Weiß jemand welchen Verein Jesus Christus gerade trainiert ? Der könnte sicher aus dem Kader eine Bank auf den CL-Sieg formen.
Ich kann sehr gut damit leben, dass so etwas von Dir kommt. Für Dich grenzte die erste leise Kritik an Kovac ja schon an Gotteslästerung. Die Spieler wolltest Du dafür im übertragenen Sinn ans Kreuz nageln, weil sie sich der Todsünde Faulheit schuldig gemacht hatten und dann noch den unschuldigen Kovac wie einst Judas verrieten.
Da ist es nur konsequent, dass es für Dich überhöhte Erwartungen biblischen Ausmaßes sind, wenn man Flick bis jetzt quasi fehlerfreie Arbeit bescheinigt, aber die Kürze der Zeit und die noch wartenden entscheidenden Aufgaben anführt, um zu erklären, dass man noch nicht sicher sein kann, ob er der Trainer für die nächsten Jahre sein sollte.
Ich denke, dass die grundsätzliche Entscheidung da schon gefallen ist. Mit der etwas überraschend fühen Eroberung der Tabellenführung ist klar, dass er Meister werden muss (Fluch der guten Tat), wenn es keine derben Verletzungsserien mehr gibt. Schafft er das und übersteht er dabei noch Chelsea, bleibt er zu 100% unser Trainer.
Ob er Meister wird, zeigt sich allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit frühestens im April, falls man selbst bzw. die Konkurrenz nicht massiv einbricht. Da sind wir dann wieder bei der Zeitknappheit. Die CL ist allgemein kein besonders guter Maßstab zur Bewertung, vor allem was die reine Betrachtung der Ergebnisse angeht. Chelsea ist natürlich ein Prüfstein, aber sie sind derzeit eher noch weiter von europäischer Spitze entfernt als Bayern. In den Spielen kann viel passieren, da wird es eher um das Auftreten der Bayern gehen. Ab dem Viertelfinale warten dann mit hoher Wahrscheinlichkeit solche Brocken, dass man anhand dessen nun auch nicht unbedingt den Trainer (abschließend) bewerten kann.
Ich gehe grundsätzlich nicht davon aus, dass Flick derart "bayernfremden" Fussball spielen lassen wird wie Kovac gegen Liverpool.
Die Oberen sind ja auch nicht blind und wissen nach den Trainerwechseln der letzten Jahre, wie wichtig es ist, bei uns die Kabine hinter sich zu wissen. Das hat Flick in einem enormen Tempo geschafft, quasi mit Tag 1, und mittlerweile ist auch genug Zeit vergangen, um zu wissen, dass das nicht nur der Neue-Besen-Effekt war. Das kann er ganz offensichtlich.
Der Spielstil ist auch ziemlich exakt der, den Kalle gefordert hat, die Automatismen entwickeln sich gerade bei Ballbesitz erkennbar auch immer wieter und zudem versucht er zumindest, dem propagierten 3-Säulen-Prinzip mit besser eingebundenem Nachwuchs gerecht zu werden. Es gibt halt bis jetzt rein gar nichts an Flick zu meckern und das hatten wir bei unseren Trainern auch nach erst drei Monaten Amtszeit schon eine ganze Weile nicht mehr. Stand jetzt gibt es genau keinen Grund, sich mit anderen Trainern zu beschäftigen.
In diesen Punkten stimme ich Dir komplett zu. Allerdings muss ich auch sagen, und das wird jetzt wieder Angriffsfläche bieten, dass ich das eher für die Basis von dem halte, was ein Bayerntrainer liefern können muss. Man darf sich da nicht zu sehr davon blenden lassen, wie die Mannschaft unter Kovac auftrat, aber dazu später mehr. Flick hat aber eindrucksvoll bewiesen, dass er diese Basisarbeit hervorragend meistern kann.
Noch mal, das Problem ist, dass man Flick vor Ende April nicht abschließend bewerten kann.
da ja immer gern behauptet wird, dass unsere Mannschaft regelmäßig Trainer abschießt:
Wenn ich mir bei den letzten beiden Entlassungen (Carlo und Kovac) so anschaue, wie unglaublich schnell die Mannschaft extrem leistungsbereit auf die Umstellungen der neuen Trainer Jupp und Flick ansprang, nur weil wieder detailliert an Automatismen gearbeitet und der Spielstil der DNA des Kaders angepasst wurde...dann fällt es mir sehr schwer, noch an die Divenmythen im Kader zu glauben.
Ich glaube vielmehr mit jedem Tag mehr, dass Ancelotti und Kovac einfach komplett mangelhafte Arbeit abgeliefert haben, die nicht annähernd auf dem Niveau war, das man beim FC Bayern verlangen kann und muss. Bei Carlo in Sachen Fleiß und Intensität, bei Kovac in Sachen taktische Anforderungen an ein Team, welches dominant auftreten und immer gewinnen soll, muss und will.
Unsere Mannschaft ist nicht mehr oder weniger divenhaft als andere auch. Ancelotti war einfach eine komplett faule Socke und Kovac hatte einfach keine Ahnung davon, welchen Fußball man mit einem Dauerfavoriten spielen muss und wie man das trainiert.
Das nehme ich jetzt gerne mal als Aufhänger, auch wenn das Dich persönlich weniger betrifft.
Was wurde man hier angegangen, weil man Kovac kritisierte. Was wurde die Kritik ins Lächerliche gezogen. Was wurde behauptet, dass man sich überhaupt kein Urteil erlauben könne, weil Kovac ja Fachmann sei, man selber aber nur Sofakartoffel, die es wohl nie über die Kreisliga hinaus gebracht hat und ja generell keinerlei Einblick in die Interna hatte. Was wurde den Spielern der schwarze Peter zugeschoben, immer wieder, bis zum Ende. Was wurde das Double angeführt, der so viel schlechtere Kader im Vergleich zu früher.
Dabei war es (relativ) egal, ob man die Kritik mit grober Kelle verteilte, wie bspw.
@danifan oder eher gemäßigt, wie bspw.
@Canivari oder auch ich.
Wenig war dann nach dem Trainerwechsel davon zu hören, dass man die Anfeindungen und Häme vielleicht doch nicht verdient hatte.
Und wie schnell hat sich jetzt das Narrativ geändert. Jetzt ist Flick der absolute Heilsbringer. Wer anerkennt, dass er genau den richtigen Weg zu Beginn seiner Amtszeit gewählt hat, aber ebenfalls darauf hinweist, dass man daraus noch nicht ableiten kann, er sei in jedem Fall der richtige für die kommenden Jahre, wird schon wieder (von manchen) in den Senkel gestellt.
Flick hat noch so viel Arbeit vor sich, an der er scheitern kann, ganz ohne dass es eine Blamage wäre, deswegen bleibe ich dabei, dass man weiterhin abwarten muss, was eine abschließende Bewertung angeht.
Es wurden in den letzten Jahren definitiv Fehler bei der Kaderplanung gemacht. Ein Umbruch nach einer - in Fußballzeitabständen - Epoche ist immer schwer, aber es wurden etliche Möglichkeiten verpasst, den Umbruch besser, stimmiger und finanziell sinnvoller zu gestalten. Keine Frage. Aber was uns am meisten zurückgeworfen hat, waren insgesamt 2 1/2 Jahre wirklich schwache Trainerleistungen (und auch die haben die Transferaktivitäten natürlich massiv beeinflusst). Und da sind wir mal wieder bei den Bossen:
Uli und Kalle durften je einmal ihren Wunschkandidaten durchdrücken, beide lagen mit ihrer Wahl komplett daneben und haben damit jeweils mindestens 1 Jahr FCB Zukunft auf dem Gewissen. Mit den ebenso im Nachhinein völlig unsinnigen Trotzreaktion a la "wir gehen mit dem Trainer auch in die neue Saison" haben wir dadurch fast drei Jahre verloren. Eine halbe Ewigkeit, nur weil die beiden nach fast 40 gemeinsamen Jahren beim FCB immer noch nicht wissen, wer den längeren Pillermann hat.
Aber leider diskutiert man im Foren immer noch lieber darüber, ob Boateng jetzt weg muss oder nicht. Als ob das das eigentliche Problem wäre...
Auch hier volle Zustimmung.
Allerdings muss man das auch in den Kontext setzen. Rummenigge und Hoeneß haben auch an Heynckes festgehalten nach dem Vize-Triple, sie haben van Gaal geholt und Guardiola nach München gelotst. Kein Verein ist da frei von Fehlern. Die muss man letztendlich allen zugestehen, auch wenn sie mal mit Ansage zu kommen scheinen.
Nun hat man sich in die Situation gebracht, dass man mit Kovac in die aktuelle Saison ging, anstatt einen passenden Trainer zu suchen. Es wäre schwer zu verkaufen gewesen, Kovac trotz Double zu entlassen, auch wenn es richtig gewesen wäre. Es wäre aber auch nicht Stil des FC Bayern gewesen und das finde ich auch gut, trotz der damals schon abzusehenden Folgen. Die entscheidenden Fehler hat man gemacht, als man Kovac verpflichtete, weil man vorher den falschen Weg in der Trainersuche eingeschlagen hatte.
Nun ist Flick eingesprungen. Kurzfristig hätte es nicht besser für uns ausgehen können. Das bedeutet aber auch, dass er sich völlig verdient die Zeit, bis wahrscheinlich Ende April, erkauft hat. Dementsprechend kann der Trainer nächste Saison eigentlich nur Flick sein, weil man im April, selbst wenn man dann doch Bedarf hätte, wohl keinen der gewünschten Trainer mehr bekommen könnte.
Ich wünsche Flick natürlich, dass keinerlei Zweifel mehr aufkommen und er auch mittelfristig und gegen die größten Kaliber weiterhin erfolgreich sein wird. Dann wird er sicher Trainer bleiben und das würde mich freuen. Das ist eigentlich selbstverständlich, aber man muss es für einige hier wohl dazu schreiben, die einem sonst unterstellen, man wolle in jedem Fall lieber ten Hag oder Tuchel haben.