Eine neue Woche voller Boxen steht uns bevor. Vielleicht das Highlight der Woche direkt am Dienstag-Morgen, wo Naoya Inoue seine Chance zum undisputed-Champion in Japan nutzen möchte. Am Donnerstag haben wir in Mexiko eine Show auf ESPN Knock-Out mit dem Veteranen Miguel Roman im Hauptkampf.
Das Wochenende beginnen wir in Kasachstan, wo u.a. Jarrell Miller erwartet wird. In der Nacht zum Samstag darf sich das deutsche Schwergewicht Michael Wallisch in Kanada gegen Makhmudov versuchen. Wenn ich schreiben würde, dass der Ausgang ungewiss ist... so würde ich lügen müssen
Einen sehr vollen Samstag haben wir zu bieten, da musste ich etwas in Europa selektieren. Timo Schwarzkopf wird im Allgäu auf den Exweltmeister Miguel Vazquez treffen. Für eine nationale Komponente ist auch in Bournemouth gesorgt, wo der Nürnberger Armend Xhoxhaj auf Chris Billam-Smith im Cruisergewicht trifft.
In Frankreich erwartet uns das nächste starke Event mit Christian Mbilli inkl. Cissokho vs. Mbenge.
Der absolute Kracher wird jedoch in Dubai erwartet, wo Mahmoud "Diamond-Boy" Charr auf Lucas "Big Daddy" Browne trifft.
In der Nacht haben wir noch eine unterirdische Golden-Boy Veranstaltung auf DAZN laufen und einen extrem interessanten Prospect-Hauptkampf von der PBC.
Beginnen wir!
Dienstag, den 13.12.2022
Naoya Inoue (23-0) vs. Paul Butler (34-2) Bantamgewicht
Eine Veranstaltung von „Ohashi Promotions“, gekämpft wird in der „Ariake Arena“ von Tokio, Japan. Hier haben wir direkt eines der Highlights der Woche, denn die Paarung beeinhaltet sämtliche 4 Gürtel. Durchaus also ein historischer Moment, obgleich in den letzten Jahren diese Ereignisse etwas häufiger vorkamen. Das bedeutet, dass man sich am Dienstag-Morgen vielleicht, sofern möglich, für dieses Event zeitnehmen sollte. In den USA wird ESPN der Übertragungspartner sein. In Polen ist es Polsat. Wir haben hier wohl in Deutschland keine legale Möglichkeit, alternative Streams sollten aber kein Problem darstellen. Was ist vom Kampf zu erwarten?
Häufig sind solche undisputed-Kämpfe natürlich etwas ganz Besonderes. Da geht es nicht nur um eine Titelvereinigung, sondern auch gleich um sämtliche Gürtel. Man stelle sich vor, man würde so etwas im Schwergewicht oder Weltergewicht antreffen. Usyk vs. Fury, Spence Jr. vs. Crawford. Das sind alles gigantische Kämpfe, im Bantamgewicht hält sich das aber in Limitationen. Man muss so ehrlich sein, die aktuell stärkste Gewichtsklasse ist es nicht. Und erschwerend kommt hinzu, dass mit Inoue so ziemlich der fähigste Mann p4p in der Division verbleibt. Eine sehr ungünstige Konstellation für zukünftige Anwärter. Inoue war gefühlt schon am Peak seiner Karriere mit dem Gewinn der WBSS, wo er jedoch im Finale hart gefordert wurde von Nonito Donaire. Im Zuge dessen erfolgten ein paar USA-Auftritte, so wirklich Fahrt nahm die Karriere nicht auf. Zuletzt hat er jedoch eindrucksvoll Donaire in Runde 2 gestoppt. Das Monster ist gefühlt so bedrohlich wie noch niemals zuvor. Nun haben wir Paul Butler auf der Gegenseite. Ein durchweg solider bis guter Mann. Aber für die absolute Weltspitze, da kann man sein Format hinterfragen. Gegen Emmanuel Rodriguez war er im Jahr 2018 völlig chancenlos. Jener Rodriguez war später völlig chancenlos gegen Inoue. Da merkt man also die Problematik an. Immerhin hat Butler mit Probellum einen fähigen Promoter m Rücken. Er sollte ursprünglich gegen Casimero um den WBO-Titel boxen, dieser hat sich aber für die Sauna entschieden. So setzte man kurzfristig Jonas Sultan um den Interimstitel der WBO an. Hier muss man nun Butler auch loben, er zeigte sich beweglich und lieferte einen guten Kampf ab. Nun lautet der nächste Gegner Inoue. Eine wirkliche Siegeschance dürfte Butler nicht haben. Was eventuell für ihn sprechen könnte. Er ist ein zäher Mann und kann sich gut im Ring bewegen. Das könnte also dafürsprechen, dass er zumindest in die hinteren Runden vielleicht vorstoßen kann. Aber die Runden dann auch tatsächlich zu gewinnen, schwierig. Dennoch möchte ich den Kampf uneingeschränkt empfehlen, und die Tragweite noch einmal hervorheben. Der letzte uneingeschränkte Weltmeister im Bantamgewicht war ein gewisser Enrique Pinder aus dem Jahre 1973. Das ist nahezu 50 Jahre nun her, und da gab es auch noch keine 4 Gürtel. Das ist wirklich ein historischer Kampf, wo Inoue eine beeindrucke Karriere weiter erweitern kann. Schaut es Euch an.
Yoshiki Takei (5-0) vs. Bruno Tarimo (26-3) Superbantamgewicht: Die Undercard bietet leider nicht sonderlich viel. Wenn man so den Quervergleich zu Teiken Promotions zieht, dann ist das leider erdrückend. Takei scheint ein fähiges Prospect zu sein mit Punch, ich kenne ihn nicht. Kann da auch nur wenig zu schreiben. Wird hier sicherlich in Japan als Favorit in den Kampf gehen, aber ist noch ziemlich ungetestet und somit in der Theorie roh. Tarimo hingegen ist durchaus ein fähiger Mann. An die 200 Profirunden gesehen, schon einige starke Männer im Ring begegnet. Billel Dib bezwungen, im Rematch gab es dann die Revanche. Im letzten Kampf den Kürzeren gegen Zelfa Barrett zwar gezogen, aber Barrett hat auch ein sehr gutes Niveau. Ein Selbstläufer sollte das nicht werden für Takei.
Ansonsten ist nicht viel auf der Undercard drauf… was man zwingend sehen müsste. Den Takuma Inoue-Kampf gegen Jake Bornea finde ich nicht sooo schlecht. Aber wenn der Kampf schon herhalten muss, dann weiß man ungefähr, wie die Gesamtsituation ausschaut.
Donnerstag, den 15.12.2022
Miguel Roman (64-14) vs. Darvin Galeano (12-1) Superfedergewicht
Eine Veranstaltung von „Bxstars“, gekämpft wird im „Gimnasio Jose Neri Santos“ von Ciudad Juarez, Mexiko. Als Übertragungspartner sind die Latinos um ESPN-KnockOut auf Sendung. Streams findet man dann wohl auch bei den Brasilianern um Fox Sports. Und im Hauptkampf erwartet uns eine unvollendete Karriere.
Miguel Roman gehört sicherlich zu den großen Namen in Mexiko. Er stand zwischen 2011-2018 in gleich 3 Weltmeisterschaftskämpfen, konnte jedoch keinen Kampf für sich entscheiden. Der erfahrene Mann steht kurz vor dem Erreichen der 500-Profirunden. Eine Anzahl, die in der heutigen Zeit eine absolute Seltenheit darstellt. Mit 78 Kämpfen wenig verwunderlich. Diese beeindrucken Zahlen deuten allerdings auch auf eine lange Karriere hin inkl. des Älterwerdens. Mit 37 Jahren zählt Roman wohl auch noch nicht zum ganz alten Eisen, aber er kämpft auch in niedrigeren Gewichtsklassen, was man stets berücksichtigen muss, da altert man schlechter. Was man definitiv konstatieren kann/muss, Roman wird ganz sicher nicht mehr taufrisch sein, gewisse Abnutzungsspuren sind vorhanden. So trifft es sich wohl ganz gut, dass mit Galeano nun auch keine unüberwindbare Hürde als Gegner aufgestellt wurde. Auf der anderen Seite hat dieser ein durchaus souveränen Kampfrekord vorzuweisen, mit einer Ausnahme, wo er in der ersten Runde von Humberto Galindo gestoppt wurde. Galindo sah ich dann im Nachgang auf einer Universum-Veranstaltung gegen Artem Harutyunyan kämpfen, schlecht war der nicht. Nun kann man also zwei Herleitungen aufstellen. Entweder, Galeano wurde kalt erwischt, die Niederlage sollte man nicht zu hoch bewerten… oder, er verfügt über kein Kinn, was zum massiven Problem werden könnte. Roman hat grundsätzlich die Power um das zu offenbaren. Dennoch glaube ich, dass wir einen munteren Kampf sehen werden, Galeano wird sicherlich auch nicht zum Verlieren kommen. Das dürfte ein solider Kampf bedeuten.
Yosbany Veitia (Debüt) vs. Juan Ramirez Marquez (14-6) Superfliegengewicht: Die Gewichtsklasse kann ich nicht genau bestimmen. Veitia gibt hier sein Debüt, er war ein sehr renommierter kubanischer Amateurboxer, mehrfacher nationaler Meister usw. Ramirez wird hier wohl der hoffnungslos unterlegene Gegner sein. Ganz schlecht ist Ramirez jedoch nicht, hat eine Reihe von stärkeren Leuten geboxt, ist durchweg über die Runden gekommen. Etwas Erfahrung bringt er also mit, komplett überfordert sollte er nicht sein. Aber wirkliche Siegeschancen hat er nicht.
Freitag, den 16.12.2022
Yelshat Nikhemttolla (17-0-1) vs. Renz Rosia (17-9-1) Bantamgewicht
Eine Veranstaltung von „Raynelo Management“, gekämpft wird in der „Barys Arena“ von Astana, Kasachstan. Astana, das gehört zu den kühlsten Hauptstädten dieser Erde. Aktuell hat man um die -30 Grad Celsius dort vorfindbar. Hoffentlich ist die Arena gut geheizt. Auf dem Fightposter ist ESPN als Übertragungspartner angegeben, also gehe ich davon aus, dass man dort auch etwas sehen kann.
Nikhemttolla scheint den Hauptkampf zu bestreiten. Er ist ursprünglich in China geboren, verbrachte auch seine Karriere im Reich der Mitte. Seit November 2019 boxt er allerdings nun in Kasachstan, wie es auch für den „Kazakh Warrior“ gehört. Ich habe ihn noch nicht kämpfen sehen, kann da auch nicht allzu viel nun beisteuern. Ganz souverän erscheint mir der Kampfrekord jetzt aber nicht zu sein. Sicherlich ein guter Mann, aber unschlagbar dürfte er nicht sein. Rosia hingegen hat auf dem Papier keinen besonderen Kampfrekord vorzuweisen, allerdings glaube ich, dass man sich davon nicht allzu täuschen sollte. Da finden sich über die Jahre zahlreiche enge Niederlagen. Davon auch viele im Ausland, beispielsweise in Thailand. Im Jahr 2015 hat er in Südafrika mal einen Kampf um den IBO-Titel machen dürfen gegen Moruti Mthalane. Seine beiden letzten Kämpfe waren auch zwei solide Siege, Problem hierbei, seit Dezember 2019 hat er lediglich einen Kampf noch bestritten. Physisch sind beide Boxer auf Augenhöhe, viele Parameter sprechen also dafür, dass wir einen durchaus ausgeglichenen Kampf erwarten können, obschon hier die a-side als Favorit angesehen werden muss.
Ablaikhan Khussainov (11-0) vs. Anderson Dener (6-2) Superleichtgewicht: Khussainov soll wohl in den USA laut Boxrec leben, verbrachte den Großteil seiner Karriere allerdings in Kanada. Sicherlich ein durchaus fähiger Mann, aber in der letzten Zeit dümpelt die Karriere etwas vor sich hin. Den nächsten Schritt konnte er bislang noch nicht begehen. Vielleicht nun in seiner Heimat. Mit Dener wartet nun ein punchstarker Brasilianer. Ich sah Dener im April kämpfen auf Fite gegen Cristhian Martinez. Das war auf einer Schweizer-Veranstaltung, wo er direkt den Kubaner gestoppt – und das upset geschafft hat. Danach sollte er einen Hauptkampf in Argentinien gegen den toughen Jose Angel Gabriel Rosa bestreiten. Dort schwoll sein Auge an, wodurch der Kampf in Runde 5 als TKO-Niederlage in die Bücher ging. Ich finde die Paarung nicht so uninteressant, weil Dener durchaus die Punch-chance mitbringen dürfte.
Übrigens hat sich im Nachgang ergeben, dass Jarrell Miller ebenfalls auf der Card vertreten ist. Leider bringt der Gegner nur wenig Qualität mit.
Arslanbek Makhmudov (15-0) vs. Michael Wallisch (23-5) Schwergewicht
Eine Veranstaltung von „Eye of the Tiger Management“, gekämpft wird im „Centre Gervais Auto“ von Shawinigan, Kanada. Das wird in den USA auf ESPN+ übertragen. Zuletzt waren auch die Polen um TVP-Sport auf Sendung. Es gibt jedoch auch eine legale Möglichkeit in Deutschland sich das anzuschauen. Die Kanadier bieten einen eigenen Streamingdienst namens punchinggrace an. 8 € im Monat exklusive Steuern kostet der Spaß, leider muss man sich für ein gesamtes Quartal verpflichten, wodurch wir schnell mit Steuern bei 30 € sind. Allerdings bekommt man dann auch regelmäßig Content, alleine Eye of the Tiger wird in diesem Jahr 8x veranstaltet haben + kaufen sich in 1-2 Events noch ein. Und im anstehenden Hauptkampf erwartet uns ein deutsches Schwergewicht, lohnt sich die Sichtung?
Nein. Kurz und trocken. Ich finde die Ansetzung schon ziemlich frech. Ich weiß auch nicht, woran es liegt. Hat man kein Zutrauen bei Makhmudov? Würde mich teilweise auch nicht überraschen, boxerisch war das zuletzt wenig überzeugend. Power ist zweifelfrei vorhanden, aber Finesse sehe ich da eher kaum bis gar nicht. Ich lese manchmal so Prognosen von einer Top 10 im Schwergewicht, muss da immer schmunzeln, wenn so jemand wie Makhmudov in den Top 10 oder Top 15 auftaucht. Aber gut, stellt man schwächere Gegner auf die Gegenseite, dann schaut er in der Tat wie eine KO-Maschine aus. Im September 2021 hat man Erkan Teper da noch einen Check überwiesen, nun über 1 Jahr später möchte man Wallisch etwas geben. Normalerweise sollte die Qualität der Gegnerschaft mit den Kämpfen steigen, bei Makhumudov bedient man sich ständig demselben Klientel. Ich erachte das als äußerst enttäuschend. Dabei ist Wallisch kein so schlechter Mann. Er sollte neulich gegen David Adeleye kämpfen, diesen Kampf hätte ich sogar begrüßt. Sein Problem sind natürlich die Nehmerfähigkeiten. Wenn da ein paar harte Hände auf den Körper geschlagen werden, dann ist Wallisch zeitnahe am Boden. Nun kann Makhmudov nicht besonders viel, aber der kann hauen wie ein Pferd. Da braucht man nun also kein Prophet sein, um ungefähr sich auszumalen… wie dieser Kampf enden wird. Zuletzt gab es ja Meldungen, dass Makhmudov gegen Zhan Kossobutskiy einen Kampf um den WBC Silver-Titel machen soll. Da hat man direkt in Kanada Schnappatmung erhalten. Man buttert ja nicht so viel Geld in den Verband, damit dieser einen harten Gegner noch ansetzt – wenn, dann möchte man schon einen adäquat schlechten Gegner für die Bemühungen sehen. Wallisch wäre ein hervorragender WBC Silver-Gürtel Herausforderer geworden. Wenn Makhmudov den letzten Kampf gegen Takam verloren hätte, dann wäre Wallisch als Aufbaugegner eventuell okay gewesen – aber so, das ist nichts. Besonders überzeugend ist auch nicht die Undercard, aber was kann man schon bei dem Hauptkampf diesbezüglich erwarten?
Steven Butler (31-3) vs. Joshua Conley (17-4-1) Mittelgewicht: Ich habe die letzten Kämpfe von Butler gesehen, die waren allesamt überzeugend. Mark DeLuca hat er zuletzt in zwei Runden abgeschossen. Butler ist ein punchstarker Mann, der aber selbst nicht über das beste Kinn verfügt. Attraktive Kombination für den neutralen Zuschauer! Conley selbst ist jetzt kein waschechter Puncher. Ich würde ihn eher als Techniker bezeichnen, zumindest sollte er über diese Fähigkeiten verfügen. Er hat einen ziemlich guten Amateurbackground vorzuweisen, bei den Profis lief es so mäßig. Niederlagen auf PBC-Veranstaltungen, aber die Gegnerschaft war Weltklasse. Zuletzt 10 Runden mit Sergiy Derevyanchenko gegangen, was für ihn spricht. Davor Curtis Stevens gestoppt, die Paarung ist sicherlich in Ordnung.
Ansonsten boxt Mary Spencer gegen Femke Hermans, was ein solider Kampf bedeutet – allerdings kramt man hier tatsächlich den wertlosen IBO-Titel der Damen hervor. Diesen Etikettenschwindel mag ich nicht unterstützen. Ansonsten sind noch ein paar Aufbaukämpfe drauf, die lesen sich mäßig bis okay. Insgesamt also eher ein enttäuschendes Event.
Samstag, den 17.12.2022
Timo Schwarzkopf (21-5) vs. Miguel Vazquez (44-11) Superleichtgewicht
Eine Veranstaltung von „Schwarzkopf Boxing“ in Kooperation mit „Swiss Pro Boxing“. Gekämpft wird in der „Argensporthalle“ von Wangen im Allgäu. Das ist im Wohnzimmer von Schwarzkopf, der hier auch Ausrichter seines eigenen Events ist. Ich finde, das gebührt auch durchaus Respekt, was der gute Herr alles eigenständig auf die Beine stellt. Da gab es schon zahlreiche gute Events im Allgäu, selbstverständlich ist das alles nicht. Mit Vazquez hat man nun sogar einen prominenten Namen im Weltboxen verpflichten können. Wo man das Event sehen kann, das steht noch nicht fest. Zuletzt sah ich was als PPV auf sprade.tv – eventuell wird Fight24 oder gar Fite eine Option sein.
Schwarzkopf ist ein selfmade-Typ. In der Profikarriere kämpft er sich so durch, hat zahlreiche Höhen und Tiefen durchlebt. Man muss dazu allerdings auch sagen, dass die Gegnerschaft über sehr viel Qualität verfügte. Chris van Heerden. Aram Faniian! Jack Catterall!! Die Legende Gift Bholo!!! Da sind Niederlagen mit der Zeit zwangsläufig. Niederlagen hat Vazquez über seine große Karriere auch hinnehmen müssen, allerdings konnte er auch viele große Siege erringen. Er war zwischen 2010 bis 2014 ungeschlagener Weltmeister. Stand in 8 Titelkämpfen. Dieses Niveau konnte er in den letzten Jahren nicht mehr erreichen. Im letzten Kampf wurde er von Gary Cully sogar gestoppt. Da schien es so, dass Vaszquez ziemlich shot sei. Allerdings ist Cully auch ein sehr starker Mann, wodurch diese Niederlage etwas revidiert werden muss. Die Vorstellung, dass Schwarzkopf Vazquez stoppen kann, das ist doch ziemlich unwahrscheinlich. Ich erwarte einen attraktiven Kampf, ein sehr hohes Tempo. Schwarzkopf wird sicherlich den Heimvorteil für sich nutzen wollen. Vaszquez verfügt neben dem großen Erfahrungsschatz auch über physische Vorteile, wodurch ich den Mexikaner vermutlich noch favorisieren würde. Aber einfach wird das nicht. Guter Kampf, attraktive Namen. Was wünsch man sich mehr im Allgäu?
Altin Zogaj (10-0) vs. Armenak Hovhannisyan (13-2-1) Halbschwergewicht: Zogaj ist regelmäßiger Gast auf Schwarzkopf-Veranstaltungen. Großer Mann, versucht über die Reichweite zu punkten, aber sattelfest ist er dabei nicht. Zumindest war er das gegen Michal Ryba nicht. Da stand er kurz vor dem KO. Hovhannisyan hat neulich bei dem Universum-Event in Oberhausen gekämpft. Der Huck-Schützling verlor seinen Kampf gegen Ibrahim. Schlecht ist er nicht ausgebildet, sein Problem ist offenkundig die Gewichtsklasse. Mit 1,75m hat er eigentlich im Halbschwergewicht nichts zu suchen. Er wäre selbst im Supermittelgewicht nicht gerade groß. Von daher sollte Zogaj ganz gute Chancen haben, aber wer weiß. Ich finde den Kampf nicht so schlecht. Auf der Undercard wird noch Simon Zachenhuber kämpfen.
Chris Billam-Smith (16-1) vs. Armend Xhoxhaj (14-2) Cruisergewicht
Eine Veranstaltung von „Boxxer“, gekämpft wird im „Bournemouth International Centre“, UK. Fite überträgt vielleicht? Bournemouth ist eine hübsche Küstenstadt, wo man sehr gut auch ans Meer gehen kann. In letzter Zeit durchaus im Fußball ein Begriff, im Boxen war das eher nicht so, allerdings setzt Billam-Smith diesen Standort auf die Landkarte. Ende Juli hat er schon dort geboxt, es war eine unfassbare Atmosphäre vor Ort. Der Gegner kann sich also auf etwas gefasst machen – und der Gegner ist in Nürnberg lebhaft.
Ende Juli hat sich Billam-Smith gegen Isaac Chamberlain u.a. zum Europameister gekürt. Es war wirklich eine tolle Stimmung vor Ort. Mir ist das nachdrücklich ins Gedächtnis eingeprägt. Von daher kann man sich auf einen erneuten Fightabend in Bournemouth wirklich freuen. Der Chamberlain-Kampf war auch ziemlich gut und hart geführt, obschon in den hinteren Runden dann Billam-Smith den Kampf bestimmt hat. Als Edeltechniker würde ich ihn nicht sehen, er lebt eher von seiner Physis, entwickelt einen sehr guten Zug in den Schlägen, wodurch er für alle Gegner ziemlich unangenehm erscheinen dürfte. Xhoxhaj habe ich in der letzten Zeit häufiger gesehen. Der gebürtige Kosovare lebt in Nürnberg, hier ist also eine nationale Komponente vorhanden. Und Xhoxhaj ist auch ein wirklich guter Mann. Guter Spirit, sucht stets den Offensivgang, versteckt sich nicht. Das konnte man zuletzt im Mai bei einem SES-Hauptkampf gegen Roman Fress beobachten, wo er verdientermaßen Fress die Null beraubt hat. Sehr starke Leistung von Xhoxhaj, aber es gab auch Kämpfe wie gegen Masternak in Polen, wo er in Runde 4 gestoppt wurde. Da hat er auch wie die Feuerwehr losgelegt, aber der Pole bewies ein gutes Auge, hat mit gezielten harten Aktionen Xhoxhaj stoppen können. Was kann man nun vom aktuellen Hauptkampf erwarten? Xhoxhaj wird sicherlich auch den Offensivgang bemühen, wodurch das ein attraktives Gefecht werden sollte. Aber Billam-Smith ist auch ein Offensivboxer, der im physischen Bereich stark gegenhalten kann. Ich glaube einfach, dass in diesem Bereich Billam-Smith Vorteile hat, wodurch es für Xhoxhaj eher ein schlechtes Matchup werden dürfte. Gegen einen Techniker hat er wohl mehr Chancen, als gegen so einen physisch starken Offensivboxer. Von daher erwarte ich einen offensiven Kampf, den man sich super anschauen kann – aber wo Billam-Smith früher oder später den KO finden wird.
Dan Azeez (17-0) vs. Rocky Fielding (30-2) Halbschwergewicht: Im Co-Mainevent haben wir diese spannende Paarung. Azeez sah ich erst einmal in dessen Karriere. Das war im letzten Kampf gegen Shakan Pitters, wo er sich ziemlich abgemüht hat. Pitters war mit 1,92m auch ein ziemlicher Riese. Mir ist Azeez als toughes Kerlchen in Erinnerung geblieben… aber nicht als Edeltechniker. Fielding kennt man natürlich aus Kämpfen wie gegen Tyron Zeuge oder Canelo. In den letzten 4 Jahren hat er 7 Profirunden gesehen, der ist also nur teilzeitaktiv. Man muss schauen was Fielding noch im Tank hat, aber ich kann mir vorstellen, dass das auch ein guter-physischer Kampf werden sollte.
Auf der Undercard boxt noch Michael McKinson, sein Gegner Roberto Arriaza wirkt aber schon past-prime. Die weitere Card ist okay, aber es gibt Besseres.
Christian Mbilli (22-0) vs. Vaughn Alexander (17-6-1) Mittelgewicht
Wer Ausrichter der Veranstaltung ist, kann ich nicht benennen. Auf dem Fightposter erkenne ich „Eye of the Tiger“, die dürften Co-Ausrichter durch Mbilli sein. Vielleicht ist „Ringstar“ dann der Hauptausrichter? Gekämpft wird in der „H Arena“ von Nantes, Frankreich. Übertragen wird es auf RMC-Sport. Auf Punchinggrace lässt sich leider nichts finden, also wird man im deutschsprachigen Raum wohl keine legale Möglichkeit zum Schauen finden. Mit Mbilli erwartet Frankreich nun einen seiner spannendsten Boxer, der praktisch kaum dort aktiv ist.
Mbilli steht bei den Kanadiern von Eye of the Tiger unter Vertrag, kämpft folglich dort auch. Seine letzten 6 Kämpfe hat er in Mexiko, den USA oder Kanada bestritten, von Europa war da nichts zu sehen. Also kann man das als kleines Homecoming bezeichnen, insbesondere auch dadurch, weil Mbilli in den letzten 1-2 Jahren mächtig an Reputation gewonnen hat. Sein KO-Erfolg gegen Nadjib Mohammedi war eindrucksvoll, in den Rankings ist er gut platziert. Kurzum, er bringt alles mit um ein kommender Star zu werden. Natürlich muss man immer vorsichtig bei solchen Einschätzungen bleiben, viele Boxer sahen bis zu einem gewissen Level überragend aus, danach kam nicht mehr viel. Mbilli hat die großen Gegner noch nicht vor den Fäusten bekommen, seine Anlagen sind aber wirklich erfolgsversprechend. Mit Alexander wartet nun auch nicht die große Herausforderung auf Mbilli. Zwar hat er zuletzt Luis Arias bezwungen und zuvor auch schon ein gutes Unentschieden geholt, jedoch verlor er davor 4 seiner letzten 5 Kämpfe. Zwar immer gegen starke Gegner, aber Mbilli ist das ja ebenfalls. Gegen ausstrebende Prospects mag Alexander ein adäquater Gegner sein, Mbilli müsste aber aus diesem Status schon etwas entwachsen sein. Von daher finde ich die Ansetzung nicht sonderlich gut. Was etwas für Alexander sprechen mag, er ist zäh. Mbilli holte 20 seiner 22 Siege vorzeitig, da ist also ein Gegner, der vielleicht auch ein paar Runden dir gibt, nicht sonderlich verkehrt. Aber viel mehr Positives kann ich da nun auch nicht zu schreiben. Spannender dürfte das Co-Mainevent werden.
Souleymane Cissokho (15-0) vs. Tulani Mbenge (19-1) Weltergewicht: Hier geht es um einen WBC-Silvertitel. Mbenge ist dort auf Platz 5 gerankt, Cissokho auf 11. Ziemlich interessant… denn der Franzose hat noch nie im Weltergewicht zuvor geboxt. Im Superweltergewicht steht er auf Platz 6 der WBA. Michel Soro ist die Nummer 2, da würde sich ja eigentlich ein nationales Duell anbahnen. Man hat scheinbar nun andere Pläne im Weltergewicht. Cissokho ist ein starker Techniker, extrem starke Beinarbeit. Sicherlich mit die beste die man finden kann. Offensiv ist das aber unspektakulär, so eindeutig muss man das auch ausdrücken. Kämpfe gegen Conway haben die Zuschauer nicht von den Socken gehauen, zumindest blieben meine an. Mbenge kennt man natürlich vom Formella-Kampf. Extrem gefährlicher Puncher. Zuletzt sah ich ihn Ende Juni auf einer ESPN-Africa Veranstaltung, da packte er den KO in Runde 2 aus. Cissokho war gegen Conway einmal am Boden, von daher muss man hier vorsichtig sein. Mbenge hat immer die KO-Chance, wahrscheinlicher ist es jedoch, dass Cissokho den Hasenfuß anschmeißt – und einen tänzelnden Sieg vor gähnendem Publikum abliefert.
Mahmoud Charr (33-4) vs. Lucas Browne (31-3) Schwergewicht
Eine Veranstaltung von „Iconic Promotions Dubai“, gekämpft wird im „Motospace Dubai Investment Park“, Vereinigte Arabische Emirate. Es soll übrigens um Gürtel sämtlicher 4 Weltverbände gehen. Da bin ich auf die Pseudo-Ansammlung mal gespannt. Aber gut, wer Lust auf Sanktionsgebühren hat, kann das ja auch gerne tun. Die Verbände freuen sich. Wo das laufen wird? Keine Ahnung. Ich habe zu der Promotion auch nichts gefunden, die wird wohl neu sein. Zuletzt lief Charr auf der Bild, die Dubai-Veranstaltungen laufen gerne irgendwo für 10 € als PPV. Wird man sehen müssen. Eigentlich muss jeder TV-Sender sich um dieses Mega-Event prügeln!
Charr heißt nicht mehr Manuel, Charr will wohl auch kein Deutscher mehr sein, obwohl er geschworen hat, dass er das zum Ustinov-Kampf gewesen ist. Charr will auch nicht mehr in Deutschland wohl leben, nun ist er voll und ganz Araber. Mit Stolz zeigt er sich mit neuer Flagge. Am Ende ist das wenig überraschend, der Opportunist hat jeden Vorteil für sich nutzen wollen. In Deutschland hinterlässt er keine große Lücke, das bewies er zuletzt mit dem „Beef“ gegen die Boxerin Christina Hammer, wo er sie auf das unterste Niveau beleidigte, ihr angeboten hat, dass sie für Geld bei ihm anschaffen gehen dürfe usw. Kommen wir zum Sportlichen. Charr holte sich 2017 den WBA-regular Titel gegen Ustinov. Danach sollte er bei Don King eine Verteidigung bestreiten, das zog sich über Jahre hin und wurde doch nichts. So kommt es, dass er in den letzten 5 Jahren lediglich 2 Kämpfe bestritten hat. Oder anders ausgedrückt, 5 Profirunden gesehen hat. Zuletzt in „der Bucht“ gefiel mir Charr gegen Nikola Milacic nicht schlecht, sein Gegner war aber wohl nur teilzeitaktiv und wurde kurzfristig angesetzt. Besonders aussagekräftig ist das nicht. Nun wartet als der Big Daddy auf Charr. Browne war ebenfalls mal WBA-regular Champ. 2016 gegen Ruslan Chagaev, viel kam in seiner Karriere danach nicht mehr. Ein positiver Dopingbefund half dem mittlerweile 43-Jährigen dazu auch nicht. Als er im April 2021 gegen den ehemaligen Rugbyspieler Paul Gallen in der ersten Runde verlor, schien die Karriere endgültig vorbei zu sein, tja. Plötzlich kommt Browne aus zwei starken KO-Siegen und ist auf Boxrec die Nummer 28, so schnell kann es gehen. Im letzten Kampf hat er Junior Fa brutal abgeschossen. Zwar waren die Schläge irgendwelche wilden Schwinger, die trafen aber. Browne ist sicherlich von der Leistungsfähigkeit nicht die Nummer 28 im Schwergewicht, vermutlich eher die Nummer 82 – aber er kann hauen wie ein Pferd.
Man wird sehen müssen, in welcher Form sich Charr präsentiert. Grundsätzlich ist er schon ein Boxer, der sich beweglich zeigen kann, was Erfolg gegen Browne verspricht. Auf der anderen Seite hat er Titanhüften, ist 38 Jahre alt und praktisch seit 2017 inaktiv gewesen. Es ist durchaus denkbar, dass der Big Daddy Charr hier früher oder später treffen wird. Das ist natürlich eher ein Trash-Fight, wirklich relevant ist da keiner mehr von den beiden, aber immerhin ein ziemlich lustiger. Die Undercard liest sich auch nicht verkehrt.
Die Undercard
Paul Fleming (28-1) vs. Samir Ziani (33-3-1) Superfedergewicht: Ich glaube, dass ich Fleming nicht kenne. War ein guter Amateur, im Profibereich kam dann nichts. Seit der Pandemie wurde er plötzlich aktiv was Gegner mit Qualität betrifft, er ist mittlerweile auch 34 Jahre alt. Jetzt oder nie. Gegen Jackson Jon England hat er im März einen Kampf um WBA,WBC,IBF und IBO-Titel bestritten. Den gewann er u.a. mit 2x 95-94. Besonders souverän liest sich das nicht. Ziani ist ein guter Mann auf europäischem Niveau. War Europameister, hat Leute wie Faroukh Kourbanov oder Alex Dilmaghani bezwungen. Physisch hat er Nachteile, aber schauen wir mal, liest sich zumindest spannend.
Renold Quinlan (15-11) vs. Mose Auimatagi Jnr (14-2-2) Halbschwergewicht: Quinlan war einst IBO-Titelträger, bezwang dafür Daniel Geale. Lang ist es her, seitdem erfolgten eigentlich nur noch Niederlagen. Er ist als Journeyman für Prospects verkommen. Und ähnlich wie bei Lucas Browne, feiert Quinland ein Karrierehoch, er kommt aus zwei guten KO-Erfolgen am Stück. Zuletzt auf einer PPV-Veranstaltung in Australien gegen Jack Bowen, da hat er wirkliche Bomben abgeladen. Besonders frisch ist Quinlan nicht mehr, aber er kann zulangen. Auimatagi kenne ich nicht, komische Karriere. Startete mit 1-1-2 bei den Profis, dann war er lange ungeschlagen. Probierte sich im Mittel, Supermittel und zuletzt sogar das Cruisergewicht aus. Gegen den starken David Light unterlag er nach Punkten. Das ist nun 2 Jahre her, es erfolgte kein Kampf mehr. Auimatagi scheint aber gute Nehmerqualitäten zu verfügen, wodurch hier ein Punktsieg greifbar erscheint.
Alex Winwood (1-0) vs. Tibo Monabesa (21-1-2) Halbfliegengewicht: Windwood war ein starker Amateurboxer, auch Olympiateilnehmer von Tokio. Nun versucht er sich bei den Profis, durchaus ein spannender Mann. Sieht man auch am Aufbau, mit Monabesa wartet direkt im zweiten Profikampf ein starker Mann. Auf Boxrec ist er die Nummer 344 von 346, das kann nicht sein. Monabesa hat schon zahlreiche gute Leute bezwungen. Er müsste sich locker in den Top 40 befinden. Zuletzt geriet er in die Schlagzeilen, weil er in Indonesien einen Kampf gegen Jayson Vayson gewonnen hat, der eindeutig eine Robbery gewesen ist. Das war so eindeutig, dass im Nachgang die WBC das Resultat kassiert hat. Unabhängig von dieser Geschichte, für den zweiten Profikampf ist Monabesa schon ein guter Gegner.
Ansonsten wird Viktor Faust noch auf der Undercard kämpfen, der Gegner ist soweit noch nicht bekannt. Insgesamt ein ordentliches Event.
Raul Curiel (11-0) vs. Brad Solomon (29-5) Weltergewicht
Eine Veranstaltung von „Golden Boy Promotions“, gekämpft wird im Casino von Commerce, USA. Das Event wird es auf DAZN geben. Seit geraumer Zeit veranstaltet man ja so kleinere Shows am Donnerstag, die selbst für unter der Woche ziemlich mies daherkommen. Nun hat sich Oscar, der ein sehr pfiffiger Geschäftsmann zu sein scheint… gedacht. Wir nehmen einfach
Bikini Bottom unsere Show… und schieben sie woanders hin! Der Mann verdient einen Orden, oder zumindest einen Cookie! Das ist nicht mehr grenzwertig, das ist unverschämt, zumindest aus der Perspektive von DAZN. Man buttert da sicherlich auch gut Geld in Golden Boy, damit man eben auch interessantere Leute wie Garcia und Munguia erhält – aber bisschen Niveau muss man auch nebenbei bekommen. Die Card wird am Samstag völlig untergehen.
Curiel habe ich noch nie gesehen, er hat aber einen sehr guten Amateurbackground und immerhin 9 vorzeitige Siege. Das schaut wirklich sehr gut aus, keine Frage. Er hat auch schon gute Namen im Rekord, wie zum Beispiel Kendo Castaneda (Probox-Turnierfinalteilnehmer) oder auch Ferdinand Kerobyan, beide konnte er stoppen. Das liest sich wirklich stark. Solomon hingegen ist ein bekannter Name. Hatte vor ca. 8 Jahren so seine Zeit. Hat häufiger bei Top Rank gekämpft, dort auch gute Kämpfe bestritten, sie gewonnen. Inzwischen ist Solomon aber zum Journeyman bei Golden Boy verkommen und wird 40 Jahre alt. Besonders bedrohlich, im letzten Kampf, das war im März, hat er sogar einen Aufbaukampf via SD in Mexiko verloren gegen einen 13-26 Mann, der zuvor 10 seiner letzten 11 Kämpfe verloren hat. Solomon scheint völlig shot zu sein, den jetzt gegen einen hungrigen und fähigen Mann als Hauptkämpfer anzusetzen, das ist völlig irre. Wenn das also der Hauptkampf ist, was kann man schon von der Undercard erwarten?
Natürlich, da kann man überhaupt nichts erwarten. Da sind so zwei Prospect-Duelle auf der Veranstaltung mit Morales vs. Quiroz und Sullivan vs. Vazquez. Das liest sich ganz okay. Ist halt so Probox-Undercard Niveau, wenn überhaupt. Platz 384 vs. 435. Ich glaube, dass die Allgemeinheit das nicht so feiern wird. Mit Abstrichen ist Silva vs. Campa auch noch vernünftig, den Rest kann man vergessen. Cecilia Braekhus bestreitet einen Aufbaukamp, schön dass sie wieder dabei ist, aber interessant erscheint das nicht. Ansonsten sind die beiden 10-Ründer, die eventuell auf die Maincard gedrückt werden, völlig langweilig. Schnell weiter zur PBC, da wird man zumindest nicht enttäuscht.
Michel Rivera (24-0) vs. Frank Martin (16-0) Leichtgewicht
Eine Veranstaltung von der „PBC“, gekämpft wird im „Cosmopolitan of Las Vegas“, USA. Die PBC, das steht für hochklassige Boxveranstaltungen auf Showtime, leider auch für fehlende Buchungsoptionen in Deutschland. Fite übertrug konstant die Events, das ist seit geraumer Zeit nicht mehr der Fall. Ich glaube, dass sie dort nur noch PPV-Events hochladen, also die in den USA als PPV angeboten werden. Sprich, der nächste Gervonta Davis-Kampf sollte auch hier zu Lande auf Fite landen. Was bekommen wir denn in der aktuellen Ausgabe geboten?
Ich würde es als eine Art Prospect-Veranstaltung bezeichnen. Darauf deutet auch der Hauptkampf hin, da beide Boxer als Top-prospects betrachtet werden. Vielleicht trifft das nicht den Geschmack aller Mainstreamzuschauer, die richtigen Boxfans werden das aber imho sicherlich als gut befinden. Die Frage ist natürlich immer, was ein guter Kampf auszeichnet. Sind es große Namen? Sind es große Erfolge? Sind es makellose Kampfrekorde? Das sind alles nützliche Dinge, aber ich glaube einfach, dass Ausgeglichenheit für Spannung sorgt, und die Einstellung der jeweiligen Boxer. Eine b-side mit 10 Niederlagen wird vielleicht schauen, dass er ohne größere Probleme über die Runden kommt. Wenn beide Boxer jedoch, und das ist zweifelsohne hier in dem Fall gegeben, jung und hungrig erscheinen – ihren ersten großen Hauptkampf erhalten, dann kann das in der Theorie nicht schlecht werden, weil die Parameter alle günstig stehen. Rivera sah ich zuletzt auf den Prelims zu Wilder vs. Helenius, den Kampf habe ich sogar auf Youtube hochgeladen. Er hat eine ansprechende Leistung gezeigt gegen Jerry Perez, diesen über die Punkte keine Chance gelassen. Kleiner Makel, trotz guter Treffer hat er Perez nicht so zusetzen können. Der Punch scheint bei Rivera so ein Problem zu sein, der ist höchstens mäßig ausgeprägt. Aktuell genügt das noch, aber wenn man in die absolute Weltspitze aufsteigen möchte, dann kann das schon ein Faktor werden. In der absoluten Weltspitze möchte auch Martin stattfinden. Er war ein sehr guter Amateur, hat die Golden Gloves gewonnen, dort im Finale Vergil Ortiz Jr bezwungen. Er genießt bei den Profis auch ein hohes Ansehen, die großen Namen boxte er jedoch noch nicht. Eine Gemeinsamkeit haben beide Boxer, sie kämpften jeweilig gegen Jerry Perez. Martin konnte Perez KO schlagen, Rivera zuletzt nicht. Ich erwarte einen tollen Kampf, wo beide Boxer ein Feuerwerk abbrennen wollen. Vielleicht wird es auch zum taktischen Schachspiel, so genau weiß man es nicht. Rivera ist aber schon ein ziemlich offensiver Typ, er wird hier als gebürtiger Dominikaner sicherlich was anbieten müssen. Spannender Kampf, der Sieger steht vor den ganz großen Kämpfen bzw. einer ganz großen Karriere, der Verlierer muss einen erneuten Anlauf starten. Hier geht es um den Status des Top-Prospects.
Die Undercard
Jose Uzcategui (32-4) vs. Vladimir Shishkin (13-0) Supermittelgewicht: Uzcategui hatte sein Karrieremomentum um 2017/18 herum, wo er Andre Dirrell bezwungen hat. Den ersten Kampf verlor er kontrovers via DQ, im Rückkampf drehte er Dirrell komplett durch den Fleischwolf. Danach erfolgte ein Kampf um die IBF-WM gegen Caleb Plant, den verlor er jedoch. Kein Beinbruch, jedoch hat er dann im selben Jahr noch gegen Lionell Thompson verloren, seitdem ist Uzcategui von der größeren Bildfläche verschwunden. Er ist halt ein pressure-fighter, der einen zermürben kann, aber was Ring IQ und so angeht, da gibt es eben gewisse Limitationen. Wenn der Kampf nicht gut läuft, dann ändert sich das bei Uzcategui wohl auch nicht mehr. Shishkin kenne ich nicht, boxt seit 2019 in den USA, zuvor in Russland aktiv gewesen. Hat in den USA noch keine guten Namen geboxt, jedoch im Februar 2021 auf einer ShowBox-Veranstaltung Sena Agbeko bezwungen, was rückblickend schon nett sich liest. Nun bekommt er hier seinen ersten größeren Kampf in den USA, er sollte diesen mit 31 Jahren auch nutzen. Für beide Boxer sicherlich eine Standortbestimmung für die Zukunft, verlieren dürfen beide nicht.
Vincent Astrolabio (17-3) vs. Nikolai Potapov (23-2-1) Bantamgewicht: Astrolabio hat sich zuletzt einen Namen gemacht, als er Guillermo Rigondeaux in Dubai über die Punkte bezwang. Dazu muss erwähnt sein, dass Rigondeaux schon über 40 Jahre alt ist. Eine gewisse Relativierung muss man da schon vornehmen, ansonsten fiel Astrolabio in dessen Karriere nicht groß positiv auf. Die PBC hatte in der Vergangenheit aber immer gute Philippiner angesammelt, von daher bekommt er hier nun auch seine Chance. Potapov sagt mir nichts. Boxt überwiegend in Russland, reist dann für bessere Kämpfe in die USA. Hat einen hauchdünnen Sieg gegen Antonio Nieves aus dem Jahr 2017 stehen. Weiß ich nicht, die Paarung spricht mich nicht an.
Ansonsten boxen noch Bakhram Murtazaliev und Brandun Lee, beide aktuell noch ohne Gegner. Zusätzlich sind gefühlt 20 weitere Kämpfe noch auf der Card, aber wirklich was ins Auge sticht dort nicht hervor. Insgesamt also keine gute Card, auf der anderen Seite würde man Golden Boy für exakt solch eine gebotene Qualität loben, von daher…
Jedenfalls wird die PBC sicherlich eine adäquate Main-Card daraus basteln können.
Diese Woche bietet ebenfalls viel Content, sofern man sich dafür auch empfänglich zeigen kann. Was steht bei Euch auf der Liste? Und was mich besonders interessiert, seid ihr in der Theorie dafür bereit, für den Schwergewichtskracher zwischen Charr und Browne... auch ein paar Euronen springen zu lassen, sofern das wirklich als PPV irgendwo angeboten wird?