Fragt sich nur, ob die Formula E eine gute Parkmöglichkeit ist, um auf ein Formel 1-Cockpit zu warten.
Schwer zu sagen. Eine Tür zur F1 steht einem dann sicherlich nur im Erfolgsfall offen.
Vergne sprach davon, dass er mehrere Angebote für 2019 gehabt hätte ... wenngleich er nicht kundgab seitens welcher Teams (abgesehen davon, dass er sagte "Red Bull ist es nicht"). Allerdings sind Vergnes Fähigkeiten in der F1 bekannt (ähnliches Level wie Ricciardo in dessen gemeinsamer Toro-Rosso-Zeit) während z.B. ein Wehrlein mit Haryanto und Ericsson weniger angesehene Teamkollegen hatte und mit seinem stärksten Teamkollegen (Ocon) er auch etwa gleichauf lag ... wobei jener zwar als sehr talentiert gilt, aber dieses nicht in dem Maße untermauern konnte wie eben Ricciardo.
Nach den ehemaligen F1-Fahrern Buemi und di Grassi kräht zum Beispiel in der Formel 1 kein Hahn mehr - scheint es - obgleich sie in der Formel E zu den erfolgreichsten und konstantesten gehören. Da sie nebenbei auch in der WEC erfolgreichen mit(ge)fahren (sind), sind sie in der Superlizenz mit deutlichem Abstand die beiden Piloten mit den meisten Punkten (seitdem Lotterer eine Superlizenz hat).
Auch nach Sam Bird, früher GP2-Vizemeister und Mercedes-Testfahrer, fragt wohl keiner mehr.
Allerdings ist Bird - ebenso wie Buemi und erstrecht di Grassi - schon etwas älter als Vergne. Das mag eine Rolle spielen für die Formel-1-Teams, die häufig nach der Jugend Ausschau halten.
Ist die Formel E abseits einer "Parkmöglichkeit" vielleicht eine "Aufstiegsmöglichkeit"?
Noch vor Nicolas Prost und Daniel Abt liegt unter den Formel-E-Stammpiloten unter den Top5 der Fahrer mit dem besten Punkteschnitt pro Rennen noch Felix Rosenqvist. Dank F3-Titel 2015 (vor Giovinazzi, der ja nun F1-Stammfahrer wird) und einem dritten Saison-Rang in der Formel-E in der 2017 endenden Saison darf Rosenqvist dieses Jahr noch in der Formel 1 starten. Doch nach einem guten Start in die neue Formel-E-Saison war er dieses Jahr nicht so erfolgreich und ist in der Formel E etwas zurück gefallen.
Dadurch könnte Rosenqvist z.B. 2019 nicht in der Formel 1 starten. Für ihn rächt sich quasi das Jahr 2016. Nach den Formel-3-Erfolgen ging er zu den Indy Lights und holt dort auch ein paar Siege. Allerdings fuhr er auch hier und da GT-Rennen, IMSA und den Macao Grand Prix. Mitten im Jahr ersetzte er in der DTM bei Mercedes-ART Esteban Ocon (der bei Manor in der F1 unterkahm). Er war mäßig erfolgreich und wurde Vorletzter in der Gesamtwertung (vor Ocon).
Da Rosenqvist nun die Indy-Lights-Saison nicht zuende gefahren hatte rutsche er durch bis auf Platz 12 ... hinter alle Fahrer, welche die komplette Saison gefahren sind. Dabei gibts dort Meisterschafts-Punkte bis Platz 20 ... bei 16 Fahrern am Start.
Rosenqvist holte somit 2016 keine Superlizenz-Punkte. Da ihm ne Meisterschaft mit Einheits-Chassis wohl Spaß macht kommt er bei den IndyCars unter. Er wird damit neuer Teamkollege von Meister Scott Dixon und ersetzt damit übrigens ausgerechnet Ed Jones, welcher 2016 den Titel bei den Indy Lights holte.
Rosenqvist hat z.B. viele Stationen in seiner Karriere hingelegt. Monoposto, GT-Rennwagen, DTM, LMPC, Formel E, Super Formula. Hier und da viele Erfolge ... aber für die Formel 2 fehlte ihm das Geld und nen "Kontakt" zur Formel 1 hatte er nie.
Was bedeutet das jetzt für Wehrlein?
Nunja ... wenn er auf sich aufmerksam machen möchte, dann braucht er natürlich Erfolge. Nach seiner Rückkehr in die DTM lief seine diesjährige Saison da eher ... so lala ... verglichen mit Teamkollege Paffett.
Mit Mahindra kommt er bei einem der erfolgreicheren Teams der letzten Jahre unter. Heidfeld und Rosenqvist waren immer gut dabei, wenn auch selten ganz oben. Mit Jerome D'Ambrosio bekommt Wehrlein einen der erfahrensten Formel-E-Piloten als Teamkollegen ... sicherlich nicht verkehrt, wenn man bedenkt, dass die Formel-E-Boliden nicht leicht zu meistern sind (die Bremsbalance muss beispielsweise in jeder Runde angepasst werden).
Das ist für Wehrlein vielleicht eine bessere Basis für eine mögliche Konkurrenzfähigkeit im ersten Jahr, als wenn er zu HWA gegangen wäre, wo man das Team rund um ihn herum aufbauen wollte ... den Platz hat nun Paffett.
Als neues Team in der Formel E rechnet sich HWA vielleicht im ersten Jahr ohnehin nicht die größten Erfolge aus. Anfangs setzt man Antriebe von Venturi ein (die in der Formel E bislang 2 Podestplätze erreichen konnten), bevor in der Folgesaison aus HWA ein offizielles Mercedes-Werksteam wird und man vielleicht einen eigenen Antrieb einsetzt.
HWA ist nächste Formel-E-Saison ein Rookie-Team mit zwei Rookie-Fahrern und einem der weniger erfolgreichen Powertrains. Womöglich hat Wehrlein da innerhalb der Formel E den besseren "Parkplatz" als Stoffel Vandoorne.