Dinge, die keinen eigenen Thread verdienen


K-Dot

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Außerdem: In der Bundesliga spielt sowieso nicht der Verein, sondern die "Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH", die 1999 gegründet wurde - damit sind sie nur ein paar Jahre älter als die Rasenballsportler... :clown:

Na, das sind ja Äpfel und Birnen. Ich bin jetzt auch nicht sonderlich angetan von der Idee, die hinter RB steckt, aber so läuft der Fußball heutzutage nunmal. Alles was zählt, ist Wettbewerbsfähigkeit und das wird mit allen Mitteln versucht zu erreichen. Zweifelsohne machen sie eine hervorragende Jugendarbeit, aber das machen sie ja nicht um jungen Sportlern eine Chance zu geben, die sie woanders nicht bekämen. Insgesamt verschiebt sich alles Richtung "Retortenverein" (auch wenn mich dieser Ausdruck prinzipiell verwirrt, beschreibt er es ganz gut) und Familienevent jeden Samstag um 15:30 Uhr. Leverkusen, Hoffenheim und Wolfsburg sehe ich in etwa eine Stufe unter den Leipzigern, was das zentrale Steuern eines einzigen Sponsors angeht. Ohne VW und Bayer würde da sehr wenig laufen, wobei ich mir eigentlich bei Leverkusen da nicht sehr sicher wäre.

Der Spaß am Fußball, bzw. das Interesse, wird mich wohl nie loslassen. Dennoch bin ich bei weitem nicht mehr so leidenschaftlich wie noch ein paar Jahre zuvor. Und um Berney zu unterstützen: Auch ich hasse mich nicht.
 

Tuco

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Leverkusen, Hoffenheim und Wolfsburg sehe ich in etwa eine Stufe unter den Leipzigern, was das zentrale Steuern eines einzigen Sponsors angeht. Ohne VW und Bayer würde da sehr wenig laufen, wobei ich mir eigentlich bei Leverkusen da nicht sehr sicher wäre.


Wie soll das denn überhaupt möglich sein? Bayer und VW sind 100%ige Eigentümer ihrer Teams, Hopp hält 96%, mehr "Zentralgewalt" geht doch gar nicht. Der Begriff "Sponsor" ist hier auch irreführend, es sind eben keine Sponsoren, sondern Eigentümer.
 

K-Dot

Zauberfuß
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Deswegen sagte ich ja auch, dass ohne diese wenig laufen würde. Leverkusen hat in meinen Augen allerdings eine Reputation, die ihnen ein "überleben" ermöglichen würde, ohne Bayer. Leipzig hingegen ist von 0 auf 100 aus dem Boden gestampft worden, ohne lokale Verwurzelung, oder ist RB ein Leipziger Unternehmen? Ich will ja auch gar nicht gegen RB hetzen, und gebe gerne zu, dass dort auch ein wenig der Neid aus mir spricht. Meine Hertha hat jahrelang wie eine Kirchenmaus sparen müssen, bzw. muss immer noch sparen, und nun kommt ein RB daher, vollgepackt mit unzähligen Millionen, und ganz anderen Möglichkeiten.

Letztendlich befürchte ich eine Bundesliga die fast ausschließlich aus Retortenvereinen besteht. Je mehr nachrücken, desto enger wird es für Mannschaften wie Hertha, da diese nun nicht zur Spitze gehören. Ob das fair ist? Ich denke, nein.
 

Tuco

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Da bin ich mir gar nicht mal so sicher bzw. würde es eher umgekehrt sehen. Leipzig und Umgebung passen doch als Standort viel besser in die Bundesliga als Leverkusen oder Wolfsburg, von Hoffenheim mal ganz zu schweigen. Klar, Leverkusen liegt in einem Ballungsgebiet, aber was das Faninteresse angeht, sind sie doch nie aus dem Schatten von Köln, Gladbach & Co. getreten, obwohl sie über die letzten ca. 25 Jahre im Schnitt klar erfolgreicher waren. Ist in NRW bei der massiven Konkurrenz eben schwer, sich als "Retortenverein" zu etablieren. Da ist die Lage in Leipzig doch komplett anders, Konkurrenz gibt es weit und breit keine, die Zuschauerzahlen haben bei dem "Projekt" auch von Anfang an gepasst. Falls Mateschitz irgendwann abzieht und sie sich bis dahin in der Bundesliga etabliert haben, spricht wenig dagegen, dass sie sich halten können (mit weniger Ambitionen in Richtung erstes Drittel dann allerdings sicherlich).

Als Berliner würde ich nicht auf Leipzig schimpfen, sondern viel eher auf die 50+1-Regel. Die ist doch gerade für Standorte wie Berlin, Hamburg, Frankfurt und so weiter ein riesiger Hemmschuh.
 

Apollo Schwabing

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Weiss ich nicht.
P.S. Mit "Seite" meinte ich nicht die spox Webseite sondern die "spanische" Seite (oder eben die Seite die die Bayern-Pep Geschichte nicht aus deutscher Journalistensicht sondern aus Guardiola's Sicht schildert). ;)

Was die Interviews angeht, da liefert spox in der Tat regelmässig welche die in der Tat lesenswert sind.
 

VvJ-Ente

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Leverkusen hat in meinen Augen allerdings eine Reputation, die ihnen ein "überleben" ermöglichen würde, ohne Bayer.
Hat man in Uerdingen auch gedacht. Leverkusen hat vielleicht einen harten Kern von 3-4.000 Fans, der Rest geht in erster Linie dorthin, weil sie erfolgreicher als Köln/Gladbach/Düsseldorf sind. Ohne Bayer käme der Verein ganz schnell in eine Abwärtsspirale...
 

Jerry

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Letztendlich befürchte ich eine Bundesliga die fast ausschließlich aus Retortenvereinen besteht. Je mehr nachrücken, desto enger wird es für Mannschaften wie Hertha, da diese nun nicht zur Spitze gehören. Ob das fair ist? Ich denke, ne

Dann sollte man halt das machen, was Tuco schon die ganze Zeit fordert -> 50+1 abschaffen. Durch diese Ausnahmeregel für VW und Bayer, dazu die Konstrukte Hoffenheim und RB gibt es de facto doch schon ein Wettbewerbsnachteil. Und gerade als Hertha-Fan oder sagen wir besser Berliner sehe ich keinen Grund, weshalb man Angst haben sollte, dass bei einer Öffnung Hertha zu kurz käme. Ganz im Gegenteil.
 

K-Dot

Zauberfuß
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Dann sollte man halt das machen, was Tuco schon die ganze Zeit fordert -> 50+1 abschaffen. Durch diese Ausnahmeregel für VW und Bayer, dazu die Konstrukte Hoffenheim und RB gibt es de facto doch schon ein Wettbewerbsnachteil. Und gerade als Hertha-Fan oder sagen wir besser Berliner sehe ich keinen Grund, weshalb man Angst haben sollte, dass bei einer Öffnung Hertha zu kurz käme. Ganz im Gegenteil.

Klar, eine Regel zu der es Ausnahmen bzw. andersweitige Konstrukte gibt, kann nicht funktionieren. Im Hinblick auf den internationalen Wettbewerb wäre die Abschaffung sicherlich dringend notwendig. Hertha käme möglicherweise nicht zu kurz, aber ob es sehr bestrebenswert ist.. ich weiß es nicht.
Der Kern des Artikels ging ja eigentlich darauf zurück, dass alle über das Kommerz-Produkt Leipzig schimpfen, wobei der eigene Verein nichts anderes ist. Dem stimme ich zu. Aber ob diese Entwicklung "schön" ist, bezweifle ich.
 

TraveCortex

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Mit Hertha, Frankfurt, Hamburg, usw. muss man mal so gar kein Mitleid haben. Jahrzehntelang hatten sie durch ihren Standort absolut traumhafte Bedingungen und Vorteile und was haben sie draus gemacht? So unglaublich wenig.

Nun bekommen sie eben Konkurrenz durch die "Retortenklubs" und das ist gut so. 50+1 muss so oder so weg und ich sehe lieber Teams wie Leverkusen, die uns seit vielen Jahren mit attraktivem Fußball verwöhnen, als die "Traditionsvereine", die nichts gebacken bekommen.

Gibt es in Europa eigentlich einen erfolgloseren Nr.1-Hauptstadtklub als Hertha? Das dürfte absolut einmalig sein.
 
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le freaque

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Nun ist Berlin mit Teilung und Vereinigung auch schwer mit anderen Hauptstädten zu vergleichen. Trotzdem wurde da natürlich etliche Jahre fast nichts aus den Möglichkeiten gemacht.
So viele mögliche Szenarien gibt es ja hinsichtlich 50+1 nicht.

1. 50+1 abschaffen. Natürlich schon mit Regeln für Investoreneinstiege (Nachhaltigkeit, Seriösität etc) , aber eben mit viel weitreichenderen Möglichkeiten und Anreizen für Investments als bisher. Geht zu Lasten der Mitgliedermitbestimmung und der Identifikation, bringt aber Geld und erhöht (vermutlich) Qualität und Ausgeglichenheit der Liga.

2. 50+1 beibehalten. Dann aber ohne die bisherigen Ausnahmen, also kein RB/VW/Bayer/Hopp mehr, nur noch Minderheitenbeteiligungen möglich. Geht auch, nur wird es dann an der Spitze für Bayern und vielleicht noch Dortmund noch einsamer als bisher. Denn Vereine, denen es zuzutrauen ist, auch so in absehbarer Zeit zu diesen Clubs aufzuschließen, sehe ich nun nicht en gros.

Dann muss man sich noch entscheiden, wie wichtig künftig die internationale Wettbewerbsfähigkeit sein soll. Wenn deutsche Vereine dauerhaft in der Lage sein sollen, im Europapokal ein Wörtchen mitzureden (und zwar mehr als 1 oder 2), wenn deutsche Nationalspieler und ausländische Stars in der Liga stattfinden sollen - dann brauch man so oder so frisches Geld. Wenn nicht durch Investoren, muss man andere Wege gehen:
- A)Fernsehgelder, Auslandsvermarktung: schwierig, wenn das Produkt selbst qualitativ nicht interessanter wird. Eine Möglichkeit: Spiele ins Ausland verlegen (z.B. Asien)
- B)höhere Eintrittspreise
- C)mehr Pay-TV
Ob diese Dinge nun leichter zu schlucken sind als die Abschaffung von 50+1...ich weiß ja nicht.
 

Tuco

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2. 50+1 beibehalten. Dann aber ohne die bisherigen Ausnahmen, also kein RB/VW/Bayer/Hopp mehr, nur noch Minderheitenbeteiligungen möglich. Geht auch, nur wird es dann an der Spitze für Bayern und vielleicht noch Dortmund noch einsamer als bisher. Denn Vereine, denen es zuzutrauen ist, auch so in absehbarer Zeit zu diesen Clubs aufzuschließen, sehe ich nun nicht en gros.


Ist meiner Meinung nach völlig unrealistisch. Mit der Ausnahmeregelung wurden Fakten geschaffen, und jetzt soll man Bayer, VW und Hopp wieder zum Verkauf zwingen? Kann ich mir absolut nicht vorstellen, dazu ist deren Lobby bei DFB und DFL auch viel zu groß.
 

K-Dot

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Nun bekommen sie eben Konkurrenz durch die "Retortenklubs" und das ist gut so. 50+1 muss so oder so weg und ich sehe lieber Teams wie Leverkusen, die uns seit vielen Jahren mit attraktivem Fußball verwöhnen, als die "Traditionsvereine", die nichts gebacken bekommen.

Gibt es in Europa eigentlich einen erfolgloseren Nr.1-Hauptstadtklub als Hertha? Das dürfte absolut einmalig sein.

Ich könnte jetzt polemisch sein und sagen, kein Wunder wenn man so viel Finanzstärke in der Hinterhand wie Bayer hat. Die Konkurrenz der Retortenclubs kann ja auch hilfreich sein, möglicherweise durch die Abschaffung des 50+1. Ist ohnehin obsolet.
Und immer dieses "erfolglosester Hauptstadtclub". Ja, das ist in Europa einzigartig. Und nun? Soll man sich schämen? Aufhören? Hoffen das 50+1 abgeschafft wird und sich schnellstmöglich einen schwerreichen Scheich holen, der Milliarden in den Club pumpt? Das wäre genau der Zeitpunkt, wo ich aufhöre Hertha-Fan zu sein, dann bin ich lieber erfolglos.
 

le freaque

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Ist meiner Meinung nach völlig unrealistisch. Mit der Ausnahmeregelung wurden Fakten geschaffen, und jetzt soll man Bayer, VW und Hopp wieder zum Verkauf zwingen? Kann ich mir absolut nicht vorstellen, dazu ist deren Lobby bei DFB und DFL auch viel zu groß.
Natürlich ist das aus freien DFB-/DFL-Stücken unrealistisch, aber es wäre neben der Abschaffung von 50+1 die einzige Regelung, die im Sinne des Wettbewerbs sinnvoll wäre. Eben alle (wenn sie wollen) - oder keiner.
Ich kann mir gut vorstellen, dass irgendwann ein Verein mit Mehrheitsinvestor an der Hand gegen die bisherige Regelung inkl. der Ausnahmeregelung klagen wird. Mit Martin Kind war es ja schon fast soweit, bis eine weitere, völlig willkürliche Zeitregelung geschaffen wurde, die gerade ihm erlaubt, die Mehrheit bei 96 zu übernehmen. Das kann man ja nicht endlos so fortführen. Reagiert der DFB (oder eben die DFL) nicht irgendwann von selbst mit einer Abschaffung, wird es mittelfristig vor Gericht gehen - spätestens dann, wenn ein Verein ohne einen Mehrheitsinvestor Insolvenz anmelden müsste (und einen solchen Interessenten hat). Und ich kann mir nicht vorstellen, dass die bisherige Regelung mit ihren Ausnahmen vor Gericht Bestand haben würde.
 

Flöpper

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Natürlich ist das aus freien DFB-/DFL-Stücken unrealistisch, aber es wäre neben der Abschaffung von 50+1 die einzige Regelung, die im Sinne des Wettbewerbs sinnvoll wäre. Eben alle (wenn sie wollen) - oder keiner.
Ich kann mir gut vorstellen, dass irgendwann ein Verein mit Mehrheitsinvestor an der Hand gegen die bisherige Regelung inkl. der Ausnahmeregelung klagen wird. Mit Martin Kind war es ja schon fast soweit, bis eine weitere, völlig willkürliche Zeitregelung geschaffen wurde, die gerade ihm erlaubt, die Mehrheit bei 96 zu übernehmen. Das kann man ja nicht endlos so fortführen. Reagiert der DFB (oder eben die DFL) nicht irgendwann von selbst mit einer Abschaffung, wird es mittelfristig vor Gericht gehen - spätestens dann, wenn ein Verein ohne einen Mehrheitsinvestor Insolvenz anmelden müsste (und einen solchen Interessenten hat). Und ich kann mir nicht vorstellen, dass die bisherige Regelung mit ihren Ausnahmen vor Gericht Bestand haben würde.

Ich habe mich auch mal gefragt, warum die Regel nie von einem potentiellen Investor angegriffen worden ist. Muss ja gar nicht um die Insolvenz gehen, reicht ja schon wenn irgendein Ölscheich mit dem Geldkoffer vor der Tür steht. Die Erfolgsaussichten wären ziemlich gut. Dass das bei Kind fast so weit war wusste ich gar nicht. Vielleicht wäre Ismaik bei 1860 ein Kandidat sowas durchzusetzen. Wäre allerdings mit einiges an Zeit- und Mittelaufwand verbunden, das würde ziemlich sicher zum EuGH gehen.
 

Tuco

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Natürlich ist das aus freien DFB-/DFL-Stücken unrealistisch, aber es wäre neben der Abschaffung von 50+1 die einzige Regelung, die im Sinne des Wettbewerbs sinnvoll wäre. Eben alle (wenn sie wollen) - oder keiner.


Theoretisch ja. Da es praktisch (und auch rechtlich) kaum möglich wäre, die Ausnahmeregelung zurückzunehmen und das Trio zum Verkauf zu zwingen, bleibt aber realistisch nur die Abschaffung von 50+1, wenn man Chancengleichheit schaffen will. Zumal bessere internationale Chancengleichheit sowieso nur bei Abschaffung besteht.
 

VvJ-Ente

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Mit Hertha, Frankfurt, Hamburg, usw. muss man mal so gar kein Mitleid haben. Jahrzehntelang hatten sie durch ihren Standort absolut traumhafte Bedingungen und Vorteile und was haben sie draus gemacht? So unglaublich wenig.
Wann waren denn genau die Jahrzehnte, in denen die Hertha so unglaubliche Standortvorteile hatte? Anfang der 2000er hat man sicher den Fehler gemacht, als man mit einer No-Name-Mannschaft in die CL gekommen ist, das mit Gewalt wiederholen zu wollen. Mit einem realistischeren Management hätte man da vielleicht die Abstiege gespart und die ein oder andere EL-Teilnahme mehr abgegriffen. Aber das hätte nie und nimmer gereicht, um mit den gepimpten Retortenklubs auf Augenhöhe zu kommen. Genauso wie man es früher, vor der Rettung durch die UFA, anstelle von Zweitliga-Abstiegskampf vielleicht auf solides Zweitliga-Mittelmaß geschafft hätte.
 

TraveCortex

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Ja, das ist in Europa einzigartig. Und nun? Soll man sich schämen?Aufhören?

Nein. Mit den Fans hat das nichts zutun, die haben nicht zu verantworten, dass Hertha kein Topclub ist. Sicherlich ist Dir aufgefallen, dass die Kritik sich eben nicht an die Fans richtet.

Hoffen das 50+1 abgeschafft wird und sich schnellstmöglich einen schwerreichen Scheich holen, der Milliarden in den Club pumpt? Das wäre genau der Zeitpunkt, wo ich aufhöre Hertha-Fan zu sein, dann bin ich lieber erfolglos.

Warum? Ist das Teufelszeug? Die alte Dame braucht auch heute Geld, um im modernen Fußball 1. Liga zu spielen. Das muss einem nicht gefallen, ist aber die Realität und da erzähle ich natürlich nichts Neues.

Natürlich wäre es das Beste was euch passieren kann, wenn ein reicher Scheich einsteigt. Zu glauben, dass damit Dein persönliches Fantum entehrt oder entleert wird, finde ich merkwürdig. Auch die Tradition verschwindet nicht.
Ich habe so den Eindruck, dass die "Traditionsfans" sich immer für die besseren oder moralisch hochwertigeren Fans halten, aber das stimmt nicht. Ob das hier der Fall ist, kann ich nicht genau beurteilen.

Wann waren denn genau die Jahrzehnte, in denen die Hertha so unglaubliche Standortvorteile hatte?

Ab 1963 bis heute. Die Stadt Berlin hat als Hauptstadt eine unglaubliche Anziehungskraft und ein riesiges Einzugsgebiet im Vergleich zu anderen Städten. Das war auch damals schon so.
Der Standort Berlin ist attraktiv für Sponsoren und einer der absoluten Topmärkte, vermutlich auch heute die Nummer 2 nach München. Dazu hatte man immer schon ein riesiges Stadion und in der Vergangenheit konnte man den Vorteil durch mehr verkaufte Karten sogar noch besser nutzen, weil die anderen Teams noch nicht so viele Vermarktungschancen wie heute haben, aber auch heute sind die Chancen für Berlin viel höher als die fast aller anderen. Die Modernisierung des Olympiastadions wurde regelmäßig durch den Bund mitfinanziert, das letzte Mal zur WM 2006, so dass man da auch kräftig Geld gespart hat.

Ich sage nicht, dass man jetzt über den Bayern stehen müsste, wenn man in der Vergangenheit alles richtig gemacht hätte, aber man hatte keine schlechtere Ausgangslage. Und was ist das Ergebnis? Noch nicht mal permanente Erstklassigkeit. Gut, Hertha hatte das Problem mit dem Zwangsabstieg Mitte der 60er, aber das war auch selbstverschuldet. Aber es war ja bei weitem nicht der einzige Abstieg. Zwischen 1980 und 1997 war man nur 2 Jahre in Liga 1 (2x P18) und sogar 2 Jahre in Liga 3.
Es gibt vermutlich keinen lebenden Zeitzeugen mehr, der bei eurer letzten Meisterschaft im Stadion war. Den letzten Titel hat eure 2. Mannschaft gegen Leverkusen geholt, was zugegeben sehr spektakulär war. Das ist aber auch schon wieder 23 Jahre her.

Es geht nicht so um Hertha-Bashing, ich erwähnte ja auch andere Klubs und muss da noch das Team hinzufügen, von dem ich als Junge glühener Fan war und mich heute noch freue, wenn sie gewinnen, mich aber nicht mehr als Fan bezeichnen würde: der 1. FC Köln. Alle diese Teams haben gute Ausgangspositionen gehabt und wurden durch schlechtes Management mal mehr und mal weniger stark ausgebremst.
Und kein Verein steht symbolisch so für dieses klaffende Lücke zwischen Potenzial und Erfolg wie Hertha BSC Berlin.

Und nicht, dass man mich jetzt falsch versteht - ich würde es sehr gern sehen, dass Hertha permanent ein Top 5-Verein in Deutschland ist. Nicht, weil ich was für die Truppe übrig habe, aber weil ich der Bundesliga einen sehr guten Hauptstadtklub wünschen würde - so wie ihn alle anderen haben.
Wenn 50+1 irgendwann fällt und das wird passieren, dann wird es die Hertha sein, die davon mit am meisten profitiert.
 
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