Jede dieser Verhaltens- und Mosergeschichten der letzten Zeit ist für sich genommen nicht so wahnsinnig schlimm. Genauso ist auch jedes Gurkenspiel für sich genommen nicht so schlimm. Das kann alles mal passieren. Wenn man als Verein tatenlos zuschaut und alles so vor sich hinschaukeln lässt, ist man am Ende der Hinserie wieder der unrühmliche FC Hollywood früherer Zeiten und hat von 25 Spielen vielleicht 5 brauchbare hingelegt (wie letztes Jahr) und sich ansonsten 4-5 Monate die meiste Zeit über Leistungen und Egozickereien geärgert. Ich für meinen Teil hab da null Bock drauf, weil dann das Verhältnis zwischen Freude und Ärger einfach nicht stimmt. Und genau darauf steuern wir doch nunmal schnurstracks zu. Das sind ja auch keine temporären Geschichten (weder beim Verhalten, noch spielerisch), sondern alles Dinge, die sich in der letzten Saison schon angedeutet haben und anstatt gegenzusteuern, scheint es in dieser Saison alles noch eine Stufe nerviger zu werden. Vor allem habe ich nicht den Eindruck, als würden sich Amts- und Würdenträger, sportliche Leitung und Diven überhaupt irgendwann mal selbst hinterfragen. X, Y und Z "sind nunmal so", Carlo hat seinen Stiefel "schließlich schon immer so" geschnürt und die Granden suhlen sich in ihren Eitelkeiten, natürlich bei einem guten Glas Rotwein. Was (noch) stimmt, sind die Ergebnisse, aber wenn das alles so weiterläuft, sind wir ganz schnell wieder an dem Punkt, wo wir vor 8 Jahren waren und all die Anstrengungen und tollen Entwicklungen waren für den Lokus. Das Erreichte wieder zu verspielen geht sehr viel schneller, als es aufzubauen. Und mit dem Erreichten meine ich nicht sicher nicht Titel.
Das Problem ist für die aktiven Spieler einfach nur menschlich. Der FCB hat soviel gewonnen in den letzten 5 Jahren, dass irgendwann bei dem ein oder anderen etwas die Luft raus kommen musste. Ähnlich Ende der 70er Jahre, als Beckenbauer, Müller, Maier, Breitner, Hoeneß und co. mit unter 30 Jahren alles gewonnen hatten. Barca im Moment ja auch. Die hält ein Messi noch aufrecht, aber die kippen auch gerade ein bißchen. Die 2010er Jahre sind durch. Es braucht den massiven Schnitt und nach gestern ist meines Erachtens Ribery nach dieser Saison fällig. Die Trikotaktion ist sein Anfang vom Ende. Er kann nur noch maximal auf 90%, hat gestern nicht viel gerissen und ist nurmehr für die Buli noch überdurchschnittlich. In der CL ist ein Coman im Antritt mittlerweile sichtbar schneller, wobei dem noch die Genialität fehlt, die aber vielleicht noch kommt. Dazu haben Riberys Eskapaden den Hauch eines untergehenden Stars, der unterbewusst das auch merkt. Da muss jetzt Coman übernehmen. Ich denke auch, dass Carlo ab sofort eher Coman ran lässt.
Dazu hat man das Dilemma in der Offensive und Lewandowski. Der ist einerseits ein Topstürmer, aber einfach ein kompletter Egomane mit einem Kackumfeld (Berater) im Gegensatz zum Robben, der immer wieder zu sich selbst findet und deutlich intelligenter wirkt. Es wird in den nächsten 12-18 Monaten auf einen Clash zwischen Robben und Lewandowski zulaufen und einer der beiden wird den Verein verlassen. Da bin ich mir sicher. Diese beiden Antipoden passen nicht mehr und die sind im Offensivbereich das Problem. Ich persönlich bin da völlig zwiegespalten. Lewandowski hat noch 3-5 Jahre auf Topniveau, Robben vielleicht noch ein bis zwei. Dazu ist der Pole viel seltener verletzt. Daher müsste man eigentlich auf den setzen (Hirn), aber Robben hat einfach acht Jahre die professionellste Einstellung gezeigt, die sonst nur Neuer und Lahm hatten (Herz). Es ist schwierig. Timo Werner ist meines Erachtens eine absolute "Muss"-Personalie zur nächsten Saison. Vor allem muss man den VOR der WM holen, weil danach ist er möglicherweise unbezahlbar.