Ich selbst finde schon, dass es zu einem (kleineren) Teil auch damit zu tun hat, dass es hier um einen asiatisch-stämmigen Spieler geht. Aber ich sehe das nicht als Affront gegen Schwarze, sondern positiv für die Asiaten, denn wie viele hat man bisher in der NBA gesehen?
Zu einem viel größeren Teil geht es aber einfach um die sonstige Konstellation: Es sind die Knicks! Man vergleiche doch einfach nur mal, welcher Wirbel um Nate Robinson damals gemacht wurde und wie gering er später bei den Celtics wurde oder jetzt bei den Warriors ist. Das gleiche mit David Lee.
Packt noch dazu, dass die Knicks nach Jahren dachten, dass sie wieder ein konkurrenzfähiges Team mit zwei Superstars hätten, aber wieder auf dem besten Weg dahin waren, die Playoffs zu verpassen. Dass dann bei ihrem Ausfall ein ungedrafteter Spieler kommt, gute Leistungen zeigt und das Team auf Siegeskurs bringt, ist einfach eine viel zu schöne Underdog-/Cinderellageschichte, und hier glaube ich, dass in genau dieser Konstellation der Hype auch sehr ähnlich wäre, wenn es ein anderer Spieler von egal welcher Hautfarbe wäre.
Man kann hier natürlich das Argument der Dime aufgreifen, warum um Flip Murray kaum Wirbel gemacht wurde, der in der Tat einen ähnlichen Leistungseinstieg hatte und den Sonics trotz Ray Allens Ausfall mithalf, eine ausgeglichene Bilanz in den ersten Spielen zu haben. Aber die Sonics sind in der öffentlichen Wahrnehmung nunmal nicht die Knicks, und die Erwartungen waren andere.
Bei Tarence Kinsey passt es noch weniger, denn die Grizzlies sind ein recht unpopuläres Team gewesen, das zudem zu dem Zeitpunkt schon hoffnungslos abgeschlagen war. Niemand macht Wirbel um einen 18,7 ppg-Spieler, der dann "auftrumpft", wenn es schon zu spät ist (als Kinsey mit seiner Serie anfing, hatten die Grizzlies eine Bilanz von 17-52, und sie schlossen die Saison mit 22-60 ab. Immer noch ein Losing Team...)
Um Sessions Assist-Game wurde meiner Erinnerung nach schon ein ziemlicher Wirbel gemacht, aber auch hier: Wenn es um die letzten 7 Spiele gehen soll, muss man auch aufs Team gucken. Es sind die Bucks. Als Traditionsteam eine graue Maus wie der VfL Bochum, und sie verloren diese 7 Spiele allesamt. Also wo ist da die gute Geschichte, denn dazu gehört im Teamsport, dass die Mannschaft auch gewinnt.
Ähnlich auch bei Blatche und den Wizards: Ich habe mich damals auch täuschen lassen und Blatche wegen seiner Serie für einen weit besseren Spieler gehalten als er jetzt letztlich ist. Damals hätte ich auch darauf gucken sollen, wie sein tatsächlicher Effekt aufs Team ist. Vor dem All-Star Break hatten die Wizards eine Bilanz 17-33 und danach gewannen sie trotz Blatches 22 ppg gerade mal noch 9 Spiele (von 32), inklusive einer grauenhaften Serie von 16 Niederlagen in Folge. Auch hier: Was ist da die tolle Geschichte?
Sonst könnte man auch noch Mike James nehmen, der 2005-06 für die Raptors plötzlich zum 20 ppg-Spieler wurde, aber das Team war trotzdem sch***e.
Der Hype um Lin kam sehr schnell und - gerade wenn er die Leistung nicht halten kann (und das fängt langsam bereits an, denn die Effizienz sinkt) - man muss darauf achten, dass die Relation zur tatsächlich gebrachten Leistung gewahrt bleibt, aber solange die Knicks (auch) dank ihm gewinnen, ist es einfach eine schöne Geschichte, und die tut doch auch niemandem weh.