Nochmal zur Rose-Beasley Sache. Auch ohne bisher ein ganzes Spiel von Beasley gesehen zu haben, bin ich inzwischen sehr froh, dass die Bulls Rose gepickt haben. Sein Spiel passt einfach perfekt in die Liga und er hat das Zeug bald in einer Reihe mit Paul und Williams genannt zu werden. Sollte Beasley weiterhin eher mit dem Gesicht zum Korb spielen, wie es ihr geschrieben wird, dann haben die Bulls nicht nur den bisher überzeugenderen, sondern auch in der Liga schwerer zu bekommenden Typ Spieler im Kader und somit alles richtig gemacht.
Ich schaue mir die Spiele der Heat an. Für eine Beurteilung von Beasley ist die Zeit noch nicht reif. Der Junge steckt mitten in einer Lernphase, die nicht nur ihn selber betrifft; sie betrifft das komplette Team. Der Coach ist neu, die Rotation ist umgekrempelt worden, auch der Stil hat sich in der Post-Shaq-Ära geändert. Beasley ist auf der Suche nach einer Nische. Bei K-State war er der Go-to Guy, nun findet er sich erstmalig in seiner jungen Karriere in einer Zuarbeiterrolle wieder. Der Unterschied zwischen seiner und Rose'/Mayos Situation ist in Person von Dwyane Wade zu finden. Einen solchen dominanten Spieler haben die anderen beiden Rookies nicht an ihrer Seite. Ihnen fällt der Ball oft in die Hände, während Beasleys vorrangige Aufgabe darin besteht, Screens für Wade zu stellen und dessen Kick-out-Pässe - sofern sie denn kommen und nicht bei den Spot-up Shootern landen - zu verwerten. Dass ein Play für Beasley gelaufen wird, geschieht seltener als man glauben mag. Spoelstra wird sich sagen: Wade ist die verlässlichere Option, also läuft die Offense über ihn. Und das aus gutem Recht. Wenn man ihn lässt, deutet Beasley sein Talent an. Natürlich macht er Fehler. Die muss man einem 19-jährigen zugestehen. Er äußert sich selbstkritischer als ich dachte. Das zeigt mir, dass er gewillt ist, sich zu verbessern. Was mir an ihm bereits gefällt, ist sein fantastisches Wurfgefühl, die Fähigkeit, sich spielerisch leicht mit 'nem schnellen ersten Schritt vom Verteidiger lösen zu können, und seine Beidhändigkeit, die ihm gerade in Brettnähe einen Vorteil verschafft. Der Junge hat so viel Talent, das es lediglich herauszukitzeln gilt. Wegen des Wurfes, des Zuges zum Korb und der noch ausbaufähigen Robustheit ist er im Highpost am besten aufgehoben. An seinen Back-to-the-Basket-Moves feilt die Coaching Staff. Er wird sich dort sicherlich verbessern. Man darf nur nicht erwarten, dass er eines Tages wie ein verkappter Center agiert. "Redemptions" Einwand finde ich in diesem Zusammenhang passend. Es gibt/gab wenige Post-up Center, die ihre Gegenspieler bis zur Dreierlinie herausziehen, dort per Jumper oder Dribbling zum Korb bestrafen konnten. Demzufolge sollte man auch nicht von einem 2-Meter-Forward erwarten, dass er das komplette Offensivarsenal besitzt. Schon gar nicht von einem 19-jährigen Rookie.