Den Februar beginnen wir mit folgender Woche im Boxen. Zunächst erwarten uns am Donnerstag die Kanadier von eye of the tiger mit einem soliden double-header. Am Freitag ist das Programm überschaubar, dennoch haben wir in der Nacht eine größere Veranstaltung von Top Rank. Im Hauptkampf geht es um die Weltmeisterschaft, auch die Undercard schaut ansprechend aus. Für mich das Event der Woche.
Am Samstag erfolgen dann noch 3 europäische Shows. Einmal haben wir das Schwarzkopf-Event im Allgäu. Dann gibt es die familienfreundliche Youtube-Show von Universum... und die Russen haben mit Batyrgaziev noch einen Olympiasieger von Tokio im Hauptkampf stehen.
Die Nacht zum Sonntag wird dann abgerundet mit einer argentinischen Veranstaltung auf TyC Sports sowie ein Frauenveranstaltung von Matchroom auf DAZN.
Auf geht´s!
Donnerstag, den 02.02.2023
Erik Bazinyan (28-0) vs. Alantez Fox (28-3-1) Supermittelgewicht
Eine Veranstaltung von „Eye of the Tiger Management“, gekämpft wird im Casino von Montreal, Kanada. Die Kanadier haben einen eigenständigen Abodienst mit dem Namen „Punching Grace“, dort kann man sich ein Quartalsabo abschließen. Alternative Möglichkeiten sollten über ESPN+ und KnockOut auch auffindbar sein. Zuletzt gab es ja den geschichtsträchtigen Hauptkampf zwischen Makhmudov und Michael Wallisch zu bestaunen, was bekommen wir nun von den Kanadiern vor die Linse gesetzt?
Man sollte zumindest einen etwas besseren Hauptkampf erwarten können. Den letzten Kampf von Bazinyan habe ich gesehen, da hat er im Juni den guten Marcelo Esteban Coceres über die Punkte bezwungen. In der ersten Kampfeshälfte hat er den Kampf klar bestimmt, in den hinteren Runden konnte der Argentinier aber auch Runden für sich gestalten. Es war dennoch eine durchaus gute Leistung von Bazinyan. Auf Boxrec ist er aktuell die Nummer 17, das schaut gut soweit aus. Fox kommt tatsächlich aus einem PBC-Hauptkampf, das war eine USA-Fox-Card mit David Morrell als Gegner. Da hatte Fox keine Chance. Ansonsten ist er gegen Liam Williams mal KO gegangen und verlor gegen Andrade klar nach Punkten. Ich würde Fox wohl als ordentlichen Mann bezeichnen, der den Sprung in die erweiterte Weltspitze aber nicht schaffen wird. Oder vielleicht doch? Das müsste er hier unter Beweis stellen. Was für Fox zumindest spricht, er hat gute physische Parameter mit 1,93m und einer Reichweite von über 2 Metern. Aber ob er die wirklich auch gekonnt ausspielen kann, fraglich. Wenn Bazinyan ein starkes Zeichen setzen möchte, dann sollte er ebenfalls einen vorzeitigen Sieg anstreben. Im Co-Mainevent haben wir übrigens noch einen starken Kampf.
Die Undercard
Yves Ulysse Jr (22-2) vs. Gabriel Gollaz Valenzuela (25-3-1) Superleichtgewicht: Ulysse ist ein guter Mann, auf Boxrec die Nummer 27 im starken Superleichtgewicht. Den Sprung in die absolute Weltklasse wird der 34-Jährige vermutlich aber nicht mehr leisten. Bei der WBA ist er die Nummer 14, einen WM-Kampf sollte er so schnell nicht erhalten. Seinen letzten Kampf gegen Jose Macias Enriquez sah ich, da hat er einen soliden Punktsieg eingefahren. Unschlagbar sah er dort aber nicht aus. Valenzuela hingegen ist die Nummer 10 der IBF, hat die aktuelle Nummer 2 Robbie Davies Jr. mal in England bezwungen. Das dürfte sein bester Erfolg gewesen sein, im Nachgang erfolgte eine hauchdünne Punktniederlage gegen Montana Love... wo beide Boxer am Boden waren. Keine schlechten Leistungen also von Valenzuela, der hier nicht chancenlos bleiben sollte. Auf kanadischen Boden aber Punkturteile zu bekommen, schwierig.
Die restliche Undercard ist nicht zwingend erwähnenswert.
Freitag, den 03.02.2023
Emanuel Navarrete (36-1) vs. Liam Wilson (11-1) Superfedergewicht
Eine Veranstaltung von „Top Rank“, geboxt wird in der „Desert Diamond Arena“ von Glendale, USA. Einen deutschen Übertragungspartner wird man wohl eher nicht finden können. Ist halt immer wieder dasselbe Spiel. In den USA läuft es auf ESPN, wie immer empfehle ich einen Blick auf Polen zu richten, die überwiegend mit Polsat und TVP-Sport alles Relevante kostengünstig abdecken. Und wer diese Veranstaltung im Programm hat, bekommt zumindest einen spannenden Weltmeisterschaftskampf im Main-Event geboten.
Geboxt wird nämlich um den vakanten WBO-Titel den zuvor Stevenson getragen hat. Dieser wird sein Glück im Leichtgewicht nun suchen, wodurch hier was frei wird. Top Rank hat dann entschieden ihren Federgewichtsweltmeister Navarrete in das Superfedergewicht hochzuziehen. Das ist grundsätzlich natürlich reizvoll, weil Navarrete so die Chance erhält Weltmeister in drei verschiedenen Gewichtsklassen zu werden – ob das langfristig aber eine gute Strategie für Navarrete darstellt, da kann man Zweifel haben. Der Mexikaner ist ein tougher pressurefighter, der insbesondere auch von seiner Physis lebt. Gegen Dogboe hat man das eindrucksvoll sehen können im Superbantamgewicht, dass dieser physisch niedergerungen wurde. Im Federgewicht gab es dann auch weniger souveräne und auch enge Kämpfe für Navarrete. Zuletzt hat er zwar Eduardo Baez in Runde 6 KO gehauen, dabei vorher aber fast jede Runde abgegeben. Es ist wohl keine gewagte Annahme, dass dies im Superfedergewicht nun nicht einfacher für Navarrete werden dürfte. Nun haben wir auf der Gegenseite mit Wilson einen physisch durchaus starken Mann. Ich sah seinen letzten Kampf gegen Matias Carlos Adrian Rueda im Juni, das war eine ziemliche 50/50 Schlacht. Toller Kampf, wo Wilson aber viel Mühe hatte. Rueda durchgehend im Offensivgang, Wilson hat dann immer wieder gut gekontert, aber auch viel einstecken müssen. Ich denke dennoch, dass er technisch sich nicht vor Navarrete verstecken braucht. Und ob Navarrete wirklich seine Physis im Superfedergewicht gewinnbringend ausspielen kann gegen Wilson? Man wird sehen müssen. Unabhängig vom Ausgang dieser Paarung... kann man sich auf ein wirklich attraktives Gefecht freuen, weil beide Boxer durchaus für gute Offensivkämpfe stehen. Von daher eine mehr als empfehlenswerte Paarung!
Die Undercard
Arnold Barboza Jr (27-0) vs. Jose Pedraza (29-4-1) Superleichtgewicht: Auf der Undercard geht es gut weiter. Hier haben wir einen Kampf, der sicherlich auch ein eigenständiger Mainfight hätte sein können. Barboza hat zuletzt einen Hauptkampf schon bei Top Rank gegen Danielito Zorrilla bestritten. Das Duell der beiden ungeschlagenen Männer konnte er für sich entscheiden. Insgesamt waren die letzten Resultate von Barboza überaus positiv. Da finden sich noch Siege über Antonio Moran oder auch Alex Saucedo, alles keine Laufkundschaft. Was Barboza etwas zu mangeln scheint… ist der Punch, die gesamten Kämpfe gingen über die Runden. Mit Pedraza kommt ein ehemaliger Weltmeister des Superfedergewichts, der sich allerdings auch gut im Superleichtgewicht präsentiert. Zuletzt gab es für ihn ein Unentschieden gegen Richard Commey. Er hat in den letzten Jahren viele gute Kämpfe abgreifen können, die ganz großen Kämpfen wie gegen Gervonta Davis, Lomachenko oder auch William Zepeda hat er aber konstant verloren. Barboza wird jedoch eine Spitzenleistung benötigen um diesen Kampf für sich zu entscheiden.
Andres Cortes (18-0) vs. Luis Melendez (17-2) Superfedergewicht: Cortes sagt mir nichts, den habe ich noch nie gesehen. Das liegt auch daran, dass zumeist die Undercards von Top Rank ziemlich langweilig gestaltet sind. Der letzte Kampf gegen Abraham Montoya soll wohl nicht ganz souverän gewesen sein. Bei den Amateuren lief es für Cortes noch ziemlich gut, er konnte u.a. mehrmals Teofimo Lopez bezwingen. Von Melendez sah ich den letzten Kampf, das war auf einer Showtime PPV-Card. Dort hat er hauchdünn seinen Kampf gegen Eduardo Ramirez verloren. Kann man auch anders sehen, war definitiv eine gute Leistung von Melendez. Davor hat er auch schon den guten Thomas Mattice bezwungen, das ist also ein fähiger Mann. Physisch dürfte Melendez auch leichte Vorteile haben, der Kampf scheint mir gut gematcht zu sein. Sehr nette Ansetzung.
Auf der weiteren Undercard haben wir noch einige Prospects stehen die durchaus bekannte Namen haben. Da wäre der Ali-Enkel Nico Ali Walsh zu nennen. Zudem gibt sich der Hingucker Richard Torrez die Ehre und Emiliano Vargas. Das dürften keine spannenden Kämpfe werden, die Undercard ist dennoch gut. Wenn Top Rank das konstant so bringen würde, wäre ich auch gewillt…. häufiger einzuschalten.
Samstag, den 04.02.2023
Timo Schwarzkopf (21-5) vs. Miguel Vazquez (44-11) Superleichtgewicht
Die Veranstaltung sollte schon im Dezember erfolgen, ich kopiere meinen damaligen Bericht dazu:
Eine Veranstaltung von „Schwarzkopf Boxing“ in Kooperation mit „Swiss Pro Boxing“. Gekämpft wird in der „Argensporthalle“ von Wangen im Allgäu. Das liegt im Wohnzimmer von Schwarzkopf, der hier auch Ausrichter seines eigenen Events ist. Ich finde, das gebührt auch durchaus Respekt, was der gute Herr alles eigenständig auf die Beine stellt. Da gab es schon zahlreiche gute Events im Allgäu, selbstverständlich ist das alles nicht. Mit Vazquez hat man nun sogar einen prominenten Namen im Weltboxen verpflichten können. Wo man das Event sehen kann, das steht noch nicht fest. Zuletzt sah ich was als PPV auf sprade.tv – eventuell wird Fight24 oder gar Fite eine Option sein.
Schwarzkopf ist ein selfmade-Typ. In der Profikarriere kämpft er sich so durch, hat zahlreiche Höhen und Tiefen durchlebt. Man muss dazu allerdings auch sagen, dass die Gegnerschaft über sehr viel Qualität verfügte. Chris van Heerden. Aram Faniian! Jack Catterall!! Die Legende Gift Bholo!!! Da sind Niederlagen mit der Zeit zwangsläufig. Niederlagen hat Vazquez über seine große Karriere auch hinnehmen müssen, allerdings konnte er auch viele große Siege erringen. Er war zwischen 2010 bis 2014 ungeschlagener Weltmeister. Stand in 8 Titelkämpfen. Dieses Niveau konnte er in den letzten Jahren nicht mehr erreichen. Im letzten Kampf wurde er von Gary Cully sogar gestoppt. Da schien es so, dass Vaszquez ziemlich shot sei. Allerdings ist Cully auch ein sehr starker Mann, wodurch diese Niederlage etwas revidiert werden muss. Die Vorstellung, dass Schwarzkopf Vazquez stoppen kann, das ist doch ziemlich unwahrscheinlich. Ich erwarte einen attraktiven Kampf, ein sehr hohes Tempo. Schwarzkopf wird sicherlich den Heimvorteil für sich nutzen wollen. Vaszquez verfügt neben dem großen Erfahrungsschatz auch über physische Vorteile, wodurch ich den Mexikaner vermutlich noch favorisieren würde. Aber einfach wird das nicht. Guter Kampf, attraktive Namen. Was wünsch man sich mehr im Allgäu?
Die Undercard
Altin Zogaj (10-0) vs. Armenak Hovhannisyan (13-2-1) Halbschwergewicht: Zogaj ist regelmäßiger Gast auf Schwarzkopf-Veranstaltungen. Großer Mann, versucht über die Reichweite zu punkten, aber sattelfest ist er dabei nicht. Zumindest war er das gegen Michal Ryba nicht. Da stand er kurz vor dem KO. Hovhannisyan hat neulich bei dem Universum-Event in Oberhausen gekämpft. Der Huck-Schützling verlor seinen Kampf gegen Ibrahim. Schlecht ist er nicht ausgebildet, sein Problem ist offenkundig die Gewichtsklasse. Mit 1,75m hat er eigentlich im Halbschwergewicht nichts zu suchen. Er wäre selbst im Supermittelgewicht nicht gerade groß. Von daher sollte Zogaj ganz gute Chancen haben, aber wer weiß. Ich finde den Kampf nicht so schlecht.
Christopher Mouafo (4-0) vs. Yader Cardoza (26-21-1) Superleichtgewicht: Hier haben wir ein Schweizer Talent mit Mouafo von Swiss Pro Boxing. Zuletzt habe ich ihn am Boxing Day in Bern gesehen, wo er einen guten Eindruck hinterlassen hat. Ein fähiges Prospect, den Namen kann man sich zumindest mal merken, wenn man auf deutschsprachige Talente ein Auge werfen möchte. Nun hat man mit Cardoza ebenfalls einen ganz guten Namen als Gegner verpflichtet, zumindest dachte ich mir das. Numerisch macht sein Rekord nicht viel her, dabei hat er aber gegen viele gute Gegner verloren. Er ist ehemaliger Weltmeisterschaftsherausforderer, allerdings im Halbfliegengewicht. Dort ist er auch 12 Runden gegangen und hat einen engen Kampf geliefert gegen Adrian Hernandez im Mai 2013. Im Dezember 2016 hat er sich noch einen 50/50 Fight gegen Felix Alvarado geliefert. Zuletzt war er jedoch im Superfedergewicht aktiv, dort erfolgten zahlreiche Niederlagen. Nun geht man direkt ins Superleichtgewicht hoch, Mouafo kommt ja aus einem Weltergewichtskampf sogar – also das ist leider kompletter Irrsinn. Schade eigentlich, Cardoza wäre in der richtigen Gewichtsklasse ein guter Test.
Ansonsten ist noch Simon Zachenhuber auf der weiteren Undercard vertreten, er boxt gegen Killian Weck, das sollte keine große Herausforderung werden. Aber schön, dass er dem Event dort auch beiwohnt und ich muss konstatieren, dass für so ein selfmade-Allgäu Event... Schwarzkopf extrem viel auf die Beine stellt. Großes Lob dafür!
Mourad Aliev (6-0) vs. Ali Kiydin (16-1) Schwergewicht
Eine Veranstaltung von „Universum Box Promotion“, gekämpft wird in der „Friedrich-Ebert-Halle“ von Ludwigshafen. Dieses Event wird wie immer auf dem Youtubekanal von Universum zu sehen sein. Die Seriosität war ja nicht immer gegeben bei diesen Veranstaltungen, um es gelinde auszudrücken. Was man bei dieser kommenden Veranstaltung aber positiv hervorheben kann, es werden keine Influencer-Kämpfe stattfinden, zumindest keine Schaukämpfe. Der eigentliche Hauptkampf zwischen den ehemaligen Kickboxern Mo Abdallah und Kamran Aminzade ist zumindest ein sanktionierter Profikampf. Und bei dieser Paarung sollten auch keine Eskapaden stattfinden am Ring. Nun kommen wir zum sportlichen Hauptkampf.
Aliev ist bekannt geworden durch seine Protestaktion von den olympischen Spielen in Tokio. Zugleich weiß man dann auch, wer bei diesen Spielen mitmachen darf, kann kein schlechter Amateur gewesen sein. Das ist natürlich bei Aliev exakt der Fall. Der Franzose verfügt über herausragende Parameter für das aktuelle Schwergewicht mit über 2 Metern. Soutpaw dazu, eine imposante Erscheinung die zugleich auch noch ganz gut boxen kann, das ist definitiv kein schlechtes Gesamtpaket. Das hat sich auch Ahmet Öner gedacht, der den Franzosen promotet. Den letzten Kampf von Aliev sah ich, da hat er den alten Yakup Saglam innerhalb von 5 Runden stoppen können auf einer Universum-Veranstaltung. War ein blutiger Kampf, wo man am Ende Saglam rausgenommen hat. Die ganz große Herausforderung war das für Aliev nicht, nun kommt Kiydin ins Spiel. Dieser war früher ein sehr guter Amateur in Deutschland, berüchtigt für seine massive Schlagstärke. Sein offensichtliches Problem ist einfach, mit 1,82m hat er im Schwergewicht nichts zu suchen. Das mag im Amateurlager noch irgendwie gepasst haben, aber bei den Profis eher nicht. Mit ca. 100 KG könnte er inklusive Abkochen sicherlich das Cruisergewicht packen, dort wäre er deutlich besser aufgehoben. Der Unterschied zum 2 Metermann Aliev wird jedenfalls frappierend sein. Dennoch sollte man Kiydin nicht kleiner machen als er ist, er hat wirklich massive Power in den Fäusten, und einen mehr als beachtlichen Background durch seine Amateurlaufbahn. Dieser Mann kann in der Theorie wirklich boxen bzw. zuschlagen, das ist grundsätzlich schon ein adäquater Gegner. Übrigens ist Aliev auch nicht unantastbar, er küsste den Ringboden schon gegen einen Aufbaugegner. Wenn gegen Kiydin also die Konzentration nicht stimmt, dann kann es auch gefährlich werden für den französischen Hünen. Ein eigener KO-Sieg ist dennoch das mit Abstand wahrscheinlichste Szenario.
Die Undercard
Jose Larduet (8-0) vs. Kostiantyn Dovbyshchenko (9-11-1) Schwergewicht: Larduet war ein sehr erfolgreicher kubanischer Amateur, dann ist er zu Universum 2019 gewechselt. Hat sich im Nachgang teilweise auch schwerer verletzt am Bein bei einem Profikampf. So wirklich in den Gang kommt die Profikarriere nicht, er wird im Februar 33 Jahre alt. Zeit hat man da nicht mehr, es müsste nun zügig gehen. Seinen Style finde ich gut, er ist wirklich ein dynamischer Actionfighter, mit zahlreichen harten Haken agierend. Bei seiner Statur glaubt man das nicht, aber er bewegt sich da trotz gewisser Pölsterchen ziemlich geschwind. Und Punch scheint Larduet auch viel zu entwickeln, aber bei seiner Defensivarbeit habe ich so meine Zweifel. Ein guter Konterpuncher könnte sehr unangenehm werden. Nun hat man den Ukrainer Dovbyshchenko herausgeholt, den ich übrigens nicht schlecht finde. Ich sah seinen letzten Kampf Anfang Oktober in Polen gegen Damian Knyba. Das war mein erster Kampf den ich auf Youtube hochgeladen habe, daran kann ich mich gut erinnern. Knyba begann sehr gut, danach brach er jedoch konditionell ein und musste hinten heraus zahlreiche Runden abgeben. Nun ist Knyba bei Top Rank unter Vertrag, gab sein US-Debüt, also der wird als fähiger Mann betrachtet. Und dagegen schlug sich Dovbyshchenko echt beachtlich. Und ein Blick auf die weiteren Niederlagen zeigen auf, dass er zahlreiche engere Niederlagen gegen gute Gegner hinnehmen musste. Ich glaube, dass man Larduet nach dem Kampf deutlich besser einschätzen kann, das passt.
Ben Adwubi (4-0) vs. Muhammed Ali Durmaz (32-32) Schwergewicht: Adwubi stammt wohl aus dem MMA-Bereich und ist als Influencer bekannt. Der Hamburger wird nun seit einem Jahr als Profiboxer aufgebaut, was grundsätzlich nicht uninteressant ist. Ich sah den 1,97m großen Adwubi schon boxen, das sah auch nicht so schlecht aus. Gewisses Talent ist vorhanden, er könnte vielleicht irgendwann national eine gewisse Rolle spielen. Wirklich valide kann man das aber nicht bestimmen, dafür müssen die passenden Eindrücke gewonnen werden, der Kampfrekord ist leer. Nun hat man die erste richtige Herausforderung angesetzt, Durmaz. Das ist natürlich keine unüberwindbare Hürde mit seinen 32 Niederlagen, aber er ist ein erfahrener Mann im Profibereich. Wenn Durzmaz eine Lücke sieht, dann haut er da rein und kann Dich auch ausknocken. Adwubi wird hier also bestätigen müssen, dass er wirklich über Talent verfügt, nicht nur über Reichweite. Das hier ist der erste Schritt für eine ernstzunehmende Profikarriere.
Ich hätte auch gerne was zum Kampf von Dzmitry Asanau schreiben wollen, der Gegner ist soweit aber nicht bestimmt. Ich erwarte da jetzt nicht den ganz starken Gegner mehr. Insgesamt ist das hier keine besonders große und spannende Veranstaltung, allerdings bekommt man es auch kostenlos auf Youtube geboten. Und in dem Kontext, ist das wohl hier mehr als annehmbar.
Albert Batyrgaziev (7-0) vs. Jezzrel Corrales (26-4) Leichtgewicht
Eine Veranstaltung von „Dynamo Boxing Promotion“, gekämpft wird im „Sport Palace Nadezhda“ von Serpukhov, Russland. Das liegt in der Oblast von Moskau. Russische Veranstaltungen laufen ja ziemlich konstant auf MatchTV bzw. Boets, hier haben wir eine seltene Ausnahme. Das läuft auf Channel One Russia, ich denke jedoch, dass man das ebenfalls gut empfangbar machen kann. Das ist auch sehr wichtig, denn im Hauptkampf steht ein Olympiasieger von Tokio.
Batyrgaziev war ein herausragender Amateur, ein Goldmedaille bei Olympia ist Fakt genug. Umso höher sind natürlich auch die Erwartungen an seiner Profikarriere. Gestartet hat er jene im Superfedergewicht bzw. später auch im Federgewicht, mittlerweile ist er allerdings im Leichtgewicht untergekommen. Hier haben wir schon das erste Problem, die Gewichtsklasse ist extrem stark besetzt. Um im aktuellen Leichtgewicht eine Rolle zu spielen, da muss man verflucht gut sein. Gut, er müsste natürlich die passenden Rahmenbedingungen erfüllen, dennoch geht man hier einen komplizierten Weg. Hinzu kommt, dass er mit 1,67m physisch auch nicht gerade groß ist. Das hat man auch im letzten Kampf gegen Ricardo Nunez gesehen, da hat er gut gekämpft – sich dennoch aber auch schwer getan. Nun gehört Nunez natürlich schon zu den starken Leuten, das ist keine Laufkundschaft, aber wirklich restlos konnte er nicht überzeugen. Formulieren wir es so: Unschlagbar sah Batyrgaziev dort nicht aus. Diesen Eindruck haben wir im November gewonnen, Zeit genug also einen neuen Eindruck zu gewinnen, als nächsten Gegner hat man ebenfalls einen Mann aus Panama geholt. Corrales ist ein bekannter Name im Boxen, ehemaliger Champion der WBA im Superfedergewicht. Stand dort in 4 bzw. 5 Titelkämpfen, das ist schon ein extrem starkes Niveau. 2017 verlor er den Titel durch eine KO-Niederlage gegen Alberto Machado, dabei war er jedoch nach Punkten führend. Später holte er sich noch 2 Niederlagen bei PBC-Kämpfen ab, wodurch er in das Mittelmaß gerutscht ist. Im März meldete er sich aber eindrucksvoll zurück mit dem Erfolg über den ungeschlagenen Miguel Madueno, der wohl bei Probox gesigned ist. Madueno habe ich im Nachgang gegen Juan Huertas auf Probox gesehen, da gefiel er mir wirklich gut. Also Corrales sollte man hier wirklich nicht unterschätzen, das ist grundsätzlich ein fähiger Mann. Batyrgaziev wurde im Federgewicht aufgebaut, deshalb findet er sich auch in den Rankings aktuell nicht wider. Nun boxt er den zweiten Mann aus Panama, Corrales ist aktuell die Nummer 6 der WBA. Ich gehe also stark davon aus, dass der Russe bei einem Sieg bestens platziert sein wird bei der WBA. Aktuell ist es ja ohnehin schwer als Russe stattzufinden, die WBC streicht russische Athleten, aber die gute alte WBA hat bei entsprechender Bezahlung immer ein offenes Ohr für ihre Mitmenschen… und deren alltäglichen Nöten und Sorgen.
Die Undercard
Mark Petrovsky (2-0) vs. Abraham Tabul (18-6-1) Schwergewicht: Die Undercard ist soweit noch ziemlich unbesetzt. Hier haben wir den Weltmeister der Amateure von 2021 im Schwergewicht, Petrovsky. Sein Gegner Tabul ist etwas bekannt, ging mal KO gegen Kossobutskiy. Ansonsten wird der Juniorenolympiasieger Ilya Popov sein Debüt geben. Viel mehr gibt es dazu nicht mehr zu schreiben.
Jose Angel Gabriel Rosa (18-0) vs. Didier Castillo (7-1-1) Superleichtgewicht
Eine Veranstaltung von „O.R. Promotions“, gekämpft wird im „Polideportivo Jose Arijon“ von Santa Fe, Argentinien. Wie immer gibt es das bei den Argentiniern von TyC Sports zu sehen. Alternative Streams lassen sich dazu finden. Die Qualitätsunterschiede sind von Ausgabe zu Ausgabe immer stark, was ist von der bevorstehenden Veranstaltung zu erwarten?
In erster Linie würde ich Action erwarten, denn Rosa wird in den Ring steigen. Er ist eine junge Nachwuchshoffnung, hat schon zahlreiche gute Siege eingefahren. Mit 22 Jahren ist er auf Boxrec die aktuelle Nummer 41, wurde argentinischer Meister und ist auch bei der WBA in der Top 15 gerankt. Also alles gute Vorzeichen für eine gute Karriere. Allerdings muss ich dazu auch schreiben, dass ich nicht glaube, dass er den Sprung in die absolute Weltspitze vollbringen kann. Der Typ ist ein irrer Actionfighter, aber neigt dazu Kämpfe auf Leben und Tod zu führen. Entweder, der wird irgendwann brutal KO gehauen – oder er verliert einfach so viel Substanz durch die harten Kämpfe, dass er mit Ende 20 schon ziemlich an Leistungsniveau verloren hat. Ich persönlich liebe solche Actionfighter, die nach vorne gehen, die nicht ihre Reichweite ausspielen – sondern den Infight suchen. Das sind genau die Kämpfe, die ich persönlich sehen möchte. Von daher finde Rosa unfassbar genial, aber er nimmt auf Dauer natürlich zu viel. Mit Castillo wartet nun ein Kolumbianer, das hat immer was von Wundertüte. Gegen Luis Quinones hat er eine Punktniederlage im Mai 2019 hinnehmen müssen. Quinones ist jener Boxer, der im September nach einem schweren KO in Kolumbien verstorben ist mit Mitte 20, RIP. Ansonsten ist der Rekord ziemlich leer, im letzten Kampf konnte er jedoch einen ungeschlagenen Ami ausknocken. Zu der Physis habe ich keine Angaben gefunden, aber es könnte durchaus sein, dass er da mithalten kann. Rein um die Technik geht es bei Rosa-Kämpfe ja nie, aber ich denke, dass hier Rosa doch einen eher einfacheren Sieg erzielen sollte.
Die Undercard
Rodrigo Fabian Ruiz (12-0) vs. Mickael Diaz (7-2) Superbantamgewicht: Den letzten Kampf von Ruiz sah ich, das war ein Hauptkampf auf TyC Sports gegen Paul Hayo, eine ganz lahme Nummer. Hayo konnte nicht sonderlich viel. Diaz hat man nun ausgegraben, das ist ebenfalls wie im Hauptkampf Argentinien vs. Kolumbien. Auf Boxrec so gerade noch in den Top 200, ich erwarte da jetzt auch nicht viel von der Paarung. Das dürfte Ruiz ebenfalls wohl siegreich gestalten.
Auf der weiteren Undercard boxt Daniela Romina Bermudez, die zuletzt im März 2021 gegen Amanda Serrano verlor. Sie gibt ihr Comeback gegen eine 4-15-1 Dame. Man muss sehen wie sich die beiden Kolumbianer so schlagen werden, besonders viel Hoffnung habe ich aber nicht.
Amanda Serrano (42-2-1) vs. Erika Cruz Hernandez (15-1) Federgewicht
Eine Veranstaltung von „Matchroom Boxing“, gekämpft wird im „Madison Square Garden Theater“ von New York, USA. Wie immer wird es das im Abo auf DAZN zu sehen geben. Und der Hauptkampf deutet schon darauf hin, was dem Zuschauer erwartet… nämlich geballte Frauenpower.
Serrano gehört zu den Stars der Damen. Ihre Verbindung zu Jake Paul hat ihre Popularität im Mainstream sicherlich noch einmal steigern lassen. Gegen Katie Taylor hat sie den Kampf des Jahres 2022 geliefert, diesen knapp verloren. Viele sahen das auch anders, die Punktrichter entscheiden am Ende jedoch über Sieg und Niederlage. Im Nachgang gab es im September einen Punkterfolg über Sarah Mafoud in UK, und da tat sich Serrano doch ziemlich schwer. Sie ist mittlerweile auch Mitte 30, da wird man sehe müssen, wie lange sie dieses maximale Niveau noch halten kann. Cruz ist bekannt aus ihren beiden Kämpfen gegen Jelena Mrdjenovich, die 40-Jährige Kanadierin sah schrecklich aus in beiden Kämpfen. Und damit hat man eigentlich schon das Ticket bei den Damen für große Kämpfe gebucht, weil es keine wirkliche Leistungsdichte in der erweiterten Weltspitze gibt. Die Titelflut macht also bei den Damen besonders wenig Sinn. Auf der Undercard sind noch 4 weitere Frauenkämpfe + ein Prospect-Duell, puh.
Die Undercard
Alycia Baumgardner (13-1) vs. Elhem Mekhaled (15-1) Superfedergewicht: Ich meine damals gelesen zu haben, dass Mekhaled ihre Karriere beenden wollte und dann unverhofft das Angebot aus Dubai zum Titelkampf gegen Persoon erhalten hat als Ersatzgegnerin. Diesen Kampf verlor sie zwar, aber dadurch gewann sie nun an Relevanz. Das war eine gute Leistung von ihr. Baumgardner kommt aus dem größten Sieg ihrer Karriere gegen Mikaela Mayer, ich persönlich sah sie aber eher verlieren. Ein Rematch wäre hier mehr als angebracht, insbesondere auch durch das böse Blut zwischen den beiden Damen. Von daher kann keine Paarung mit Baumgardner überzeugen aktuell… außer eben das benötigte Rematch mit Mayer.
Richardson Hitchins (15-0) vs. John Bauza (17-0) Superleichtgewicht: Hitchins ist mir als brutaler Langweiler in Erinnerung geblieben, im letzten Kampf hat er aber eine offensivere Leistung gegen Yomar Alamo gezeigt. Alamo hat zuvor Liam Pero mindestens einen 50/50 Fight geliefert, das war also eine ordentliche Leistung. Nun stellt sich natürlich die Frage, ob Hitchins wieder in alte langweilige Muster verfällt? Bauza kämpfte zuletzt viel bei Top Rank, hat dort auch gute Siege eingefahren. Beispielsweise hat er 6 Niederschlage innerhalb von 4 Runden gegen Michael Williams Jr. erzielt. Das ist der nächste 40 $ PPV-Gegner von Adrien Broner. Im Nachgang gab es noch einen Sieg gegen Tony Luis. Das liest sich ordentlich, Hitchins hat aber schon mehr zu bieten. Mehr als ein solides prospect-Duell haben wir hier, für mich so ziemlich der einzige Grund sich das Event eventuell anzuschauen.
Vom Matchmaking ist das Event absolut ansprechend, keine Frage. Für mich persönlich muss ich jedoch sagen, dass 5 Frauenkämpfe + 1 Prospect-Duell nicht reizvoll erscheinen. Es gibt dann wohl auf den Prelims noch ein paar Männerkämpfe, aber die Maincard wird sicherlich aus den 5 Frauenkämpfen + das Prospectduell bestehen. Dann wäre ich lieber dafür zu sagen, macht eine vollständige Frauenveranstaltung daraus, dann kann jeder für sich selbst entscheiden, ob das reizvoll ist – oder eben nicht. So tue ich mich da echt schwer und werde vermutlich es mir auch nicht anschauen.
Damit sind wir für diese Woche durch. Was steht bei Euch auf dem Plan? Gebt ihr einen der beiden deutschen Veranstaltungen eine Chance? Und was haltet ihr von der neuen Matchroom-Strategie, immer mehr Platz mit (kostengünstigen) Frauen aufzufüllen? Könnt ihr dem was abgewinnen, oder teilt ihr eher meine Meinung, dass Euch das ebenfalls nicht anspricht?