Man muss sich da vielleicht auch mal fragen, ob man, Grossnation hin oder her, nicht ein bisschen Flexibilität reinbringen sollte. Ich bin schon der Meinung, dass ein Team wie Deutschland dem Gegner sein Spiel aufdrücken muss, aber manchmal ist es trotzdem nicht schlecht auch einen Plan B in der Tasche zu haben. Kroatien hat nicht gleich agiert in den Spielen gegen Irland, Italien und Spanien und trotzdem dreimal eine passable Leistung geboten, die fast belohnt worden wäre mit dem Einzug ins VF. Aber ja, ging mir auch primär darum, dass es für D nicht unmöglich ist gegen Brocken zu gewinnen.
Flexibilität ist wichtig, aber bei der Nationalmannschaft mMn nicht der Schlüssel zum Erfolg. Kroatien ist eine interessante Mannschaft, die außer gegen Punktlieferant Irland, zu Beginn doch immer sehr verhalten agiert hat. Gegen Spanien hat Kroatien die noch defensivere Variante gewählt und war gar nicht auf Fußball spielen aus. Hatte was von Chelsea, was aber keine Kritik ist. Im Endeffekt hat Kroatien gegen die beiden Großen sehr defensiv gespielt, was für mich nicht gerade Flexibilität wiederspiegelt, sondern eine
sehr gute Einstellung und Einschätzung der Spieler durch Bilic. Ausgeschieden sind die Kroaten am Ende nicht wegen der Defensive oder der mangelnden Chancenverwertung, so viel Chancen haben sie sich nicht gegen Italien & Spanien rausgespielt -ihre Gegner hatten ein deutliches Chancenplus-.
Deutschland ist nicht in der Lage die löwische Philosophie gegen jeden Gegner umzusetzen. Portugal und Italien haben meine These erneut belegt. Einen Plan B, defensiver agieren und Räume einengen -Kroatien-, kann kein Team nebenbei einstudieren, dafür ist die Abstimmung (Laufwege) im Verbund viel zu kompliziert. Löw müsste schon mehrere Länderspiele für eine Systemveränderung aufbringen.
Und deswegen war Frankreich dann ein schlechtes Team? Die waren 02 auch ein Brocken, der aber einen Käse zusammengespielt hat. Dasselbe mit NED dieses Jahr. Wobei ich aber Niederlagen gegen Dänemark, Portugal und Deutschland dann eher durchgehen lassen kann, als gegen Dänemark, Senegal und ein Unentschieden gegen das damalige Uruguay.
Mir ging es nur darum aufzuzeigen, dass Nationalmannschaften über 2 Jahre komplett abkacken können. Frankreich war ein leuchtendes Beispiel, wie schnell ein Abstieg möglich ist.
Gut, da kann man sich dann auch fragen, ob es nicht ein mentales Problem ist. Ist halt schwierig zu beurteilen, weil man unter Löw 2x an Spanien und 1x an Italien gescheitert ist. Tatsache ist aber, dass man in Testspielen und Vorrunde, AF, VF die Grossen teilweise sogar vorführt und sich dann ab HF in die Hosen macht. Die Tatsache bleibt aber bestehen, dass man Grosse schlagen kann. Nichts Anderes wollte ich sagen.
Mental mag sein, bei so vielen Bayern Spielern kein Wunder.
Beurteilen und einschätzen müssen das Trainer und der ganze Zauberladen drumrum.
Testspiele "ignoriere" ich, weil die Ergebnisse dort absolut zweitrangig sind. Natürlich können wir Große schlagen, aber die Wahrscheinlichkeit ist mMn geringer als ein Sieg. Es geht mir auch primär darum, wie unsere NM diese Spiele gewinnt respektive verliert. Nehmen wir explizit diese EM. Viel Glück gegen Portugal und komplett ohne Chance gegen Italien. Zufriedenstellend ist das nicht.
Und mann darf es dann mal auch den Deutschen anrechnen, dass sie da 9 Punkte holen und dann nicht irgendwelche Teams schlechtzureden versuchen.
Keiner redet Teams schlecht, aber die Niederländer waren keine Mannschaft wie 2010. Gründe haben wir Beide bereits ausreichend dargelegt.
Wenn man sagt Löw habe sich vercoacht ist es natürlich komplett richtig das auch bei Prandelli zu sagen.
Nö, finde ich nicht und Tony hat das in gewohnt souveräner Manier sehr gut erklärt.
Löws Idee hatte durchaus auch einen gewissen Sinn, nämlich das starke Zentrum Italiens zuzustellen. Dass dabei Mist rumkam ist klar.
Der entscheidende Unterschied zwischen Löw und Prandelli ist, dass Prandelli sein System nicht verraten hat. Löw hat durch seinen taktische Umstellung die ganze Mannschaft unnötig verunsichert, in meinen Augen der Kardinalfehler. "Hey, Italien, da müssen wir Angst haben. Pirlo & Co liegen uns nicht..." Italien hat gespielt wie immer. Löw wollte großspurig Plan B auspacken. Wann hat Löw diese taktische Ausrichtung in einem Länderspiel intensiv ausprobiert? Kroos von Anfang spielen zu lassen um die Kreise von Pirlo einzuengen....Kroos gegen Pirlo ist ein Widerspruch in sich.
Ein fitter Chiellini ist schon sehr hüftsteif und langsam. Angeschlagen ist er ein völliges Missmatch gegen die schnellen Spanier. Da hätte mir Balzaretti durchaus besser gefallen.
Balzaretti ist schon gegen Deutschland leicht angeschlagen ins Spiel gegangen und war nach seiner Einwechslung genau so überfordert wie Chiellini. Gegen Deutschland musste Chiellini auch als LV ran und er hat seine Sache gut gemacht. Warum soll er plötzlich wechseln?
Montolivo erscheint mir schon offensiver als Motta und dazu allgemein als der bessere Fussballer. Dieser Wechsel hat bei Rückstand null Sinn gemacht, zumal schon sehr früh der dritte Wechsel verbraucht war.
Motta ist im Vergleich zu Montolivo deutlich Kopfballstäker und Torgefährlicher. Diesen Wechsel gab es auch gegen Deutschland und Montolivi war im Finale nicht zu sehen. Gegen Spanien in einem KO-Spiel ein Treffer aus dem Spiel zu erzielen ist extrem schwer. Da helfen oft nur Standards und Schüsse aus der Distanz.
Dieser Wechsel hat bei Rückstand null Sinn gemacht, zumal schon sehr früh der dritte Wechsel verbraucht war. Da interessiert es mich auch nicht, dass man das theoretisch begründen kann wieso er das gemacht hat.
Zu Zeitpunkt stand es 2:0 für Spanien und Italien hatte durchaus ein paar gefährliche Situation. Warum soll Prandelli warten? Italien lag hinten, also versuche ich das Spiel noch zu drehen.
Spielt es für Dich bei Löw eine Rolle, ob er den Kroos Einsatz begründen kann?
Bei Löw von vercoachen zu reden und bei Prandelli das als völlig falsch darzustellen ist schlichtweg nur mit zweierlei Mass messen. Beide hatten eine Idee, bei beiden kam nur Mist dabei raus. Und Prandellis war aus meiner Sicht sogar grösser, besonders beim Wechsel von Motta. Aus meiner Sicht ist es eigentlich völlig unlogisch und unmöglich objektiv zu sagen "Löw hat sich vercoacht, Prandelli nicht.".
Was einfach falsch ist. Prandelli hat im Finale genau das gleiche System gespielt wie im Viertel-und Halbfinale, Löw nicht. Erschwerend kam hinzu, dass Italien in den 3 KO-Spielen mit 3 verschiedene Viererketten auflaufen musste. Ein Fakt der hier total unter den Tisch gekehrt wird. Während Löw seine eigene Philosophie verraten hat, ist Prandelli sich treu geblieben.