Nach einer kleinen unfreiwilligen "Schaffenspause" bin ich zurück. Ich nahm ursprünglich an, dass sich das alles bis in den September ziehen würde, aber erfreulicherweise ging sich das früher auf.
Kommen wir zum eigentlichen Thema, die aktuelle Boxwoche. Hierbei muss erwähnt sein, dass es sich um eine äußerst dezente Woche handelt. Wir haben nahezu keine relevanten Promoter am Start. Einzig Top Rank hält die Frequenz inkl. unterirdischer Undercard aufrecht. Im ehemaligen Jugoslawien haben wir die europäischen Highlights. Ein spezielles Homecoming in Albanien von Boxxer. Dazu ein größeres Event mit russischer Beteiligung in Serbien. Ein deutscher Athlet versucht sich nebenbei in Polen. Übrigens feiert Südafrika seine bezaubernden Frauen in diesem Monat wodurch ESPN Africa mit einer eigens kreierten Frauenveranstaltung ebenfalls vertreten ist.
Donnerstag, den 25.08.2022
Florian Marku (11-0-1) vs. Miguel Parra Ramirez (21-2-1) Weltergewicht
Die neue Woche beginnt in der Hauptstadt von Albanien, Tirana. Boxxer ermöglicht Marku ein Homecoming in Albanien, was ich für eine sehr interessante Idee halte. Marku verfügt über eine frenetische Fanbase, es ist irgendwo naheliegend, ein großes Spektakel vielleicht auch in Albanien zu veranstalten. Das neue „Air Albania Stadium“ entspricht den modernsten Standards, so war Tirana auch neulich der Austragungsort für das erste Conference League-Finale im Fußball zwischen AS Rom und Feyenoord Rotterdam.
Marku avancierte sicherlich zu eines der Gesichter bei Boxxer bzw. in ganz UK. Sportlich würde ich da teilweise noch größere Fragezeichen hinter seiner Personalie versehen, aber er unterhält sehr gut im Ring. Zuletzt sah ich seinen vorzeitigen Sieg in Runde 4 gegen Chris Jenkins. Dort lag er für mich nach 3 Runden mit 0-3 zurück, dann kam seiner Power zur Geltung. Weltmeister wird Marku in diesem Leben wohl nicht mehr, insbesondere im Weltergewicht nicht, aber mit seiner unterhaltsamen Perfomance im Ring kann er eben zu einem richtig guten Faktor im Weltboxen werden. Die Leute müssen einschalten wollen, das ist im Profiboxen eben so ziemlich die wichtigste Voraussetzung, bei Marku ist das gegeben.
Ramirez hat schon zwei vorzeitige Niederlagen im Kampfrekord stehen, das waren dann auch jeweilig Gegner mit Qualität. Jose Macias Enriquez und Roiman Villa sind keine Laufkundschaft. Insbesondere Villa hat seine 24 Siege allesamt via KO erzielt, der Mann scheint über Power zu verfügen. Power wird Marku auch haben, somit ist für mich der Ausgang schon denkbar. Ich glaube nicht, dass Ramirez über die Runden kommen wird, aber der Weg dort hin könnte ziemlich unterhaltsam werden. Am Ende ist es eine Homecoming, man möchte dem „Helden“ seine Bühne im Heimatland gewähren, da sollte am Ende auch ein überzeugender Sieg bei rumspringen um die Folklore zu leben. In Anbetracht dieser Voraussetzung, ist Ramirez wohl ein solider Gegner noch.
Amarildo Vraja (7-0) vs. Borislav Velev (10-0) Superweltergewicht
Auf der Undercard haben wir noch einen Youth-Titelkampf. Beide Boxer sind Anfang 20, das passt somit. Beide verfügen über Amateurerfahrung und sind im Profibereich noch ungeschlagen. Vraja konnte zuletzt nur noch Punktsiege einfahren, Velev hingegen hat eine 100% KO-Quote vorzuweisen und erscheint ein ziemlich energetischer Typ zu sein. Hat vermutlich was von Techniker vs. Volumepuncher, könnte auf dem Papier wirklich ein munterer Kampf werden. Ich rechne Velev grundsätzlich solide Siegeschancen ein, in Albanien wird das auf den Scorecards aber natürlich sehr schwer.
Die restliche Undercard ist leider ziemlich dünn, so ehrlich muss man sein. Da sehe ich keinen Kampf der mich noch interessiert, alles albanische a-side die irgendwelche Aufbaukämpfe bestreiten, das mag außerhalb von Albanien dann auch nicht wirklich zu interessieren. Dennoch würde ich der Veranstaltung eine Empfehlung aussprechen wollen, das dürfte eine sehr atmosphärische Angelegenheit werden, wo zumindest 2 vielversprechende Kämpfe auch enthalten sind.
Simangele Hadebe (11-3-2) vs. Stumai Muki (6-0-1) Fliegengewicht
Darf ich vorstellen? Die ESPN Africa Boxing Night 20! Wer meine Vorschau regelmäßig liest… wird mitbekommen haben, dass ich ein großer Sympathisant der ESPN Africa-Veranstaltungen bin, sie auch regelmäßig vorstelle. Heute haben wir eine Besonderheit im Angebot, die nicht allen Männern schmecken wird, aber ESPN Africa ist unkonventionell, da darf man auch neue Wege gehen. Es handelt sich hierbei um eine reine Frauen-Veranstaltung! 6 Kämpfe, 12 Frauen. In Südafrika haben wir aktuell den Monat der Frau, zumindest habe ich das mir so sagen lassen, Grund genug also auch die Frauen über eine eigens für sie kreierte Veranstaltung auf ESPN zu feiern.
Das Konzept ist ziemlich eindeutig, man nehme eine starke südafrikanische a-side und stellt die gegen eine talentierte, unbesiegte b-side. Daraus können dann gute Kämpfe erwachsen. Die Besonderheit bei ESPN Africa, die beheimatete a-side verliert häufig auch bei den eigenen Veranstaltungen, was aber keiner irgendwie verwunderlich findet, was gut ist. Hadebe hat zumindest mehr Profierfahrung vorzuweisen, kämpfte auch schon in Russland mal. Solide Dame, seit inzwischen 3,5 Jahren nun ungeschlagen. Muki ist noch zarte 21 Jahre jung und stammt aus Tansania, hat sicherlich noch viel upside übrig für höhere Gefilde, allerdings kann man das mit Bestimmtheit noch nicht sagen, da sie so unerfahren ist. Könnte ein munterer Kampf werden, Hadebes Kämpfe sind für gewöhnlich immer ziemlich unterhaltsam.
Ellen Simwaka (10-5-2) vs. Lina Kasweka (6-0) Bantamgewicht
Im Co-Mainevent erwartet uns ein Kampf um den IBF-Afrika Titel. Simwaka sah ich neulich bei der ESPN Africa Boxing Night Ausgabe 18, die müsste im Mai gewesen sein. Da hat sie einen beherzten Kampf bestritten und sehr verdient nach Punkten gewonnen. War grundsätzlich eine überragende Leistung von ihr, leider gab es in dem Kampf einen echten Eklat. Sie unternahm eine Beißattacke! Wirklich schade, dass man sich eine so couragierte und gute Leistung ein Stück weit selbst damit entwertet. Am Ende bleibt sie für diese Aktion im Gedächtnis, nicht für ihr boxerische Qualität.
Jedenfalls vergesse ich so schnell die Dame nicht mehr, mit Kasweka wartet nun die nächste Herausforderung. Die aus Zambia stammende Boxerin hat zweifelsfrei einiges an Talent, allerdings boxt sie eher sporadisch. Der erste gute Sieg findet sich schon im Jahr 2014, seit Mai 2019 folgte nur noch ein Kampf von Kasweka. Somit listet Boxrec sie lediglich auf Platz 48, aber davon sollte man sich nicht zu sehr täuschen lassen, ihr Leistungsvermögen dürfte gewiss höher einzuschätzen sein. Was auch ziemlich paradox daherkommt, trotz Profibeginn 2014 ist Kasweka noch moderate 25 Jahre jung. Nach der jüngeren Leistung von Simwaka würde ich sie definitiv hier favorisieren, allerdings sollte man Kasweka nicht abschreiben, obwohl sie wenig aus ihrem Talent macht.
Auf der restlichen Undercard haben wir folglich noch 4 Paarungen, auf Boxrec oder Tapology ist davon nichts zu sehen. Ich entnehme die Paarungen von einem Fightposter, von daher gehe ich nun nicht auf sämtliche Paarungen ein. Was ich eventuell noch hervorheben möchte, es gibt 2 Prospect-Duelle mit
Ngema vs. Mkandla und
Simon vs. Mimu. Die vier Frauen haben allesamt den identischen Kampfrekord von 1-0. Könnte also eine spannende Veranstaltung werden, wo Ausgeglichenheit vorherrscht. Wer dabei sein möchte, FightBox überträgt es in Deutschland.
Ernesto Mercado (6-0) vs. Alfredo Rodolfo Blanco (22-10) Leichtgewicht
Eine Veranstaltung von Roy Englebrecht Promotions aus Costa Mesa (USA), die es auf Fite im PPV zu sehen gibt. Ganze 15 $ werden verlangt um in dem Hochgenuss dieser Englebrecht-Veranstaltung zu kommen, was wird geboten? Wenig, würde ich mal konstatieren. Der Hauptkampf ist allerdings ganz ordentlich, somit nehme ich das hier auch direkt auf.
Mercados letzten Kampf sah ich, das war auf einer UFC Fight Pass-Veranstaltung. Dort hart er Jose Zaragoza in 2 Runden rausgenommen, top Performance. Noch 20 Jahre jung, 100 % KO-Quote, überragende Amateurlaufbahn. Natürlich darf man solche jungen Leute nicht zu früh in den Himmel schreiben, aber er verfügt über die benötigten Anlagen, um es eventuell ganz nach oben zu schaffen. Folglich sollte man Mercado auf der Rechnung haben und seinen weiteren Werdegang intensiver verfolgen. In seiner aktuellen Karrierephase wäre es eventuell ziemlich gut, wenn er ein paar Runden sehen würde. Das denkt wohl auch sein Management, so hat man Blanco verpflichtet. Blanco ist gewiss ein Überboxer, allerdings ein erfahrener Mann der über viele Nehmerqualitäten verfügt. Zuletzt gab es dann seine erste vorzeitige Niederlage in Runde 2, was natürlich kein gutes Empfehlungsschreiben ist. Allerdings kämpfte er dort im Weltergewicht, hat ansonsten nie vorzeitig verloren. Ich glaube, dass Blanco ein guter Gegner für Mercado aktuell darstellen sollte.
Die Undercard ist leider ein Griff ins Klo, so ehrlich muss man sein. Ich finde da nichts, was man irgendwie hervorheben könnte. Die Card ist eher ein kollektives Versagen. Eventuell könnte der Frauenkampf noch ganz okay werden, beide sind ungeschlagen, weil beide ihr Profidebüt geben ^^ Allerdings sollte Guerra mit dem Amateurbackground auch hier Favoritin sein.
Freitag, den 26.08.2022
Murat Gassiev (28-1) vs. Carlouse Welch (21-2-1) Schwergewicht
Eine Veranstaltung von Patriot Boxing aus Belgrad, Serbien. Im Hauptkampf wird Murat Gassiev zu sehen sein. Die Wege von Moskau nach Belgrad sind bekanntlich kurz. Wo Russland sich immer mehr im Westen isoliert hat durch den Angriffskrieg, ist das Verhältnis zu Serbien weiterhin hervorragend. Zuletzt gab es beunruhigende Mitteilungen aus der Region zu lesen, aber das ist sicherlich ein Fall für den Non Sport-Bereich. Ich bringe das lediglich hervor, um einen kleinen Ausblick zu geben, weshalb es nicht sooo abwegig ist, dass ein russischer Topboxer in Belgrad nun kämpfen wird.
Mittlerweile 4 Jahre ist es her, da boxte Gassiev im Finale der WBSS gegen Usyk. Die Geschichte ist bekannt, Gassiev verlor der Kampf eindeutig nach Punkten, beide Boxer versuchten sich im Anschluss im Schwergewicht. Usyk hat seitdem 3 Gürtel vereinigt und steht eventuell vor dem entscheidenden Kampf um sämtliche Gürtel im Schwergewicht. Gassiev hingegen machte Schlagzeilen mit Verletzungen und Kampfabsagen. So konträr können Karrieren verlaufen. Gassiev brachte es in 4 Jahren auf ganze 2 Schwergewichtskämpfe, die Gegnerwahl blieb auch sehr bescheiden. Grundsätzlich habe ich nichts gegen Aufbaukämpfe nach Verletzungen, aber was sollen diese Pausen? Er hat vor 13 Monaten gegen Wallisch gekämpft, macht er 2 Monate später einen Kampf gegen Welch und bleibt aktiv, so würde ich nichts dagegen sagen. Er lässt jedoch über ein Jahr verstreichen um nun in Belgrad gegen Welch zu kämpfen? Will Gassiev überhaupt noch was reißen im Schwergewicht? Man könnte einen anderen Eindruck gewinnen.
Welch sagt mir persönlich sehr wenig, ist schon 42 Jahre alt, mit 1,85m auch nicht das große Schwergewicht. Seine besten Namen im Rekord sind Fulgencio Zuniga, Edison Miranda und Alejandro Berrio. Vor 10-15 Jahren wären das solide Siege gewesen, aber nicht 2020 im Schwergewicht. Insgesamt bleibt der Gassiev-Schwergewichtsausflug eine ziemliche Enttäuschung, daran ändert diese Ansetzung überhaupt nichts.
Aslambek Idigov (21-0) vs. Abraham Gabriel Buonarrigo (11-2) Supermittelgewicht
Auf der Undercard haben wir noch diese solide Paarung. Idigov ist auf Boxrec immerhin die Nummer 18. Solide Gegner finden sich im Kampfrekord, so zum Beispiel ein Sieg über Ryan Ford. Wenn man allerdings seinen Rekord genauer betrachtet… so erkennt man, dass zahlreiche Siege äußerst knapp in die Wertung gingen. Der Ford-Kampf ging in Russland mit 2x 96-94 und einmal 95-94 in die Wertung ein. Zuletzt gewann er gegen Sergei Gorokhov mit 2x 96-94 erneut. Nebenbei finden sich auch noch ein SD-Sieg sowie zwei MD-Siege. Ich will sagen, souverän liest sich das nicht.
Buonarrigo hat zuletzt zwei gute vorzeitige Siege in Argentinien einfahren können. Davor gab es Mal eine Niederlage gegen den ungeschlagenen Juan Manuel Taborda und eine SD-Niederlage gegen das damals ungeschlagene Prospect Durval Elias Palacio, da ging bei 6 Runden u.a. ein 58-59 in die Wertung ein. Vermutlich hat er nicht den Promoter und das Standing wie Idigov, somit verliert man solche Kämpfe auf dem Papier. Vom reinen Leistungsvermögen würde ich beide nicht sooo weit auseinander sehen. Da könnte schon was für Buonarrigo gehen, aber Belgrad ist genauso ein Auswärtsspiel wie Moskau in diesen Tagen. Grundsätzlich gefällt mir die Serbien-Card besser als die von Boxxer in Albanien, aber es sind beides nun keine Prachtstücke.
Said Chino (19-9-2) vs. Steven Bagwasi (7-1) Superfedergewicht
Eine Veranstaltung aus Botswana, gekämpft wird in der UB Indoor Sports Arena. Botswana, das ist für einiges bekannt, für Boxen hingegen nicht. Boxrec hat ganze 26 Events gelistet seit 1970 aus diesem Land. Wenig verwunderlich also, dass auch die Anzahl der aktiven Boxer sich stark in Grenzen hält. Ganze 3 Profiboxer findet man aktuell auf Boxrec, und das P4P! Warum erzähle ich Euch das? Weil ich mir sagen gelassen habe, dass der anstehende Kampf nicht nur einer sein wird in diesem Land, es wird "The biggest fight in the history of Botswana!". Grund genug also, sich die Paarung etwas genauer zu betrachten.
Bagwasi hat sein Profidebut in Botswana gefeiert, das war im Jahre 2017, danach musste er sich stets auf Auswärtsreisen begeben. Dies tat er auch nicht unerfolgreich, so finden sich Siege im Swasiland, Südafrika oder auch Namibia. Zuletzt konnte er den Veteranen Koos Sibiya bezwingen, den ich im Anschluss noch auf einer ESPN Africa-Veranstaltung gesehen habe. Ist vielleicht der bekannteste Name im Kampfrekord von Bagwasi. Bagwasi, das ist die P4P-Nummer 1 von Botswana. Böse Zungen würden behaupten, bei 3 aktiven Boxern sei das nicht schwer, aber es ändert nichts am Fakt, dass er eben die p4p-Nummer 1 ist!
Chino hingegen stammt aus Tansania, durchaus eines der führenden Länder in Afrika, wenn es um das Boxen geht. Somit finden sich zahlreiche Boxer, gegenwärtig sind es 771. P4P rangiert Chino laut Boxrec auf 4, ist die Nummer 1 seines Landes im Federgewicht von 64. Was auffällig ist, er ist für die Gewichtsklassen ein sehr kleiner Boxer, mit 1,52m könnte man wohl auch im Minimumgewicht teilnehmen. Punch hingegen verfügt er, muss ein kleiner Wirbelwind sein, der gute Chino.
Bagwasi hat Reichweitenvorteile, Bagwasi könnte physisch stärker sein. Chino ist der erfahrene Mann, hat mehr Kämpfe auf hohem Niveau schon bestritten. Ich glaube durch die physische Komponente könnte das ein sehr ausgeglichener Kampf werden. So oder so, es bedeutet eine besondere Nacht für das Land Botswana, wir sollten eventuell Anteilnahme am Spektakel nehmen und uns diesen ausgeglichenen Kampf voller Spannung betrachten.
Wer also Lust hat auf 12 Runden Hochspannung aus Botswana, die beiden Boxer erwarten Euch.
Damian Sosa (20-1) vs. Ronald Cruz (18-1-1) Superweltergewicht
Eine Veranstaltung von Toscana Boxing Promotions, gekämpft wird unter dem Motto „Rising Stars“ in Stockton, USA. Toscana Boxing Promotions steht grundsätzlich für ziemlich ordentliche Shows. Zuletzt gab es diese immer für 15 $ auf Fite zu sehen im PPV, was für den Preis dann immer etwas schwierig war. Nun jedoch die Abkehr, das kommende Event soll es auf Youtube + Social Media kostenfrei geben via FightHype und/oder TV Boxeo, feine Sache!
Sosa ist schon länger Maineventfighter bei TBP, grundsätzlich ein guter Mann, Boxrec hat ihn schon in den Top 80 platziert. Mit 25 Jahren ist sicherlich noch etwas upside möglich, allerdings sehe ich den Sprung ins absolute Spitzensegment eher nicht folgen. Gegen Artem Oganesyan war er über die Punkte in Kanada 2019 ziemlich chancenlos, vermutlich habe ich diesen Eindruck stets im Hinterkopf. Allerdings sind über 3 Jahre seitdem vergangen, sein kommender Gegner lautet Ronald Cruz. Ich persönlich kenne Cruz nicht, es finden sich 2 nette Siege im Kampfrekord: Einmal 2018 vorzeitig über Ravshan Hudaynazarov, ein Jahr später dann überzeugend nach Punkten gegen Javier Flores-Benejan. Das liest sich wirklich sehr solide, kleiner Wehrmutstropfen, im letzten Kampf kam er nicht über ein Unentschieden umhin, was sicherlich etwas enttäuschend war.
Grundsätzlich eine solide Paarung wo Sosa mit der Promotion im Rücken als Favorit in den Kampf gehen wird. Ansonsten ist die Undercard erneut kein Brüller, Gabriel Muratalla wird seinen neunten Profikampf bestreiten, aber wirklich was hervorheben kann ich dort nicht. Da es kostenfrei zu sehen sein wird, möchte ich den Maßstab auch nicht zu hoch hängen, bei PPV-Events schaut das anders aus.
Samstag, den 27.08.2022
Kamil Laszczyk (29-0) vs. Kevin Leonel Acevedo (21-4-3) Federgewicht
Hier haben wir die MB Boxing Night 13, ausgetragen im schönen Wroclaw. Übertragen wird es auf TVP Sport, für gewöhnlich kann man die Events dann auch ohne VPN einfach auf deren Internetpräsenz verfolgen, was eine feine Sache ist. MB Promotions ist jetzt nicht der führende Promoter in Polen, dennoch sind interessante Boxer unter Vertrag, zum Beispiel der hochveranlagte Kamil Laszczyk.
Kamil Laszczyk galt als großes Talent, verbrachte anfänglich seine Karriere auch in den USA. Höhepunkt sicherlich 2012 ein Youth-WM Titel über den späteren Weltmeister Tevin Farmer. Liest sich alles sehr gut, leider kam seitdem nicht mehr viel bei rum. Er kämpfte überwiegend in Polen, dort auch gegen qualitativ eher beschränkte Gegner. Inzwischen 31 Jahre alt, seine Karrieremomentum scheint lange verloren zu sein. Zuletzt sah ich seinen Kampf gegen Ismail Galiatano im Mai, dort setzte er sich wenig überzeugend über die Punkte durch. Ich gehe davon aus, dass man noch bisschen was am Rekord dreht und ihn dann irgendwo als b-side teuer unterbringen möchte, das dürfte so das potentielle Ziel noch sein. Acevedo ist ein erfahrener Mann, kann immer wieder Kämpfe auch enger gestalten, für die Top 100 genügt es dann allerdings nicht. Ich denke, genau diese Gegner kann Laszczyk noch halbwegs ungefährdet bezwingen, ansonsten wird es schon ziemlich brenzlig. Man möchte da nicht die 0 riskieren. Sagen wir es so, es gab schon bessere Hauptkämpfe.
Pawel August (12-0) vs. Aro Schwartz (19-5-1) Halbschwergewicht
Hier haben wir noch eine Paarung mit deutscher Beteiligung. Zu Schwartz schrieb ich vor Wochen schon etwas, da sollte er gegen Conway auf DAZN kämpfen, der Kampf schien dann off gewesen zu sein. Ich kopiere einfach meine Sätze hier nun rein zu Schwartz:
Schwartz, der bürgerlich den Namen Armanc Abdulrahman trägt, stammt aus Karlsruhe. Er hat 5 Semester studiert, warf das dann hin um Vermögensberater zu werden und kämpft nebenbei dann noch. Wird sicherlich nicht langweilig für Schwartz. Ansonsten hat er schon bekannte Namen geboxt. Dominik Britsch, James Kraft oder auch Erik Bazinyan in Kanada. Die Kämpfe gingen verloren. Hart im Nehmen ist er allerdings schon, vorzeitig verlor er nie. In den letzten Jahren nur sporadisch aktiv, wartet nun mit Conway eine ziemliche Mammutaufgabe.
Nun wartet vielleicht nicht die Mammutaufgabe Conway auf Schwartz, gegen Pawel August wird er jedoch wohl auch nicht als Favorit in den Kampf gehen. August befindet sich noch im Aufbau, hat bislang sämtliche Kämpfe in UK bestritten, nun sein erster Kampf in Polen. Insgesamt noch ziemlich ungetestet, da könnte Schwartz eventuell der beste Karrieregegner bedeuten. Kommt darauf an, in welcher Verfassung sich Schwartz befindet, zuletzt gab es im Aufbaukampf eine MD, das deutet dann eher auf eine klare Niederlage hin. Dennoch, eine solide Ansetzung die man durchaus verfolgen kann.
Pedro Bernal Rodriguez (9-1-2) vs. George Payne (5-2) Leichtgewicht
Eine Veranstaltung von three lions promotions, gekämpft wird in Hamilton, Kanada. Über StubView kann man sich für ca. 15 $ ein PPV-Ticket sichern, was bekommt man geboten? Im Hauptkampf haben wir einen Youth-WM Kampf der Version WBC.
Rodriguez wird nicht geschont, bekommt direkt zum Anfang der Karriere schon harte Aufgaben vor die Brust gestellt, nicht immer kann er jene siegreich gestalten. Das macht allerdings nichts, denn numerisch sind die Kampfrekorde ohnehin zu vernachlässigen. Seit 2019 immerhin ungeschlagen, hat zuletzt im Februar den WBC Youth-Titel gewonnen in Mexiko gegen Manuel Jaimes. War ein enger Kampf… und ein guter Sieg für Rodriguez. Mit 23 Jahren ist da sicherlich noch upside potential vorhanden, nun wartet die erste Titelverteidigung gegen den Australier George Payne. Jener Payne ist im Profibereich kein wirklicher Faktor, musste schon 2 Niederlagen hinnehmen, überzeugend ist das nicht. Immerhin blickt er auf eine durchaus erfolgreiche Amateurkarriere zurück. So konnte er immerhin die australischen Golden Gloves gewinnen und wurde ebenfalls australischer Jugendmeister. Das ist natürlich jetzt keine elitäre Amateurlaufbahn, in der nationalen Perspektive allerdings ziemlich ordentlich.
Machen wir es kurz, Rodriguez ist der deutlich erfahrene Mann im Profisegment, Boxrec hat ihn auch auf Platz 71 schon gelistet. Payne kenne ich persönlich nicht, hat im Profibereich wenig Land bislang gesehen, die Aufgabe dürfte somit zu groß auf dem Papier sein. Einzig sein Amateurbackground könnte eventuell den Kampf etwas enger gestalten, das erfahren wir in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag.
Jake Daoust (4-0) vs. John Mannu (5-0-1) Superweltergewicht
Immerhin ein zwei Sternekampf auf Boxrec. Beide Boxer befinden sich im Aufbau noch, Daoust hat eine ordentliche Amateurkarriere gehabt. Über die Gegner kann man nicht viel schreiben, das ist in der Qualität eben zu wenig. Was sich eventuell abzeichnet, Daoust dürfte über einiges an Punch verfügen. Gegen Mikhail Miller gelang Daoust in Runde 2 der KO, Miller hat 7 Niederlagen hinnehmen müssen, dies war die einzige vorzeitig.
Mannu ist wie Payne ebenfalls Australier, scheint auch Punch mitzubringen. Auf Boxrec immerhin ca. 170 Plätze über Daoust gerankt, auf dem Papier ist das durchaus eine interessante Ansetzung. Viel mehr lässt sich dazu jetzt auch nicht schreiben.
Die restliche Undercard im Kurzformat
Carolyn Redmond (5-0) vs. Diana Tapia Castro (4-1) im Supermittelgewicht: Laut Boxrec ist es die Nummer 14 gegen die Nummer 5 der Welt. Dazu sollte erwähnt sein, besonders viele Ladys lassen sich im Supermittelgewicht nicht finden. Gegenwärtig sind es 55 auf Boxrec. Dennoch liest sich das solide.
Ardi Ndembo (5-0) vs. Jorge Sevilla Acosta (4-2-1) im Schwergewicht: Auch hier ziehen wir Boxrec heran. Platz 268 trifft auf Platz 196. Acosta hat zwar kein sonderlich guten Kampfrekord mit 4-2-1, dennoch in den Top 200 vertreten. Sollte man definitiv nicht unterschätzen. Ndembo ist Kongolese, macht seinen ersten Kampf außerhalb Afrikas, totale Wundertüte. Hat anfänglich noch das Cruisergewicht gebracht, nun auf über 100 KG angekommen. Bisschen was können wird er schon, ansonsten würden sie ihn dort in Kanada nicht auftreten lassen, man darf gespannt sein. Könnte ein guter Kampf werden. Insgesamt eines der besseren Events in dieser Woche.
Nathan Rodriguez (8-0) vs. Moises Flores (25-7-1) Federgewicht
Eine Veranstaltung von MarvNation Promotions, gibt es für 10$ auf Fite zu sehen. MarvNation ist dort häufiger aktiv, dies ist die Ausgabe „Round 7“. Gekämpft wird im Smith Park von Pico Rivera, USA.
Im Hauptkampf erwartet uns der junge Nathan Rodriguez. Er ist ganz zarte 18 Jahre jung, wird zügig aufgebaut, überwiegend in Costa Rica geboxt, nun sein erster Kampf in den USA. Bei Boxrec schon auf Platz 152, Rodriguez sollte man definitiv irgendwo vermerken, das ist eine spannende Personalie. Flores hingegen kennt man durchaus, war häufiger bei größeren Promotions schon als b-side verpflichtet worden. Zuletzt konnte man im Juni ihn auf DAZN bei einer Golden Boy-Veranstaltung sehen, da ging er in Runde 2 KO. Vor einigen Jahren war Flores noch ein aufstrebender Mann, konnte sogar einen Interims-Titel der WBA gewinnen und kämpfte gegen Rigondeaux um den WBA-Super Titel und anschließend gegen Daniel Roman noch um den WBA regular Titel. Fühlt sich wie eine andere Zeit an, inzwischen ist er zum Journeyman verkommen und hat seit Juni 2016 keinen Profikampf mehr gewinnen können. Wenn Rodriguez wirklich als Top-Propsect gelten möchte, dann muss er natürlich ebenfalls Flores schnell KO hauen. Auf der anderen Seite hat er lediglich in Panamerika geboxt, da sind einfach noch Fragezeichen dahinter, vielleicht kann Flores mit seiner Erfahrung doch gegenhalten, man wird sehen.
Die Undercard passt sich dem Wochenniveau an, keine Hervorhebung ist möglich. Ein paar interessante a-sides lassen sich finden, aber die b-side ist zu unterlegen. Für die Schwergewichtsfraktion benenne ich noch Scott Alexander, den man neulich auf DAZN sehen konnte gegen Zhang, er wird einen Kampf bestreiten gegen Jaime Solorio, dessen gefürchteter Kampfname lautet Zarco, was so viel bedeutet wie hellblau. Damit zielt man wohl auf seine blauen Äuglein ab. Gut, gegen Alexander bekommt er dann vielleicht insgesamt ein blaues Auge.
Jose Pedraza (29-4-1) vs. Richard Commey (30-4) Superleichtgewicht
Eine Veranstaltung von Top Rank, gekämpft wird im Hard Rock Hotel & Casino von Tulsa, USA. Im Hauptkampf erwartet uns zwei bekannte Namen. Insbesondere Pedraza stand in den letzten Jahren in vielen guten Kämpfen. Wenn es Niederlagen gab, dann konnte er jene auch enger teilweise gestalten. So zuletzt geschehen im März gegen Jose Carlos Ramirez, den Kampf sah ich als ein Unentschieden, in die Wertung gingen 3x 112-116 dann ein.
Mit Commey wartet nun ein klassischer Puncher. Galt als aufregender Mann, die großen Kämpfe in den USA hat er jedoch in schöner Regelmäßigkeit verloren. Zuletzt sah man Commey im Dezember gegen Lomachenko am Kämpfen, dort hatte er keine Chance. War am Boden, war mehrfach schwer hurt, Lomachenko hat dann nicht das Finish gesucht... sondern lieber mit dem Ref kommuniziert, nun gut. In Wirklichkeit ist das eine Paarung um bei Top Rank einen guten Hauptkampf zu bekommen und als b-side angesetzt zu werden, so würde ich das Standing beider Boxer beschreiben. In den letzten Jahren hat Pedraza zumindest die deutlich bessere Figur gemacht, somit würde ich auch denken, dass er als Favorit in den Kampf geht. Für den Verlierer wird es allmählich eng auf Top Rank noch gute Kämpfe abzugreifen.
Insgesamt aber keine Paarung, die irgendwie besonders relevant für das Geschehen im Weltboxen wäre. Somit muss die Undercard es qualitativ retten. Tut sie das? Kurzum: Nein, sie macht alles noch viel unbedeutender, so unbedeutend, dass wir die weitere Undercard im Kurzformat besprechen. Für Sportforen.de sei zumindest gesagt, schwergewichtig ist sie.
Die Undercard
Jared Anderson (11-0) vs. Miljan Rovcanin (24-2) Schwergewicht: Positiv, Anderson ist wieder zurück. Sicherlich eines der aufregendsten Prospects im Schwergewicht, diesen Jungen muss man einfach auf der Rechnung haben. Zuletzt war er jedoch verletzt, folglich macht man nun einen Aufbaukampf. Ist grundsätzlich kein Problem, aber das dürfte hier das Co-Mainevent sein, mir persönlich viel zu wenig. Rovcanin kennt man in Deutschland, hat Mal einen 50-50 Kampf gegen Dimitrenko geliefert. Im Anschluss ging er gegen Kabayel in Runde 3 KO.
Efe Ajagba (15-1) vs. Jozsef Darmos (14-4-3) Schwergewicht: Ajagba gibt auch sein Comeback, das kann man so benennen. Grundsätzlich nicht irrelevant. Gegen Sanchez hat er bewiesen, dass er für die Top 10 nicht das entsprechende Format verfügt, aber gute Kämpfe könnte er noch abgreifen. Vielleicht irgendwann schon gegen Jared Anderson? Wäre ein denkbarer Kampf in absehbarer Zeit. Zunächst also Darmos, der sich zuletzt im Bridgerweight versucht hat. Zuvor eher im Cruiser aktiv gewesen, schnell weiter.
Richard Torrez (2-0) vs. Marco Antonio Canedo (4-2) Schwergewicht: Dann haben wir noch den Silbermedaillengewinner von den olympischen Spielen, Torrez. Top Rank hat natürlich eine hohe Meinung, baut ihn behutsam auf. Canedo ist immerhin vor Torrez auf Boxrec platziert, aber viel mehr Positives kann ich dann auch nicht finden. Ist neulich in Kanada in Runde 5 gegen Alexis Barriere KO gegangen, den vorzeitigen Sieg wird Torrez sicherlich auch anvisieren wollen.
Insgesamt also eine wirklich schwache Card für einen Top Promoter. Irgendwo passt das auch gut zur aktuellen Woche, obschon es manche guten Mainfights gibt, die Undercard lassen jeweilig sehr zu wünschen übrig. Vermutlich wird dennoch Top Rank das Event der Woche stellen.
Habe ich Euch etwas dennoch schmackhaft machen können, wenn ja, was steht bei euch in dieser Woche auf dem boxerischen Speiseplan?