Habe das mal in den WTA-Bereich verschoben...
Mir kam das so wenig vor und es sind tatsächlich 11 GS Titel gewesen zum Zeitpunkt des Attentats. Trotzdem interessant, wie gering der GS Vorsprung zu diesem Zeitpunkt schon eingeschmolzen war für Graf. Seles hätte extrem gute Chancen gehabt Graf zu überholen. Aber man darf auch nicht vergessen, dass das H2H von Graf vs. Seles von 1990 bis 1993 ziemlich ausgeglichen war, Seles hätte Graf also nicht spielend überholt.
Mir kommt es aber auch nicht unwahrscheinlich vor, dass evtl. keine der Beiden 20 GS erreicht hätte, wäre das Attentat nicht gewesen. Sie hätten sich die GS vermutlich irgendwie 60:40 / 40:60 aufgeteilt, evtl. sporadisch mal ein Gewinn durch einen Außenseiter.
Martina Hingis wäre dann für beide ab 1997 die erste ernsthafte Rivalin gewesen, die GS Titel hätte streitig machen können.
Seles hatte zum Zeitpunkt des Attentats das Momentum, aber wie
@Tuco auch gesagt hat, man darf das nicht einfach so "weiterrechnen". So eine Dominanzphase geht nicht ewig so weiter und ein Champion wie Graf hätte natürlich das Momentum auch wieder zu ihren Gunsten drehen können, aber ich denke es ist relativ wahrscheinlich, dass ohne das Attentat Graf ein paar GS-Titel weniger gewonnen hätte und Seles ein paar mehr. Die psychischen Folgen waren bei Seles ja doch offensichtlich.
Für Graf wäre aber das Fenster für weitere GS-Titel nach 99 immer weiter zugegangen. Da wären kaum noch Chancen für weitere GS-Titel gewesen, weil die WTA Ende der 90er und vor allem in den 2000ern in der Spitze imo alltime am stärksten war. Die Williams-Schwestern kam in ihre Prime, dazu Spielerinnen wie Davenport, Capriati, Hingis, Mauresmo und dann auch Henin und Clijsters. Später dann auch die Russinen. Das war eine sehr starke Dichte in der Spitze.
Naja, man weiß genauso wenig wie viele GS Henin (... teilweise statt Serena Williams) gewonnen hätte wenn sie nicht zurückgetreten wäre und bis Mitte 30 motiviert gespielt hätte. Natürlich in dem Fall kriminell und tragisch für Seles, aber dafür konnte Steffi Graf nichts. Man kann aber sicherlich nicht unbedingt davon ausgehen dass es bei Seles immer so weitergegangen wäre, manche die als Teenager sehr erfolgreich waren sind dann relativ schnell "ausgebrannt", etwa Martina Hingis.
Im ATP-Bereich relevanter als theoretische Spekulation: wie viele GS hätte del Potro gewonnen, wenn er sich nie länger verletzt hätte? Bzw. wäre dann überhaupt einer der "Big 3" auf 20 oder mehr GS-Titel gekommen?
Dass Hingis nach 99 keine weiteren GS gewann, lag aber nicht hauptsächlich daran, dass sie zu früh ausgebrannt war, sondern eher weil die Konkurrenz, vor allem in Form von Powerspielerinnen, zunahm. Zudem bekam sie 2002 eine hartnäckige Fußverletzung, weswegen sie ihre Karriere erstmal unterbrach. Ich könnte mir aber durchaus auch vorstellen, dass da auch ein wenig die verlorene Jugend mit reingespielt hat. Sie hatte ja keine normale Kindheit und Jugend, wenn von klein auf sich alles nur ums Tennis dreht und du mit 16 schon GS gewinnst und Nummer 1 wirst. Sie hat aber sicher auch die Konkurrenzsituation gesehen und wusste, dass die Chancen auf weitere GS-Titel nur gering sind.
Sie kam ja dann 2006 wieder zurück und qualifizierte sich gleich wieder fürs Masters, was stark war, weil sie eben einfach sehr konstant und spielintelligent ist, aber so wirklich um die GS-Siege konnte sie in 2006/2007 nicht mehr mitspielen.
Hätte Henin nicht so früh ihre Karriere beendet und nicht diese schwere Ellenbogenverletzung bekommen, denke ich auch, dass sie einiges mehr gewonnen hätte. Bis Mitte 30 hätte sie aber vermutlich nicht auf diesem Topniveau spielen können, weil sie bei ihrer Größe (1,67) körperlich extrem viel machen musste und wirklich topfit sein musste. Auch wenn sie natürlich die Schläge und den Touch hatte, die Beinarbeit musste absolut top sein.