FC Ingolstadt 04 - erneuter Husarenritt oder knallharter Abstiegskampf?


Solomo

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„Retortenclub“, „FC Audi 04“ – der FC Ingolstadt 04 erfreut sich in Fankreisen nicht gerade großer Beliebtheit. Dabei hat der Verein durchaus große Tradition im Stammbaum. Ein Blick in die Geschichte:

Der MTV Ingolstadt und der ESV Ingolstadt-Ringsee sind zwei Traditionsvereine im Amateurbereich, die sich aber spätestens in den Neunziger Jahren nicht mit Ruhm bekleckerten, sondern sich lieber in jeweils zwei Jahren in der 2. Bundesliga Ende der siebziger Jahre sonnten. Der ESV stieg 1986 aus der Bayernliga ab und erreichte diese Spielklasse nie mehr, der MTV wechselte mehrfach zwischen Bayern- und Landesliga hin und her. Zwei größere Vereine waren für die Region zu viel, zumal auch der ERC Ingolstadt im Eishockey zum Höhenflug ansetzte und in der Gunst der Sponsoren, vor allem DES Sponsors, klar vorne lag. Eine Fusion der beiden Vereine war aber jahrzehntelang undenkbar, zumindest ohne Tote und Verletzte ;)
Nach weiteren Jahren des Dahindümpelns kam es 2004 dennoch zur Fusion und der FC Ingolstadt 04 wurde geboren. 2006 gelang der Aufstieg in die Regionalliga, 2008 dann marschierte man unter Trainer Torsten Fink direkt in die 2. Bundesliga, wo man jedoch den Klassenerhalt trotz Platz 12 im Winter verfehlte. Am Ende der Saison 2009/2010 gelang in der Relegation gegen Hansa Rostock der sofortige Wiederaufstieg. Die folgenden Jahre in der zweiten Liga liefen immer nach dem selben Muster: Verpatzter Auftakt, Trainerwechsel, Aufholjagt, Klassenerhalt. So auch in der Saison 20013/2014, in der Marco Kurz nach neun Spieltagen gehen musste und durch Ralph Hasenhüttl ersetzt wurde. Der Österreicher entpuppte sich als wahrer Glücksgriff. Er führte das Team auf Platz 10 und in der Saison 2014/2015 gelang mit einer No-Name-Truppe sensationell der 1. Platz und somit der Bundesligaaufstieg. Mit dem Tipp hätte man zu Saisonbeginn viel Geld verdienen können, auf dem Aufstiegszetteln der Experten stand der FCI sicher nicht. Nicht mal im Verein hatte man wirklich damit gerechnet, hat man sich doch von Beginn an eine Politik der kleinen Schritte verordnet.

So waren sich auch zu Beginn der Bundesligasaison 2015/2016 alle einig: Nur der überraschende Aufstieg des SV Darmstadt 98 verhinderte, dass man durchgängig auf Platz 18 getippt wurde, aber als sicherer Absteiger galt man definitiv. Entgegen der häufigen Meinung unterstützt Audi den FCI zwar in Sachen Infrastruktur, ein Werksclub ist der FCI aber nicht und soll auch möglichst autonom bleiben . Teure Transfers der Marke Hoffenheim oder gar Wolfsburg sind deshalb nicht drin und man hatte 2015/2016 den zweitkleinsten Etat hinter dem SV Darmstadt 98. Trainer Hasenhüttl hielt aber an seiner mutigen Philosophie mit viel Pressing, schnellem Umschaltspiel fest. Manch einer beklagte sich zwar über die unbequeme Spielweise der „Schanzer“ aus Ingolstadt, was aber eher dem Frust zuzuschreiben sein dürfte, einen sicher geglaubten Dreier nicht eingefahren zu haben. Am Ende standen nämlich der souveräne Klassenerhalt und Tabellenplatz 11, aller Prognosen zum Trotz.

Nun geht man in das zweite Jahr, das bekanntlich das schwerere sein soll, und hat drei schwer wiegende Abgänge zu verzeichnen. Torwart Öczan ging nach Leverkusen, hier steht aber mit Nyland ein gleichwertiger Keeper zur Verfügung. Abwehrspieler Benjamin Hübner schloss sich der TSG Hoffenheim an und hinterlässt eine große Lücke. Der schlimmste Abgang ist aber der von Erfolgstrainer Ralf Hasenhüttl, der bei RB Leipzig den nächsten Schritt machen möchte. Verständlich, denn erfolgreicher kann er beim FCI kaum mehr arbeiten. Bei den Neuzugängen blieben die Schanzer ihrer Linie treu und verpflichteten hauptsächlich eher unbekannte Spieler oder solche, die den Durchbruch nicht geschafft haben. Mit Markus Kauczinski übernahm ein Trainer ohne Bundesligaerfahrung, der aber zuvor lange Jahre beim KSC gute Arbeit geleistet hat.

Für den FC Ingolstadt kann es 2016/2017 nur um den Klassenerhalt gehen. Unterschätzen dürfte den Verein niemand mehr. Gelingt es den Schanzern aber erneut, als funktionierende Einheit aufzutreten und passt es schnell zwischen Team und Trainer, dem eine etwas veränderte Philosophie vorschwebt, dann kann dieses Ziel auch gelingen. Spannend wird auch sein, wie sich das Zuschauerinteresse entwickelt. Der Ingolstädter an sich tut sich mit Veränderung eher schwer und so hat der Verein nach wie vor mit der Akzeptanz durch alt eingesessene ESV- und MTV-ler. Der Aufstieg und die tolle erste Bundesligasaison haben aber eine Euphorie entfacht, die man möglichst lange am brennen halten sollte.
 
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John Lennon

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Ruhrpott
Kurz vor Ende der Transferperiode hat man bei Ingolstadt nochmal nachgelegt und Marcel Tisserand für die vereinsinterne Rekordablösesumme von 5,5 Millionen Euro verpflichtet.

Tisserand war die letzten beiden Jahre von Monaco an den FC Toulouse ausgeliehen und dort Stammkraft. Der 23jährige Kongolese ist flexibel einsetzbar und hat bei Toulouse die Positionen RM, RV und IV bekleidet. Guter Griff der Ingolstädter. :thumb:
 

sonic00

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Teahupoo
Gibt es Zahlen was der Audi-Konzern im Jahr beim FCI reinbuttert?

Ich traue dem FCI voll und ganz den Klassenerhalt zu. Der Kader ist besser als er auf dem Blatt ausschaut und die Truppe spielt tollen Konterfußball.
Die Mannschaft wirkt besser zusammengestellt als bspw. Darmstadt und die einzelnen Spieler verinnerlichen das Spielsystem des Clubs. Meine Sympathien haben sie in jedem Falle.
 

Solomo

Hundsbua
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Bin mal gespannt, wo der eingeplant ist. Ich könnte mir vorstellen, in der Innenverteidigung, da fehlt Hübner doch sehr.
 

Hawk-Eye

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Gutes Startposting. Macht Laune auf mehr Infos von Ingoldstadt. Bin gespannt, was vom Verein kommt.
 

Solomo

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Gibt es Zahlen was der Audi-Konzern im Jahr beim FCI reinbuttert?
Zahlen hab ich keine konkreten. Audi ist da auch hauptsächlich über das Stadion mit drin, die waren in den Anfangsjahren gar nicht dabei. Laut Wikipedia:

Für die Baukosten [am Stadion] in Höhe von ca. 25 Millionen Euro, an denen sich der in Ingolstadt ansässige Automobilhersteller und Trikotsponsor Audi mit 5 Millionen Euro für die Namensrechte am Stadion beteiligte, hatte die Stadt Ingolstadt eine Ausfallbürgschaft übernommen Dem Konzern gehören über die Tochtergesellschaft Audi Immobilien Verwaltung GmbH, die seit 2013 100 % der Anteile an der FC Ingolstadt Stadionbetreiber GmbH hält, sowohl Stadion als auch Trainingsgelände des Vereins.

[ ... ]

Audi ist außerdem über die quattro GmbH Anteilseigner der Spielbetriebsgesellschaft und über die Audi Immobilien Verwaltung GmbH Eigentümer des Audi-Sportparks. Für die Nutzung der Sport- und Büroflächen muss der Verein allerdings jährlich rund 3,5 Millionen Euro an den zum Audi-Konzern gehörenden Stadionbetreiber zahlen

[ ... ]

Laut Martin Wagener, Chefsyndikus von Audi und Mitglied des Vereinsvorstands, wolle Audi den FC Ingolstadt 04 „möglichst autonom“ belassen. Die wesentlichen Entscheidungen würden deshalb immer beim Verein liegen.
 

Apollo Schwabing

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Weiss ich nicht.
Gutes Startposting. Macht Laune auf mehr Infos von Ingoldstadt. Bin gespannt, was vom Verein kommt.

Dito. Dem schliesse ich mich an. :thumb:

Ach ja, nach dem Lesen des Posts habe ich folgendes gegoogelt weil ich eigentlich dachte es hätte etwas mit Skispringen oder so zu tun ;)

Im Jahr 1537 wurde Ingolstadt zur bayerischen Landesfestung Ingolstadt ausgebaut, die es mit einer kurzen Unterbrechung 400 Jahre blieb. Dies brachte der Stadt den Namen die Schanz ein und noch heute nennen sich viele Ingolstädter Schanzer.
 

Hawk-Eye

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Ich neige dazu, den Ingolstädtern eine gewisse Schanz zum Verbleib in der ersten Liga zu geben ;)
 

Solomo

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Ich muss sagen, ich bin schon unheimlich gespannt wie sich Ingolstadt schlägt, der Auftakt war ja schon mal gut. Ich mag das einfach, wenn solche Teams ohne große Namen, aber mit viel Teamgeist und einer klugen Taktik für Überraschungen sorgen. Zwar glaube ich wirklich, dass das Jahr schwerer wird, aber der Klassenerhalt ist absolut drin. Großer Vorteil von Ingolstadt ist, dass das Umfeld recht ruhig ist, besonders, seit Linke da ist. Die werden auch mal durch eine Ergebniskrise ;) durchgehen, ohne dass gleich Aktionismus ausbricht.
 

UnbekannterUser

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Sehr schönes Startposting! Endlich mal ein paar Infos über die Schanzer erhalten. Finde zwar ebenfalls, dass es sympathischere Truppen in der Liga gibt, aber den Klassenerhalt traue ich den Jungs auf jeden Fall zu.
 

Solomo

Hundsbua
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Ingolstadt hat jetzt reagiert und Kauczinki freigestellt. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass er einfach kein Glück hatte, das Team hat ja meistens ganz gut gespielt. Es war mir aber klar, dass es jeder Trainer nach Hasenhüttl schwer hat. Der Nachfolger muss jetzt sitzen und ich bin gespannt, wer das wird. Ich kann mir von einem "No-Name" bis zu einem sehr bekannten Namen alles vorstellen. Labbadia fände ich nicht abwegig.
 

theGegen

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Randbelgien
Ohne Scheiß: Bei den Schanzern könnte ich mir Frank Kramer ganz gut vorstellen. Ich fand den zwar furchtbar als Fortuna-Trainer, aber hauptsächlich, weil die ganze Kaderplanung und der verordnete aktive Spielstil nicht zueinander passten. Doch könnte ich mir vorstellen, dass er mit dem Kader von Ingolstadt etwas anfangen kann. Denen mangelt es doch eher an offensiver Kreativität und dann könnte er auf seine Ressourcen als Jahrgangsbester der DFB-Trainerakademie zurückgreifen.
 

Mahoney_jr

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Hatte Kauczinski nicht den Fehler gemacht, bei Ingolstadt "aktiver" spielen zu wollen? Mir wurde mal zugetragen, dass es wegen des Stils ein paar Unstimmigkeiten mit der Mannschaft gab. Aufgrund der letzten Saison, wunderte ich mich natürlich, wenn der Stil geändert wurde.
 

Solomo

Hundsbua
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Ja, Kauczinski hatte am Anfang verkündet, das Spiel verändern zu wollen. Muss im Grundsatz nicht falsch sein, man sollte als Trainer nicht zwanghaft den Stil eines anderen Trainers kopieren. Aber so richtig warm geworden miteinander scheint man nie geworden zu sein.
 

Benny

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Hoffentlich verschwindet dieser Verein wieder aus dem bezahlten Profifußball. Null Relevanz.

Du bewegst dich auch nur mit populistischen Einzeilern durch dieses Forum, oder?

Ich bin auch kein Fan bestimmter Clubs, aber permanent solche billigen Phrasen rauszuhauen, auf die man nie eine Diskussion aufbauen kann ist echt hart nervig.

Das hat selbst Christoph Daum nicht verdient.
 
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