Wenn wir hier schon bei den deutschen Torhütern sind, dann darf ich meiner Jugendzeit eine was, wäre, wenn Story aus Mitte der 90er Jahre nicht unerwähnt lassen.
Ich glaube es war im Februar 1997, als Fortuna Düsseldorf zum rheinischen Derby im Kölner Müngersdorfer Stadion auflief. Im Tor stand damals einer, von dem man damals sagte, dass er kurz vor der Nationalmannschaft steht. Er war auch tatsächlich in der Rentnertruppe um Mill, Winkhold, Buncol, Cyron, Dobrowolski, Juran und co. der Anker, der den unerwarteten Klassenerhalt in der Saison davor eingebracht hatte. Seine Leistungen waren Woche für Woche so überragend, dass auch Berti Vogts ihn nicht mehr allzu lange übersehen konnte.
Er war so gut, dass die Fortuna sich auch langsam darauf einstellen musste, ihn an einen größeren Verein abgeben zu müssen, auch wenn ich das damals als kleiner Junge nicht wahrhaben wollte.
Doch nach diesem Spiel sollte alles anders laufen. Zunächst gingen die Kölner in Führung, weil der Fels in der Brandung in ungewohnter Manier zuvor gepatzt hat. Die Fortuna spielte wie ein Absteiger, total harmlos und ohne Durchschlagskraft, igelten sich hinten ein und ergaben sich ihrem Schicksal. Dann irgendwann relativ weit fortgeschritten in der 2. Halbzeit ein Zusammenprall des Düsseldorfer Schlussmannes mit Ralf Hauptmann. Unterbrechung. Das Gesicht des Keepers war voller Blut, er konnte nicht mehr weiterspielen. Der Zusammenprall sah auch im TV ziemlich furchtbar aus. Diagnose: Nasen- und Jochbeinbruch, sowie Mittelhandbruch.
Erst mehrere Wochen später stand er wieder im Tor, doch die Lage war aussichtslos. Fortuna stieg in die 2. Liga ab und auch er verließ den Verein.
Vor der Verletzung gab es zahlreiche Angebote aus dem In- und Ausland, u.a. Glasgow Rangers und es lag ein unterschriftsreifer Vertrag vom AC Milan vor dem verhängnisvollen Derby vor. Später wurde stattdessen Jens Lehmann verpflichtet.
Am Ende war es die 4. oder die 5. Option - der PSV Eindhoven. Dort kam er aber überhaupt nicht zurecht, dieser Wechsel war absolut zum Vergessen. Nicht mal ein Jahr später kam er zurück nach Deutschland, fasste relativ schnell wieder Fuß in der Bundesliga, u.a. in Bielefeld, Kaiserslautern, später dann auch Cottbus und Duisburg. Er war ein ordentlicher Keeper, aber von seiner glänzenden Form in Düsseldorf war er ganz ganz weit entfernt, genauso wie die Nationalmannschaft.
Ich weiß noch, als ich die Nachricht las, dass er durch den noch sehr jungen Tim Wiese auf die Bank verbannt wurde, wie sehr mein Herz gebrochen war. Er war von meinem Lieblingsklub mein Lieblingsspieler in der Schulzeit, und es tat weh dies zu sehen, mit dem Wissen, dass seine Karriere auch einen ganz anderen Weg hätte laufen können.
Genauso betroffen und traurig war ich auch von der Nachricht, wie dann in Wien seine Karriere endete.
Was wäre wenn...?
Heute ist seine turbulente Karriere, besonders die Anfänge, weitgehend in Vergessenheit geraten, und genau deswegen möchte ich sie hier in Erinnerung rufen, auch weil die Diskussion um Köpke und Kahn 98 hier im Gange war.
Die Rede ist von Georg Koch.
PS: ich glaube so richtig konnte man sich unsereins kein Bild machen über die Leistungsfähigkeit Köpkes bis 1998, da er zu diesem Zeitpunkt bei Olympique Marseille spielte. Wir konnten ihn also nur bei den Nationalmannschaftseinsätzen und bestenfalls bei den Highlights aus Eurogoals (man hab ich die Sendung damals geliebt!) sehen. Eine hitzige Debatte, dass Kahn 98 die Nummer 1 der WM sein soll, wie sie jetzt zum Teil dargestellt wird, gab es damals m.E. nicht. Dass Köpke dann ein eher mittelprächtiges Turnier in Frankreich spielte, ist wieder eine andere Geschichte.