Die Vorstellung, dass man seine Schüler wirklich kennt, klingt zwar schön, ist aber in der Realität immer nur sehr begrenzt möglich.
"Einen Menschen kennen", Das ist doch immer bloß fragmentarisch. Du siehst Facetten, Reaktionen in bestimmten Kontexten, aber nie das ganze Spektrum. Man erlebt einen Menschen immer nur in dem Ausschnitt, in dem er sich gerade ausdrückt.
Ein Therapeut oder Lehrer kann also höchstens Muster beobachten und Hypothesen bilden, aber nie wirklich alles durchschauen.
Natürlich gibt es Risikofaktoren wie Impulskontrollstörungen, Trauma, psychische Erkrankungen odee Drogen. Aber selbst Profis wie Psychiater, Sicherheitsdienste oder Piloten-Ausbilder liegen bei Prognosen oft daneben.
Ausserdem ist Eskalation nicht immer ein Persönlichkeitsmerkmal, sondern sehr oft ein Zusammenspiel von Situation, Stress, Umgebung und individueller Belastung. Jeder kann in den roten Bereich rutschen, wenn Umstände zusammenkommen.
Aggression ist ein ganz normales menschliches Potenzial. Pathologisch wird es nur, wenn jemand keine Steuerungsstrategien hat oder wenn Gewalt chronisch und unverhältnismäßig wird.
ABER,
genau hier ist doch Kampfsport in vielen Fällen nicht das Problem, sondern die Lösung.
In Anti-Aggressionstraining wird er genutzt, weil er Körperwahrnehmung, Disziplin, Impulskontrolle und soziale Regeln (Respekt, Fairness) stärkt.
Die paradoxe Wirkung: Indem man kämpfen darf, lernt man, nicht unkontrolliert kämpfen zu müssen.
Es geht weniger darum, Menschen wirklich zu kennen, weil das in der Praxis einfach in dem Kontext nicht möglich ist, was Millionen Einstellungen nach Vorstellungsgesprächen und Eignungsprüfung mut anschließenden Entlassungen beweisen. Sondern viel mehr sollte es darum gehen Menschen Räume zu geben, in denen sie lernen, mit sich selbst und ihren Impulsen umzugehen. Kampfsport ist dafür eines der besten Werkzeuge, gerade weil er die Energie kanalisiert, statt sie zu verdrängen.
Einzelfälle wie diesen hier, muss man immer differenziert betrachten und man sieht doch sehr genau, was dazu geführt hat. Das war doch nicht der Kampfsport.
Genauso wie Jackson nicht hätte eskalieren dürfen, darf man das bei der Analyse, jetzt auch nicht.