Spätestens da muss ich dann doch den hier
mal gebrauchen.
Kinderbücher sollen den kleinen Leser etwas lehren, da bin ich einverstanden. Etwas, dass ihm in der Gesellschaft weiterhilft - das ist zwar etwas schwammig und könnte daher zu Problemen führen, wenn ich zum nächsten Punkt komme - aber gut, auch akzeptiert.
Das vermisst Du bei Harry Potter?! Da komm ich nun nicht mehr mit.
On top of my head:
1.) Vermittelt Harry Potter wie so viele Kinderbücher den Wert von Freundschaft und Kameradschaft, Zusammenstehen und Zusammenarbeit.
2.) Vermittelt Harry Potter ein Bildungsideal, was gerade heute auch gilt. Die Lösung vieler "Rätsel" ergibt sich durch Nach - und um die Ecke denken, nicht durch Mord und Todschlag oder anderen actionlastigen Quatsch. Oft genug rettet die altkluge (aber belesene) Hermione die beiden Möchtegerndraufgänger.
3.) Ein Problem für erwachsene Leser dürfte die durchaus unterschwellige Moral von der Geschichte sein, die Treue (Potter - Dumbledore), Mitgefühl (Potter und dieser komische Haustroll) und noch viele andere Tugenden predigt.
Das ist Wertevermittlung, die Kindern helfen kann sich in der Gesellschaft zurecht zu finden, und viel wichtiger noch, die wenn sie internalisiert sind, auch der Gesellschaft helfen kann.
Das man in einem Fantasykinderbuch jetzt keine explizite gesellschaftlichen Einordnungshilfen finden kann, darf doch nicht der Maßstab sein?! Dann wäre ja die unendliche Geschichte genauso ein überflüssiges Werk und viele andere auch, die nicht explizit im Hier und Jetzt(cf. Herr der Ringe?!) spielen.
Auch Deine anderen Punkte sehe ich kritisch:
- Natürlich hat Rowling sich nicht jedes Versatzstück ausgedacht, das trifft aber nun auf so ziemlich jeden Autor der Zeitgeschichte zu. Problematisch wird es dann, wenn es so dreist und nah an der Vorlage ist, das es plagiativen Charakter annimmt. Angesichts des Erfolges der Potter - Reihe hätte hier jemand bestimmt schon sein Glück versucht, so dass ich das erstmal nicht so tragisch sehe. Für mich hat Rowland einen eigenen Kosmos geschaffen, der von der Stimmung und auch in den Details sehr stimmig ist und dies über mehrere Bände hinweg auch hält.
- Widersprüchlichkeiten und Unlogisches: Wer in einer Welt der Zauberei erwartet, dass die Logik der Normalos funktioniert, hat sich vielleicht noch nicht genug darauf eingelassen. Das Beispiel, welches Du bringst ist aus meiner Sicht noch kein intrinsisches. Also eines, das der inneren Logik der Reihe widerspricht. Einfacher Rechtfertigungsversuch (obwohl ich gerade nicht weiß, welche Situation Du genau meinst): Die Benutzung des Besens war keine Option, weil es a) gegen die Regeln gewesen wäre (Potter spielt nicht falsch) und b) wahrscheinlich ein Zauberspruch den Besen am Eintreffen gehindert hätte.
Übrigens Herr der Ringe gehört aus meiner Sicht nicht in eine Reihe "Kinderbuch" wie Harry Potter. Falls ersteres überhaupt ein klassisches Kinderbuch ist, dann doch für deutlich ältere Semester als Harry Potter.
Sollte ich dann einmal Kinder haben, wird Harry Potter sicher zu den Werken gehören, die ich den Kids bedenkenlos in die Hand drücken kann.