Samstag, den 25.02.2023
Regie Suganob (12-0) vs. Mark Vicelles (17-0-1) Halbfliegengewicht
Eine Veranstaltung von der „PMI Bohol Boxing Promotions“, gekämpft wird im „Cultural Center“ von Calape, Philippinen. Wo das Event übertragen wird, kann ich noch nicht bestimmen. Zumeist läuft das kostenlos auf Facebook und/oder Youtube. Ich habe einen Kanal ausfindig gemacht, wo in der Vergangenheit schon größere Veranstaltungen dann übertragen worden sind, von daher gehe ich hier auch davon aus, dass man was davon sehen wird. Und das wäre durchaus nicht so verkehrt, denn wir haben hier einen wirklich sehr guten nationalen Hauptkampf zu bieten.
Der Sieger hat gute Argumente um sich die Nummer 1 des Landes im Halbfliegengewicht zu nennen. Suganob kenne ich nicht, hat bislang noch nicht sooo viel im Profibereich geboxt. Soll aber ein wirklich starkes Talent sein, die Amateurbilanz verdeutlich das durchaus. Viel mehr kann ich zu der Personalie auch nicht schreiben, er dürfte aber ein wirklich guter Mann sein. Von Vicelles sah ich seinen letzten Kampf, das war ein lockerer Erstrunden-KO gegen Jaysever Abcede inkl. Nackentreffer. Solche Ansetzungen kann man leider immer wieder auf den Philippinen beobachten. Das war nun nicht sonderlich aussagekräftig. Beide Boxer haben einen ähnlichen Kampfrekord vorzuweisen. Vicelles scheint etwas mehr Punch mitzubringen, Suganob dürfte technisch dafür nicht abfallen. Ein Blick in den Rankings der Weltverbände zeigt auf, dass beide Boxer dort vertreten sind. Suganob die Nummer 6 der IBF, Vicelles die 4 der IBF + 8 der WBA und 1 der WBO. Vicelles dürfte somit kurz vor einem Titelkampf stehen. Übrigens ist die Nummer 1 der IBF aktuell unbesetzt, der Sieger aus dem Duell könnte sozusagen aufrücken und dann gegen Yabuki einen Ausscheidungskampf machen. Das dürfte nicht so unrealistisch werden. Wie dem auch sei, Vicelles hat hier sämtliche Türen offen. Zum Ausgang des Kampfes erlaube ich mir keine Meinung, weil ich eben von den beiden nahezu nichts gesehen habe. Lassen wir uns überraschen, es sollte ein spannender Kampf werden.
Die Undercard
Shane Gentallan (6-0) vs. Kumpha Aryamueang (5-0) Minimumgewicht: Ich nehme noch das Co-Mainevent auf. Hier geht es um einen WBO-Titelchen. Beide Boxer sind 24 Jahre alt, beide Boxer haben noch nicht sonderlich viel vorzuweisen. Gentallan hat schon 2 engere Kämpfe im Rekord stehen, ist zudem als southpaw auch cut-anfällig. Hat in der Vergangenheit schon diesbzgl. was erlebt. Aryamueang ist Thailänder. Ich sehe immer wieder welche in Japan kämpfen, eigentlich haben die niemals auswärts irgendwo groß eine Chance, insbesondere solche Leute mit leeren Rekorden nicht. Von daher würde ich hier nicht zu viel erwarten, dann kann es am Ende auch nur positiv überraschen.
Auf der weiteren Undercard haben wir noch größere Namen stehen. Beispielsweise Jake Amparo oder auch Jayr Raquinel. Das sind leider, wie so häufig auf philippinische Events, ziemliche Mismatches. Ich verstehe das Konzept einfach nicht, wem soll das weiterhelfen? Aktivität schön und gut, aber das ist reizlos. Überwiegend hat die Undercard nicht viel Ausgeglichenes zu bieten.
Tomoki Kameda (39-3) vs. Luis Castillo (30-4) Federgewicht
Hier haben wir die „TMK Boxing Gym 1“, die genaue Promotion kann ich nicht bestimmen. Promoter soll wohl Keiichiro Kanehira sein. Gekämpft wird in der „ATC Hall“ von Osaka, Japan. Das Event gibt es auf dem Streamingdienst u-next zu sehen. Frisch kam die Nachricht hinein, dass Paravi mit u-next fusionieren wird. Leider ist das ziemlich kostspielig, über 2.000 Yen verlangt man dort für einen Monat, zudem nahmen sie meine Prepaid-Kreditkarte nicht an. Ich habe nun über VPN und Giftcards mir den Probemonat gesichert, ist mit etwas Aufwand verbunden. Ein Blick in den Katalog zeigt auf, dass eben sehr hochwertige Produktionen dort laufen wie HBO-Serien usw, Sport ist dort eher kein Thema. Das könnte sich nun mit dem Boxen ändern, Kameda ist ja ein echt großer Name.
Er war Weltmeister im Bantamgewicht, stand dort in 6 WM-Kämpfen. Gegen Jamie McDonell erfolgten jedoch zwei Niederlagen, wodurch er ins Superbantamgewicht aufgestiegen ist. Dort konnte er sich den Interims-Titel sichern, gegen Rey Vargas gab es 2019 dann eine Punktniederlage um die WM. Das ist nun ein Weilchen her, besonders viele Kämpfe erfolgten auch nicht mehr. Mit 31 Jahren ist er aber grundsätzlich noch nicht sonderlich alt, wodurch sich ein weiterer Anlauf durchaus anböte. Kameda hat seine Profikarriere übrigens in Mexiko begonnen, wodurch er den Kampfnamen El Mexicanito trägt. Dazu passend hat man nun mit Castillo auch einen Mexikaner als Gegner verpflichtet. Besonders viele Erfolge hat er im Profibereich nicht vorzuweisen. Die besseren Kämpfe verlor er dann in schöner und konstanter Regelmäßigkeit. 2021 verlor er noch gegen Ukashir Farooq auf DAZN jede einzelne Runde. Castillo ist ziemlich zäh, aber technisch weit davon entfernt irgendwo die erweiterte Weltspitze abzubilden. Der Kampf soll wohl dazu dienen, demnächst um die Weltmeisterschaft zu Boxen bei der WBA. Dort ist die Nummer 1 nicht vergeben, Platz 2 ist Kameda. Castillo hat es selbstverständlich dort auf Platz 13 geschafft, weshalb auch immer. Ich gehe mal davon aus, dass Kameda bei einem Erfolg wohl Pflichtherausforderer werden wird bei der WBA, oder zumindest einen finalen Eliminator dann bestreiten kann. Das dürfte die Intention dieser Paarung sein. Rein sportlich betrachtet hat die Paarung nun keinen besonders großen Reiz. Ich kann mir nur schwerlich vorstellen, dass Castillo hier wirkliche Siegeschancen aufweisen wird.
Die Undercard
Kyonosuke Kameda (9-3-1) vs. Karoon Jarupianlerd (50-12) Federgewicht: Hier haben wir wohl den Bruder des Hauptkämpfers, Kyonosuke Kameda. Er hat Tsubasa Narai um die japanische Meisterschaft mal KO gehauen, das liest sich nicht schlecht. Sicherlich ist Kameda ein solider bis guter Mann, die ganz großen Kämpfe waren aber noch nicht dabei. Karoon Jarupianlerd sah ich im Juli in Japan gegen Kazuki Nakajima kämpfen. Da war Nakajima in 2 Runden am Boden, konnte den Kampf aber noch drehen uns selbst vorzeitig gewinnen. War keine so schlechte Leistung vom erfahrenen Thailänder. Er hat mal 2016 mit Naoya Inoue um die Weltmeisterschaft gekämpft, ist in Runde 10 erst gestoppt worden. So schlecht finde ich die Paarung nicht, aber Kameda wird physisch deutliche Vorteile aufweisen, wodurch es sehr schwer für Jarupianlerd werden wird.
Robin Krasniqi (51-7) vs. Timur Nikarkhoev (26-4) Halbschwergewicht
Eine Veranstaltung von Robin Krasniqi, die genaue Promotion kann ich nicht ausmachen. Scheinbar ist dort der Investor/Manager Hazrolli involiert. Gekämpft wird im „Audi Dome“ von München. Ich war dort mal zum Basketball der FC Bayern, die Location bietet sich durchaus an für gute Boxevents. Einen Übertragungspartner habe ich bisweilen noch nicht ausfindig machen können. Ich könnte mir vorstellen, dass es eventuell auf Bild+ laufen wird, denn sie haben einen Artikel dazu gebracht. Alternativ läuft es eben wo anders. Ich gehe übrigens auch fest davon aus, dass wir im Kosovo/Albanien noch Livestreams dazu ausfindig machen können. Als Comeback wird das Event angepriesen, und als Hauptkämpfer hat man laut eigener Aussage die Nummer 1 von Belgien verpflichtet.
Die Nummer 1 von Belgien, das liest sich grundsätzlich nicht schlecht, aber viel muss es nicht bedeuten. Die Belgier haben zwar gute Leute, aber das unterscheidet sich von Gewichtsklasse zu Gewichtsklasse. Die Nummer 1 bezieht sich übrigens auf das Boxrec-Ranking, wo die aktuelle deutsche Nummer 1 Dominic Bösel lautet. Man merkt, nicht immer ist die Aussagekraft eindeutig. Krasniqi selbst hat sich vermutlich einen kleinen sportlichen Lebenstraum mit dem damaligen KO gegen Bösel erfüllt. Es war für deutsche Verhältnisse ein ziemlich großer Kampf, der sogar im ARD ausgestrahlt worden ist. Bösel kam Siegessicher zu Böhse Onkelz in den Ring, dem durchschnittlich von Schlager übersäuerten ARD-Stammzuschauer ist die Kinnlade runtergerutscht, am Ende war es jedoch Bösel, der am Boden lag. Das war sicherlich der spektakulärste KO von Krasniqi in seiner Karriere. Dann erfolgte das Rematch, Bösel hat aus seinen Fehlern gelernt. Die Deckung stand besser, zudem ist er zu der Liveperformance von Nino de Angelo eingelaufen. Welch freudiges Vergnügen das damals war, nur währte dies nicht lange. Krasniqi verlor den Kampf höchst umstritten, am Ende entfachte dies eine regelrechte Schlammschlacht, die auch auf den Rücken des BDB ausgetragen wurde. Krasniqi bekam horrende Summen vom Manager ausgelegt, um sich Rechtsbeistand zu sichern für die Annulation des Resultats, am Ende brachte dies scheinbar nur sehr wenig. Ein Nachspiel hat diese unrühmliche Geschichte jedoch, der BDB sanktioniert diesen Kampf hier selbstverständlich nicht, am Ende musste man auf die Österreicher zurückgreifen. Rein sportlich hat sich Krasniqi für sein Comeback die Hilfe von Jürgen Brähmer geholt. Die beiden trennen eine Luftlinie vom gefühlt 1.000 KM, aber das spricht am Ende für die Expertise von Brähmer. Ich halte ihn für einen spannenden Trainer, der auch als Boxer technisch wirklich mit den Besten mithalten konnte. Seine Trainerleistungen bei Culcay sind mir auch positiv in Erinnerung geblieben. Von daher finde ich diese Konstellation mit Krasniqi, der ja sogar ein früherer Kontrahent im Ring war, mehr als spannend. Nikarkhoev hat immerhin 4 seiner letzten 5 Kämpfe gewonnen, das waren allesamt aber nur Gegner mit negativen Kampfrekorden. Die stärkeren Kämpfe verliert er ziemlich konstant. Ich würde hier also auch nicht zwingend davon ausgehen, dass er gegen Krasniqi erfolgreich sein wird. Das realistischste Szenario ist wohl ein abmühender Punktsieg für Krasniqi. Aber wer weiß, vielleicht kann Brähmer auch Dinge verbessern.
Die Undercard
Shefat Isufi (36-4-1) vs. Hernan David Perez (9-7) Halbschwergewicht: Im Co-Mainevent wird Isufi seinen glorreichen WBF-Titel verteidigen. Seinen letzten Kampf sah ich, das war auf einer Petkovic-Veranstaltung die von Oliver Pocher moderiert wurde, als Liveact hat Dieter Bohlen eine halbe Stunde performt und Cosimo saß im VIP-Bereich. Es war wirklich wundervoll. Der Kampf selbst war übrigens echt gut, der Gegner lautete Ryan Ford. Isufi begann druckvoll, Ford kam dann immer wieder auf, landete vernichtende Treffer. Zwischenzeitlich war Isufi fast stehend KO, hielt sich noch so gerade auf den Beinen und konnte einen ganz knappen Punktsieg einfahren. Das Urteil konnte man so geben. War sicherlich einer der besten Kämpfe des Jahres 2022 in Deutschland. Isufi ist wirklich ein unterhaltsamer Typ, boxerisch zwar keine Offenbarung, aber für den Zuschauer wirklich attraktiv zu verfolgen. Perez ist Argentinier, sein Kampfrekord schaut numerisch nun nicht wie der Bringer aus. Er verlor aber gegen wirklich starke Gegner. Zuletzt gegen Ralf Vilcans in Riga und Pawel Stepien (der kommende Smithgegner) in Polen. Ich glaube, dass er sich gegen Isui ganz ordentlich schlagen wird, aber einen Sieg sehe ich da eher weniger. Hinzu kommt, dass Perez scheinbar keine wirkliche KO-Power mitbringt, was wichtig für ein Auswärtsspiel wäre.
Auf der weiteren Undercard wird James Kraft kämpfen. Auch Armend Xhoxhaj soll wohl einen Aufbaukampf bestreiten. Ich würde da jetzt eher keine ausgeglichen Kämpfe erwarte. Am Ende wird das so ein albanischer Abend werden, wo man seine Landsmänner eben siegreich sehen möchte. Das ist nachvollziehbar, die Kämpfe jetzt auch nicht so schlecht, aber für mich persönlich nicht besonders spannend. Aber wer weiß, nach solchen Sätzen erfolgen zumeist die großen Überraschungen.
Sumbu Nsasi (11-1) vs. Victor Ionascu (11-3) Superweltergewicht
Eine Veranstaltung von „No Limit Boxing“ in Kooperation mit Legacy Sport Management, gekämpft wird in der „Ostermann Arena“ von Leverkusen. Die hieß ehemals Wilhelm-Dopatka-Halle, wurde auch schon für eine Handvoll Boxevents gebucht. Beispielsweise kämpfte dort Felix Sturm und Regina Halmich. So klein ist die Halle nicht, das kann man für deutsche Verhältnisse schon als größeres Event bezeichnen. Das wird auch das erste wirklich große Event von No Limit Boxing werden, die zuvor eher Kleinringveranstaltungen geboten haben. Ich schrieb schon in anderen Threads, dass ich von dem Event sehr angetan mich zeige. Ich werde nun hier im Detail erklären, weshalb ich dieser Meinung bin.
Tatsächlich sagt mir der Hauptkampf am wenigsten zu. Im Grunde sollte sich das ja konträr verhalten, scheint hier aber eher nicht gegeben zu sein. Allerdings muss ich dazu erwähnen, dass ich den ersten Kampf der beiden nicht gesehen habe. Auf den Scorecards las sich das ziemlich eindeutig, allerdings habe ich mir sagen lassen, dass es wohl ein ziemlich flotter Kampf gewesen sein soll. Vielleicht bieten beide Boxer offensiv ja einiges an, wodurch wir eben hier einen echt guten Kampf sehen werden. Das ist zumindest meine Hoffnung. Nsasi kommt ursprünglich aus dem Kongo und steht bei No Limit unter Vertrag. Er ist einer von zwei Kongolesen an diesem Kampfabend. 1-2 solide Siege hat er schon eingefahren, aber die ganz große Gegnerschaft war bislang noch nicht dabei. Mit 31 Jahren wird es aber nun Zeit für die größeren Kämpfe. Zuletzt sah ich Nsasi im November auf einer Veranstaltung in Mazedonien kämpfen, dort hat er einen lockeren Erstrunden-KO eingefahren. Viel konnte man daraus nicht herleiten. Ionascu kommt aus zwei Niederlagen. Einmal gegen Slawa Spomer in Heilbronn, wo er mit dem Auto zum Ring chauffiert wurde. Da ging er leider aber sehr zeitnahe KO. Im Januar hat er dann in Kanada noch gekämpft, ist dort über die Runden mit Sukhdeep Singh Bhatti gekommen. Aber viel zu holen gab es dort auch nicht. Für Ionascu geht es hier durchaus um einiges, wenn er den Kampf verliert, dann wird er in Richtung eines Aufbaugegners abfallen. Sollte er jedoch den Kampf gewinnen, dann stünden noch gute Herausforderungen bevor. Was für Ionascu spricht, er ist 9 CM größer, hat nun mit den beiden letzten Kämpfen auch weitere Erfahrung gesammelt. Im ersten Kampf gegen Nsasi war er noch unerfahren im Profibereich, dürfte jetzt sich besser schlagen. Ich erwarte jedoch weiterhin, dass Nsasi hier als Favorit in den Kampf gehen wird. Am Ende lassen wir uns überraschen, kommen wir zur Undercard. Die weiß ausgesprochen gut zu gefallen. Übrigens liegt der Fokus klar auf die Regionalität bzw. auf NRW.
Die Undercard
Nick Morsink (13-1) vs. Juris Zundovskis (6-4) Supermittelgewicht: Morsink betreibt Kampfsport seit er 11 Jahre alt ist. Er kämpfte zuvor in der A-Klasse von K1, inzwischen hat er sich jedoch dem Profiboxen verschrieben. Er ist durchaus eine spannende Personalie, die in NRW auch als talentiert und bekannt gilt. Zuletzt konnte man Morsink im Ring bei einem Video von Felix Sturm betrachten, wo die beiden sich ziemlich gutes Sparring geliefert haben. Die gesamte No Limit-Crew war beim Sturm Camp und haben sich gemeinsam auf ihre jeweiligen Kämpfe vorbereitet. Bei den Profis hat Morsink noch nicht viel vorzuweisen, es gibt exakt einen Gegner mit einer positiven Kampfbilanz, dieser stand damals bei 1-0, der Rest ist ausgeglichen oder negativ gewesen. Das zeigt eindrucksvoll auf, dass Morsink ziemlich ungetestet ist im Profiboxen, nun seine erste echte Bewährungsprobe erhalten soll. Und als Gegner hat man einen durchaus interessanten Mann aufgestellt. Zundovskis ist Lette, hat auch einen soliden Amateurbackground vorzuweisen. Bei den Profis gab es schon Niederlagen bei Auswärtsspielen. Zuletzt verlor er in Kroatien gegen Damir Plantic. Dieser war 6facher kroatischer Amateurmeister, World Series of Boxing-Teilnehmer usw. Das ist natürlich ein sehr hohes Niveau gewesen, dennoch hat Zundovskis dort auch 1-2 Runden gewonnen. Im September 2022 hat er noch auf einer Lee Eaton-Veranstaltung in der York Hall ein ungeschlagenes britisches Prospect ausgeknockt. Der Mann ist zwar schlagbar, aber nicht ungefährlich. Hat einen guten Background, ist zudem physisch extrem stark. Er kämpft eigentlich im Halbschwergewicht, wird für diesen Kampf sogar ins Supermittelgewicht gehen. Mit 1,87m ist er physisch hier deutlich überlegen gegenüber Morsink. Das ist in allen Bereichen eine große Aufgabe für den Deutschen, der hier ein Duell auf Augenhöhe zu erwarten hat. Ich kann mir sämtliche Szenarien vorstellen. Ein klarer Punktsieg für Morsink, aber auch bei 8 Runden eine vorzeitige Niederlage. Von daher, extrem guter und spannender Kampf, so muss man unsere Talente auch ansetzen.
Die Undercard
Franklyn Dwomoh (1-0) vs. Yader Cardoza (26-22-1) Leichtgewicht: Dwomoh gehörte zu den besten deutschen Amateurboxern. Er blickt neben deutschen Meisterschaften auf eine Erfahrung von über 150 Kämpfen zurück. Das ist ein sehr guter Background für einen 20-Jährigen, der sich nun auch bei den Profis beweisen möchte. Er steht bei den Düsseldorfern von Legacy Sport Management unter Vertrag, hat dort auch bei der Veranstaltung in der Historischen Stadthalle von Wuppertal sein Profidebüt gegeben. Ich sah den Kampf live am Ring, er hat einen guten Eindruck hinterlassen, war nach den 4 Runden aber sehr platt. Die Akklimatisierung in das Profilager ist nicht einfach, auch für talentierte Boxer. Nun hat man im zweiten Profikampf mit Cardoza schon einen ziemlich großen Namen verpflichtet. Wir reden hier über einen ehemaligen Weltmeisterschaftsherausforderer, allerdings im Halbfliegengewicht. Inzwischen ist er im Superfedergewicht angekommen, verliert dort zumeist auch seine Kämpfe. Das ist natürlich nicht seine Gewichtsklasse, im Superfliegengewicht hat er beispielsweise noch gute Resultate eingefahren. Vermutlich bekommt er aber nun im Superfedergewicht höhere Börsen. Ich sah seinen letzten Kampf im Superleichtgewicht gegen Christopher Mouafo auf der Timo Schwarzkopfveranstaltung vor 2 Wochen. Der Schweizer ist eigentlich ein Weltergewicht, da war physisch nicht viel zu holen für Cardoza, er hat aber einen verbissenen Kampf geliefert und ist dort immerhin über die Runden gekommen. So schlecht war seine Leitung dort nicht. Nun wird er im Leichtgewicht kämpfen, das ist physisch natürlich wieder kein gelungenes match-up, aber Dwomoh ist auch noch komplett unberührt im Profibereich. 4 Runden gegen einen Georgier, da ist so ein ehemaliger WM-Herausforderer doch schon eine knackige Herausforderung. Ich halte zwar nicht viel von Ansetzungen, wo man physisch solche Unterschiede bewusst aufbaut, aber bei dieser Paarung finde ich es nicht so dramatisch. Er ist erst der zweite Profikampf, diese Ansetzung ist auch nicht so ungefährlich für Dwomoh. Er muss beweisen, dass er ein wirkliches Toptalent ist, ansonsten könnte Cardoza den Kampf auch gewinnen. Spannende Nummer, ich freue mich auf die Ansetzung.
Armel Mbumba (8-0) vs. Roberto Arriaza (19-5) Mittelgewicht: Mbumba ist der zweite Kongolese von No Limit Boxing. Sein Kampfrekord ist sehr leer. Ich sah seinen letzten Kampf in Mazedonien, das war ein schneller KO-Erfolg ohne Aussagekraft. Nun soll die erste große Herausforderung auf den schlagstarken Mbumba warten, die ist auch sehr prominent. Arriaza hat auf höchstem Niveau gekämpft, beispielsweise gegen Egidijus Kavaliauskas in den USA, oder auch im Nachgang gegen Sebastian Formella um den IBO-Titel in Deutschland. Beim Formella-Kampf gab es durchaus von Übersee Stimmen, die ein kontroverses Urteil bescheinigt haben. Das war durchaus eine starke Leistung von Arriaza. Zuletzt wurde er im Dezember von Michael McKinson auf einer Boxxer-Veranstaltung ausgepunktet. Das sind natürlich alles extrem starke Männer gewesen. Mbumba, bei allem Respekt, hat in solche Kategorien noch nichts vorzuweisen. Was gegen Arriaza spricht, er ist eigentlich ein Weltergewicht, soll nun im Mittelgewicht kämpfen. Aber… er ist auch ein großes Weltergewicht mit 1,80m, wodurch er problemlos im Superweltergewicht stattfinden kann. Ich glaube nicht, dass er physisch enorm abfallen wird im Mittelgewicht. Wird man sehen müssen, ich glaube jedenfalls, dass diese Paarung durchaus spannend zu sein scheint. Arriaza ist ein guter Name, er ist mit 32 Jahren auch noch nicht sonderlich alt, das verspricht eine interessante Paarung zu werden.
Timo Rost (14-1-3) vs. Artem Karasev (17-47-3) Supermittelgewicht: Mit Timo Rost steht die nächste interessante Personalie aus NRW im Ring. Er ist Düsseldorfer, vermutlich auch einer der bekannteren Boxer in Deutschland. Er hat im Dezember 2020 gegen Felix Sturm bei dessen Comeback gekämpft, kam dort immerhin über die Runden. Fächer Sports hat Rost dann im vergangenen Jahr unter Vertrag genommen. Er war dann im Team von Simon Zachenhuber, aber die Promotion hat leider am Ende des Jahres das Kapitel Boxen beendet. Rost war zuvor selfmade-Boxer, hat sich dann erstmalig einer Promotion verschrieben und das war nur ein kurzes Intermezzo. Zwischenzeitlich versuchte er sich im Mittelgewicht, hat dort nach einer Verletzung aber keine guten Leistungen gezeigt, es erfolgte lediglich ein Unentschieden gegen einen 9-12-4 Mann. Nun scheint er in Leverkusen sein Glück zu versuchen, hat im letzten Kampf schon auf einer No Limit Boxing-Veranstaltung gekämpft, dort die deutsche Meisterschaft über Simon Krebs eingefahren. Solider Erfolg, dagegen kann man nichts einwenden. Nun hat man mit dem Russen Karasev einen Kampfrekord verpflichtet, der nicht sonderlich stark sich liest, aber davon darf man sich nicht zu sehr täuschen lassen. Er hat überwiegend gegen sehr starke Männer verloren, teilweise auch nur knapp nach Punkten. So findet sich eine SD-Niederlage gegen Ralf Vilcans in Riga, das war der Nick Hannig-Bezwinger. Direkt danach gab es noch eine SD-Niederlage in Frankreich. Gegen das Halbschwergewicht, mehrfacher französischer Meister und EBU-EU Herausforderer Kevin Thomas Cojean konnte er sogar in Frankreich zuletzt einen Kampf gewinnen. Schlecht ist Karasev nicht, zudem kommt, dass Rost nun auch kein unschlagbarer Mann ist. Ich erwarte hier durchaus einen engen Kampf, Rost hat jederzeit die Chance das auf den Scorecards zu gewinnen, vom Matchmaking dürften die beiden aber sehr gut zusammenpassen. Kleines Manko, Karasev hat zuvor in Lettland einen Kampf bestritten, eine optimale Regeneration schaut natürlich anders aus.
Martin Houben (14-2) vs. Ilies Iyyas (13-2) Halbschwergewicht: Houben ist in NRW auch noch ein bekannterer Name, hat zuletzt auch in Düsseldorf einen Hauptkampf bestreiten dürfen. Das war gegen meinen Lieblingsgeorgier Iago Kiziria, den Kampf verlor er durch KO in Runde 7. Kiziria hat bei den Amateuren u.a. Bivol bezwungen, da hat man sich zu viel vorgenommen. Houben ist durchaus ein solider Mann, die erweiterte Weltspitze wird er aber eher nicht erreichen können. So ähnlich kann man das sicherlich auch von Iyyas behaupten, ich selbst kenne ihn aber nicht. Hat zuletzt im Cruisergewicht gekämpft, wird nun ins Halbschwergewicht absteigen. Physisch sollte er also mit Houben locker mithalten können. Zudem ist er seit 2019 ungeschlagen. Damals verlor er in Polen einen 10-Runder enger über die Punkte. Davor hat er 2018 mal einen Kampf gegen den WSOB-Teilnehmer Besir Ay verloren. Das war natürlich auch ein starker Mann, Iyyas ist jeweils über die Runden gekommen. Houben kommt eben aus einer harten Niederlage, da könnte man ja nun direkt einen sehr einfachen Gegner sich auswählen als Aufbaukampf. Dies tut man hier nicht. Iyyas ist sicherlich schlagbar, aber er wird hier seine Chance suchen wollen. Ich finde die Paarung auch nicht so schlecht.
Es gibt noch weitere Kämpfe, der Großteil der Veranstaltung ist auf 6 Runden angesetzt. Das verspricht auch sehr abwechslungsreich zu werden. Ich kann wirklich nur Positives über diese Card berichten. Man hätte vielleicht noch einen größeren Hauptkampf sich wünschen können – auch so als große Überschrift. Da haben beispielsweise die Agon-Veranstaltungen mehr zu bieten. Wenn man sich jedoch aber die Events als Ganzes betrachtet, dann würde ich behaupten wollen, dass diese No Limit Boxing-Veranstaltung schon eventuell die stärkste ist. Und wir schreiben/reden ja häufig darüber, dass sich das deutsche Boxen immer stärker verabschiedet. Es gibt kaum noch relevante Veranstaltungen usw. Natürlich kann man keine Weltmeisterschaftskämpfe aufbieten, das Niveau haben wir nicht. Aber man muss versuchen, über gutes Matchmaking im kleinen Rahmen gute Veranstaltungen auf die Beine zu stellen. Es gibt kampfbereite und talentierte Jungs in Deutschland, die muss man dann in gute Kämpfe bringen. Das tut man hier auf der Veranstaltung, wir haben gleich 4-5 interessante Ansetzungen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, häufig zeigt man sich ja schon erfreut, wenn wenigstens der Hauptkampf nicht völlig einseitig verläuft. Zumeist weiß man schon im Vorfeld, dass die gesamte a-side hier mühelos gewinnen wird, was auch nicht reizvoll für den Zuschauer ist. Hier hingegen hat man durchaus Szenarien geschaffen, die solch ein klares Resultat nicht erlauben. Das ist einfach genau der Weg, den wir hier viel häufiger begehen müssten. Von daher, großes Lob für die bevorstehende ambitionierte Veranstaltung in Leverkusen.
Granit Shala (13-0) vs. Jack Mulowayi (13-3-1) Schwergewicht
Eine Veranstaltung von „Agon Sports“, gekämpft wird erneut im hauseigenen „Agon Sportspark“ in Berlin. Das ist also die zweite Veranstaltung am Wochenende von Agon, am Freitag gibt es ja schon die Björn-Schicke Veranstaltung. Ich schreibe als Resümee noch dazu später etwas, aber zunächst geht es um die sportliche Einschätzung dieses Hauptkampfes. Gekämpft wird übrigen um den EBU-EU Titel, was man als eine Art Ausscheidungskampf für die eigentliche EM betrachten kann. Der Titelträger sollte danach einen EM-Kampf in absehbarer Zeit erhalten. Die letzten Titelträger waren Tony Yoka, Otto Wallin und Agit Kabayel. Demnächst nun auch Granit Shala?
Das ist die Frage. Shala galt als einer der besten Schwergewichtstalente des Landes. Er hat bei den Amateuren beispielsweise Peter Kadiru bezwungen. Eines seiner Probleme war stets die Unförmlichkeit, die Profikarriere begann er mit fast 150 KG. Inzwischen ist er um die 120 KG angekommen, was ein Zeichen für seine Professionalität gelten muss. 25 KG innerhalb von 1,5 Jahren zu verlieren, ist schon eine enorme Willensleistung, die sich auch positiv auf die Leistungsfähigkeit auswirken sollte. Das hat Shala auch nötig, denn mit Mulowayi erwartet den jungen Deutschen eine ziemlich große Herausforderung. Er hat in Russland schon einen ungeschlagenen Mann KO hauen können. Seine Niederlagen ruhten gegen absolute Topgegner. Zuletzt im Hauptkampf auf Showtime gegen den Olympiasieger Bakhodir Jalolov. Da ist er in der letzten Runde noch gestoppt worden. War nicht ganz sein Niveau.. aber er wirkte jetzt auch nicht völlig überfordert. Davor verlor er 2019 mal gegen Frank Sanchez in den Staaten. Bei allem Respekt, solch ein Name ist Granit Shala noch nicht. Er gilt als Talent, aber bei den Profis hat er bisweilen eher schwächere Männer geboxt. Ein Blick auf auf Boxrec verrät auch, dass Shala dort auf Platz 134 gerankt ist, Mulowayi auf 58. Und so wie ich den Belgier bislang vernommen habe, wird er munter und offensiv auftreten, seine Chance auch wirklich realisieren wollen. Das wird eine große Herausforderung für Shala werden, der auch sich Respekt womöglich verschaffen muss. Da wären wir beim Thema Punch, da scheint Shala nicht so stark aufgestellt zu sein. Er hat natürlich auch viele zähe Männer geboxt, aber dennoch erscheint er nicht sonderlich schlagstark zu sein. Das könnte gegen starke Männer wie Mulowayi schon zum Problem werden. Wenn diese das Gefühl bekommen, dass sie durch Shala womöglich durch gehen können, dann wird das womöglich ein bitterer Abend werden. Also, wir haben hier wirklich einen extrem spannenden Schwergewichtshauptkampf, wo es um einen europäischen Titel geht. Wo beide Seiten sicherlich Siegeschancen aufweisen. Ich erwarte zwar nicht unbedingt einen ansehnlichen Kampf, aber das ist im Schwergewicht ja ohnehin nur selten der Fall. Das ist eine tolle Ansetzung, die sicherlich auch international beobachtet wird.
Die Undercard
Haro Matevosyan (16-0) vs. Alejandro Davila (24-4-2) Superweltergewicht: Im Co-Mainevent geht es um einen Inter Conti-Titel der IBF. Dort ist Matevosyan auf Platz 6 gerankt. Ein paar gute Erfolge hat der Agon-Mann schon einfahren können. So beispielsweise einen KO-Erfolg in Runde 3 gegen Damiano Falcinelli, der zuletzt gegen Jack Culcay ziemlich gut aussah. Den letzten Kampf sah ich von Matevosyan, das war in Wuppertal gegen Jhony Navarrete. Da hat er mich persönlich nicht überzeugen können. Navarrete sehr aktiv, Matevosyan hat es mit Kontern versucht, aber so wirklich gelungen hat es nicht. Die Scorecards schienen mir viel zu deutlich gewesen zu sein. Guter Mann ist er sicherlich, aber ob das für die absolute Weltspitze reicht? Ich denke eher nicht. Zum Glück ist Davila ebenfalls nicht die absolute Weltspitze. Solider Mann, ebenfalls wie Navarrete aus Mexiko. Er hat mal in Dubai einen engen und guten Kampf gegen Austin Trout geliefert, ansonsten die meisten besseren Kämpfe doch konstant verloren. Ich erwarte da jetzt keine Wunderwerke in Berlin.
Und da sind wir mit der Card auch durch, es sind noch zwei kleinere Aufbaukämpfe vertreten. Ich muss sagen, dass ich bei der gebotenen Card eher kein Doppelevent machen würde. Vielleicht war die Intention neben zwei Eintrittskarten eben auch jene, dass man nicht zu viele Runden auf ein Event platzieren wollte. Ja, das finde ich auch nicht so verkehrt, aber dann muss ich etwas mehr auf den jeweiligen Undercards bieten. Die Card hier ist ja völlig leer. Ich weiß nicht, ob da vielleicht noch was auf Amateurbasis stattfindet? Aber meinen Geschmack trifft das eher nicht. Dennoch muss ich sagen, dass Agon hier zwei wirklich starke Hauptkämpfe mit Shala und Schicke am Wochenende liefern. Das ist grundsätzlich wirklich sehr positiv. Hoffentlich wird man das dann auf Youtube kostenlos verfolgen können… und hoffentlich wird das auch zahlreich dann angenommen.
Nestor Bravo (21-0) vs. Jair Valtierra (16-2) Superleichtgewicht
Eine Veranstaltung von „Boxlab Promotions“, gekämpft wird im „Caribe Royale“ von Orlando, USA. Das wird in den Staaten auf CBS Sports Network ausgestrahlt. Von daher nehmen wir das mal mit auf in die Vorschau. Ich sah schon die letzte Boxlab-Veranstaltung im Dezember auf CBS, das war jene mit Sergio Martinez. Die gefiel mir ziemlich gut, was ist von der kommenden Show zu erwarten? Vorweg, wir haben ein extrem starkes Co-Mainevent.
Auf dem Papier vermutlich weniger als die im Dezember, aber der Reihe nach. CBS Sports Network überträgt ja nur die ausgewählte Main-Card, von daher ist es für uns lediglich von Bedeutung, wie die Card in der Spitze ausschaut. Und da muss man sagen, dass durchaus Spannung geboten werden könnte. So auch bei der obigen Paarung. Bravos letzten Kampf sah ich, das war auf einer Puerto Rico-Proboxshow gegen Adrian Yung. Da wurde Yung kurzfristig als Ersatzgegner noch verpflichtet, war dann am Ende auch völlig chancenlos. Mir gefiel Bravo da ziemlich gut, aber der Kampf war bei den Rahmenbedingungen eben auch nicht sonderlich aussagekräftig. Ansonsten ist sein Rekord noch ziemlich leer, da sollten nun langsam die besseren Kämpfe erfolgen. Den Startschuss dafür kann durchaus dieser Hauptkampf gegen Valtierra setzen. Er kommt zwar aus einer Punktniederlage im Juli, das war aber auf einer Top Rank-Veranstaltung gegen den starken Raymond Muratalla. Ansonsten hat er jedoch auch ein paar gute Erfolge schon erzielen können, beispielsweise im Oktober 2019 gegen Cesar Lozado, der heute um die Top 100 im Weltergewicht gerankt ist. Valtierra hat zudem schon einen WBC Latino-Titel gehalten, ist dabei erst 21 Jahre alt. Da nimmt man Geld in die Hand, er ist zudem noch sehr jung. So schlecht liest sich das für mich nicht. So kommt es auch, dass Valtierra noch vor Bravo auf Boxrec gerankt ist. Wie gut der „Kaiser“ wirklich ist, das kann ich nicht benennen. Ich würde wohl auch davon ausgehen, dass Bravo den Kampf schon gewinnen sollte. Aber ein Selbstläufer dürfte das nicht werden, gegen den jungen Mexikaner. Das ist eine ordentliche Ansetzung, physisch passen die auch gut zueinander.
Die Undercard
Antonio Vargas (15-1) vs. Michell Banquez (20-2) Bantamgewicht: Vargas war ein beeindruckender Amateur. Hat etliche Turniere gewonnen, sich mit Shakur Stevenson Kämpfe auf Augenhöhe in Finals geliefert und war Olympiateilnehmer von Rio. Der 26-Jährige dürfte also die besten Voraussetzungen haben um eine gute Profikarriere zu starten. Aber so wirklich gelingen tat dies noch nicht. Auf einer Top Rank-Veranstaltung ging er in der ersten Runde mal KO. Danach wurde man natürlich wieder vorsichtiger, was die Gegnerwahl angeht. Ein Betriebsunfall? Man wird es sehen. Vargas boxt seit 2022 nun bei Boxlab, scheint dort was unterzeichnet zu haben? Das ist mit CBS im Rücken jetzt auch keine so schlechte Wahl. Banquez hat schon ziemlich gute Kämpfe abgeliefert. Er wurde 2019 IBO-Titelträger in Saudi Arabien gegen Prince Partel, er gewann dort jede Runde. Im letzten Jahr bezwang er Joahnys Argilagos, der noch Bronze in Rio holte. Im Juli gab es dann eine knappe Punktniederlage auf einer PBC-Veranstaltung. Banquez ist ein sehr guter Boxer, ein sehr gefährlicher Mann. Zwar hat Vargas einen beeindruckenden Background, den hatte Argilagos jedoch auch. Mich würde es nicht wundern, wenn Banquez hier einen KO-Sieg erzielen würde. Sehr schöne Paarung.
Auf der weiteren Undercard haben wir mit dem Kubaner Idalberto Umara noch einen weiteren sehr starken Amateur. Er boxt den erfahrenen Deivi Julio, was sich nicht enorm spannend liest. Besser gefällt mir da die Paarung im Cruisergewicht zwischen Adrian Pinheiro und Isaiah Thompson. Thompson sah ich im Juni auf einer Don King-Veranstaltung, da hat er einen engen und ordentlichen Kampf geliefert. Das könnte ein wirklich guter Test für Pinheiro werden, der noch ziemlich ungetestet ist. Problem bei Thompson, mit 1,78m hat der eigentlich nichts im Cruisergewicht zu suchen. Insgesamt also eine ordentliche Veranstaltung, die mit zwei interessanten Hauptkämpfen um die Ecke kommt.
Subriel Matias (18-1) vs. Jeremias Ponce (30-0) Superleichtgewicht
Eine Veranstaltung von der PBC, gekämpft wird im „Armory“ von Minneapolis, USA. Im Hauptkampf geht es um den vakanten WM-Titel in der Version IBF. Josh Taylor hat zuletzt dort 3 Titel freigemacht in der Gewichtsklasse, wodurch nun das große Stühlerücken begann. Hier trifft die Nummer 1 (Ponce) auf die Nummer 2 (Matias). Die letzte PBC-Veranstaltung gab es erfreulicherweise auf Fite für 10 $ zu erwerben, ich hoffe inständig, dass dies erneut der Fall sein wird. Das wäre auch deshalb wünschenswert, weil dieser Kampf ein absoluter brutaler banger zu werden verspricht. Hinzu kommt, dass der Kampf auch in Deutschland sehr relevant ist.
Starpromoter und Philosoph Ismail Özen Otto ist der Mentor von Ponce. Kaum zu glauben… aber wahr. Universum hat wirklich unfassbare Jungs in den eigenen Reihen, und verschwenden lieber ihre Energie für irgendwelche Influencer-Schlägereien. Ich hoffe doch sehr, dass der Mann von Welt am Samstag live im Ring stehen wird! Die a-side bleibt weiterhin natürlich Matias. Er ist ein böser Mann, ein wirklich böser Mann. Es gibt aktuell wohl kaum einen gefürchteteren Mann als Matias im Boxsport. Er ist hart, erbarmungslos, zermürbt einen und bringt Dich eventuell sogar um. So leider 2019 schon geschehen im Kampf gegen Maxim Dadashev. Ich sah den Kampf, es war knüppelhart, am Ende hat Dadashev sogar den Kampf um sein Leben verloren. Der Siegeszug von Matias schien nur noch Formsache zu sein, doch dann erfolgte eine Punktniederlage gegen Petros Ananyan, was sehr überraschend kam. Absolut unschlagbar ist Matias nicht, aber da muss ein unfassbarer Techniker auf die Gegenseite gestellt werden, der physisch extrem stark ist und brillante Nehmerqualitäten verfügt. Im Rematch hatte Ananyan dann keine Chance mehr, wurde von Matias brutal auseinandergenommen. Nun soll die Weltmeisterschaft erfolgen, als Gegner hat man Ponce vor der stolzen Brust. Und der Universum-Ponce ist tatsächlich sehr ähnlich. Ein unglaublich toller pressure-fighter, enorme workrate, kann Dich zum Körper absolut zermürben und demolieren. So geschehen auf einer Probellum-Veranstaltung gegen Lewis Ritson in England. Das war eine überragende Leistung von Ponce. Wann sah man schon einen Boxer der in Deutschland unter Vertrag steht zuletzt so stark Auswärts boxen? Mich hat er schwer beeindruckt, deshalb würde ich Ponce in sämtlichen Kämpfen der Welt eine Chance einräumen. Nun kommen wir aber zum großen Manko. Er sieht sich Matias extrem ähnlich. Beide arbeiten viel zum Körper, beide haben eine hohe workrate und zermürben die Gegner. Ich glaube jedoch, dass man Matias in seiner Paradedisziplin nicht schlagen kann. Zumindest noch nicht, wo er physisch so gut in Schuss ist. Vielleicht kann man ihn auspunkten, aber im infight bekommt man Matias 12 Runde nicht klein. Von daher gehe ich davon aus, dass das ein echt ungünstiges match-up für den starken Ponce bedeuten wird. Aber für die Zuschauer dürfte es ein absoluter Banger werden! Beide Boxer sind brutal offensivstark, beide Boxer lieben den Infight, beide Boxer gehen viel zum Körper und haben Punch. Das dürfte so brutal werden, dass es nicht ausgeschlossen ist, dass dort auch ernsthafte Schäden erfolgen könnten. Ich kann mir vorstellen, dass Ponce nach 12 Runden mit Matias nicht mehr der Alte sein wird. Auf der anderen Seite ist er physisch sehr stark, vielleicht kann er Matias sogar zusetzen? Das ist mein Kampf der Woche!
Die Undercard
Jamal James (27-2) vs. Alberto Palmetta (18-1) Weltergewicht: Hier wird James ein kleines Comeback geben, er war seit 1,5 Jahren inaktiv. Damals verlor er seinen regular-WM Kampf gegen Radzhab Butaev. Nun will James scheinbar noch einmal angreifen, ein Sieg ist dafür notwendig. Immerhin hat er seit August 2020 nicht mehr gewonnen. Grundsätzlich ist James jedoch sehr gut, dazu physisch auch sehr stark. Palmetta hat im Profibereich noch nicht sonderlich viel anzubieten. Gegen Gonzalo Gaston Coria ging er mal in Uruguay KO, ansonsten liest sich den Kampfrekord durchaus solide. Palmetta sollte man nicht unterschätzen, er war ein sehr guter Amateur. WSOB-Teilnehmer, hat dort zahlreiche Kämpfe auch gewonnen. Zudem war er Olympiateilnehmer von Rio, das ist technisch ein sehr guter Mann. Leider bringt er mit 1,70m sehr wenig Größe mit, und genau das ist ja James Stärke mit 1,88m. Das sind fast 20 CM-Unterschied. Grundsätzlich finde ich die Paarung nicht verkehrt, aber dieser Physis-Unterschied ist leider schon so signifikant, dass man das kritisch betrachten muss. Auf der anderen Seite kämpft Palmetta eben als Weltergewichtler. Es ist nun nicht so, dass wie bei Golden Boy… man hier bewusst kleinere Männer noch 2 Gewichtsklassen hochziehen würde, sondern die kämpfen ja freiwillig in der Gewichtsklasse. Von daher kann man da so ansetzen.
Elvis Rodriguez (13-1-1) vs. Joseph Adorno (17-1-2) Superleichtgewicht: Rodriguez ist ein spannender Mann, der auch über einiges an Punch verfügt. Dazu als southpaw sicherlich auch unbequem zu boxen. Gegen Kenneth Sims verlor er mal einen Kampf nach Punkten auf einer Top Rank-Veranstaltung. Danach erfolgten noch gute vorzeitige Siege. Auf Boxrec ist er in den Top 30 gerankt, das schaut wirklich gut aus. Ich sah seinen letzten Kampf gegen Juan Velasco. War kein besonders aufregender Kampf, er hatte diesen aber im Griff und konnte Velasco noch stoppen. Von Adorno sah ich auch dessen letzten Kampf, das war auf einer ShoBox-Veranstaltung gegen Hugo Roldan. Da begann Adorno sehr gut, hat hinten heraus aber abgebaut. War insgesamt kein schöner Kampf. Physisch wird Adorno hier gegen Rodriguez unterlegen sein, zudem bringt Rodriguez einiges an Punch mit. Ich erwarte da jetzt keinen besonders ansehnlichen Kampf, aber die Ansetzung ist nicht verkehrt. Adorno kommt aus einem soliden Erfolg, hat zudem mal gegen Jamaine Ortiz (der letzte Lomachenko-Gegner) ein Unentschieden geholt. Für mich liest sich das alles ziemlich ordentlich.
Das ist die Main-Card gewesen. Im Grunde genügt das zu besprechen, denn darauf ist ja der Fokus gelegt. Die weitere Undercard verspricht noch 1-2 solide Kämpe und Adam Kownacki, der einen Aufbaukampf nach 3 Niederlagen am Stück absolvieren wird. Ist sicherlich eine Meldung wert.
Sonntag, den 26.02.2023
Ilunga Junior Makabu (29-2) vs. Badou Jack (27-3-3) Cruisergewicht
Eine Veranstaltung von „Most Valuable Promotions“, gekämpft wird in der Arena von Diriyah, Saudi-Arabien. Hierbei handelt es sich um ein PPV-Event. ESPN wird es für 50 $ in den Staaten übertragen, in Europa kommen wir etwas kostengünstiger aus. Fite wird den Kampf für 22 $ im Angebot. Nun stellt sich die Frage, wer dort denn kämpft für solche Summen? Die Antwortet lautet Jake Paul vs. Tommy Fury, das ist der Hauptkampf des Abends. Für mich ist das eher so eine Influencer Geschichte, was mich persönlich auch 0 tangiert. Ich würde das Event auch weglassen, aber im Co-Mainevent haben wir einen Weltmeisterschaftskampf im Cruisergewicht stehen, deshalb nehmen wir das auf. Um noch ein paar Worte zum eigentlichen Showhauptkampf zu verlieren: Die beiden sollten schon häufiger gegeneinander kämpfen, es gab aber Einreiseprobleme bei Fury. Nun hat man den Kampf in die Wüste verlegt, deshalb kann das stattfinden. Beim letzten Kampf von Fury hatte dieser über 3 KG zu viel auf der Waage mitgebracht. Der Gegner hat sich dann geweigert zu kämpfen, was natürlich absolut folgerichtig war. Das muss man sich mal vorstellen, kein professioneller Fighter würde so eine Show abziehen, das ist einfach eine Zirkusveranstaltung. Kommen wir zum eigentlichen Hauptkampf.
Makabu verteidigt hier seinen WBC-Titel. Den hätte er neulich im Januar ja schon eigentlich gegen Noel Gevor verteidigen sollen. Gevor hat ja sogar bei Don King deshalb unterschrieben, der Kampf ist aber geplatzt. Nun weiß man auch weshalb, Makabu hat sicherlich ein unschlagbares Angebot erhalten. Doof für Gevor, der vermutlich auch wegen dem Kampf überhaupt beim Greis unterzeichnet hat, aber wer dort noch was im Jahr 2022 unterschreibt, der hat eben Pech gehabt. Pech hatte Thabiso Mchunu ein Jahr zuvor ebenfalls. Er lieferte sich einen guten Kampf mit Makabu, hat diesen imho auch relativ eindeutig gewonnen. Das sahen alle, nur Don King und die Punktrichter nicht. Damals wurde noch spekuliert, dass Canelo der nächste Gegner wird, deshalb wollte man unbedingt den Kampf nicht abgeben. Die Geschichte kam anders, Canelo kämpfte gegen Bivol, was die deutlich schlechtere Entscheidung gewesen war. Grundsätzlich ist Makabu natürlich ein guter Mann, aber die Leistung zuletzt gegen Mchunu ziemlich bescheiden. Mit Jack wartet nun ein Mann, der ziemlich erfolgreiche Jahre im Supermittelgewicht und Halbschwergewicht verbracht hat. In den letzten Jahren erfolgten keine größeren Kämpfe mehr, das ändert jedoch nichts an seiner Popularität. Insbesondere im arabischen Raum hat Jack zahlreiche Fans und Gönner um sich geschart, die den gläubigen Muslim massiv unterstützen, obschon jeder Tiktok-Salafistengelehrte dir sofort bescheinigen kann, dass kein gläubiger Muslim jemals ein Boxer ist. Haram! Jedenfalls hat man eine sehr hohe Meinung außerhalb von Tiktok für Jack, deshalb ist ein WM-Kampf in Saudi-Arabien auch nicht sonderlich verwunderlich. Jack muss man hier als klare a-side betrachten. Grundsätzlich dürfte er physisch im Cruisergewicht nicht sonderlich gut aufgehoben sein, er kommt ja aus dem Supermittelgewicht. Zudem ist er schon fast 40 Jahre alt, aber Makabu ist nun auch kein besonders physisches Cruisergewicht, hat zuletzt auch nicht wirklich mit Leistung überzeugen können. Ich erwarte da jetzt keinen überragenden Kampf, aber es könnte durchaus spanend zugehen.
Die Undercard
Bader Samreen (7-0) vs. Viorel Simion (23-9) Leichtgewicht: Samreen stammt aus Jordanien, war ein guter Amateur. 22 Jahre jung, scheint auch Punch zu haben, gute Personalie. Mit Simion boxt er nun einen etwas bekannteren Namen. Dieser war ein echt guter Amateur, das ist aber gut und gerne 20 Jahre her. Inzwischen ist Simion über 40 Jahre alt und hat 6 seiner letzten 7 Kämpfe verloren, davon 5 vorzeitig. Den Kampf kann man machen für die Aufbauphase von Samreen, aber das sollte für den Zuschauer keine gelungene Paarung werden.
Dann sind wir auch mit der überragenden PPV-Card durch. Ursprünglich sollte das starke prospect Ashton Sylve gegen Maxwell Awuku kämpfen. Awuku ist auch 40 Jahre alt und hat einen ziemlich leeren Rekord. Der Kampf ist wohl off. Viel mehr ist da einfach nicht mehr drauf. Wer soll dafür denn 50 bzw. 22 $ bezahlen? Ich kann davon nur zwingend abraten dies zu tun. Unabhängig vom Hauptkampf, was man von Paul vs. Fury halten mag, die Undercard ist einfach zu schlecht. Das ist keine PPV-Card.
Und geschafft! Welch eine ausführliche Liste. Es liegt natürlich auch daran, dass die Boxwoche so unglaublich intensiv und breit aufgestellt ist. Ich habe zahlreiche Events nicht aufgenommen… und dennoch viel zu viel beschrieben. Am Sonntag gibt es noch eine Show von den Philippinen, aber da scheint es mir keinen Livestream zu geben. Guillermo Rigondeaux wird am Freitag noch erneut im Ring stehen, das nahm ich auch nicht mit auf. Das Angebot ist jedenfalls überragend, und ich möchte gerne von Euch wissen, was ihr davon Euch anschauen werdet? Seid ihr eventuell auch von der Quantität erschlagen? Und was mich besonders interessiert, werdet ihr bei den deutschen Veranstaltungen dabei sein?