Viel Content habe ich dann tatsächlich nicht zusammenstellen können für diese Woche. Die russische Veranstaltung am Donnerstag scheint auszufallen. Auf Heiligabend ist noch eine Kasachstan-Veranstaltung, die TV-Übertragung ist jedoch ungewiss. Sofern sich was da tun sollte, werde ich das nachreichen. Ansonsten haben wir so ein großes Turnier in Russland mit dem Titel "Hardcore Boxing". Ob das Profikämpfe sind? Keine Ahnung.
Immerhin haben wir einen vollen Mittwoch
Mittwoch, den 21.12.2022
Mark Petrovsky (1-0) vs. Akhmad Mamadjanov (3-3-1) Schwergewicht
Eine Veranstaltung von „Dynamo Boxing Promotions“, gekämpft wird im „USC Soviet Wings“ von Moskau, Russland. Die Prelims werden auf Boets übertragen, die Main-Card folgt dann auch noch auf MatchTV. Im Hauptkampf steht ein junges russisches Schwergewicht mit großen Ambitionen. Es handelt sich um den Weltmeister von Belgrad 2021, Mark Petrovsky.
Der 23-Jährige hat auf dem Weg auch die deutsche Schwergewichtshoffnung Nelvie Tiafack bezwungen. Also ein höchst spannender Mann für den Profibereich, wo sich seine frühe Entwicklung lohnt zu verfolgen. Im ersten Profikampf, das war im Februar, hat er Collins Omondi Ojal stoppen können. Ojal hat zuvor noch mit Albon Pervizaj 8 Runden in Hamburg gehen können, schlecht liest sich das nicht. Man merkt direkt den hohen Stellenwert von Petrovsky, der trotz seiner 23 Jahre hier einen mutigen Aufbau vollzieht. Sein kommender Gegner Mamadjanov wirkt vom Kampfrekord jedoch nicht wie ein Upgrade, das muss allerdings nicht zwingend sich so verhalten. Tatsächlich war Mamadjanov ehemals ein renommierter Amateurboxer, hat Leute wie Emil Akhmedov und Zhanibek Alimkhanuly bei Jugendweltmeisterschaften bezwungen. Auch bei der Jugendolympiade nahm er teil, das war vor ca. 10 Jahren durchaus ein sehr guter Name im Amateurbereich. Doch all die Namen verbindet man nicht mit dem Schwergewicht. Er scheint mit den Jahren an Masse zugenommen zu haben, wodurch er eben jetzt eher ein Cruisergewicht darstellt. Petrovsky ist allerdings mit unter 100 KG auch kein physischer Brocken, wodurch das absolute physische Mismatch hier eher nicht gegeben sein sollte. Eine realistische Einschätzung bleibt dennoch die, dass Mamadjanov den Kampf vorzeitig verlieren sollte. Dennoch, mit Petrovsky haben wir ein spannendes Schwergewicht im Hauptkampf stehen. Die Undercard steht im Zeichen der Prospects.
Die Undercard
Maxim Pleshkov (6-0) vs. Sergey Fantarov (4-1-1) Superleichtgewicht: Beide Boxer blicken auf eine gute Amateurkarriere zurück, beide Boxer sind noch jünger. Pleshkov wurde im Profibereich ganz zart bislang aufgebaut, seine Gegner bringen zusammen den Kampfrekord von 4-41-1 mit. Das kann man also getrost alles ignorieren. Fantarov begann seine Profikarriere mit einem Unentschieden sowie einer Niederlage, seitdem erfolgten nur noch Siege, teilweise auch im Rematch. Vom Background tun sich beide nicht viel, Fantarov hat gewisse Vorteile im Profibereich durch die erhöhte Qualität der Gegnerschaft. Ich glaube, dass das ein guter Kampf werden kann.
Aleksei Mazur (6-0) vs. Pavel Malikov (16-7-1) Leichtgewicht: Mazur ist durchaus ein Amateurstar in Russland gewesen, zumindest auf nationaler Ebene, da räumte er sehr viel ab. Militärspiele usw. Mit 31 Jahren hat er aber nicht mehr viel Zeit im Leichtgewicht, da muss bald was erfolgen. Ursprünglich nahm ich an, dass Malikov als Gegner okay sei, dann schaute ich mir den Kampfrekord an. Malikov kommt aus 6 Niederlagen am Stück, alle vorzeitig. Das hatte ich nicht auf dem Schirm, vor 3 Jahren war er ein solider bzw. fähiger Mann noch gewesen. Scheinbar ist er nun zum Journeyman verkommen, solche Geschichten gibt es immer wieder. Ich glaube also nicht, dass er Mazur hier viel entgegensetzen kann.
Andy Dominguez Velasquez (8-0) vs. Marvin Solano (24-7) Fliegengewicht
Eine Veranstaltung von „Boxing Insider Promotions“, gekämpft wird in der „Sonny Hall“ von New York, USA. Das soll sich irgendwo beim Times-Square befinden. Boxing Insider ist eigentlich so ein Boxnewportal, die sich nun irgendwie auch selbst mit einer Promotion versuchen. Bisschen Aufmerksamkeit kann man durch die Newsportale dann ja auf die eigenen Shows lenken, strategisch ist das nicht verkehrt. Nun erfolgt die zweite Show ihrer jungen Geschichte, die liest sich auch vielversprechend. Als Matchmaker hat man Eric Bottjer installiert. Bottjer ist seit vielen Jahren im Eliteboxen angesiedelt, hat große Shows als Matchmaker begleitet. Das ist also eine Institution, folglich keine schlechten Rahmenbedingungen für die kommende Show. Übertragen soll es u.a. kostenlos auf dem Youtubekanal von Boxing Insider.
Den Hauptkampf kann ich nicht mit Sicherheit bestimmen, Dominguez ist dort ziemlich mittig platziert, also nehme ich seine Paarung dafür heran. Es kann auch ein anderer Kampf am Ende werden, so entscheidend ist das jedoch nicht. Ich kenne Dominguez noch nicht, die besondere Gegnerschaft hatte er nicht vor den Fäusten. Allerdings sind seine letzten 4 Kämpfe alle vorzeitig ausgegangen, obwohl die Qualität der Gegnerschaft etwas zugenommen hat. Die Gegner sind dann überwiegend auch zuvor nicht gestoppt worden, wodurch ich darauf schließe, dass Dominguez etwas Power mit ins Spiel bringt. Im Fliegengewicht kann das nicht schaden. Nun erfolgt sein erster bekannterer Gegner. Solano hat zahlreiche gute Leute herausgefordert in den letzten Jahren. Da sind einige Niederlagen vorhanden, allerdings auch einige engere Niederlagen. Beispielsweise gegen den starken Juan Carlos Camacho gab es in Panama eine SD-Niederlage. Das liest sich für den in Nicaragua stammende Mann nicht so verkehrt. Sein Highlight hat er vor 3 Jahren abgeliefert, wo er den sehr starken Dewayne Beamon über die Punkte in den USA bezwang. Ein Punktrichter wertete sogar alle 10 Runden für Solano, was bei der gebotenen Qualität von Beamon schon ein echtes Ausrufezeichen ist. Ich glaube, dass wir hier einen guten Kampf erleben werden. Dominguez bringt wohl nette Anlagen mit, hat aber noch nie einen Gegner mit Format eines Solanos gekämpft. Man darf gespannt sein.
Die Undercard
Anthony Sims Jr (22-1) vs. Antonio Todd (14-6) Mittelgewicht: Sims ist ein spannender Mann. 22 Siege, 20 davon vorzeitig. Die eine Niederlage war im Januar 2020 via SD gegen Roamer Angulo. Überbewerten sollte man das nicht, zudem scheint der 1,85 m große und punchstarke Sims nun auch nicht mehr im Super – sondern im Mittelgewicht anzutreten. Todd gilt es auf der Gegenseite nicht zu unterschätzen. Er ist ebenfalls mit 1,83m physisch stark, hat sich im Januar mit dem Sieg über Hugo Centeno Jr. auf die Landkarte gesetzt. Im Mai verlor er einen Kampf via SD gegen den ungeschlagenen Connor Coyle. Das ist etwas die Geschichte seiner Karriere, es finden sich 3 SD-Niederlagen im Kampfrekord. Auch gegen starke Leute wie Nathaniel Gallimore. Todd ist sicherlich besser… als der Kampfrekord vermuten lässt. Guter Kampf.
Sulem Urbina (13-2-1) vs. Indeya Smith (5-6-2) Superfliegengewicht: Tatsächlich habe ich beide Damen in jüngerer Vergangenheit schon gesehen. Urbina war eine sehr gute Amateurin, hat dann auf einer Golden Boy-Veranstaltung im Juli 21 gegen die 46-jährige Japanerin Naoko Fujioka um die WBA-Weltmeisterschaft verloren. Das war wohl eine ziemliche Enttäuschung, Fujioka lieferte aber eine leidenschaftliche Performance ab. Smith habe ich im November auf einer Lou DiBella-Veranstaltung auf Fite gesehen. Dort verlor sie zwar den Kampf, lieferte aber einen unheimlich couragierten Kampf ab. Smith Problem ist die Größe von 1,52m, physisch ist sie zumeist konstant unterlegen. Ich würde sie als eine weibliche Isaac Dogboe beschreiben, zumindest als dieser noch durchgehend sich in der Offensive befand. Natürlich sollte sich hier Urbina durchsetzen, mit 1,55m ist sie aber auch nicht sonderlich groß. Das verspricht ein actionreicher Kampf zu werden. Gutes Matchmaking.
Alejandro Luis Silva (19-0-1) vs. Issah Samir (19-1) Mittelgewicht: Silva ist schon in den Top 50 auf Boxrec im starken Superweltergewicht. Er boxte ausschließlich in Argentinien, zuletzt einmal in Mexiko. Er ist argentinischer Meister gewesen, hat 5 Titelkämpe bestritten und Leute wie Javier Francisco Maciel (der letzte Munguia-Gegner) bezwungen. Nun soll der internationale Schritt glücken. Samir war früher ein guter Amateur. 2007 holte er Silber bei den Afrikaspielen. Ein Jahr später nahm er bei Olympia in Peking teil. Leider verbrachte er seine gesamte Karriere in Afrika, wodurch er über Jahre stagnierte. Im Dezember 2020 dann sein erster nennenswerter Kampf gegen Aidos Yerbossynuly, dort ging er KO. Der Kampf war allerdings im Supermittelgewicht, nun wird Samir ins Mittelgewicht absteigen. Hinzu kommt, dass Silva eigentlich um Superweltergewicht kämpft, hierfür eine Gewichtsklasse aufsteigt. Ich finde den Kampf hier auch nicht sooo uninteressant.
Nadim Salloum (9-1) vs. Decarlo Perez (19-6-1) Supermittelgewicht: Mit Salloum unterhielt ich mich in den letzten Tagen über Twitter, von daher bin ich auf seine Performance hier gespannt. Er ist gebürtiger Libanese, mit 29 Jahren nun auch kein wirkliches Prospect mehr. Perez ist ein bekannter Name, hatte seine gute Zeit vor ca. 7 Jahren. Kämpfte gegen Leute wie Rob Brant. Nach einer vorzeitigen Niederlage im April 2017 erfolgten nur noch 3 Aufbaukämpfe. Mit 31 Jahren ist Perez aber noch nicht zu alt. Ich glaube zudem nicht, dass Salloum unschlagbar ist, obwohl ich es ihm durchaus gönnen würde. Das könnte also auch kein Spaziergang werden.
Insgesamt eine ziemlich gute Card. Vielleicht die beste Veranstaltung in dieser Woche, insbesondere wenn man bedenkt, dass diese Veranstaltung es kostenlos auf Youtube geben wird.