Und selbst wenn es geleakt worden wäre, hätte man gemeinsam das Statement, welches dann die Bayern gegeben haben, veröffentlichen können. Flick wäre doch in der Nummer nicht der Buhmann gewesen, wenn es irgendwo geleakt worden wäre, wenn er danach kommuniziert hätte, dass man es eigentlich erst nach Mainz sagen wollte.
In der Öffentlichkeit nicht, aber für das Vertrauensverhältnis zur Mannschaft wäre es ziemliches Gift gewesen. Die ist mit ihm zusammen einen für diese kurze Zeitspanne und in Anbetracht des Zustands zu Beginn der Zusammenarbeit schon ziemlich einmaligen Weg gegangen - und das enge Verhältnis zwischen Flick und der Mannschaft ist ja nun hinlänglich bekannt.
Ich glaube so ziemlich jeder Trainer, der viel über Menschenführung kommt, hätte für sich entschieden, dass die Mannschaft ein Recht darauf hat, die Entscheidung nicht von der Bild, sondern von ihm selbst mitgeteilt zu bekommen. Das hätte ein Klopp nicht anders gehandhabt, ein Streich nicht und auch ein Heynckes nicht. Und selbst Löw hat vor Bekanntgabe seiner Entscheidung, aufzuhören, die wichtigen Spieler persönlich informiert.
Wenn man das aber macht, muss man anschließend eigentlich auch an die Öffentlichkeit gehen, denn bei einem Kader von 25 Mann bleibt sowas natürlich nicht geheim.
Ich glaube, dass Flick da letztlich keine andere Wahl hatte. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass nach der Unterredung mit den Granden wirklich etwas geleakt worden wäre, ist nach den Erfahrungen der letzten Jahre nunmal extrem hoch. In der Brazzozeit ist nun einmal wirklich jede Verhandlung und jede Entscheidung zeitig an die Medien, bzw ein Medium, durchgestochen worden, das ist nunmal so. Hat aber nicht nur mit ihm zu tun, genaugenommen begann die Rückkehr des FC Hollywood schon mit der Rückkehr von Hoeneß.
Wenn man sich erinnert, wie souverän und ruhig alles ablief, als Uli nicht da war und wie es seit seiner Rückkehr und der anschließenden Ernennunng von Salihamdizic abläuft, dann sind das nun einmal zwei komplett verschiedene Welten.
Und wenn sich diese Machtspielchen und ständigen Indiskretionen eben aus Machtgründen nicht gründlich ändern, wird es auch nach Flick extrem schwer sein
a)überhaupt zukunftsorientiert und mit zielgerichteter Planungssicherheit zu arbeiten
und
b)einen wirklichen Toptrainer zu überzeugen, zum FCB zu kommen und noch schwerer, ihn dann auch zu behalten
Es ist schlimm genug, dass wir mit Flick einen hervorragenden Trainer verlieren. Ich finde es aber nach wie vor absurd, ihn (also Flick) tatsächlich als das Problem zu sehen. Denn noch schlimmer als der Verlust des Trainers ist in meinen Augen, dass dadurch kein einziges Problem des Vereins gelöst wird - obwohl die Probleme des Vereins durch dieses Drama noch einmal überdeutlich aufgezeigt werden.
Flick ist sicher kein Heiliger und sicher hat auch er Kommunikationsfehler gemacht. Ohne Ellenbogen, starkes Ego und Machtbewusstsein wird in diesem Geschäft niemand auch nur irgendwas. Das sind alles keine Engel.
Es gibt aber in D keinen Verein, wo diese Eigenschaften auch so sehr gefordert sind, wie beim FC Bayern, sonst gehst du eh unter (siehe Kovac).
Der FCB braucht eben genau den Typ Trainer, den er aufgrund der ständigen Machtkämpfe und Geltungsbedürfnisse auf den vorgesetzten Positionen eigentlich gar nicht ertragen kann. Und das ist ein riesiges Problem, das jede echte Entwicklung komplett blockiert.
Und wenn auf dem Posten des SD/SV auch noch jemand agiert, der mit riesigem Ehrgeiz noch zusätzlich zu den alten Granden versucht, sich auch noch selbst als Alphatier zu positionieren, wird es nochmal schwieriger. Und wenn der dann auch noch in seinem Bereich nicht das fachliche Niveau des Trainers hat (und ich bleibe dabei, dass Salihamdzic als SD und Kaderplaner nicht auf dem Niveau agiert, dass Toptrainer verlangen oder das Toptrainer in ihrem eigenen Bereich bieten), dann wird die Gemengelage zwangsläufig zum Pulverfass.
Der FC Bayern wird keinen Toptrainer finden, der sich das Innenverhältnis im Verein auf Dauer antut, da bin ich sicher.