Man darf zum Beispiel nicht vergessen, dass die Leute vor einem Millionenpublikum vorsprechen...das musst du mental erstmal packen wenn der Fokus so vieler Leute auf die gerichtet ist. Dazu musst du die ganze Zeit kühlen Kopf bewahren, darfst nicht nervös werden wenn du mal danebenhaust. Man muss auch Ahnungslosigkeit gezielt verbergen können (da sind die Kommentatoren Weltmeister
)
Gerade ein der heutigen Zeit musst du auch wahnsinnig aufpassen was du sagst. Da kannst du Leicht bei irgendeiner Äußerung ohne, dass du es merkst als Rassist oder Sexist oder was auch immer abgestempelt werden. (Bei Bartels und Antonio Rüdiger gabs da zum Beispiel mal eine Geschichte).
Dazu kommen noch unvorhersehbare Ereignisse...z.B. beim Länderspiel Deutschland gegen Frankreich, als gerade der Bombenanschlag war (man hat es im Hintergrund laut knallen hören). Da muss man erstmal die richtige Sensibilität für die Geschehnisse mitbringen. Dein Job ist es gerade ein Fußballspiel zu kommentieren, aber eigentlich schaut die ganze Welt auf was anderes. Auf sowas kann man nicht vorbereitet sein. Im Skispringen bleibt ja auch immer wieder einer regungslos liegen.
Ahnungslosigkeit verbergen können müssten sie ja nicht, wenn sie Ahnung hätten.
Aber ich verstehe schon, was du meinst. Ich würde mir zwar in Sachen Regelkunde und Rechnerei durchaus zutrauen, das besser zu machen als Bielek, Bartels, Bier und Leinauer - aber als Kommentator geeignet wäre ich definitiv nicht; man würde mir meine Empfindungen bei den Sprüngen zu deutlich anhören. Besonders kritisch wäre es bei guten und weiten Sprüngen der Konkurrenz. Nehmen wir ein Beispiel aus dem Training von Garmisch - das hätte natürlich nicht kommentiert werden müssen; aber so etwas kann ja durchaus auch in der Quali oder im Wettkampf passieren.
Siegel, Baer und Freitag waren an den K-Punkt von 125 m herangesprungen - und dann zauberte Niko Kytösaho 137 m in den Schnee. Und das ist dann genau so ein Moment, wo ich unangemessen einen Laut des Missfallens von mir geben würde.
Damit das keiner fehlinterpretiert, erkläre ich kurz warum: Natürlich ist es nicht so, dass ich Kytösaho diese Weite nicht gönnen würde. Im Gegenteil, es freut mich, wenn es bei den kleineren Nationen aufwärts geht, und es wäre wirklich klasse, wenn sich ein zweiter Finne neben Antti Aalto im Weltcup etablieren könnte.
Aber wenn man zuvor noch hoffen konnte, dass die Weiten zumindest dieser drei Springer der nationalen Gruppe noch halbwegs passabel waren, kann man das nun nicht mehr. Wenn Kytösaho über 10 m weiter springt als die Besten unserer nationalen Gruppe, dann zeigt das, dass deren Sprünge nicht gut gewesen sein können. Und
das ist dann der Grund für den Ärger. Aber sich in dem Moment hörbar ärgern? Nein, das wäre unangemessen - hier benötigt man einfach eine gewisse professionelle Distanz.