Fakt oder Fiktion


xEr

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Ich seh es so: Die Defensive der Bayern war damals historisch schlecht (für Bayernverhältnisse): Spieler wie Lell, Ottl, Oddo, ein arrogant auftretender Demichelis und Rensing im Tor. Klopp hätte auf jeden Fall Zeit gebraucht, um seine Spielweise umzusetzen. Und die richtigen Spielertypen. Bei Dortmund ist er ja damals auch mit ein paar Spielern aneinandergeraten, die nicht mitziehen wollten. Und bei Dortmund hatte er auch schwierige Phasen, in denen er damals bei Teilen der Fans in der Kritik stand. Bei Bayern hätte er solche Zeiten wahrscheinlich nicht überlebt, weil er vom Prestige damals sowieso eher ein schwacher Trainer gewesen wäre, vermutlich schwächer als Klinsmann. Den hatten damals alle mit der großartigen WM06 in Erinnerung, bei Klopp war es halt nur Mainz und dort war er zuletzt abgestiegen und hatte den Wiederaufstieg nicht geschafft. Mit diesem Hintergrund hätte er nicht nur bei der Bayernführung und Fans wenig Kredit bekommen, sondern auch bei der Akzeptanz einiger Superstars. Also entweder hätte sich Klopp irgendwie über die 1. Saison retten können und für die kommende die absolut notwendigen Verstärkungen bekommen....oder eben, was ich für wahrscheinlicher erachte, er wäre selbst am Ende der 1. oder Anfang der 2. Saison geflogen.
 

skyw@lker

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Zu Back-on-my-shit:

Fiktion. Wir reden hier über den HSV, natürlich hätten die es verkackt. Man stelle sich vor Klopp hätte ein laufintensives Pressingspiel durchsetzen wollen und dafür evtl einen 25-jährigen van der Vaart geopfert. Da wären doch alle 34 Aufsichtsratsmitglieder ausgerastet. Mit Chuopo Mouting und Boateng (wo war eigentlich Sydney Sam?) stand damals aber natürlich auch ungenutztes Talent im Kader, dass der HSV natürlich irgendwann verscherbelt hat, ohne es groß zu nutzen.

Zu xEr:

Auch eher Fiktion. Die Argumentationskette ist nachvollziehbar, aber Klopp hätte einen Vorteil gehabt: Er wäre Hoeneß Kandidat gewesen. Und hätte bei dem dementsprechend Kredit gehabt. Ich schätze Klopp auch auf zwischenmenschlicher Ebene schlauer ein den selbstherrlichen Biographen van Gaarl und den sturköpfigen Alles-muss-weg-Reformer Klinsmann. Außerdem sind Profifußballer in dieser Hinsicht nicht dumm. Ich glaube die hätten am Anfang ihre Machtspielchen versucht (einige zumindest), aber am Ende gilt: game recognizes game. Ein vanBommel hätte Klopps Know-how bzw. das seines Trainerstabs vermutlich sofort erkannt. Frage ist natürlich, ob er in Klopps Vorstellungen überhaupt eine Rolle gespielt hätte :D
In der Retroperspektive war die Saison 2009 auch nicht schwer zu gewinnen. Wolfsburg war nach der Halbserie 8. oder so. Klopp hätte trotz Umbruch die Meisterschaft holen können und die hätte ihm meiner Meinung nach ein zweites Amtsjahr garantiert. Das 1:5 in Wolfsburg war aus meiner Sicht viel eher Klinsmanns Genickbrecher als das 0:4 in Barcelona.
 

Giko

ELIL
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Ich habe leider keine wirklich gute These, würde aber gerne wieder regelmäßig neues in diesem Thread lesen. Also hier mal meine These:

Mit Guardiola auf der Bank wäre Deutschland nicht Weltmeister geworden.
 

Hans A. Jan

zu gut für die 3. Liga
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Richtig, da 2/3 der Spieler zum Halbfinale mit Muskelverletzungen ausgefallen wären und er mit den Ersatzspielern nie gesprochen hätte um sie entsprechend richtig ein-und aufzustellen.
 

Giko

ELIL
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Richtig, da 2/3 der Spieler zum Halbfinale mit Muskelverletzungen ausgefallen wären und er mit den Ersatzspielern nie gesprochen hätte um sie entsprechend richtig ein-und aufzustellen.


Haha daran hab ich noch gar nicht gedacht.

Ich war eher beim vorhandenen Spielermaterial, das wohl nicht wirklich zu ihm passen würde. Viele sagen wir wurden WM trotz der Geschichte mit den 4IV, aber taktisch ist zumindest mir das am meisten im Gedächtnis geblieben. Wäre interessant, was Pep da für eine Lösung gefunden hätte
 

Furiosa

Weiches Brötchen
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Fakt. So kurz vor einem Turnier einen neuen, vor allem augenscheinlich sehr minutiös arbeitenden Perfektionisten einzusetzen wäre sicher keine gute Idee gewesen.

Nimmt man ein paar Jahre Vorlauf mit Guardiola als Bundestrainer an denke ich, dass die Wahrscheinlichkeit auf den Titel nicht niedriger wäre als unter Löw, dafür halte ich Letzteren nicht für gut genug bzw. war die Ko-Runde inklusive Finale ja auch kein dominanter Durchmarsch, der sich nicht wiederholen lässt...
 

Giko

ELIL
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Auch ein guter Punkt. Vllt sollte man ihm in diesem theoretischen Fall Zeit geben, dass Team durch die Quali zu bringen, die Vorbereitung zu machen und den Kader selbst zu bestimmen. Sprengt aber hier dann schon leicht den Rahmen.

Welche Spieler wären bei Pep noch auf den WM Zug aufgesprungen?
 

Ken

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Can, Tasci, Rudy und Marin statt Merte, Großkreutz, Khedira und Höwedes.

Nein, ich glaube der Kader hätte sehr ähnlich ausgesehen, da sich die Philosophie der beiden auch ähnelt und Löw ein "Guardiola light" ist.
Spielstärke vor Positionstreue und Philosophie vor Pragmatismus. Obwohl Löw 2014 ja durchaus pragmatisch nominierte und aufstellte.
Die WM mit Deutschland hätte ich Pep auch zugetraut, aber der Weg hätte von kleinen kosmetischen Unterschieden (Merte und Mustafi wären in keinem Spiel gestartet) ähnlich ausgesehen.
 

le freaque

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Das ist sicher so. Die 4 IVs waren ja auch der besonderen Personalsituation geschuldet: trotz vieler Versuche erwies sich einfach kein gelernter AV als tauglich, zudem beschloss man, Schweinsteiger und Khedira trotz angeschlagenem Zustand mitzunehmen und dann eben zum Turnierstart Lahm fest ins MF zu ziehen. Da blieb dann wenig übrig.
Als Alternativen für das Spiel mit "echten" AV wurden Großkreutz und Durm mitgenommen, aber die 4-IV-Geschichte hat dann ja funktioniert. Löw und co haben im Unterschied zu einigen anderen europäischen Nationaltrainern auch bereits im Vorfeld begriffen, dass man angesichts der klimatischen Bedingungen eh nicht 90 Minuten auf Tempofußball setzen konnte. Da war die Abwehrbesetzung dann kein so großes Risiko mehr.
Das war extrem pragmatisch, Löw hat die eigentlich gewünschte Spielphilosophie den Bedingungen vor Ort und der Personalsituation angepasst. Bei einem Tunrier in Europa wäre das nicht zwingend so gewesen, denke ich. Unter Pep hätte man diese Modifikationen mMn eher nicht vorgenommen, er ist da schon noch konsequenter, was den eigenen Spielgedanken angeht. Wahrscheinlich hätte er einfach auf AV verzichtet und noch zwei Mittelfeldspieler mehr gebracht. Was dann rausgekommen wäre? Keine Ahnung.
In der grundsätzlichen Auffassung sind sich Pep und Löw aber schon ziemlich ähnlich.
 

Ozymandias

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Ich hätte dann auch noch eine These bzgl. Pep :D (wenn ich sie trotz der aktuellen Diskussion schon posten darf):

Wäre auf Heynckes eher ein pragmatischer Trainer wie Ancelotti oder Mourinho gefolgt statt einem Philiosoph wie Pep dann hätte man in der CL noch einmal den Titel geholt, hätte aber dafür in der Liga einen schlechteren Punkteschnitt.
 

heiko2183

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Das ist sicher so. Die 4 IVs waren ja auch der besonderen Personalsituation geschuldet: trotz vieler Versuche erwies sich einfach kein gelernter AV als tauglich, zudem beschloss man, Schweinsteiger und Khedira trotz angeschlagenem Zustand mitzunehmen und dann eben zum Turnierstart Lahm fest ins MF zu ziehen. Da blieb dann wenig übrig.
Als Alternativen für das Spiel mit "echten" AV wurden Großkreutz und Durm mitgenommen, aber die 4-IV-Geschichte hat dann ja funktioniert. Löw und co haben im Unterschied zu einigen anderen europäischen Nationaltrainern auch bereits im Vorfeld begriffen, dass man angesichts der klimatischen Bedingungen eh nicht 90 Minuten auf Tempofußball setzen konnte. Da war die Abwehrbesetzung dann kein so großes Risiko mehr.
Das war extrem pragmatisch, Löw hat die eigentlich gewünschte Spielphilosophie den Bedingungen vor Ort und der Personalsituation angepasst. Bei einem Tunrier in Europa wäre das nicht zwingend so gewesen, denke ich. Unter Pep hätte man diese Modifikationen mMn eher nicht vorgenommen, er ist da schon noch konsequenter, was den eigenen Spielgedanken angeht. Wahrscheinlich hätte er einfach auf AV verzichtet und noch zwei Mittelfeldspieler mehr gebracht. Was dann rausgekommen wäre? Keine Ahnung.
In der grundsätzlichen Auffassung sind sich Pep und Löw aber schon ziemlich ähnlich.

In den meisten Punkten stimme ich zu:
Gibt viele Gemeinsamkeiten bei der Philosophie von Guardiola und Löw. Löw ist bei der WM aber recht weit von seiner sonstigen Idee abgerückt und ich denke Guardiola hätte auf die Bedingungen (Also Ausfälle und Klima) eher umgekehrt reagiert und wäre ins andere Extrem geschwankt. Der hätte vermutlich versucht mit noch mehr spielstarken Akteuren den Ballbesitz zu dominieren und den Gegner müde zu spielen statt die Mannschaft physischer aufzustellen a la Löw. Da hätte man vielleicht Götze als Mittelstürmer und Kroos als alleinigen 6er gesehen. In den meisten Spielen hätte der Stil dann wohl ausgesehen wie bei den Spaniern unter del Bosque mit extrem viel Ballgeschiebe ohne wirklich gefährlich zu werden.
Best Case: Spanien in Südafrika
Worst Case: Spanien in Brasilien

Ich kann aber beim besten Willen nicht verstehen wie man Löws Entscheidungen rückblickend so positiv sehen kann. Da hat man mit dem Titel das Best Case Szenario erreicht aber wenn man das Turnier mit genau den Entscheidungen von Löw wiederholen würde, hätte man auch ein blamables und taktisch bedingtes Algerien-Ausscheiden oder knappe Frankreich/Argentinien Niederlagen (das waren 50/50 Spiele) unter den Varianten.

Löws Ansatz, dass man etwas defensiver und vorsichtiger agieren will konnte ich absolut nachvollziehen. Turniere werden ja auch meistens über eine stabile Defensive gewonnen und das war auch in Brasilien der Schlüssel... Die Argentinier sind ja auch nicht mit Zauberfussball ins Finale gestürmt... Dass man daher im Mittelfeld eher defensiv aufstellt oder aber Höwedes/Mustafi als Außenverteidiger bringt ist für mich logisch.
Ich werde aber nie verstehen wie man auf die Idee kommen kann Mustafi und Höwedes auf diesen Positionen dann zeitweise "klassisch" (also wie ganz normale Außenverteidiger) spielen zu lassen. Die rückten weit in die gegnerische Hälfte auf als wären sie Alves und Marcelo. Ohne Dribblingskills, ohne die Fähigkeit Flanken zu schlagen, ohne die nötige Ballsicherheit. Die spielten dann Alibi Pässe während der Gegner sich in der Mitte zusammenzog und die beiden auf dem Flügel ignorieren konnte. Diese Traineridee bleibt für mich das größte Rätsel und die seltsamste Entscheidung seit ich Fussball schaue.


Und eine Nachfrage habe ich noch: Welche europäischen Trainer sollen sich denn mit Vollgasfussball in Brasilien verzockt haben?

@Ozymandias
Bayern ist doch gegen Barca sicher nicht wegen Guardiola ausgeschieden. Barca hatte im Frühjahr alle wichtigen Mann an Bord und in Topform. Die wären auch gegen Bayern mit Jupp und selbst gegen Bayern mit Jupp-Rib-Rob der Favorit gewesen.
 

Ozymandias

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@heiko2183

Mir geht es da eher um die generelle Ausrichtung der Mannschaft. Hoch stehende Abwehr, Spielertypen die für das guardiolasche Spiel nicht 100% gepasst haben und dementsprechend gegangen wurden sowie generell das sehr offensive System. Die These spiegelt auch nicht zu 100% meine Meinung wider, vor allem da wir ja noch einige CL Spiele vor uns haben (abgerechnet wird zum Schluss ;)). Nichtsdestotrotz finde ich das was wäre wenn Szenario interessant da ich generell ein Fan von Pragmatikern und eher defensiven Grundausrichtungen bin und durchaus der Meinung bin das man darüber diskutieren könnte - muss man aber nicht ;).

Ansonsten muss ich heiko bzgl. Löw absolut zustimmen.
 

le freaque

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Gegen Frankreich oder Argentinien kann man immer knapp verlieren, völlig egal mit welchem Trainer und selbst mit der besten Taktik, die der Fußballolymp je erlebt hat. Taktisch hat genau ein Spiel nicht funktioniert, das war gegen Algerien.
Ich finde es eher merkwürdig, wie man bei einem Trainer, der im Gastgeberland Weltmeister geworden ist und dabei im Eröffnungsspiel Portugal (den "kleinen Bruder" des Gastgebers) und im Halbfinale den höchstgewetteten Gastgeber selbst absolut pulverisiert hat, noch so ziemlich jede Entscheidung madig machen muss. Es hat nunmal funktioniert und auch nicht nur irgendwie, das sieht man auf der ganzen Fußballwelt so, nur hier in D irgendwie nicht. Das ist es, was mir partout nicht in den Kopf will.
 

theGegen

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Randbelgien
Pep hätte womöglich einen etwas anderen Kader nominiert, während tatsächliche Weltmeister zuhause geblieben wären.
Jedenfalls um mögliche Pep-Variablen in petto zu haben.
Ich gehe davon aus, dass er einen Linksverteidiger mitgenommen hätte (was stand zur Verfügung: Schmelzer oder Jansen oder Aogo, falls der nicht zur WM mal wieder verletzt war), um auch mal Dreierkette mit Höwedes, Hummels, Boateng spielen zu können, mit Lahm rechts und einem notfalls verkappten LV.
Großkreutz hätte er nicht brauchen können. Durm, Kramer und evtl. Schürrle oder Podolski ebenfalls ncht. Goretzka wäre dabei gwesen. Mario Gomez womöglich. Kevin Volland oder Gonzalo Castro oder die von Ken erwähnten Tasci, Emre Can und Rudy. Marin eher nicht.
Keine Ahnung, wie Guardiola das Problem des fehlenden LV hätte lösen können, da gab es auch für ihn kaum was gescheites zu nominieren.
Genauso hätte vor dem Problem gestanden, ein paar Mittelfeldspieler außerhalb ihrer bestmöglichen Position "zentral" aufzustellen. Der linke Flügel ist weder für Özil noch für Götze ideal, zumal mit womöglich Schmelzer hinterher. Vielleicht hätte Pep ja auch Plattenhardt (damals Nürnberg) nominiert?
Abgesehen möglicher Varianten von der Bank hätte seine (geplante) Startformation so aussehen können:

1409370_Germany.jpg


Möglicher Restkader:
Tor: Zieler, Weidenfeller (egal).
Abwehr: Mustafi, Jansen (oder Schmelzer oder Aogo), Mertesacker, Ginter.
Mittelfeld: Khedira, Draxler, Goretzka, Castro (oder Rudy oder Can).
Sturm: Klose, Gomez (oder Podolski, Schürrle oder Volland).
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

sotarts

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@Le Freaque

Ich finde das Finale hat taktisch auch nicht funktioniert. Da hatte Löw bzw die deutsche Mannschaft auch verdammt viel Glück (ich meine nicht die Neuer Aktion, bitte keine Diskussion).

Verdammt viele Räume waren offen. Das hätte auch dieses typische dominierend aber aufgrund zuvieler Löcher verloren werden können.
 

heiko2183

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Gegen Frankreich oder Argentinien kann man immer knapp verlieren, völlig egal mit welchem Trainer und selbst mit der besten Taktik, die der Fußballolymp je erlebt hat.

Darum gings mir ja: Gegen andere Topteams wie die Gauchos oder die Franzosen braucht es in solchen Spielen auch ein Fünkchen Glück. Und das ganz unabhängig davon ob Pep, Löw, Klopp oder Mourinho auf der Bank sitzt. Aber genau dieser Zufallsfaktor sorgt auch dafür, dass man aus meiner Sicht einen Trainer nicht nur nach dem Ergebnis beurteilen sollte... Ein Trainer kann taktisch alles richtig machen und trotzdem verlieren oder aber trotz einer schwachsinnigen taktischen Variante ein Spiel gewinnen.

Taktisch hat genau ein Spiel nicht funktioniert, das war gegen Algerien.

Und da muss man fairerweise sagen, dass die Algerier unabhängig vom deutschen System bei diesem Turnier eine schwer zu bespielende Truppe waren. Ich fand die schon in der Vorrunde stark und da hätte sich Deutschland (wie auch andere Mannschaften) wohl mit jeder Taktik einige Zeit schwer getan...

Ich finde es eher merkwürdig, wie man bei einem Trainer, der im Gastgeberland Weltmeister geworden ist und dabei im Eröffnungsspiel Portugal (den "kleinen Bruder" des Gastgebers) und im Halbfinale den höchstgewetteten Gastgeber selbst absolut pulverisiert hat, noch so ziemlich jede Entscheidung madig machen muss. Es hat nunmal funktioniert und auch nicht nur irgendwie, das sieht man auf der ganzen Fußballwelt so, nur hier in D irgendwie nicht. Das ist es, was mir partout nicht in den Kopf will.

Aber jetzt zum Kern des Themas:

Versuch doch nicht jede Kritik oder jeden Ansatz eines kritischen Hinterfragens einfach so mit "Der wurde Weltmeister, also lasst ihn in Ruhe" wegzubügeln. Ich denke das hängt auch mit der Vorgeschichte hier im Forum und den dutzenden Debatten zur Person Löw zusammen wo er teilweise auch übertrieben und sehr hart kritisiert wurde. Ich kann aber nur für mich sprechen und ich sehe nicht wo ich jede Entscheidung von Löw "madig" mache... Ich kann das auch gerne nochmal ausführen: Löw hatte sicher kein ruhiges Turnier wo er einfach nur für jedes Match seine beste 11 aufstellen konnte. Es gab Absagen im Vorfeld und dann knifflige Fitnessprobleme bei wichtigen Spielern. Das waren sicher keine einfachen Bedingungen und ich vermute es war in der Geschichte solcher Turniere eher selten, dass der später siegreiche Trainer während des Turniers so viele Umstellungen vornahm. Im Finale musste der Gameplan ja auch gleich doppelt umgeschmissen werden als Khedira kurzfristig fehlte und dann auch Kramer ausgeknockt wurde...
Ich habe auch keine große Kritik an Löws Entscheidungen in den wichtigen Matches ab dem Viertelfinale. Ich hätte viellicht auf einigen Positionen andere Spieler starten lassen aber meine Hauptkritik richtet sich einfach gegen diese absolut wirre Idee mit den aufrückenden Mustafi und Höwedes auf dem Flügel. Und obwohl ich es schon oft geschrieben habe will ich da nochmal klarstellen, dass es nicht darum geht, dass man 4 Innenverteidiger auf dem Feld hatte... Das stand zwar medial im Fokus aber wäre aus meiner Sicht kein großes Thema gewesen wenn man die Jungs defensiv absichern lässt und dafür den Rest anpasst. Aber ich warte noch weiterhin auf die Erklärung zu der Frage, warum Mustafi und (auch in der Vorrunde davor schon) Höwedes auf Höhe des gegnerischen 16ers aufrückten und wie ganz "normale" Außenverteidiger eingesetzt wurden... Jeder wusste, dass die das nicht können. Wer es nicht wusste, hat es nach wenigen Minuten gesehen. Und der Effekt war gigantisch weil man damit die eigene Offensive sabotierte und defensiv dazu aus dem Spiel heraus auch noch anfälliger wurde weil die schwerfälligeren Jungs auf der Außenbahn dann total überfordert waren wenn es bei Kontern große Räume und wendige Spieler zu verteidigen galt... Ich verstehe es bis heute nicht.

Und wie kommst du auf die Idee, dass die "ganze Fussballwelt" gesehen hätte, dass "ES" funktioniert habe... Schon mit Boateng und Höwedes auf der Außenbahn hat es doch in den Vorrundenspielen nicht richtig funktioniert. Gegen Portugal fand ich es als Spezialmaßnahme gegen Ronaldo logisch. Boateng konnte da physisch mithalten und ist es dann auch gewohnt einzurücken weil Ronaldo am Ende doch immer im 16er endet. Man spielte eher vorsichtig und nach der roten Karte war das Spiel praktisch vorbei... Aber gegen Ghana und USA waren es doch schon zähe Spiele und die Flügelzange Boateng/Höwedes war der Hauptgrund dafür. Höwedes tat mir sogar Leid weil die Gegner ihn so offensichtlich ignorierten und er dann mit seinem schwachen linken Fuß und ohne Dribblingskills doch wieder nur den Rückpass spielte... Der wurde dann auch heftig kritisiert obwohl er ja nix dafür kann wenn er so eingesetzt wird... Genau wie dann auch Mustafi der Buhmann war weil Algerien stark presste und konterte. Wobei der Schaden für die Offensive durch die seltsame Aufstellung der Viererkette noch größer war.

Ich verstehe nicht wie man da rückblickend sagen kann, dass es funktioniert hat und ich habe auch nicht in Erinnerung, dass "die ganze Fussballwelt" das so gesehen hat.... Als am Ende der Pokal in den Himmel gestreckt wurde, war Löw medial der Weltmeistertrainer und da redete natürlich keiner mehr über taktische Probleme im Duell mit USA, Algerien und Ghana. Das wäre ja auch albern. In der Vorrunde war das ja aber ein ständiges Thema (wenngleich medial nur oberflächlich und häufig falsch analysiert). Ich habe während der WM hier nicht gepostet oder mitgelesen aber das wurde doch in etlichen Blogs und Foren seziert und kritisiert...

Nur am Rande: Das Brasilien Spiel wird immer in Erinnerung bleiben und war vermutlich das prägendste Spiel der WM. Ich würde zu gerne von Löw wissen ob er da bewusst gepokert und Marcelo soviele Freiräume gelassen hat, denn das war für mich taktisch hochspannend. Müller hat kaum verteidigt, Marcelo rennen lassen und dann in diesem Raum vorne auf Konter gelauert. So gab es auf beiden Seiten viele Chancen und ein Hin und Her... Miit bisschen Glück und besseren Abschlüssen hätten die Brasilianer das Match durchaus selbst nach dem Rückstand nochmal spannend machen können. Aber das war für mich überraschend nachdem Deutschland vorher eher defensiv und konservativ agiert hatte.
 
Zuletzt bearbeitet:

Hans A. Jan

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Brasilien hätte das Match nochmal spannend machen können?

Bis dahin ein Klasse Text, aber das macht alles kaputt.
 

heiko2183

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Ist jetzt die Frage ab welchem Zwischenergebnis du von "Spannung" reden würdest... Jedenfalls hatte Brasilien zwischen Minute 45 und 60 gleich mehrere richtige gute Torchancen. Ich glaube bis dahin hatten sie in der ersten Hälft keinen einzigen Schuss auf das Tor zu verzeichnen aber in der Phase haben sie nochmal ein kleines Aufbäumen gezeigt. Da war Neuer richtig gefordert. Aber man kann natürlich auch sagen, dass an diesem Tag selbst im Falle von 2 frühen Toren für Brasilien auch keine echte "Spannung" aufgekommen wäre.
 

Zapator

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Das Algerienspiel wird m.E. falsch beurteilt aufgrund dessen dass man wohl gedacht hat dass die ein krasser Aussenseiter sind und man schon in Ohnmacht gefallen ist weil die tatsaechlich mal vors Tor gekommen sind.
Wenn man das mal ausser acht laesst und sich nur die Grosschancen der ersten 90min anschaut sieht man das D das Spiel schon lange vor der Verlaengerung haette entscheiden muessen waehrend die Algerischen Chancen von Neuer's Stellungsspiel als von Glanzparaden vereitelt wurden.
Das bestreite nicht dass Loew erst in der 2. Hz die richtige Taktik gefunden hat aber sehr wohl dass es ein gluecklicher 50/50 Sieg gewesen sein soll.
 
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