch Harlem Eubank und Tom Farrell, was sicherlich eine solide Paarung bedeutet. Der Silbergewinner von Tokio, Pat McCormack wird ebenfalls boxen. Er stammt aus Newcastle und boxt dann eben vor Ort, steht eigentlich bei Probellum unter Vertrag. Ist natürlich kein Feuerwerk die Card, aber ich finde sie insgesamt schon besser als der Rohrkrepierer zuvor.
Danny Garcia (36-3) vs. Jose Benavidez Jr (27-1-1) Superweltergewicht
Eine Veranstaltung von PBC, gekämpft wird im Barclays Center, New York. Im Hauptkampf erwartet uns der Gewichtsklassenaufstieg von Danny Garcia, er versucht sich nun um Superweltergewicht. Das ist nicht ungefährlich, er kam ja schon aus dem Superleichtgewicht eigentlich. Auf der anderen Seite ist das Weltergewicht seit jeher stark besetzt, vielleicht kann man noch gute Kämpfe im Superweltergewicht abgreifen.
Garcia kennt man natürlich, er war einer der Stars im Boxen durchaus, zumindest in den Staaten. Absoluter Superstar vielleicht nicht, aber er gehörte schon zu den klangvollen Namen. Die Mega-Fights hat er allerdings mit schöner Regelmäßigkeit verloren (Thurman, Porter, Spence Jr). Gegen Spence Jr habe ich ihm noch gewisse Chancen eingeräumt, weil es eben gewisse Fragezeichen dahinter noch gab durch den Autounfall, am Ende war es ein ungefährdeter Punktsieg dann doch. Benavidez hingegen hatte einen guten Lauf, bekam dann seinen shot gegen Terence Crawford, dieser verlor er. Man muss dazu sagen, dass er im Kampf ganz gut ausschaute. Er konnte einige Runden enger gestalten, in der letzten Runde ging er noch KO. Das war dennoch keine so schlechte Vorstellung von Benavidez. Danach erfolgten allerdings 3 Jahre lang nichts und sein Comeback-Fight gegen Francisco Emanuel Torres ging mit einem Unentschieden in die Hose. Man las immer gewisse Geschichten. Schweres familiäres Umfeld, wurde in die Hand geschossen, positiver Kokain-Befund usw. Bei der Inaktivität + schwachem Comeback, hätte nun seine Karriere auch vorbei sein können.
Jetzt also noch einmal die große Chance gegen Garcia. Es gibt 2 Fragen zum Kampf. Wird Garcia den Klassenaufstieg gut verkraften? Und wird Benavidez seine Karriere wieder in den Gang kriegen? Benavidez hat im Mittelgewicht sein schwaches Comeback gegeben, wenn er aber komplett austrainiert im Superwelter antreten sollte, dann kann das schon eine ziemliche Herausforderung für Garcia werden. Von Benavidez kam natürlich viel zu wenig in den letzten Jahren, wenn er irgendwie noch seine Leistungsfähigkeit vom Crawford-Kampf aufbieten kann, dann wird es ein guter Kampf.
Adam Kownacki (20-2) vs. Ali Eren Demirezen (16-1) Schwergewicht
Er ist wieder zurück, Adam Kownacki! Vielleicht eines der unterhaltsamsten Schwergewichte des letzten Jahrzehnts… gibt sich nun wieder die Ehre. Sein Aufstieg war kometenhaft durchaus, er stellte mit Chris Arreola sogar einen historischen Rekord auf. Dann kam Helenius, jener hat den Hype gnadenlos beendet. Insgeheim wusste man schon, dass Kownacki nicht das Zeug zum Weltmeister hat, aber dass der Helenius schon zu viel sein würde? Davon gingen wohl nur die wenigsten aus. Kownacki wurde schon mit Chisora in Verbindung gebracht, es gab ein wertiges Angebot von Matchroom, man entschied sich dagegen. Nun boxt er eben auf der PBC-Card gegen Demirezen. Was ist zu erwarten?
Im Grunde haben wir einen pressure Fighter der gerne brawlt - und einen eher technischen Boxer der sich bewegt und Kombinationen schlägt. Das liest sich auf dem Papier ziemlich gut. Bei Kownacki muss man überhaupt sehen, wie sich die Niederlage gegen Helenius mental so macht. Er hat seitdem ja überhaupt nicht mehr geboxt. Im Rematch gegen Helenius wirkte er schon verletzlich, sein Gesicht schwoll sofort mit jedem Treffer stark an. Ich glaube nicht mehr, dass Kownacki das Feuer hat noch aus dem Martin oder Washington-Kampf, die Zeiten sind wohl vorbei. Auf der anderen Seite ist Demirezen kein Helenius. Der Finne ist ein großer Mann, der gerne von außen boxt, seine Reichweite spielen lässt. Auch harte Konter landet, das ist stilistisch Demirezen natürlich nicht. Er ist Olympiateilnehmer, hat eine gute Technik, ist dem infight auch nicht immer abgeneigt, das dürfte ein anderer Kampf für Kownacki werden. Wichtig wird es für Demirezen sein, dass er sich viel bewegt, dem Polen konsequent entzieht, und dann auch mit harten Händen immer Mal wieder agiert. Er muss Kownacki stellenweise beeindrucken, ansonsten läuft er irgendwann über dich durch.
Der Kampf ist sicherlich für das Forum das Highlight am Wochenende. Demirezen lebt ja auch in Hamburg, steht bei EC unter Vertrag. Da haben wir auch eine gewisse nationale Verbindung noch. Gegen Ajagba konnte er Kritiker in den USA schon von sich überzeugen. Danach finden sich noch Siege über Washington und Kevin Johnson. Wenn Demirezen noch Kownacki in den USA schlagen sollte, dann können in den USA noch große Kämpfe erfolgen. Wer weiß, vielleicht unterschreibt er dann eine Co-Promotion direkt bei der PBC? Und für Kownacki, geht der Kampf verloren, dann war´s das mit der Karriere, zumindest in den USA bzw. bei der PBC. Vielleicht dann Polen noch ein Versuch, aber für seine Karriere darf der Kampf nicht verloren gehen. Schöne Ansetzung.
Gary Antuanne Russell (15-0) vs. Rances Barthelemy (29-1) Superleichtgewicht
Mit dem jungen Russel haben wir ein weiteres interessantes Gesicht noch auf der Card. 15 Kämpfe, 15 Siege, 15 davon vorzeitig – das im Superleichtgewicht? Beachtlich! Wie bei seinem Bruder sehe ich die Stärken schon eher im technischen Bereich sowie dem Speed, aber er kann auch richtig zulangen, wenn er trifft. Die ganze große Gegnerschaft war noch nicht dabei, im letzten Kampf ging es jedoch gegen den Ex-Champ Viktor Postol. Das war natürlich eine große Herausforderung, sah Postol in all seinen Kämpfen nicht schlecht aus, diese Hürde hat er ebenfalls gemeistert. Zum TKO muss man sagen, da ging der Ref bisschen vorschnell dazwischen, vermutlich hätte es Postol über die Runden schaffen können, darum geht es aber primär auch nicht. Für mich ist Russell jetzt auch in erster Linie kein absoluter Puncher.
Barthelemy ist ehemaliger Weltmeister im Leichtgewicht. Ich habe seine Kämpfe gegen Kiryl Relikh vor dem geistigen Auge, das war nicht viel. Aber grundsätzlich liest sich sein Rekord nicht schlecht, das Unentschieden gegen Robert Easter Jr ist auch in Ordnung. Auf der anderen Seite müsste man sich fragen, ob er wirklich besser als Postol einzuschätzen ist? Da würde ich tendenziell eher Nein zu sagen. Mit 37 in der Gewichtsklasse ist man auch nicht mehr jung, vielleicht hat er aber noch den einen Kampf noch in den Körnern.
Russell möchte man als nächstes großes Ding aufbauen, da sind Siege über Ex-Weltmeister immer gerne gehen. Könnte eine Intention hinter der Paarung sein. Viele Chancen rechne ich Barthelemy jedenfalls nicht aus. Die Paarung hat leider ein gewisses Stinker-Potential.
Auf der restlichen Undercard finden sich noch:
Sergiy Derevyanchenko, der nach der überraschenden Niederlage gegen Adames nun einen Aufbaukampf gegen Joshua Conley bestreitet. Conley kommt aus einem guten Sieg gegen Curtis Stevens. Muss der Ukrainer natürlich dennoch machen, ansonsten wäre ein Karriereende wohl die beste Wahl.
Dazu noch ein Duell zweier ungeschlagener Boxer zwischen LeShawn Rodriquez und Ismael Villarreal. Bei dem Amateuerbackground sollte es Rodriguez allerdings wohl ziemlich eindeutig für sich entscheiden.
Und, was werdet ihr Euch davon anschauen?