Zunächst möchte ich mich über die lieben Kommentare zu der letzten Ausgabe bedanken. Das hat mich wirklich sehr gefreut!
Grund genug also direkt weiterzumachen. In dieser Woche haben wir gewiss eine etwas niedrige Qualität, die Highlight-Fights fehlen einfach. Dennoch finden sich zahlreiche Events, davon auch einige spannende in der Breite. Ich versuche es stets so handzuhaben, dass ich lediglich Events aufnehme in die Vorschau, die man am Ende sich auch per Livestream anschauen kann, ansonsten bringt das nicht viel. Zudem geht es auch darum, gewisse Optionen zu schaffen. Wenn beispielsweise schon 2-3 starke Events in Europa gleichzeitig stattfinden, dann brauche ich auch kein Viertes mehr aufzuzählen. Der Blick geht immer in den jeweiligen Zeitzonen, was sich so anbieten könnte. Im Optimalfall biete ich dann eine Vorschau an, wo man vom frühen Morgen bis in die tiefe Nacht durchgehend Content schauen kann.
Was hat die aktuelle Woche konkret nun zu bieten? Ein großes Event in Mexiko mit Nery, welches eine Freiluftveranstaltung werden sollte, aus Witterungsbedingungen aber nicht so stattfinden kann. Die Card ist dennoch attraktiv. Polen ist äußerst aktiv, wir haben gleich 3 Veranstaltungen in der Vorschau, ich hätte sogar mehr aufnehmen können. Höhepunkt ist sicherlich das Cieslak-Event, aber auch Stanioch vs. Gevor ist für deutsche Zuschauer nicht uninteressant. In den USA haben wir mit der King´s Promotion-Veranstaltung übrigens überragendes Matchmaking zu bieten.
Dienstag, den 27.09.2022
Vyacheslav Gusev (25-8-1) vs. Issa Nampepeche (33-13-6) Leichtgewicht
Eine Veranstaltung von „Angels-A“, gekämpft wird in der „Snezhinka Sports Complex“ von Prokopjewsk, Russland. Wie so häufig wird MatchTV der Übertragungskanal sein. Die Russen sind in der letzten Zeit wahnsinnig aktiv, was mich persönlich erfreut, da sie auch unter der Woche häufig veranstalten. Zusätzliche Veranstaltungen am Samstag, wo die Konkurrenz ohnehin stark ist, das spricht mich nicht an – aber so Veranstaltungen am Dienstag, Donnerstag oder Sonntag, das ist sehenswert für mich. Was bekommen wir hier geboten?
Eine gute Card mit einem schwachen Hauptkampf, so würde ich das prägnant beschreiben. Ich verstehe manchmal die Hauptkampf-Ansetzungen nicht, da erscheinen mir häufig auf den russischen Undercards bessere Paarungen vorzukommen. Ich kann natürlich die Popularität der einzelnen Fighter in Russland nicht genau bestimmen. Vielleicht ist Gusev dort ein populärer Boxer. Der Hauptgrund ist wohl, dass Gusev ein Sohn der Stadt ist, somit ein Heimspiel hat und Ticketseller sein wird. Kommen wir zu den sportlichen Eckdaten. Gusev ist schon lange dabei, boxt seit 2003, mit 36 Jahren ist er im Leichtgewicht auch schon alt. Er war immer ein solider Mann, der für die erweitere Weltspitze aber schlichtweg nicht das Niveau aufbrachte. Allenfalls ein Top 50 Mann, dafür konnte er aber über viele Jahre sein Niveau konstant halten, wodurch er nun seit 20 Jahren irgendwo noch relevant im Boxen ist, was auch eine Leistung darstellt. Im Jahr 2017 versuchte er sich um den EBU-EU Titel in Frankreich gegen Guillaume Frenois, verlor diesen einstimmig. Es findet sich auch eine Niederlage gegen Gary Allen Russell Jr aus dem Jahre 2013 in den USA. Zuletzt gab es 3 Niederlagen am Stück, im letzten Kampf immerhin aber ein Unentschieden gegen Isa Chaniev, was zu seinen besseren/besten Karriereleistungen wohl rückblickend zählen muss/wird. Also völlig shot ist Gusev noch nicht.
Nampepeche ist ebenfalls ein erfahrener Mann, boxt seit 2010. Gusev blickt auf 271 Profirunden zurück, Nampepeche auf 267, da tut sich nichts. Überwiegend hat er in Afrika gekämpft, es finden auch aber auch gute Namen im Ausland manchmal. So hat er eine Niederlage in Australien gegen George Kambosos oder auch Mark Magsayo hinnehmen müssen, die waren dann auch vorzeitig. Ansonsten verliert er zumeist über die Punkte. Unterschätzen darf man Nampepeche aber auch nicht, er hat immer Mal wieder gute Resultate geliefert, beispielsweise 2018 ein Unentschieden gegen den Spitzenmann Tony Rashid. Machen wir es kurz, Nampepeche wird um den 500. Platz auf Boxrec gelistet, ist hier klarer Außenseiter. Da Gusev hingegen auch nicht das Gelbe vom Ei ist, könnte sich das noch halbwegs angleichen, wo der Russe über die Punkte dennoch sehr hohe Siegeschancen haben dürfte. Am Ende lässt man Gusev vor dem Heimpublikum kämpfen, möchte dort wohl auch einen Sieg dabei sehen, deshalb nimmt man hier die Sicherheitsvariante mit Nampepeche. Aber wir haben ja noch die nicht uninteressante Undercard.
Die Undercard
Vitaly Petryakov (13-0) vs. Roberto Arriaza (19-3) Weltergewicht: Petryakov ist erst 22 Jahre jung, war ein guter Amateur, 10 seiner 13 Siege vorzeitig geholt. Spannender Mann, Boxrec hat Petryakov schon auf Platz 53 gerankt. Er hat zuletzt Brendon Denes bezwungen, den Kampf sah ich. Da hatte Denes allerdings auch keine wirkliche Vorbereitung scheinbar, kämpfte 2,5 Wochen zuvor noch in Indien. Arriaza kennt man in Deutschland womöglich noch, er lieferte sich im Jahr 2020 gegen Sebastian Formella einen äußerst engen Kampf um den IBO-Titel. Die Latinos fanden das Urteil sogar kontrovers. Guter Mann, zuletzt gab es aber wenig überzeugende Leistungen. Juli 2021 eine vorzeitige Niederlage in Deutschland gegen den Topmann Karen Chukhadzhian, ein Jahr später in Nicaragua dann nur einen SD-Sieg über Walter Castillo. Die beste Zeit von Arriaza scheint vorbei zu sein, die Ansetzung ist dennoch total ansprechend.
Artysh Lopsan (8-1-1) vs. Luvuyo Sizani (8-1-1) Supermittelgewicht?: Hier bin ich mir nicht so sicher, ob diese Paarung tatsächlich stattfinden wird. Hintergrund ist die Tatsache, dass ich Sizani erst am Donnerstag in Südafrika kämpfen gesehen habe auf einer ESPN Africa Boxing-Veranstaltung, er müsste dann ja ohne Erholung direkt in den Flieger Richtung Russland sich begeben. Unabhängig davon, hat mir Sizani ziemlich gut gefallen, bringt auch etwas Punch mit. Lopsan sah ich bei dessen letzten Kampf, da hat er in einem brutalen Fight Vasily Shtyk abgeschossen. Aufregender Mann, von daher ist jede Ansetzung mit Lopsan wohl ein Volltreffer. Lopsan ist auf Boxrec die 33 im Supermittelgewicht, Sizani die 34 im Halbschwergewicht. In der Theorie könnte das ein toller Kampf werden, aber wie zuvor schon beschrieben: Ob die Ansetzung tatsächlich stattfinden wird, oder ob Lopsan nicht einen Ersatzgegner erhält, da muss noch abgewartet werden.
Ansonsten haben wir noch zwei Profidebüts. Solche 4-Ründer sind sicherlich auch nicht langweilig. Kann wirklich ein nettes Event werden, man hätte lediglich etwas mehr Qualität beim Hauptkampf bieten sollen.
Freitag, den 30.09.2022
Van Thao Tran (14-1) vs. Prince Andrew Laurio (12-3-1) Bantamgewicht
Eine Veranstaltung von „Trigger Boxing“, gekämpft wird in Mo Chi Minh City, Vietnam. Thao Tran hat Trigger als Kampfnamen, scheinbar ist der Bruder der Inhaber bzw. ein Familiending. Ich habe recherchiert, ob ich dieses Event aufnehmen kann bzgl. einer geregelten Übertragung. Die „Evolution Fight Series“ aus Thailand ist involviert, die sehr empfehlenswerte Hochglanz-Shows kostenfrei anbieten, leider übertragen sie nicht. Bei intensiverer Suche fand ich dann heraus, dass Trigger Boxing die Show kostenfrei auf Facebook und Youtube ab 13 Uhr streamen wird, auf geht´s!
Der Hauptkampf schaut ganz gut aus. Zwar haben wir einen IBA-WM Kampf hier über 12 Runden, was mich ziemlich kalt lässt, aber das Matchmaking schaut vielversprechend aus. Thao Tran ist ein guter Mann, auf Boxrec die Nummer 62. 60 % KO-Quote, hat auch ein paar gute Siege schon einfahren können. Zuletzt gegen ein ungeschlagenes Prospect aus Thailand. Im Dezember 2015 ein Punktsieg in Südkorea über Wulan Tuolehazi. Dieser hat im Nachgang gut Karriere gemacht und kämpfte im Dezember 2019 noch um die Weltmeisterschaft gegen Kosei Tanaka. Eine Niederlage hat Thao Tran auch hinnehmen müssen, das war im Dezember 2019 in Australien gegen Billy Dib, kann schon passieren. Ich würde den Vietnamesen als sehr soliden bis guten Mann einordnen wollen. Laurio ist die Nummer 76 auf Boxrec, jedoch eine Gewichtsklasse darunter. Dennoch passt das vom Niveau her ziemlich gut. Laurio ist gewiss kein Überboxer, hat zuletzt aber immerhin Ranelio Quizo die erste vorzeitige Niederlage verpasst. 9 seiner 12 Siege holte er vorzeitig, alle seine 3 Niederlagen waren ebenfalls vorzeitig. Wenn Laurio im Ring steht, dann ist zumeist Action angesagt. Ich glaube, hier liegt ein KO in der Luft. Das könnte ein guter, offensivgeführter Kampf werden. An Motivation sollte es Laurio auch nicht mangeln. Zwar ist das nur ein IBA-WM Kampf, aber für seine Verhältnisse dennoch irgendwas Besonderes. Mit 23 Jahren hat er sicherlich auch noch Verbesserungspotenzial. Von daher, man sollte den Kampf ruhig auf der Rechnung in dieser Woche haben.
Die Undercard hat dann hingegen weniger zu bieten. Es sind 5 Kämpfe verzeichnet, die meisten Kämpfer haben 1-2 Kämpfe, die b-side sind alles Debütanten. Da muss man sich überraschen lassen. Wenn man es positiv hervorheben möchte, so findet sich auf der Undercard keine einzige Niederlage, ist doch auch was!
Lucas Ballingall (15-2) vs. Boy Jones Jr (20-4-1) Superleichtgewicht
Eine Veranstaltung von „Lets Go Management“, gekämpft wird in der gern gesehenen „York Hall“ von London. York Hall wird praktisch jede Woche für Boxevents gebucht, das ist echt eine Kultstätte für das Boxen in England. Übrigens ist Lets Go Management das neue Projekt von Lee Eaton. Er hat ja bei MTK Global gearbeitet, dort auch größere Shows auf die Beine gestellt. Das wurde ja teilweise auch auf ESPN+ übertragen. Durch die Kinahan-Geschichte ist das nun vorbei, Eaton versucht sich neu. Das ist jetzt alles 1-2 Stufen unter dem vorherigen Niveau auf MTK anzusiedeln, allerdings bedeutet das nicht, dass die Shows minderwertig daherkommen müssen. Eine Übertragung ist zumindest weiterhin kostenfrei gesichert, man kann es sich kostenlos auf Youtube anschauen. Intu Boxing lautet dort der Kanal.
Im Hauptkampf erwartet uns ein Kampf um den britischen Meistertitel. Ballingall hat sich schon einmal im Leichtgewicht erfolglos darum bemüht. Es war im Mai 2021 auf einer Fightzone Veranstaltung, da hat er hauchdünn über die Punkte gegen Myron Mills verloren. Nun eine Gewichtsklasse darüber ein erneuter Angriff. Wirkliche Siege hat Ballingall nicht vorzuweisen, das sind zumeist gegen Gegner mit klar negativen Kampfrekorden gewesen. Seine beiden Niederlagen jedoch waren so eng, dass er dadurch viele Punkte auf Boxrec erhalten hat. So ist er 350 Plätze über Boy Jones gerankt. Jener Boy Jones Jr. heißt im wirklichen Leben Ben Jones. Er hat früher wohl unter Frank Warren gekämpft, nach 2 Niederlagen am Stück war dann vor 3 Jahren Schluss unter Warren. Das Niveau scheint schlichtweg nicht ausgereicht zu haben. Er scheint nun bei Mark Prior unter Vertrag zu stehen. Beide Boxer sind 25, für beide Boxer geht es um viel. Der Verlierer wird vermutlich keine großen Kämpfe mehr in der Karriere bestreiten, der Zug dürfte dann abgefahren sein. Ballingall hat auf britischem Niveau schon gezeigt, dass er mithalten kann, folglich wird er auch als Favorit in den Kampf gehen. Jones ist vom Niveau vermutlich nicht weit darunter anzusiedeln. Wenn er britischer Meister werden würde, könnte er die versandete Karriere komplett umdrehen. Das ist seine große Chance, vermutlich auch die letzte. An Motivation mangelt es sicherlich nicht, könnte ein intensiver Kampf werden. EU-Level hat die Veranstaltung sicherlich nicht, das würde ich eher als ehrliches britisches Niveau bezeichnen. Kommen wir zur Undercard.
Die Undercard
Connor Marsden (6-2) vs. Martin McDonagh (15-2) Leichtgewicht: Nächster ehrlicher Kampf. Marsden hat zuletzt 2 gute Erfolge feiern können gegen den oben genannten Boy Jones Jr. und Mickey O'Rourke. Wird sicherlich als Favorit dadurch in den Kampf gehen, 2 vorzeitige Niederlagen finden sich jedoch auch. Das ist halb so wild, McDonagh bringt 0 % KO-Quote mit. Sein Kampfrekord liest sich souverän, die beiden Niederlagen waren gegen starke Leute. Könnte ein enger Kampf bedeuten, ist auch ein Eliminator um den britischen Titel im Leichtgewicht.
Jordan Purkiss (4-0) vs. Ryan Walker (12-3) Bantamgewicht: Purkiss ist ein ungetestetes Prospect, zwar vor Walker auf Boxrec gerankt, aber das muss nicht viel bedeuten. Walker hat immerhin schon einiges an Profierfahrung sammeln dürfen. So ging er zum Beispiel im Oktober mit Paul Butler über die Distanz, konnte dort auch Runden enger gestalten. Das wird sicherlich nicht einfach für Purkiss werden, dessen Gegner haben kumuliert betrachtet den Kampfrekord von 5-23 vorzuweisen, da sind 12-3 schon etwas völlig anderes.
Lukasz Stanioch (8-0) vs. Khoren Gevor (34-10) Supermittelgewicht
Eine Veranstaltung von „Babilon Promotion“, das wird auf Polsat Sport laufen. Kleine Empfehlung von meiner Seite. Abonniert Euch Polsat Sport, das kostet ca. 8,50€ im Monat, beinhaltet dann nicht nur regelmäßig polnische Shows, sondern auch Top Rank und PBC. Einziges Manko, es sind dann polnische Kommentatoren. Das Positive dabei ist noch, dass man mit einem bestehenden Abo auch ohne VPN sich alles anschauen kann. Besser geht es nicht, ich habe mir schon längst ein Abo dort gesichert. Was bekommen wir am Freitag auf Polsat geboten?
Einen bekannten Namen in Deutschland, Khoren Gevor. Mittlerweile 42, ist Mal in die Schlagzeilen vor einigen Jahren geraten wegen krimineller Aktivitäten. Unbekannte haben Gevor ins Knie geschossen, wenig später wurde einer seiner Boxer ermordet, die Geschichte lief bei Aktenzeichen XY ungelöst. Die Boxhandschuhe hat Gevor schon länger am Nagel gehangen, konzentrierte sich auf das Training von Stiefsohn Noel Gevor, der eine äußerst vielversprechende Karriere vor sich hatte und noch weiter hat. Mittlerweile ist wohl Khoren Gevor von der damaligen Lebenspartnerin/Frau getrennt, mit Noel Gevor ist er wohl auch nicht mehr zusammen, dieser boxt nun als Noel Mikaelian. 2018 gab Gevor überraschend noch ein Boxcomeback, jenes war sogar noch überraschenderweise ziemlich ordentlich. Neben 2 soliden Siegen gab es in Italien eine Punktniederlage gegen Giovanni de Carolis. Den Kampf verlor er zwar einstimmig nach Punkten, doch es handelte sich um ein Fehlurteil. Stanioch ist schon unter den Top 40 auf Boxrec, war ein solider Amateur. Bezwang dort z.B. Michael Eifert. Bei den Profis läuft es soweit auch ganz gut. Siege über die Veteranen Robert Talarek und Ryan Ford sind mehr als ordentlich. Aber engere Kämpfe gab es zudem auch. Zuletzt einen SD-Erfolg über den 42-Jährigen Franzosen Hadillah Mohoumadi.
42 Jahre ist inzwischen auch Gevor. Stanioch ist nicht frei von Wacklern, zudem bringt er keinen Punch mit. Wenn Gevor noch an die Leistungen aus dem de Carolis-Kampf anknüpfen könnte, dann würde das hier ein enger Kampf bedeuten. Doch davon ist nicht auszugehen. Vielleicht wird das ein ungefährdeter Punktsieg für Stanioch, vielleicht ist Gevor auch schon völlig shot und kippt von alleine um in den hinteren Runden. Man wird es am Freitag sehen.
Die Undercard
Damian Kiwior (9-4-1) vs. Pablo Mendoza (11-12) Mittelgewicht: Hierbei handelt es sich um ein Rematch. Das erste Aufeinandertreffen konnte Mendoza in Runde 2 via KO für sich entscheiden. Neben diesem Erfolg gab es 11 Niederlagen. Allerdings waren manche zumindest eng. Dennoch sollte man Mendoza nicht unterschätzen, seine 11 Siege holte er durchgehend vorzeitig. Kiwior war ein guter Amateur, auch Teilnehmer der WSOB. Er begann seine Karriere in UK, konnte dort nicht überzeugen und kämpft seitdem in Polen. Dort gab es zuletzt 3 Niederlagen in 4 Kämpfen, darunter der Mendzoa-KO. Machen wir es kurz: Mendoza ist kein besonders guter Boxer, bringt aber Punch mit. Kiwior ist selbst so limitiert, dass das ein enger Kampf werden könnte.
Lukasz Plawecki (4-0-2) vs. Mateusz Lis (3-0-1) Halbschwergewicht: Plawecki ist schon 35, kommt aus dem Kickboxen und Muay Thai-Bereich, war dort auch nicht unerfolgreich. Nun also der Versuch im Profiboxen zu bestehen. Gegen Radoslav Estocin gab es im November 2021 ein Unentschieden. Gegen jenen Estocin konnte im Nachgang Lis per KO in Runde 1 gewinnen. Alle Kämpfe von Lis, selbst die mit der Niederlage, gingen vorzeitig aus. Könnte ein munterer Kampf werden, wo das Niveau ziemlich ähnlich ist. Vielleicht würde ich Lis etwas stärker einschätzen, Plawecki hat aber viel Kampferfahrung, was man nicht unterschätzen darf.
Eduardo Nunez Willmank (22-1) vs. Canonico Brito (12-1-2) Superfedergewicht
Eine Veranstaltung von „Bxstars“, gekämpft wird in Culiacán, Mexiko. Die meiste Zeit der Recherche geht wirklich drauf, ob man die Events sich betrachten kann, oder ob kein geregeltes Streaming möglich ist. Dieses Event wird erfreulicherweise auf ESPN Knockout und Canela.tv übertragen, also nehmen wir das mit auf. Der Hauptkampf verspricht zumindest Spektakel.
Nunez ist wirklich ein schwerer Puncher. 2018 gab es Mal eine hauchdünne Punktniederlage gegen Hiram Gallardo über 6 Runden, ansonsten hat er jeden Kampf vorzeitig gewonnen. Auf Boxrec immerhin unter den Top 100, die ganz großen Namen waren aber bislang noch nicht zu finden im Kampfrekord von Nunez. Das soll sich hiermit etwas ändern. Brito ist gewiss kein ganz großer Name, aber in Mexiko zumindest kein Unbekannter. Der Southpaw hat seine Unentschieden und Niederlagen in den ersten 7 Kämpfen hinnehmen müssen, seitdem gab es nur noch Siege, 9 um genau zu sein. 8 davon vorzeitig. Darunter finden sich auch Upsets wie der Erfolg über den 21-0 Mann Carlos Ornelas. Seine damalige Niederlage 2016 war auch nur eine SD, seitdem hat er sich noch mächtig gesteigert. Also, auf dem Papier haben wir hier zwei schlagstarke Männer, dieser Kampf kann eigentlich nicht langweilig werden. Hier ist in der Theorie alles möglich. Nunez vielleicht etwas favorisiert, aber Brito darf man gewiss nicht unterschätzen, da er sich in den letzten Jahren stark entwickelt hat. Toller Kampf, der Action verspricht. Die Undercard verspricht dagegen bedeutend weniger.
Die Undercard
Hector Escobar (16-0) vs. Edgar Alor (14-0-2) Federgewicht: Besonders viel Qualität ist nicht drauf. Escobar befindet sich noch im Aufbau, hat immerhin 13 seiner 16 Siege vorzeitig geholt. Alor holte 12 seiner 14 Siege vorzeitig, das liest sich auch ganz okay. Seine beiden Niederlagen gingen über die volle Distanz, ist vielleicht für Escobar ein ganz ordentlicher Gegner in dessen Karrierestadium.
Alexis Molina Aguirre (6-0) vs. Enrique Mejia Morales (3-3) Superbantamgewicht: Molina hat nur Gegner mit komplett negativen Kampfrekorden geboxt, der ausgeglichenste Kampfrekord war ein 5-21-1 bislang. Dagegen verspricht Mejia zumindest ein Upgrade zu sein, obgleich dieser natürlich auch keinen positiven Kampfrekord mitbringt, jedoch zumindest einen ausgeglichenen. Er verlor gegen Prospects, zuletzt sogar vorzeitig. Im März 2021 gab es immerhin einen Sieg über einen 6-0-4 Mann. Viel kann ich nicht dazu schreiben, aber immerhin ist das ein besserer Gegner für Molina.
Ansonsten ist die Undercard voller Aufbaukämpfe, die fernab von hoher Qualität sind. Was man jedoch positiv betrachten kann, die ganz krassen Mismatches findet man eher nicht darauf. Das scheint schon halbwegs zu passen, eben nur halt in der achten oder neunten Reihe.
Samstag, den 01.10.2022
Yuttapong Tongdee (8-0) vs. Herlan Gomez (5-0) Bantamgewicht
Eine Veranstaltung von „TL Promotion“, gekämpft wird im „Spaceplus Bangkok RCA“, Thailand. Ich nehme diese Show mit auf, da sie kostenfrei u.a. auf Youtube gezeigt wird. Zudem schaut der Hauptkampf nicht uninteressant aus, dann passt das soweit. Gekämpft wird um irgendeinen WBA-Asia Titel, diesen verteidigt Tongdee hier.
Tongdee hat sich jenen Titelchen über Ryan Rey Ponteras gesichert, was vermutlich auch sein bester Karrieresieg gewesen sein dürfte. Auf Boxrec immerhin schon die Nummer 63, war zudem ein ganz guter Amateurboxer, der Background stimmt. Gomez hat auch einen Amateur-Background, obschon dieser sicherlich 1-2 Level darunter anzusiedeln ist. Bei den Profis hingegen läuft es richtig rund. Der 23-Jährige hat zuletzt in Thailand 2 Prospects die Null beraubt, nun wartet mit Tongdee der dritte Thailänder auf Gomez. Es wird sicherlich sehr schwer für Gomez werden, aber sein letzter Sieg war eventuell auch schon etwas überraschend. Er hat gute Erfahrungen in Thailand gesammelt, sich für diese höhere Aufgabe empfohlen, das ist sicherlich eine solide Paarung. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass Tongdee das hier wirklich verlieren wird. Eine Undercard wird übrigens auch angeboten, leider kann ich nicht viel zu ihr schreiben, da sie nicht beschrieben wird. Ich kann nur Paarungen auf Fightposter erkennen, jedoch reicht mein thailändisch nicht ganz dafür aus, um die Namen zu entziffern. Mit Tewa Kiram soll zumindest ein weiterer solider Mann in den Ring steigen
Mateusz Polski (2-0) vs. Adam Ngange (20-7-2) Superleichtgewicht
Eine Veranstaltung von „Rocky Boxing Promotions“, gekämpft wird im „Regionalne Centrum Turystyki i Sportu“ von Karlino, Polen. Der übertragende Sender ist erneut Polsat, wer also bei Gevor den Tag zuvor schon zugeschlagen hat, erhält hier direkt eine weitere Veranstaltung. Es lohnt sich gewiss. Im Hauptkampf erwartet uns ein spannender Name mit Polski, der als Amateur einige Erfolge vorzuweisen hatte.
Polski hat nicht nur Bronze bei einer Europameisterschaft gewonnen, er war auch Teilnehmer der WSOB und hat in seiner langen Amateurkarriere auch immer wieder starke Namen bezwungen. So beispielsweise unseren Ausnahmeathleten und späteren Olympiamediallengewinner Artem Harutyunyan, das lässt sich wirklich sehen. Wer über solch einen fundierten Background verfügt, der bedarf dann auch keine Aufbaukämpfe zu bestreiten, der kann direkt mit Qualität konfrontiert werden. Ngange ist ein solider Mann, der über einiges an Profierfahrung verfügt. War über viele Jahre in seiner Gewichtsklasse in Tansania ein Kandidat für die Nummer 1, ist es weiterhin noch. Er hat jedoch noch nie außerhalb von Tansania geboxt, das ist sein erstes Auswärtsspiel. Ich glaube nicht, dass er technisch mit Polski mithalten kann, der Pole verfügt zudem über einiges an Punch, jedoch hat Ngange noch nie vorzeitig verloren. Für den dritten Profikampf ist das wirklich eine solide Ansetzung für Polski, der hier sicherlich etwas zeigen muss. Kommen wir zur Undercard, besonders viel wird nicht geboten.
Die Undercard
Yaniel Evander Rivera (7-0-1) vs. Karol Welter (11-1) Mittelgewicht: Die Paarung finde ich nicht uninteressant. Rivera ist ein kubanischen Prospect, hat sich aber im Profigeschäft noch nicht besonders hervorgehoben. Ein Unentschieden findet sich schon. Kommt ursprünglich aus dem Superweltergewicht, steigt nun in das Mittelgewicht auf. Welter hingegen macht die Rolle rückwärts, kämpft eigentlich im Supermittelgewicht, kommt für diesen Kampf runter. Ich sah Welter im März, wo er in einem sehenswerten Kampf den Polen Patryk Szymanski überpowert hat, toller Erfolg. Welter ist rein technisch betrachtet keine Offenbarung, hat zudem nicht viel Punch, aber er verfügt über einen guten Spirit. Das ist jemand, der durchgehend nach vorne geht, der über das Volumen kommt, tendenziell in guten Kämpfen steht. Rivera wird sicherlich technisch überlegen sein, aber wenn er Welter in den Kampf kommen lässt, dann kann es spannend werden. Schöne Ansetzung, die restliche Undercard hingegen gefällt mir nicht, von daher erwähne ich sie auch nicht.
Michal Cieslak (22-2) vs. Krzysztof Twardowski (9-3) Cruisergewicht
Hier haben wir die Knockout Boxing Night 24 von „KnockOut Promotions“, gekämpft wird in der „Hala Niedzieli“ von Lublin, Polen. Übertragen wird das Event von TVP-Sport, das ist vom Staatssender. Sämtliche Inhalte lassen sich kostenfrei auf deren Internetpräsenz abrufen. Manchmal übertragen sie auch PBC-Events, die sind dann nur via polnischen VPN aufrufbar. Die hauseigenen Polen-Shows hingegen kann man sich auch einfach so in Deutschland kostenfrei anschauen. Einzige Bedingung, ihr dürft keinen Werbeblocker aktiviert haben. Was bekommen wir in der 24. Version geboten?
Einen soliden nationalen Kampf im polnischen Cruisergewicht. Dazu soll gesagt sein, dass Polen über ausgesprochen viel Qualität im Cruisergewicht verfügt. Da tummeln sich Leute wie Glowacki, Masternak, Wlodarzyk oder auch Cieslak. Cieslak ist ein absoluter Topmann, durften wir leider in der vorherigen Ausgabe schon begutachten, wo er Enrico Kölling in der ersten Runde KO schlug. Cieslak kann Boxen, hat Punch, gute Nehmerqualitäten, er bringt ein sehr starkes Gesamtpaket mit. Um die Weltmeisterschaft hat er sich 2x versucht, einmal gegen Makabu und dann gegen Okolie, in beiden Kämpfen hatte er Akzente setzen können, in beiden Kämpfen verlor er dann am Ende doch. Ich bin mir jedoch sicher, dass er noch eine weitere WM-Chance in Zukunft erhalten wird. Twardowski wird diese WM-Chance hingegen wohl nie erhalten, dafür ist er schlichtweg nicht gut genug. Dabei ist er kein schlechter Mann, neulich verlor er in UK gegen den Puncher Riakporhe über die Punkte, was jetzt auch kein schlechtes Zeugnis ist. Im November 2019 hat er ein Ausrufezeichen setzen können mit einem KO-Erfolg über Krzysztof Zimnoch, der zuvor als solider Mann im Schwergewicht galt.
Twardowski wird auf Boxrec in den Top 80 gerankt, das ist eine mehr als ordentliche nationale Ansetzung. Das Problem ist schlichtweg, dass Cieslak über ein anderes Niveau verfügt. Immerhin ist Twardowski gut im Nehmen, hat noch nie vorzeitig verloren, wird sicherlich auch länger als Kölling Stand halten, aber dass er Cieslak hier in einen 50/50 Fight ziehen kann, das sehe ich nicht. Dafür ist dieser schlichtweg zu gut.
Die Undercard
Meiirim Nursultanov (17-0) vs. Marcelo Esteban Coceres (31-4-1) Mittelgewicht: Wir haben hier einen überraschend starken Kampf auf der Undercard. Nursultanov ist ein absoluter Topmann, der auch ein absoluter Eliteamateur war, das Ziel kann nur die Weltmeisterschaft lauten. Auf Boxrec schon wenig überraschend die Nummer 9. Coceres stand zuletzt in einigen guten Kämpfen. Gegen Berlanga lieferte er sich einen 50/50 Kampf, danach gab es in Kanada eine Punktniederlage. Ich sah den Kampf, das war über weite Strecken auch ein enger Kampf. Coceres ist wirklich ein guter Mann, wird natürlich als krasser Außenseiter in den Kampf gehen, aber das ist eine gute Paarung für die Undercard.
Kamil Szeremeta (22-2-1) vs. Rafal Wolczecki (6-0) Mittelgewicht: Nächste interessante Ansetzung. Szeremeta ist wohl einigen hier ein Begriff. Er hat um die IBF-WM geboxt gegen Golovkin. Zwar war er dort chancenlos, hat aber gute Nehmerqualitäten bewiesen. Danach gab es noch eine Niederlage gegen Munguia. Für die Weltspitze ist Szeremeta nichts, aber solides EU-Level stellt er schon dar. Umso passender also, dass er nun in Polen einen Kampf bestreitet. Sein Gegner ist auch nicht uninteressant. Wolczecki ist noch moderate 25 Jahre jung, hat eine solide Amateurkarriere hinter sich. Zuletzt gab es einen Punktsieg über Mateo Damian Veron, der zuletzt gegen Wuppertal ein verdientes Unentschieden gegen Thomas Piccirillo holte. Wolczecki ist definitiv ein guter Mann, ob es direkt schon gegen Szeremeta reicht, weiß ich nicht, aber die Ansetzung liest sich wirklich nett.
Marek Matyja (20-3-2) vs. Jan Czerklewicz (8-1) Halbschwergewicht: Hier haben wir mit Matyia einen guten Mann auf der Undercard, der immerhin Platz 33 auf Boxrec darstellt, starkes Niveau also. Hat Niederlagen gegen Pawel Stepien und zuletzt gegen Craig Richards hinnehmen müssen, das Niveau ist folglich nicht gering gewesen. Czerklewicsz hingegen hat solch ein Niveau nicht anzubieten. Begann seine Karriere in den USA, ist dort KO gegangen und boxt seitdem in Polen. Befindet sich noch im Aufbau, eher der Typus Techniker. Ich habe seinen letzten Kampf gesehen, da gefiel er mir nicht besonders gut. In Polen jedoch wird er durchaus geschätzt. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass er Matyia bezwingen kann. Tolle Veranstaltung, dazu noch kostenlos, was wünscht man sich mehr?
Christian Carto (19-1) vs. Hector Andres Sosa (14-1) Bantamgewicht
Eine Veranstaltung von „King´s Promotions´, gekämpft wird in der „2300 Arena“ von Philadelphia, USA. Die Veranstaltung wird im monatlichen Abo auf Flocombat zu sehen sein. Ich habe tatsächlich noch bis zum 02.10 dort ein Abo aktiv, das geht sich für mich wohl noch auf, sehr schön. Die letzte Veranstaltung von King´s Promotions fand ich sogar richtig gut, was bekommen wir also nun geboten?
Im Hauptkampf erwartet uns eine spannende Ansetzung. Carto ist bei Kings Promotions unter Vertrag, zusätzlich ein Sohn der Stadt, hat hier ein doppeltes Heimspiel. Als Amateur war er wirklich gut, konnte so z.B. auch die renommierten Golden Gloves gewinnen, sehr gutes Niveau. Bei den Profis lief es auch gut an, hat zum Beispiel auch auf der Undercard bei Top Rank geboxt. Einziges Manko, er ging im Februar 2019 KO in Runde 2 gegen Victor Ruiz. Danach hat er 2,5 Jahre nicht mehr geboxt, es gab seitdem noch 2 Aufbaukämpfe die er souverän vorzeitig gestaltete. Boxrec hat ihn noch in den Top 100 gelistet, aber da stellt sich schon die Frage, was macht die harte KO-Niederlage, wie ist es um das Kinn bestellt? Nun gibt es die erste große Herausforderung seit jenem Tag, der Argentinier Sosa. Bei Boxrec immerhin unter den Top 50 gerankt. Hat in Argentinien solide Siege vorzuweisen, u.a. über den südamerikanischen Meistertitel. Ende April gab es in Panama eine Niederlage gegen Rafael Pedroza, die war aber auch durchaus enger. Das wird sicherlich eine große Herausforderung für Carto werden, der zunächst sein vorheriges Niveau überhaupt bestätigen muss. Spannender Kampf, wo beide Seiten Siegeschancen aufweisen.
Die Undercard
Quadir Albright (6-0) vs. Roberto Zarinana Gomez (4-0) Superleichtgewicht: Hier haben wir ebenfalls ein spannendes Duell. Albright hat ebenfalls ein Heimspiel, verfügt über einen soliden Amateurbackground. Bei den Profis gab es jeweils einen kurzen Prozess, es waren allesamt vorzeitige Siege. Die Qualität der Gegnerschaft hielt sich jedoch stark in Grenzen. Zarinana hat ebenfalls 100% KO-Quote vorzuweisen, allerdings dabei die besseren Gegner. So findet er sich gleich in den Top 200 wieder, ca. 350 Plätze über Albright. Und der Mexikaner hat sogar eine richtig gute Amateurkarriere gehabt, WSOB-Teilnehmer usw. Das ist ein richtig starker Kampf, wo der Mexikaner gute Chancen haben sollte. Das ist wirklich sehr gutes Matchmaking.
Colby Madison (10-3-2) vs. Junior Anthony Wright (18-4-1) Schwergewicht: Und die nächste richtig tolle Ansetzung. Das hier ist eher so ein Clubfight-Mainevent, aber dafür ist man irgendwie Kampfsportfan geworden, da lacht das Herz. Beides sind alte Schwergewichte, Madison 39, Wright 36. Auf Boxrec ähnlich platziert. Madison kennt man vielleicht noch aus seinem War gegen den Elite-Amateur Mihai Nistor, der Nistor 2x am Boden hatte in 2 Runden, dann noch selbst KO ging. Das wäre ein Monsterupset geworden, viel fehlte nicht. Wright bringt auch guten Punch mit, hat sich schon im Ausland häufiger versucht, so z.B. 2017 gegen Ruslan Fayfer, wo er sogar 3-4 Runden auf den Scorecards gewonnen hat. Ganz ehrlich, beide Seiten haben gute Siegeschancen. Das ist ein ganz tolles Duell der vierten Reihe, wo auch Action versprochen ist.
Atif Oberlton (6-0) vs. Christian Thomas (11-0) Halbschwergewicht: Und für Qualität ist auch noch gesorgt, denn mit Oberlton steht ein aufregendes Prospect auf der Card. Bei den Profis hat er mit sehenswerten KO´s für Schlagzeilen gesorgt. Starker und gefährlicher Mann. Thomas hat auch eine gute KO-Quote (ca. 82%), aber es waren allesamt Aufbaugegner. Dennoch ist sein Background nicht schlecht, er kämpfte u.a. im Viertelfinale der Golden Gloves, schied dann gegen Lawrence King Jr. aus, der im Anschluss im Halbfinale gegen jenen Oberlton verlor. Oberlton gewann dann das Turnier. Ansonsten kam Wright auch einmal ins Halbfinale. Natürlich hat er nicht das extrem starke Amateurlevel wie Oberlton vorzuweisen, aber er war auf nationalem Niveau ein guter Fighter. Beide sind ungeschlagen, beide haben Punch + eine gute Amateurkarriere, das ist erneut eine gute Ansetzung.
Und ich könnte hier so weitermachen. Das ist ein sehr gutes Event, 1000x besser als irgendwelche Top Rank-Veranstaltungen.
Luis Nery (32-1) vs. Jesus Ruiz Garcia (43-9-5) Superbantamgewicht
Eine Veranstaltung von „Zanfer Boxing“, gekämpft wird in der „Auditorio Municipal Fausto Gutiérrez Moreno“ in Tijuana, Mexiko. Das ist etwas schade, denn ursprünglich sollte das Event in einem 22.000 fassenden Stadion ausgetragen werden, doch die Witterungsverhältnisse lassen es wohl nicht zu. Dieses Event ist ein äußerst großes in Mexiko, viel Medienpräsenz herrscht, Nery wird in TV-Anstalten herumgereicht zum Bewerben des Events. Was bekommen wir sportlich denn geboten?
Sicherlich ein Hauptkampf auf höchstem Niveau. Nery ist ein absoluter Topmann, spätestens seit den beiden Yamanaka-Siegen ist er natürlich ein Begriff. Neben dem Bantamgewicht hat er sich auch zum Weltmeister im Superbantam gekürt, gegen Brandon Figueroa war dann jedoch Schluss mit der Herrlichkeit. Physisch war es natürlich auch sehr schwer für Nery dort zu bestehen. Im letzten Kampf hat er dann Carlos Castro ziemlich alt aussehen lassen. Gegen diesen geschmeidigen und höchst explosiven Nery, hatte Castro so seine Mühe. Das Problem von Nery ist jedoch, dass er eine extrem geringe Workrate aufweist, wodurch er über die Punkte Probleme bekommen kann. Er ist abwartend, lauert auf die explosive Aktion, das kommt nicht immer gut an. Ruiz hingegen hat gegen jenen Castro auch vor 2,5 Jahren geboxt, dort gab es eine knappe MD-Niederlage. Wenn er den Promoter im Rücken hätte, dann ginge da deutlich mehr. Ansonsten sind seine letzten Niederlagen allesamt sehr eng gewesen, was für seine Qualität durchaus spricht. Vorzeitig verliert er eigentlich nie, bringt auch guten Punch mit, wirklich ein guter Mann. Nery ist laut Boxrec die Nummer 3, natürlich auch klarer Favorit. Dennoch ist er physisch nicht gerade stark, zudem weist er diese geringe Workrate auf. Wenn Ruiz es schafft, den Kampf physisch zu machen, an Nery rankommt und wirklich am Mann arbeitet, dann kann das ein sehr enger Kampf werden. Schafft er das? Wir werden es sehen.
Die Undercard
Jackie Nava (39-4-4) vs. Gloria Elena Yancaqueo (10-11-3) Superbantamgewicht: Nava ist Titelträgerin der WBC und eine echte Größe im Frauenboxen. Die gute Dame hat alles schon erreicht, befindet sich im absoluten Spätherbst ihrer Karriere. Mit 42 Jahren muss man das so sehen. Ist sicherlich eine weibliche Box-Legende in Mexiko, wenig überraschend immer noch die Nummer 1 auf Boxrec. Yancagueo ist ebenfalls erfahren, unangenehm zu boxen, geht da gerne mit dem Kopf hinein. So finden sich DQ-Niederlagen und zahlreiche Punktabzüge. Auf Boxrec immerhin die Nummer 8 der Welt. Ich glaube nicht, dass sie die Altmeisterin bezwingen kann, aber einen ekligen Fight wird sie liefern können.
Carlos Sanchez Valadez (22-1) vs. Elvis Torres (20-2-2) Leichtgewicht: Sanchez hat viel in den USA geboxt, zahlreiche Aufbaukämpfe bestritten, die Qualität war bei der Gegnerschaft jedoch nicht vorzufinden. Dennoch scheint er soliden Punch mitzubringen, beim ersten großen Test gegen Pedro Campa ging er jedoch KO. Torres hingegen sah ich schon häufiger kämpfen, wirklich guter Mann. Zuletzt sah ich ihn beim Rematch zwischen Erick Encinia, wo er den zweiten Kampf dominiert hat und dann urplötzlich in der neunten Runde aufgeben musste. Richtig ärgerliche Niederlage. Beide Boxer sind sehr ähnlich auf Boxrec gelistet, könnte also ein spannender Kampf werden, wo ich Torres gute Siegeschancen einräume.
Angel Daniel Garcia Molina (12-0) vs. Miguel Angel Torres Nunez (11-0) Superfedergewicht: Nächste interessante Ansetzung, Garcia befindet sich noch im Aufbau, hat diesen souverän bislang gemeistert. Erst 20 Jahre jung, aber schon die Nummer 166 auf Boxrec. Das liest sich spannend, seine Kämpfe auch überwiegend vorzeitig gestaltet. Er ist halt noch ungetestet. Torres hat da schon die stärkeren Männer bezwungen, da finden sich schon 2-3 wirklich gute Siege im Kampfrekord. Mit 23 Jahren ebenfalls noch jung, auf Boxrec die Nummer 54. Er geht sicherlich als Favorit in den Kampf, aber das ist ebenfalls eine gute Paarung.
David Moreno Potrero (12-0-1) vs. Abimael Cruz Bautista (8-1) Superleichtgewicht: Moreno ist erst 20 Jahre jung, dennoch schon in den Top 100 auf Boxrec. Bei Cruz schaut es auch nicht verkehrt aus, hat überwiegen vorzeitig gewonnen, die eine Niederlage dann gegen den starken Pedro Campa, das kann passieren. Ich kenne beide nicht, aber das kann auch ein solider Kampf werden.
Ich kann nun etliche dieser Paarungen noch benennen, aber das führt zu nichts. Da ist extrem viel Grün in den Kampfrekorden, zumeist junge Fighter die auch Potential mitbringen. Das ist eine sehr interessante und spannende Fightcard, vermutlich das Event der Woche. Mal schauen wo es übertragen wird, ich gehe von ESPN Knockout aus.
Sonntag, den 02.10.2022
Jarrell Miller (25-0-1) vs. Ebenezer Tetteh (20-1) Schwergewicht
Eine Veranstaltung von „Boxing Star Management“, gekämpft wird in Almaty, Kasachstan. Im Hauptkampf erwartet uns ein alter Bekannter, Jarrell Miller. Seine Geschichte ist bekannt. Er hätte gegen AJ kämpfen sollen, wurde des Doping dann gleich 2x überführt, nach einer langen Sperre ist er zurück. Sportlich überzeugen konnte er in den jeweiligen Kämpfen nicht, zumindest hält er die Aktivität hoch. Was ist in Kasachstan nun zu erwarten?
Ein sicherer KO-Erfolg für Miller, zumindest gehe ich davon aus. Tetteh hat einen komplett leeren Kampfrekord und ist einmal gegen Daniel Dubois in der ersten Runde rausgenommen worden. Ob Miller es ebenfalls so anstellt, weiß ich nicht, aber vorzeitig sollte schon das Ziel hier sein. Vielleicht überrascht Tetteh natürlich uns auch alle, aber das käme hier schon einem kleinen Wunder gleich. Schlechter als Richard Lartey wird er sich aber wohl kaum machen können, von daher darf man gespannt sein. Der Kampf gibt Miller nicht viel, aber es ist positiv, dass er die Aktivität aufrechterhält. Im Raume steht danach ein größerer Kampf in der Wüste. Der Fokus liegt also wohl eher darauf. Kommen wir zur Undercard, die hat es schwergewichtig in sich.
Die Undercard
Daulet Daukenov (10-2) vs. Eldorbek Sayidov (6-7-2) Superleichtgewicht: Das hier handelt sich um ein Rematch, das erste Aufeinandertreffen hat Daukenov ziemlich klar über die Punkte für sich gestalten können, zumindest laut den offiziellen Scores. Ich weiß nicht, weshalb man erneut die Paarung ansetzt, vielleicht war es doch enger irgendwie. Ansonsten sind beide ziemlich ähnlich auf Boxrec platziert. Syidov hat neben Niederlagen auch immer wieder ordentliche Resultate im Ausland einfahren können. Auf dem Papier ist die Paarung ganz okay.
Nursultan Amanzholov (4-0) vs. Morgan Dessaux (6-11) Schwergewicht: Amanzholov ist ein Prospect, war ein solider Amateur. Gibt ansonsten nicht viel zu schreiben. Dessaux hat im Cruisergewicht ein paar solide Kämpfe bestritten, im Schwergewicht gab es nicht viel zu holen. Zuletzt sah ich den 40-Jährigen Franzosen in Polen, da ist er völlig chancenlos in Runde 2 gestoppt worden. Das Bild dürfte hier ähnlich werden.
Mahammadrasul Majidov (3-1) vs. Dusan Veletic (?) Schwergewicht: Majidov war ein Elite-Prospect, mehrfacher Weltmeister bei den Amateuren, zusätzlich Medaillengewinner bei Olympia. Und im vierten Profikampf gab es dann plötzlich die krachende KO-Niederlage gegen Andrey Fedosov auf einer DAZN-Veranstaltung. Nun der erste Kampf nach dieser Niederlage, auf Boxrec ist kein Gegner eingetragen. Als Gegner habe ich auf Tapology Dusan Veletic gelesen, der ein wirklich ansprechender Gegner wäre. Kennt man vielleicht aus seiner Niederlage in Hamburg gegen Jose Larduet. Wenn das wirklich sein Gegner werden sollte, dann kann man das durchaus mit Spannung verfolgen. Ich habe etwas social-media Recherche betrieben, er befindet sich noch in Sarajewo aktuell. Vom Kampf las ich nichts, es bleibt abzuwarten.
Da haben wir doch noch einiges an Content hervortragen können. Auch wenn die absoluten Megaevents nicht aufzufinden sind, was steht bei Euch in dieser Woche auf der watchlist? Und was würdet ihr als stärkstes Event bezeichnen, das Nery-Event in Mexiko, oder die starke TVP-Veranstaltung in Polen mit Cieslak?