LaMelo hat halt bei den "Casuals" immer noch einen extrem hohen Stand, sieht man ja auch an den All-Star-Votes und dann kommt man gern mit den 30 Punkten im Schnitt (die er ja Anfang der letzten Saison hatte), etc. Aber er spielt einfach keinen seriösen Basketball und ist defensiv neben Trae Young, Cam Thomas und Collin Sexton der schlechteste Guard-Defender der Liga (unter denen, die regelmäßig spielen). Und das nicht mal, weil er es nicht kann, sondern weil er keinen Bock hat. Und daher ist er auf der Liste glasklar die Nummer 1, weil er offensiv definitiv ein Paket hätte, was ihn definitiv extrem wertvoll macht - er es aber zum einen nicht maximiert, weil er halt im Zweifelsfall lieber ballert als seriöse Plays zu machen und zum anderen weil er defensiv quasi alles einreißt, was er offensiv rausholt.
Ich sehe aber bei LaMelo durchaus Chancen, dass sich das dreht. Der weiß (hoffentlich) auch, dass seine Karriere so langsam am Scheideweg angekommen ist und er nun im sechsten Jahr sich etablieren muss. Die Hornets haben seit einem Jahr einen ziemlichen Culture Change hingelegt, das neue Management ist tausendmal seriöser als das vorherige (sorry MJ). Man bekommt drei Rookies, die direkt in die Rotation gehen bzw. eventuell sogar direkt starten werden. Auf dem Papier sind die Hornets durchaus ein "Sleeper" in Richtung Play-In-Plätze - wobei das im Osten natürlich nicht viel sagt. Aber wenn die Pieces ordentlich zusammenkommen, Ball & Miller mehr spielen können und die Rookies direkt ihren Platz finden, könnte das interessant werden. Auf jeden Fall ein Team-to-Watch. Aber es hängt am Ende hauptsächlich an LaMelo, ob die Hornets den Schritt wieder machen. Dazu gehört eben auch, dass er offensiv seine Usage runterschraubt (keine 50% eFG letztes Jahr...) und insbesondere defensiv auch nur mal ansatzweise Interesse aufbringt.
Herro und JJJ finde ich in der Liste recht unpassend. Herro vor einem Jahr hätte gepasst, weil da einfach der Anspruch und Vertrag nicht zum Output gepasst haben, aber seitdem er sein Spiel umgestellt hat, sieht das definitiv besser aus. Er hat z.B: seine TS% um gut 5% gesteigert und liegt da klar über Ligaschnitt (das erste Mal in seiner Karriere), wirft fast keine langen Zweier mehr (nur noch 4% - dafür aber sehr effektiv), hat viel besser als Playmaker agiert (26% Assist-Percentage) und dabei ist die TO-Percentage nicht hochgegangen. Klarer Karrierebestwert in WinShares. Dabei ist Defensive natürlich weiterhin schlecht, teils auch richtig, richtig schlecht, aber halt nicht LaMelo-Niveau. Der war verdienter All-Star und ist für mich auch einfach ein viel wertvollerer Spieler als z.B. LaMelo, einfach weil er offensiv jetzt angefangen hat, sich zu maximieren. Ball hat definitiv mehr Upside, aber Stand heute nehme ich Herro ohne mit der Wimper zu zucken. Und tatsächlich ist sein Vertrag (64 Mio Rest für 2 Jahre) jetzt auch extrem fair.
Bei JJJ sehe ich sicherlich das Thema, dass er kein Max-Guy ist, der 50 Mio p.a. verdienen sollte und daher das "Overrated" irgendwie aus der Perspektive verstehen kann. Dazu hat sein Spiel irgendwie dann doch zu viele Lücken, insbesondere das Rebounding ist für einen Spieler dieser Größe eine Katastrophe. Hier habe ich ja schon paar Mal den Spruch gehört - die Idee des Spielers JJJ ist besser als der Spieler selbst. Und das stimmt irgendwie schon. Kann er für einen Contender eine zweite Option sein? Daran habe ich Zweifel, auch wenn sein Game teilweise sehr effizient ist (59% TS), der Dreier inzwischen auch bei ordentlichen Volumen gut fällt. Aber offensiv wäre seine Rolle wohl am ehesten eine dritte Option. Und defensiv ist er natürlich sehr gut, auch wenn er nicht zur absoluten Ligaspitze gehört, was seine All-Defense-Lorbeeren da teilweise suggerieren. Grundsätzlich ist das Gesamtpaket JJJ trotzdem extrem wertvoll, seine Rolle in Memphis ist vielleicht nur nicht die, wo er dies maximieren könnte. Aber hat in der Liste für mich nicht besonders viel verloren.
Reaves ist für mich so die Richtung Herro und wahrscheinlich eher durch das mediale Pushen aufgrund des Lakers-Bonus in dieser Kategorie, plus dass die letzten Playoffs halt mies waren. Aber man hat trotzdem einen sehr effizienten Guard, der Creation mitbringt, der scoren kann (Karriereschnitt von 62% TS) und gut skalierbar ist. Defensiv reißt er natürlich auch wieder einiges ein (bei weitem aber nicht so mies wie andere) und er braucht sicherlich auch ein gutes Setup drumherum, aber wenn man sich bewusst macht, dass das kein Franchise-Player ist (der hoffentlich auch nicht so bezahlt wird), dann passt das für mich eher nicht.
Fox ist gerade schwierig zu bewerten, dass die letzte Saison bei den Spurs halt nicht gut war, er aber auch kaum mit Wemby zusammengespielt hat und ohne Wemby und mit komischen Lineups, wo auch das Spacing z.B. dank Castle nicht gut war, war der Kontext auch schwierig. Da würde ich auf jeden Fall die kommende Saison abwarten, bis er hier drin landet.
Für mich würden hier auf jeden Fall zwei Spieler der Raptors reingehören, nämlich Barnes und Ingram. Wobei es bei letzteren auch schwierig ist, ihn als overrated zu bezeichnen, wenn quasi kein Team Interesse an ihm hatte. aber das Narrativ, dass Ingram ein wichtiger Spieler für ein Team sein könnte und ein All-Star-Kaliber ist, hält sich ja weiterhin. Dazu eben dieser völlig unsinnige 120/3-Vertrag, den die Raptors ohne Not und Grund rausgehauen haben (und auch noch mit einer F*ing PO!!! - allein dafür hätte man Ujiri raushauen müssen). Bei Ingram schaust du halt auf die Counting-Stats, siehst dort 23-25 Punkte, 5 Rebounds und 5 Assists und gehst eigentlich davon aus, dass er wichtig für das Team ist. Und dann schaut man auf das doch ineffiziente Scoring (eFG% und TS% sind fast durchgehend unter Ligaschnitt), auf die schlechten Defensivzahlen, auf die hohe TO-Percentage und auf den Punkt, dass Ingram hauptsächlich dann gut ist, wenn er den Ball in den Händen hält (was im übrigen jetzt bei den Raptors lustig wird, da gefühlt alle den Ball in den Händen brauchen). Für mich einfach ein Spieler, der in der heutigen NBA nur noch ganz schwer einen Markt hat.
Und bei Barnes bin ich so gespannt, wo seine Entwicklung hingeht. Der ist ein guter, teils sehr guter Defender, was auf jeden Fall schon mal ein Plus ist. Und offensiv kann er was mit dem Ball, bringt dir Creation, kann als Ballhandler fungieren (auch wenn er das bei einem gutem Team definitiv nicht als Primary machen sollte). Und dann schaut man aber auf diese brutal schlechten Offensivwerte. TS% im unteren 50er-Bereich und teils 10% schlechter als der Ligaschnitt. Die Liebe für den langen Zweier (25% letzte Saison aus der Long-Midrange-Distanz). Der brutal schlechte Dreier (27%) und das obwohl er nicht mal viele nimmt. Versteht mich nicht falsch, ich mag Barnes und würde ihn als Komplementärspieler in kleinerer Rolle bei extrem vielen Teams gerne sehen, als eine Art Lamar Odom früher bei den Kobe/Pau-Lakers. Aber Stand heute nicht als Franchise-Player mit diesem unfassbar teuren Max. Klar bezahlt man da auch viel für die Upside, aber Barnes eigenes Scoring ist aktuell dermaßen ineffizient, dass es weh tut.
Auf die beiden (Ingram & Barnes) zusammen bin ich echt gespannt. Weil man grundsätzlich mit Barrett und Quickley noch zwei Spieler hat, die den Ball in den Händen wollen, aber bei denen sehe ich deutlich mehr Off-Ball-Potential als bei Ingram & Barnes. Grundsätzlich kann man sie ja gut staggern, dass immer einer von beiden auf dem Court steht, aber die Minuten zusammen werden sehr interessant. Kann Ingram zurückstecken, wenn Barnes den Ball bringt? Wie funktioniert Scottie, wenn Ingram in die Isos geht? Wahrscheinlich gibt es auch irgendeinen weirden Weg, wie beide zusammen extrem gut klappen, aber aktuell sehe ich den noch nicht

.
Ansonsten noch paar Shoutouts mit kleineren Namen, die sich aber natürlich auf so einer Liste nicht so gut verkaufen lassen:
Cam Thomas (schwarzes Loch ohne Defense)
Trae Young (im Gegensatz zu LaMelo versucht er die Team-Offense zu maximieren, aber die Defense ist so mies, dass er in der Gesamtbetrachtung kein All-Star sein dürfte. Zudem ist sein Scoring auch inzwischen overrated, in den letzten 3 Jahren sind die Quoten richtig runter gegangen)
Dalton Knecht (medial gern gepusht, weil Lakers und Scoring-Explosionen, aber defensiv teils komplett unspielbar)
Tyus Jones (in kleineren Rahmen - war ja auch bis letztes Jahr gern dabei, ihn überall als veritablen Starter auf PG zu sehen, aber dafür ist er defensiv zu mies und offensiv beschränkt er sich auf das, was er kann. Als Backup jetzt in Orlando aber genau richtig!)
Nic Claxton (vor zwei Jahren noch einer der Hidden-Stars, ist sein Spiel ziemlich eingebrochen. Kontext die letzten beiden Jahre bei den Nets natürlich auch sehr schwierig ohne richtige Playmaker, aber von 71% FG auf 56% ist krass, dazu ist die Defense auch nicht mehr auf dem Niveau.)
Stephon Castle (sehe nicht, dass der zum Star wird. Passable Counting-Stats in einem miesen Team mit gnadenlos schlechten Quoten und kein Wurf. Sorry
@John Lennon 
)