Fakt oder Fiktion

[skyw@lker]

Ist jetzt die Frage ab welchem Zwischenergebnis du von "Spannung" reden würdest... Jedenfalls hatte Brasilien zwischen Minute 45 und 60 gleich mehrere richtige gute Torchancen. Ich glaube bis dahin hatten sie in der ersten Hälft keinen einzigen Schuss auf das Tor zu verzeichnen aber in der Phase haben sie nochmal ein kleines Aufbäumen gezeigt. Da war Neuer richtig gefordert. Aber man kann natürlich auch sagen, dass an diesem Tag selbst im Falle von 2 frühen Toren für Brasilien auch keine echte "Spannung" aufgekommen wäre.

Doch, sehe das eigentlich genauso wie du - das musst du aus meiner Sicht jetzt auch nicht unbedingt revidieren bzw. relativieren. Brasilien hätte direkt nach der Hälfte zwei Tore machen müssen, die eine Aktion mit der Doppelchance war eigentlich Slapstick. Und dann tut sich Deutschland definitiv schwer nochmal den nötigen Gang wieder hochzuschalten. Das ganze Stadion wacht auf, das Spiel beginnt seine taktischen Fesseln/Abläufe zu verlieren. Was sowieso nur den Brasis in die Karten gespielt hätte, weil sie von vornerein ohne Taktik angetreten sind.
Der wichtigste Faktor: Dazu wurde die deutsche Viererkette in der Halbzeit gesprengt, weil Hummels fürs Finale geschont wurde. Boateng/Mertesacker funktionierte im Juni/Juli 14 aus meiner Sicht nicht, das war auch gegen Algerien so (wobei natürlich anderes Spiel, Deutschland hätte tiefer gestanden. Merte und Boa waren gegen England in der Vorbereitung sehr stark). Hummels extremes Vorwärtsverteidigen war doch in dem Spiel ein absoluter Schlüssel, weil er mit dem ersten gewonnenen Zweikampf schon das halbe Mittelfeld der Brasis ausgespielt hat. Nach einem weiteren Schritt wären dann auch Luiz und Marcelo vor dem Ball gewesen und hinten haben noch Dante und Fernandinho ein bisschen davor gewartet. Chapeau. Das 5:0 von Khedira hat das ja ganz krass gezeigt. Hummels gewinnt den Zweikampf, gewinnt dazu noch einen Presschlag und Deutschland steht mit 3 vs. 2 am 16er.
Solche Spiele können sehr schnell kippen, ich glaube zum Beispiel auch, dass Bayern im Rückspiel gegen Barcelona durchaus noch Chancen gehabt hätte aufs Weiterkommen. Sechs Tore hätten sie schießen können und ich glaube Barca hätte dann nur noch dagegen halten können, wenn die Offensive selbst nachgelegt hätte.

Ich weiß noch, dass mein erster Eindruck vom WM-HF nach fünf Minuten war: Egal ob wir weiterkommen oder nicht, die Chancen für fünf bis sieben Tore kriegen wir heute auf jeden Fall. Das war nach einem simplen Angriff über die rechte Seite, bei dem Klose am Ende den Abschluss verkackt hat oder so. Deckt sich genau mit deiner Müller vs Marcelo These. Da dachte ich wow. Das habe ich in einem K.O-Spiel beim Stand von 0:0 selten gesehen. Da hat man auch das Fehlen von Silva absolut gemerkt. Die Viererkette war gespickt mit Hurrafußballern wie Marcelo und Luiz, für die brechen doch bei der Nationalhymne innerlich sämtliche Dämme und damit auch alle taktischen Zwänge. Für sein Verhalten beim 6:0 hätte ich Marcelo ausgewechselt...ohne dafür wen Neues zu bringen.

 

[Hans A. Jan]

Ja, ich denke auch. Ein 1-5 hätte Deutschland aber nochmal so richtig in Bedrängnis gebracht...

Alle, außer Schürrle, haben in der 2. HZ drei Gänge runtergeschaltet und es gab die klare Ansage, Brasilien nicht lächerlich zu machen, sonst wären da noch mehr als die 7 Tore gefallen.

 

[Apollo Schwabing]

Löw's eindringliche Kabinenansprache in der Halbzeit, die Brasilianer nicht noch mehr zu demuetigen, stellt sich am Endeffekt dann doch als falsch heraus. Bei einem 15:2 waere dann wenigstens ein Spiel bei dem gewonnen WM Titel nicht madig geredet worden.

 

[heiko2183]

@Apollo Schwabing

Tu doch nicht so als hätte ich Löw für irgendwas in diesem Brasilien Spiel kritisiert. Ich habe nur angemerkt, dass ich wahnsinnig gerne wissen würde ob das "Schlüssel-Duell" auf der rechten deutschen Seite zwischen Müller/Marcelo taktisch bewusst so provoziert war oder ob sich das Chaos auf dieser Seite einfach so aus dem Spiel heraus ergeben hat.
Mir ist schon klar, dass dich das nicht interessiert weil für dich einfach nur das Endergebnis bzw in diesem Fall der Titel relevant ist. Aber dann sollte man sich auch raushalten wenn die Rolle vom Trainer oder einzelnen Spielern bei diesem Erfolg genauer hinterfragt wird.

Und dass Brasilien nach der Halbzeit nicht mehr total überfordert war und zumindest eine Viertelstunde ordentlich Fussball spielte und klare Chancen für 2 schnelle Tore hatte ist halt eine Tatsache. Das mache ich nicht Löw oder sonstjemandem zum Vorwurf aber gehört zu dem Spiel halt genauso dazu wie die 5:0 Führung. Wäre schliesslich unfair gegenüber Neuer diese Szenen immer auszublenden.

Aber warum beteiligst du dich eigentlich nie an einer Diskussion und beschränkst dich wie immer auf deine polemischen 2 Zeilen? Beantworte doch mal meine Frage zur Rolle der Außenverteidiger gegen die USA, Ghana oder Algerien...

 

[sotarts]

Hurrafußballern wie Marcelo und Luiz, für die brechen doch bei der Nationalhymne innerlich sämtliche Dämme und damit auch alle taktischen Zwänge. Für sein Verhalten beim 6:0 hätte ich Marcelo ausgewechselt...ohne dafür wen Neues zu bringen.

Ich finde Luiz war das Hauptproblem. Silva hatte immer perfekt die Räume dichtgemacht die Luiz gerissen hatte. Ohne diesen Ausgleich waren einfach zu viele Löcher da. Luiz die ganze Defensive destabilisiert. Total bescheuert herausgelaufen. Macht er ja eigentlich immer. Jermaine Jones Style, achtet nicht auf den Rest der Defensive.

Er hat natürlich seine Vorteile, für seine defensiven Mängel war Thiago Silva aber einfach der perfekte Mann.

Nicht das Deutschland nicht sonst gewonnen hätte, die Kombo Dante und Luiz war aber in meinen Augen der Backbreaker für Brasilien.

 

[Apollo Schwabing]

@heiko2183

Aber gegen Ghana und USA waren es doch schon zähe Spiele und die Flügelzange Boateng/Höwedes war der Hauptgrund dafür. Höwedes tat mir sogar Leid weil die Gegner ihn so offensichtlich ignorierten und er dann mit seinem schwachen linken Fuß und ohne Dribblingskills doch wieder nur den Rückpass spielte... Der wurde dann auch heftig kritisiert obwohl er ja nix dafür kann wenn er so eingesetzt wird... Genau wie dann auch Mustafi der Buhmann war weil Algerien stark presste und konterte. Wobei der Schaden für die Offensive durch die seltsame Aufstellung der Viererkette noch größer war.

Gegen Ghana war die grösste Schwachstelle das zenrale Mittelfeld, Lahm nahm sich seine erste grosse Formkrise in seiner Karriere pünktlich zum WM Start, Khedira war sowohl konditionnel als auch physisch (logischerweise nach seiner 7 monatigen Pause) komplett überfordert. Einzig Kroos erreichte "Normalform". Und was "Normalform" bei Kroos ist, brauch ich wohl nicht zu erwähnen.

Löw war sich ja auch dem fehlenden Offensivedruck der Aussenverteidiger bewusst ("Man kann bei diesem Turnier nicht davon ausgehen, ständig in der Offensive zu sein. Eine stabile Defensive ist die Basis.", "Es ging uns nicht darum, Marco Reus eins zu eins zu ersetzen. Unsere Qualität auf der Position hinter den Spitzen ist sehr hoch. Deswegen haben wir uns für eine weitere Option für den Defensivbereich entschieden."), wenn das Mittelfeld aber nicht funktioniert wie geplant sieht die Defensive immer schlecht aus.

Gegen die USA gab es meines Erachtens nix zu beanstanden, das primäre Ziel kein Gegentor zu fangen wurde souverän gelöst.

Dass in punkto Offensive in der Tat vieles "zäh" war ist meiner Meinung nach nicht nur den Aussernverteidigern geschuldet (und Léw hat dies ja bewusst in Kauf genommen), sondern auch anderen Umständen: das Mittelfeld wo sich verletzte, halbfitte, formschwache und Reha-Spieler die Klinke in der Hand gaben oder der Tatsache dass Löw eher den 10er als den klassischen Stürmertyp bevorzugt.

Zum Algerienspiel äussere ich mich später...

 

[Apollo Schwabing]

Passt vielleicht am besten hierhin:

These:

Der FC Bayern München korrigiert Guardiolas grösstes Problem und ist aktuell verletzungsfrei - dank Carlo Ancelotti.

https://twitter.com/i/web/status/841631391150407680

Dazu noch ein Artikel von Spott1.de

Ancelotti wurde in München anfangs für sein angeblich zu laxes Training kritisiert und sogar belächelt. Doch der Italiener setzt bewusst auf eine ausgewogenere Dosierung im Training, gibt mehr Zeit zur Regeneration und baut verletzte Spieler behutsam wieder auf.

"Zu viel Wasser tötet die Pflanze", erklärte Ancelotti vor dem Frankfurt-Spiel poetisch. Die Belastungen seiner Schützlinge steuert er individuell.

http://www.sport1.de/fussball/bunde...letzungsfrei-das-macht-carlo-ancelotti-besser

Obwohl ich ja bekannterweise der grösste Ancelotti Verehrer seit Dekaden auf sportforen.de bin kommt mir hier dann doch der Faktor "Zufall" (oder Glück/Pech) dann doch ein wenig zu kurz und es ist mir dann doch ein wenig zu einfach die Verletzungsprobleme alle auf Pep zu schieben. Hinzu kommt auch die Tatsache dass z.B. Robben, Ribery oder Badstuber ja definitv schon vor Pep's Engagement mit dem Begriff "Glaskörper" assoziert wurden.