Sehe ich anders. Politische Entscheidungen der Verbände haben ja nichts mit der fußballerischen Qualität zu tun. Nur als Beispiel, Deutschland ist 1954 Weltmeister geworden, da ist es nicht abwegig zu vermuten, dass sie vier Jahre vorher ein gutes Ergebnis erzielt hätten, wenn sie hätten teilnehmen dürfen. In deinem Modell werden sie aber so behandelt als hätten sie die sportliche Qualifikation für die WM 1950 nicht geschafft und somit ziemlich abgestraft.
Zumal diese Entscheidungen oftmals ja auch recht willkürlich sind, die USA sind z.B. für ihre Kriege in Vietnam oder im Irak nie von irgendwelchen Sportereignissen ausgeschlossen worden, da fällt es mir schwer den heutigen russischen Fußballern oder den deutschen von 1950 ein "selbst schuld" an den Kopf zu werfen. Überspitzt könnte man dann auch sagen Kroatien sei selbst schuld, dass es nicht schon vorher unabhängig war.
Ist aber deine Liste und daher deine Kriterien.
Da würde ich aber schon unterscheiden. Ich sehe es zwar schon nicht ganz gleich, bei Ländern, die vorher nicht unabhängig waren, teilweise auch gegen ihren Willen, als bei Russland/Jugoslawien 1992/Deutschland 1950. In den Fällen kann man aber durchaus argumentieren, dass die Verbände für die Politik des Staates wenig dafür können.
Das ist schon etwas anderes, als England, dass sich schlicht zu gut war in der Anfangszeit um an der WM mitzuspielen, weil sie sich ohnehin als die besten sahen. Gemessen an der WM 1954 kann man tatsächlich annehmen, dass Deutschland 1950 auch ein gutes Resultat erzielt hätte. Bei England kann man anhand der späteren Resultate eher annehmen, dass sie schon viel früher geerdet worden wären.
Der Grund, wieso ich das so handhabe ist aber der, dass es sonst sehr kompliziert wird. Schau dir mal die Qualifikationen zur WM von 1930 bis 1950 an. Dort ziehen während der Quali so viele Teams zurück. Ich müsste dann bei jedem recherchieren, ob es sportliche Gründe (aka der Verband wollte nicht) oder politische sind. Denn das gab es zu der Zeit und auch dann während des Kalten Kriegs nicht so selten.
Und was macht man bei Fällen, wo es nicht eindeutig zuzuweisen ist? Spanien hat die Quali zur EM 1960 boykottiert, weil sie aus politischen Gründen nicht gegen die Sowjetunion spielen wollten. Nimmt man sie jetzt da raus und belohnt den Verband quasi für die Politik? Argentinien ist 2001 nicht an der Copa America gestartet, weil sie von Terroristen bedroht wurden. Ist das jetzt sportpolitisch oder schon politisch? Togo hat die Teilnahme am Africa Cup 2010 zurückgezogen, als der Teambus in Angola unter Beschuss geraten ist. Nachvollziehbar, aber der Verband wurde zuvor gewarnt, dass man aus Sicherheitsgründen nicht mit dem Bus anreisen sollte. Wie bewertet man so etwas? (Togo sollte deswegen btw auch für die nächsten zwei Turniere gesperrt werden. Sie haben sich da wieder in die Quali eingeklagt, aber das wäre dann auch wieder so ein Fall gewesen, wo man sich fragen müsste).
Könnte zig weitere solcher Grenzfälle von Beispielen bringen. Deshalb erschien mir die Variante „Was nicht existiert, kann nicht teilnehmen. Wer theoretisch könnte, aber ja aber…kann ich nicht berücksichtigen“. Es ist aber auch so nicht optimal. Australien wird dadurch z.B. für den Verbandswechsel zu Asien belohnt, da sie in Ozeanien ja nicht mehr teilnehmen können und deshalb ein Quotient ist, der ihre zahlreichen Siege gegenüber der ozeanische Konkurrenz zusätzlich aufwertet.
Ich sage ja auch nicht, dass es absolut korrekt ist, wie ich es mache. Im Gegenteil bin ich froh um solche Inputs.