Fernweh: das asiatische und ozeanische Kino


Young Kaelin

merthyr matchstick
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Länderverzeichnis der bisher behandelten Filme in alphabetischer Länderreihenfolge:

Asien:

Aegypten أسماء Asmaa Drama (2011)
Afghanistan Osama Drama (2003)
Armenien Կյանք ու կռիվ Kyanq u Kriv (the Line) History/Krieg (2016)
Aserbaidschan Axinla asagi (down the river) Drama (2014)
Bahrain Al-Bashara (the good omen) Mystik (2009)
Bangladesch Oggatonama (the unnamed) schwarze Komödie (2016)
Bhutan Travellers and Magicians Roadmovie/Mystik (2003)
Brunei Yasmine Martial Arts Film (2014)
China Xing fu shi guang (happy times) Drama/Komödie (2000)
Gui Lai (coming home) Drama (2014)
Georgien Древо желания (ნატვრის ხე) Baum der Wünsche (1977)
Hongkong 桃姐 Tao Jie (Ein einfaches Leben) Drama/Philosophie (2011)
Indien Dangal (die Hoffnung auf den grossen Sieg), Sportfilm (2016)
Indonesien Janji Joni Komödie (2005)
Irak Bekas Abenteuer-/Jugendfilm (2012)
Iran سیمین (Nader und Simin - Eine Trennung) Beziehungsdrama (2011)
Israel Waltz with Bashir dok. Trickfilm (2008)
Japan Dare mo Shiranai (nobody knows) Drama (2004)
An - Kirschblüten und rote Bohnen (2015) Drama
Jemen I am Nojoom, Age 10 and divorced Drama 2014)
Jordanien (Captain Abu Raed) Drama (2008)
Kambodscha A river changes course Dokumentarfilm (2013)
Kasachstan Тюльпан Tulpan Tragikomödie (2008)
Kirgisien Курманжан Датка (Kurmanjan Datka) Biographie (2014)
Kuwait Bas Ya Bahar (the Cruel Sea) Drama (1972)
Laos สะบายดี หลวงพะบาง (Sabaidee Luang Prabang) Liebesfilm (2008)
Libanon کفرناحوم Capernaum - Stadt der Hoffnung Drama (2018)
Macau 放‧逐 Fong juk (Exiled) Action (2006)
Malaysia Sepet (Slit eye) Teeniefilm (2005)
Malediven The Island President doku (2011)
Mongolei Шар нохойн там (die Höhle des gelben Hundes) dok. Spielfilm (2005)
Myanmar/Burma ‘မုဒြာရဲ့ခေါ်သံ’ Mudras calling Liebesfilm (2018)
Nepal Pashupati prasad Satire (2016)
Nordkorea 천리마 축구단 (The Game of their lives) Sportfilm (2002)
Oman The blue umbrella Kurzfilm
Osttimor A Guerra da Beatriz History/Krieg (2013)
Pakistan وار Wār (Waar) Action/Thriller (2013)
Palästina Das Schwein von Gaza Komödie (2011)
Lemon tree עץ לימון شجرة ليمون‎ Palästina Drama (2008)
Philippinen Heneral Luna Fiction/Action (2015)
Qatar Amer: An Arabian Legend Pferdefilm (2015)
Russland Возвращение (die Rückkehr) Drama/Mystik (2003)
Saudiarabien وجدة (Das Mädchen Wadjda) Tragikomödie (2012)
Singapur 爸妈不在家, Pinyin bà mā bú zài jiā (Ilo Ilo) Familienfilm (2013)
Sri Lanka Purahanda Kaluwara (Death on a full moon day) Drama (2001)
Südkorea Yeopgijeogin geunyeo (My Sassy Girl) Komödie
(2001),
Der Tiger, Legende einer Jagd (2015)
Syrien دمشق مع حبي Dimashq ma'a hobee (Damascus with love) Drama (2010)
Tadschikistan Лунный папа (Luna Papa) Komödie/Märchen (1999)
Taiwan Yi Yi - a one and a two Familienfilm/Philosophie (2000)
Thailand คิดถึงวิทยา Khit Thueng Witthaya (The Teachers's Diary) Liebesfilm (2014)
Tibet Samsara (Geist und Leidenschaft) Liebesfilm/Mystik
(2001)
Türkei Kış Uykusu (Winterschlaf) Beziehungsdrama (2014)
Turkmenistan Yandim (gebrochenes Herz) Mystik (1994)
Usbekistan Элпарвар Elparvar Geschichte/Action (2019)
Vereinigte Arabische Emirate ذيب Theeb (Wolf) Abenteuerfilm (2014)
Vietnam Mùi đu đủ xanh (Der Duft der grünen Papaya) Drama (1993)
Zypern Ο Τελευταίος Γυρισμός (O teleftaios gyrismos) Drama (2008)



Ozeanien:

Australien Ten Canoes (10 Kanus, 150 Speere und 3 Frauen) Abenteuerkomödie (2006)
Cook Islands The Legend of One Foot Island Aitutaki Sage (2013)
Fiji Eliki Kurzfilm Fantasy (2009)
Kiribati Words from the last generation Doku (2017)
Marshall Inseln Na Noniep (I am the good fairy) Mystery (2009)
Nauru Die kleinste Republik der Welt Doku (2017)
Neuseeland Als das Meer verschwand (in my father's den) Thriller/Mystery (2004)
- Quiet Earth , Endzeitfilm (1985)
- Rain of the Children, Vincent Ward, (2008)
Mikronesien Breadfruit and open spaces Dokumentation (2013)
Palau Palau, the Reef Fishes Tierfilm
Papua Neu Guinea First contact Doku (1982)
Salomonen Wea Nao Mi? Mystik (2012)
Samoa Loimata Natia (Silent Cries) Beziehungsdrama (2011)
Tonga 'Aho'eitu Mystik (2015)
Tuvalu Der Klimaschock und seine Folgen - die letzten Tage von Tuvalu Doku ARTE (2006)
Vanuatu Tanna Liebesfilm/Thriller (2015)



Xing fu shi guang (happy times) China Drama/Komödie (2000) 9/10 flagge-china-wehende-flagge-15x23.gif




happy times.jpg

Der Regisseur dieses in unseren Breitengraden ziemlich unbekannten Werkes ist Zhang Yimou.

Der Film ist ein Mix aus Drama und Komödie. Irgendwie wie Ying und Yang.

Die Story handelt von einem recht sympathischen Mann, Zhao, der sich aus welchen Gründen auch immer, ausgerechnet in eine korpulente, eher hässliche Lady verguckt hat, welche einen nicht weniger korpulenten Sohn hat. Alle beide kommen sehr unsympathisch daher. Yimou spart da nicht mit phantasievoller Situationskomik.

Daneben gibts in einem Zimmer ein blindes Mädchen, welches "little Wu" genannt und schlecht behandelt wird. Die Figur ist glänzend im Film platziert und setzt sobald sie im Film erscheint, einen scharfen Kontrapunkt zur vorher lustigen Intro.

Um die Heirat in die Wege leiten zu können, braucht Zhao Geld, denn er ist arm wie eine Kirchenmaus. Sein Kumpel Fu bringt ihn auf den Gedanken, beim Park, der als öffentliche Liebeswiese bekannt ist, einen alten Bus umzubauen und den sozusagen als "Stundenbus" zu vermieten. Das Geschäft scheint ins Rollen zu kommen. Das blinde Mädchen soll als seriöse Masseurin zusätzlich Einnahmen generieren.

Zu Zhaos Unglück wird der Bus "vom Amt" entsorgt und er muss sich eine neue Idee für sein Massageunternehmen suchen. In einer alten Fabrikhalle wird er fündig, baut diese um und da die Akquirierung von Kunden nicht seine Sache ist, bezahlt er seine Kumpels, damit diese in den Genuss einer Massage von little Wu kommen.

Ich schliesse eine Monats-Avatarwette ab, dass es niemanden gibt, der bei Professor Lis Massage nicht lachen muss.

Irgendwann geht Zhao der Zaster aus und man beschliesst, Wu mit Falschgeld zu bezahlen.

Little Wu hat nur zwei Wünsche, sie möchte wieder sehen können und ihren Vater treffen. Zur Not würde sie für die Augenoperation auch nach Hongkong oder in die USA reisen.

Inzwischen erwischt Zhao die fette Geliebte, welche inzwischen geheiratet hat, mit einem anderen und wird mit Schimpf und Schande davongejagt. Damit nicht genug, wird er auf der Strasse angefahren und landet im Spital. Seine Kumpels besuchen ihn, gehen zu ihm nach Hause und finden dort eine Kassettenbotschaft von Little Wu.

Sie erklärt, sie wäre nur ne Last, hätte den ganzen Schwindel mit dem Massagegeschäft entdeckt , hätte mitgespielt und ginge nun weg. Sie wäre glücklich gewesen und hätte von Anfang an gewusst, dass alle seine Kumpels kein Geld hätten und alle ihr nur helfen wollten. Die Zeit mit ihnen wäre die Schönste ihres Lebens gewesen. Vielleicht hätten sie nicht bemerkt, dass es Falschgeld war. Sie hätte es sofort gemerkt, aber sie hätte mitgespielt. Obwohl das Geld falsch war, Eure Absichten waren es nicht. Ich werde das Geld für immer behalten...., tief in mir weiss ich, dass ich vermutlich nie geheilt sein werde, aber sorgt Euch nicht, ich werde im Leben nie aufgeben...... dieser Recorder ist für Sie, Manager Zhao, es ist meiner, wenn immer ich traurig bin, höre ich Musik, Wenn Sie traurig sind, hören Sie jetzt Musik.

Dann liest Kumpel Fu den Brief von Zhao ans Mädchen vor, der sich in seiner Hosentasche befand. Ich verrate nicht, was er schreibt. aber es ist zweifellos ein all time bester Schluss. Holy moly.

Die letzten Einstellungen gehören Little Wu, welche durch die Strassen irrt.
Was für ein Film. <3

Humoristisch bedient uns der Film doch mitunter sehr anders, als wir das bei uns gewohnt sind. Floskeln wie: "Du sprichst aus beiden Seiten Deines Mundes" habe ich so auch noch nicht gehört. Insgesamt trifft der Humor bei mir ins Schwarze.

Die ernste Seite des Filmes, eine auf den Punkt gebrachte kluge und harsche Kritik des Kapitalismus, aber wie ich finde auch des Kommunismus (wie der Film durch die Zensur kam, ist mir ein Rätsel), ist schon bemerkenswert.

Am besten hat mir das Spiel mit der Blindheit des Mädchens gefallen. Yimou hat es hier wie kaum ein anderer verstanden, "Sehen" zu visualisieren. Dabei hat er deutlich und ich meine für jeden sichtbar die Ebene des Sehens mit den Augen verlassen und ist in eine Welt des Sehens mit dem Herzen eingetaucht. Damit hat er phantasiereich und lustvoll gespielt. Durchaus ein Saint-Exupery auf chinesisch. Grandios.

Jie Dong spielt alle an die Wand. Was für ein Genie. Den Film halte ich für empfehlenswert.

親愛的,這部美麗的電影適合你。希望您和精遷都還好,也許明年您可以再次旅行。感謝一切。我想我們很快再見 :knuddel:


happy times trailer

happy times - ganzer film mit spanischen subs.
 
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Yeopgijeogin geunyeo (My Sassy Girl) 2001 Südkorea Komödie 9/10 flagge-suedkorea-wehende-flagge-15x23.gif


my sassy girl3.jpg



Was gibts besseres in diesen Zeiten, als eine Komödie zu schauen und mal wieder richtig lachen zu können? Mit dem südkoreanischen Film, eigentlich: "Das bizarre Mädchen" ist die Chance gross, dass dies gelingt.

Der Film beruht auf wahren Ereignissen, welche seinerzeit von Kim Ho-sik in seinen Blog Posts veröffentlicht wurden. Er hat auch beim Drehbuch mitgeholfen.

Regisseur Kwak Jae-yong fährt seinen Film auf zwei Ebenen: einer sehr lustigen, humorvoll erzählten Liebesgeschichte und einer tieferen, psychologisch angelegten Fingerübung.

Der Humor ist anfangs mitunter (fast zu) derb, aber gerade deshalb gut, wird aber im Verlauf des Filmes immer sanfter. Gleichzeitig wird die psychologische Schiene ganz sanft hochgefahren.

Die Kunst des Filmes liegt darin, den Zuschauer in immerhin über 2 Stunden keine Sekunde zu langweilen, ihn mit tollem Humor über die ganze Zeit bei Laune zu halten und die psychologische Botschaft eher versteckt und unaufdringlich unterzujubeln.

Unsere zwei Helden treffen mit einem Paukenschlag aufeinander: Gyeon-woo rettet das Mädchen, von dem man den Namen offen nie erfährt, als dieses in Gefahr ist, betrunken auf die Gleise eines gerade einfahrenden Zuges zu fallen. Fortan kümmert sich Gyeon-woo um das Mädchen. Allerdings ist das Verhältnis keines auf Augenhöhe, denn das Mädchen spielt seine Macht aus und behandelt unseren Helden anfangs oft nicht gut. Der Grund dafür wird in der Folge psychologisch interessant aufgelöst. Erst als Gyeon-woo bereit ist, die Beziehung loszulassen, schafft er die Voraussetzung dafür, dass auch unsere Heldin ihr Verhalten ändert. Mehr möchte ich zur Geschichte selber nicht verraten.

Interessant fand ich Kwak Jae-yong Spiel mit der Zeit. Mein Fazit des Filmes wäre: es gibt für alles in einer Beziehung richtige Zeitpunkte und falsche. Gut funktionieren kann eine Liebe nur, wenn man sich auf Augenhöhe begegnet und wenn beide ihre Rucksäcke ablegen und sich frei im Kopf für eine Beziehung entscheiden.

Insgesamt ist es keine Ueberraschung, dass dieser Film in vielen Bestenlisten für asiatische Filme auftaucht.


wer ein bisschen in den Film reinschauen möchte, um zu sehen, ob sich das lohnen könnte: hier


hier gibts den ganzen film auch bei youtube mit englischen Untertiteln: hier
 
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Ten Canoes (10 Kanus, 150 Speere und 3 Frauen) 2006 Australien 8,0/10 Abenteuerkomödie flagge-australien-wehende-flagge-15x29.gif


10 canoes 2.jpg



Der australianische Film 10 Kanus erzählt uns Geschichten aus dem Leben der Aborigines.

Wenn es in der Literatur Schelmenromane gibt, so ist das vorliegende Werk wohl ein Schelmenfilm. Die Geschichte wird mit einem Humor erzählt, der den geneigten Seher des öftern herzhaft grinsen lässt. Keine Ahnung, ob die Aborigines per se so ein lustiges Völkchen sind, oder ob der Drehbuchschreiber einfach derart talentiert ist.

Einzelne Sitten und Gebräuche der Aborigines werden dem Betrachter näher gebracht. Nicht selten bleibt man staunend zurück. Fasziniert von der seltsamen Natur, der Landschaften der Aborigine-Gesichter und-Körper, den geschmeidigen Bewegungen und der unvertrauten Mimik.

Die Geschichte, welche erzählt wird, ist nicht besonders spektakulär: als sich Dayindi für eine Frau seines Bruders Minygululu interessiert, wird ihm eine Geschichte eines Falles aus längst vergangenen Zeiten erzählt:

Ein Aborigine mit dem Namen Ridjimiraril hätte 3 Frauen gehabt. Sein jünger Bruder Veeralparil hätte Interesse für dessen jüngste Frau bekundet.
Ein Fremder wäre aufgetaucht. Ridjimirarils zweite Frau wäre verschwunden. Als das Gerücht umging, der Fremde wäre wieder "im Land", machte sich Ridjimiraril auf und tötete einen Mann, als der "gerade beim Kacken" war. Nundenn, es war "der Falsche", nicht der gesuchte "Fremde". Der Nachbarstamm, dem "der Falsche" angehörte, verlangte Genugtuung. Nach Tradition durften der Nachbarstamm nun Speere aus Distanz auf Ridjimiraril werfen. Schlussendlich traf den ein Speer so, dass er schwer verletzt wurde. Man konnte ihn noch in sein Dorf bringen, wo er allerings verstarb. Die 2. Frau Ridjimirarils taucht überraschend im Dorf auf (sie wurde entführt). Veeralparil musste sich gemäss der Sitte fortan um die 3 Frauen von Ridjimiraril kümmern.

Was hier so staubtrocken daherkommt, wird durchaus unterhaltend erzählt.

Sätze wie: "Veeralparils Gedanken begaben sich auf die Wanderschaft, bald ging sein Körper hinterher" oder als Veeralparil flirten will, wird er mit der Bemerkung abgewiesen: "Such Dir ein Krokodilweibchen und hau ab!". Textlich ist das ein Sammelsurium an Phantasie.

Eindrücklich wird dem Betrachter die Entstehungsgeschichte gemäss den Aborigines beigebracht. Sie wird mit selten gutem Humor erzählt. Der Kreis des Lebens wird im Film auch abgeschlossen, als eines der letzten Tabus gebrochen wird: dem Tod. Die Darstellung, der Ablauf, die Sichtweise der Aborigines wird bemerkenswert dargestellt. Dieser Kreislauf Entstehung von Leben und Vergehen hab ich als wahre Stärke des Filmes wahrgenommen. Das war in der Tat grosses Kino.

Diesen Film muss man vermutlich mit dem Bauch sehen und nicht mit dem Kopf. Das ist nicht immer einfach. Der Regisseur hilft da mit dem Mittel des Humors mit.

Wer Lust hat, in eine völlig andere Welt einzutauchen, wer an Sitten und Gebräuchen anderer interessiert ist und/oder seltsamen Humor zu schätzen weiss, ist hier vermutlich richtig. Wer Action und Spannung sucht, kommt eher nicht auf seine Rechnung.

Für mich war der Film eine Offenbarung. Mir hat er durchaus gefallen.

10 Kanus, 150 Speere, 3 Frauen trailer

10 canoes ganzer film englisch
 
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merthyr matchstick
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Dare mo Shiranai (nobody knows) Japan Drama 2004 10/10 flagge-japan-wehende-flagge-15x23.gif


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Der Film beruht auf wahren Begebenheiten, welche nicht weniger erschütternd sind, als der Film selbst. Regie führt Hirokazu Kore-eda.

Der Plot ist wie folgt aufgebaut:

Die allein stehende Mutter Keiko, hat 4 Kinder, von vier verschiedenen Männern. Da die Vermieter der neuen Wohnung Kleinkinder nicht mögen, wird nur Akira, der 12-jährige Sohn, vorgestellt. Die anderen drei Kinder, Kyoko, Shigeru und Yuki, werden in Koffern versteckt ins Appartment reingeschmuggelt.

Die Mutter hält nichts davon, die Kinder in die Schule zu schicken und instruiert die Kinder, nicht nach draussen und nicht auf den Balkon zu gehen.

Keiko hat einen neuen Freund und will die Kinder erstmal von ihm fernhalten. Sie weist Akiro an, sich um die Einkäufe und die 3 Geschwister zu kümmern. Selten schickt Keiko Geld, selten taucht sie selber auf. Als sie doch wiedermal auftaucht erklärt sie, dass sie weggeht, aber zu Weihnachten zurück sein will. Sie wird dieses Versprechen nie einlösen.

Die Kinder sind allein auf sich gestellt und beginnen, sich zu entwickeln. Im Frühling verlassen die Kinder tagsüber das Haus, beginnen endlich zu leben. Aus dem Wenigen, das ihnen zur Verfügung steht, holen sie das Maximum raus. In einem Lebensmittelladen schliesst Akira eine lose Freundschaft zu einem sehr jungen Verkäufer, der ein gutes Herz hat und immer mal wieder mit Lebensmitteln aushilft. Ebenso gibts ein Mädchen, Saki, das vom Umfeld gemobbt wird und Akira sympathisch ist. Saki ist ebenfalls in einer schwierigen Lage und beschliesst, den Kindern zu helfen, indem sie sich mit einem Mann trifft. Akira ist unklar, wofür das Mädchen das Geld genau bekam und will nichts annehmen.

Langsam geht ihnen das Geld aus, Wasser und Gas werden abgestellt. Die Lage wird immer bedrohlicher. Akira ist jetzt auch bereit, die Hilfe des Mädchens anzunehmen. Die Lage ist so verzweifelt, dass selbst er stiehlt. Akira, der immer souverän war, wird nervös. Yuki stirbt bei einem Unfall im Haus. Da sie immer von Flugzeugen geträumt hat, wird sie in einem Koffer hingebracht und auf dem Gelände beerdigt.

der soundtrack dort ist enorm stark, passt perfekt zur traurigen stimmung.

der wohlgesonnene angestellte im laden hilft weiterhin mit essen aus, die 4 sehen ein flugzeug. vermutlich denken sie an yuki.

wies weiterging, wird im film nicht aufgelöst.

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Der Film wird in einem angenehm entschleunigten Tempo erzählt. Die Geschichte ist glaubhaft, kommt ohne Uebertreibungen aus, wirkt beklemmend. Mutter Keiko wird erstaunlich liebevoll dargestellt, was angesichts ihres Verhaltens überrascht.

Yuya Yagira, welcher Akira spielt, ist unfassbar talentiert. Die Geschichte nimmt ab der Erkenntnis, dass die Mutter Keiko wohl nicht mehr zurückkommt, Fahrt auf. Spätestens ab da ist der Film sehr eindringlich. Zwar gibt es Hoffnungsschimmer, wie die Zeichnungen der Kinder, das Ansäen und Giessen der Pflanzen usw. Die Not ist aber erschütternd und geht unter die Haut. Der Regisseur fügt die Aussenseiter: die Kinder, den Jungen im Supermarkt und das Mädchen Saki zusammen.

Habe mich selten nach einem Film dermassen traurig gefühlt. Ausser dem Fazit, dass man essenzielle Lebenskrisen in einer Gruppe wohl besser meistern kann, fällt mir nichts ein, was die Melancholie hier dämpfen könnte. Vielleicht muss das hier bei diesem Film genügen. Angesichts des Gesehenen ist das erschreckend wenig.

Dass der Film öfters mal zu einem der besten asiatischen Filme überhaupt gezählt wird, überrascht mich nicht. Der ist handwerklich schon sehr gut gemacht und so eine Geschichte lässt vermutlich niemanden kalt, vergisst man nicht so schnell.

trailer - nobody knows
 
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Dangal (die Hoffnung auf den grossen Sieg) Indien 2016, Sportfilm 7.5 flagge-indien-wehende-flagge-15x23.gif


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Der Film Dangal handelt von den indischen Ringerinnen Geeta und Babita Kumari.

Die Geschichte entspricht hier und dort nicht den tatsächlichen Begebenheiten und wird von Regisseur Nitesh Tiwari eher locker erzählt.

Der Plot ist wie folgt angelegt:

Mahavir Sing Phogat war selber ein guter Ringer und wünscht sich nichts mehr, als einen Sohn zu einem erfolgreichen Ringer zu machen. Das Schicksal will es allerdings so, dass seiner Frau und ihm gleich 4 Töchter geschenkt werden, aber kein Junge. Unser Held, der ein bisschen als Mischung zwischen Ahmet Oener und Jose Mourinho daher kommt, wirkt nicht wirklich "amused". Als er aber eines Tages zwei völlig verdreschte Jungs sieht und feststellt, dass die "Schuldigen" daran niemand anders als seine beiden Töchter Geeta und Babita sind, fasst er den Entschluss, diese zu Ringerinnen zu machen.

Das Kopfhaar fällt, ein hartes Training beginnt. Mahavir hat nicht nur gegen das Umfeld anzukämpfen, sondern auch gegen die 2 Mädchen. Diese sind anfangs nämlich nur mässig begeistert und sabotieren das Training, indem der Wecker verstellt wird, Verletzungen vorgetäuscht werden, das Licht manipuliert wird. Mahavir richtet indes unverdrossen eine idyllisch gelegene Trainingsstätte ein.

Erst als eine Kollegin der zwei Mädchen ihnen erzählt, wie gut es der Vater eigentlich mit ihnen meint und nur das Beste für sie will, legen sie sich richtig ins Zeug und beginnen, ernsthaft zu trainieren und schon bald Erfolge beim Ringen zu feiern.

Der nationale Titel wird errungen und um die Leistungen zu verbessern und international konkurrenzfähig zu sein, steht für Geeta erstmal ein Umzug ins nationale Leistungszentrum an. Die dortige Trainingslehre, der Lebensstil, sieht ein bisschen anders aus, als es sich dies Geeta gewohnt ist. Später gelingt auch Babita der Sprung ins Leistungszentrum. Im Lauf der Zeit kehrt insbesondere Geeta insgeheim wieder zur Ringerphilosophie ihres Vaters zurück (Babita hatte die Methoden des Vaters eh immer verteidigt).

Zum Schluss werden die Commonwealth Games in New Delhi nochmal beleuchtet, wobei insbesondere das Turnier von Geeta im Mittelpunkt steht.

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Insgesamt ein mutiger indischer Film, der die Stellung der Frau im indischen Alltag beleuchtet. Es ist klar zu spüren, wie der Regisseur anhand des Films versucht, Tabus aufzubrechen und die Message des Filmes ist imo nicht anders zu verstehen, als er ein flammendes Pladoyer für die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist. Ein Umstand der in Indien wohl noch immer ziemlich Zündstoff für Diskussionen birgt.

Stark am Film fand ich, dass dem Zuschauer das Wertungssystem beim Ringen und die Bedeutung der Zeichnung der Matte erklärt wird.

Höhepunkte des Films waren aber die wirklich schönen Farben, welche man in unseren Breitengraden so nicht sieht, die ungewohnten, fremdländischen Gesichter, die Bewegungen, die Art des Kochens, die Architektur der Einrichtungen, gewisse Naturaufnahmen, die ursprüngliche, unvertraute Art des Ringens und auch ein recht feiner Humor. Mit der Musik würde man vermutlich beim GP in unserem Forum nicht gewinnen, aber was heisst das schon?:clowns:

Als Schwachpunkt sah ich den Umstand, dass zu viel im Film nicht mit der wahren Geschichte übereinstimmt. Ich finde, das hätte der Film nicht nötig gehabt.

Trotzdem spart die internationale Kritik nicht mit Komplimenten und mit 8,4 fällt die Bewertung bei Imdb für einmal höher aus, als ich den Film einschätze.

dangal - trailer

die Filmkarte:


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Возвращение (die Rückkehr) 2003 Russland Drama/Mystik 9/10 flagge-russland-wehende-flagge-15x23.gif

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Mit dem Film die Rückkehr, hat der Regisseur Andrei Swjaginzew gleich ein brilliantes Spielfilmdebut gefeiert.

Der Plot selber ist nicht spektakulär:

Der Film beginnt mit einer Mutprobe, welche unter anderem der nachdenkliche, 12-jährige Iwan und dessen 14-jähriger "kompatiblerer" Bruder Andrej, zu bestreiten haben: sie sollen sich von einem sehr hohen Turm in einen See stürzen. Während Andrei die Mutprobe problemlos meistert, leidet Iwan unter Höhenangst und springt nicht. Er wird von seiner Mutter getröstet und gilt fortan als Feigling bei der Gruppe.

Andrej und Iwan leben bei der Mutter und der Grossmutter. Ihren Vater kennen sie nur von einer Foto.

Plötzlich und unerwartet taucht der Vater auf. Dieser will mit den Jungs für ein paar Tage zum Angeln verreisen. Die 3 brechen auf. Unterwegs kommt es zur Reibereien. Der Vater wirkt mitunter wenig liebevoll und besonders der sensible Iwan hat mit ihm so seine liebe Mühe und ist argwöhnisch. Bruder Andrej ist pflegeleichter und muss seinem Bruder immer mal wieder zureden.

Schliesslich setzt die Gruppe mit einem Boot auf eine unberührte Insel über. Iwan ist gegenüber seinem Vater misstrauisch, leidet unter dessen Gewalt. Regisseur Swijaginzew baut da geschickt Spannung auf und man fragt sich, was nun passieren wird. Auf der Insel eskaliert die Sache, als der Vater mal wieder seine Kinder schlägt. Iwan hält es nicht mehr aus und flüchtet sich auf einen Turm. Der Vater verfolgt ihn und klettert ihm nach.

Wie es weitergeht verrat ich nicht.


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Wie man mit so wenig erzählerischer Dichte einen so erfüllenden Film hervorzaubern kann, ist Swjaginzews Meisterschaft.

Alle 3 Hauptprotagonisten liefern bemerkenswerte schauspielerische Leistungen ab.

Der Regisseur bedient sich vieler grossartiger Bilder wie z.B. dem Turm, baut die Natur glänzend in seine Geschichte ein. In seinem Film stellt er viele Fragen und beantwortet kaum eine. Die Antworten überlässt er grosszügigst der Betrachterin/dem Betrachter. Hier und dort ist durchaus auch ein Hauch "russischer Seele" zu spüren. Mit mystischen Symbolen wird nicht gegeizt. Sie sind bei diesem Film die Kirsche auf der Torte.

Swjaginzew übereilt wahrlich nichts. Das Filmtempo ist gemächlich. Trotzdem war mir keine Sekunde langweilig, was mich eigentlich noch immer wundert. Dieser Film war zweifellos eine sehr angenehme positive Ueberraschung. Kann ihn mit gutem Gewissen empfehlen.

the return - trailer

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桃姐 Tao Jie (Ein einfaches Leben) (2011) Hongkong Drama/Philosophie 10/10 Animated-Flag-Hong-Kong (Copy) (Copy) (Copy).gif

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Der Film Tao Jie beruht auf einer wahren Begebenheit. Geschildert werden die Erlebnisse des Coautors Roger Lee und seiner Haushälterin.

Die Haushälterin Ah Tao bietet ihre Dienste 60 Jahre lang der Familie Leung an. Der Sohn des Hauses, Roger Leung, kümmert sich liebevoll um die Haushälterin, als diese einen Schlaganfall erleidet und in ein Altersheim eingewiesen wird.
Ah Taos Leben im Altersheim wird eindrücklich geschildert, wobei Regisseurin Ann Hui die Zustände recht differenziert, aber trotzdem mit einer gewissen Schwermut, beschreibt. Im Mittelpunkt der Geschichte steht aber die Beziehung von Roger Leung und Ah Tao.

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Was hier als Plot einfach daherkommt, ist philosophisch recht tief angelegt. Changen hat mir immer "Chi" (den Lebensfluss) erklären wollen. So sehr ich aufgepasst habe, ich hab das in dieser Tiefe nie so ganz verstanden. Der Film hat mir das eine oder andere sehr eindrücklich vor Augen geführt und ich bedanke mich für die Nachhilfestunde. Wer im Film drauf achtet, wird einiges über Lebensenergie erfahren. Dazu gehört, wie so oft bei asiatischen Filmen, die Bedeutung des Essens, aber auch der Energiefluss bei sozialen Kontakten wie auch bei asiatischen Gymnastikübungen. Es scheint mir kein Zufall zu sein, dass Ann Hui diese Uebungen im Film kurz einbezieht. Ebenso hat die Sichtbarmachung der Energielosigkeit, der dumpf vor sich hin lebenden Pensionäre einerseits und die Beschreibung des energiegeladenen, vitalen Altersheimgigolos, der noch immer Prostituierte aufsucht und sich immer mal wieder Geld sowohl von Ah Tao, als auch von Roger Leung, leiht, durchaus damit zu tun. Dass Ah Tao durch Roger dem lebensfrohen Oldie auch weiterhin Geld leiht, obwohl sie wusste, was mit dem Zaster geschah und selber kaum Geld hatte, rang mir ein Schmunzeln ab.

Daneben überzeugt aber auch vor allem die poetische Darstellung der Beziehung von Roger Leung mit unserer Heldin Ah Tao. Das Sichtbarmachen dieses bedingungslosen Gebens und Nehmens, welches altersbedingt im Lauf eines Lebens zu einem Nehmen und Geben wird, hat mir speziell gut gefallen.

Ah Tao schafft es nicht, ihre alten Habseligkeiten zu entsorgen. Obwohl diese oftmals nur symbolischen Wert besitzen, gehören diese doch unumstösslich zu ihr. Roger schafft dieses Loslassen am Ende des Films. Nicht mit materiellen Dingen, sondern mit einem geliebten Menschen. Das war schon sehr grosses Kino.

Der Film ist zu keinem Zeitpunkt kitschig, das Altersheim wird brutalst ehrlich dargestellt, mal für gewisse Pensionäre als klar definierte Wartehallen auf den Tod, mal bei anderen Pensionären, welche noch mobil oder zumindest geistig noch auf der Höhe sind, mit einer gewissen Lebensqualität. Ebenso eindringlich fand ich, wie Ann Hui die diversen Talente vieler Altersheimbewohner, insbesondere aber auch jener unserer Heldin, schildert. Es stimmt doch sehr nachdenklich, wie ungenutzt diese Talente oftmals brachliegen und ich frage mich, wie wir zudem auch in unseren Breitengraden, einen mitunter erschreckend kalten Umgang mit verdienstvollen Menschen rechtfertigen wollen.

Insgesamt fand ich den Film aber nicht so düster, wie das hier vielleicht rüber kommt. Im Gegenteil. Da war viel Hoffnung, viele kleine wunderbare Gesten, Episoden (z.B. der Abend, als Roger Ah Tao zu einer Vernissage mitnahm und diese ein bisschen Glamour durchaus genoss) in dieser filmischen Trouvaille zu sehen.

Für mich persönlich bislang der beste Film, den ich hier vorgestellt habe, was aber natürlich immer Geschmackssache ist. Bin vor allem auch gespannt, was die kleineren Länder Asiens und Ozeaniens noch so zu bieten haben und auch, ob ich zu einzelnen Ländern überhaupt Filme finde... :)

tao jie - trailer - deutsche untertitel

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Kış Uykusu (Winterschlaf) Türkei Beziehungsdrama (2014) 9,5/10 flagge-tuerkei-wehende-flagge-15x22.gif


kis uykusu (Copy) (Copy).jpg

Für den Film Winterschlaf von Regisseur Nuri Bilge Ceylan ist durchaus Durchhaltevermögen angesagt, denn er dauert immerhin 3 Std. und 16 min.

Dennoch, ich fand, es hätte sich gelohnt.

Der Film ist in Kappadokien (Zentralanatolien) angesiedelt. Er handelt im Wesentlichen von Aydin, einem ehemals erfolgreichen Schauspieler und seiner um Jahre jüngeren Frau Nihal. Aydin ist wohlhabend, besitzt und vermietet Häuser und schreibt Artikel. Er wird im Film zumindest am Anfang sehr sympathisch dargestellt, mit viel Wissen und Lebenserfahrung, mit einer klaren Definition, was Recht und was Unrecht ist, mit Empathie und Eloquenz. Gepaart mit der wunderschönen Landschaft (man möchte (ohne Corona) gleich den Rucksack packen und dorthin reisen) und der prächtigen Architektur der Häuser, deren halbrunde Fenster allein schon ein Augenschmaus sind, wird zunächst ein Idyll vermittelt.

Allerdings erleidet dieses schon sehr früh im Film einen Dämpfer, als ein Sohn eines Mieters das Fensterglas des Jeeps von Aydin mit einem Steinwurf zertrümmert.

Es ist der Startschuss für das Aufzeigen der Risse in Aydins Ehe, der Beziehung zu seiner Schwester Necla und einer Demontage eines sehr stolzen Mannes.

Möglich, dass Regisseur Ceylan mit dem Bild der äusseren Schönheit bewusst gespielt hat, denn die Einrichtung der Häuser überzeugt mitunter ebensowenig wie immer mehr das Innenleben unseres Helden Aydin.

Die Ehe mit Frau Nihal scheint nur noch auf dem Papier zu bestehen. Das Zusammenleben ist kalt, fast eisig. Die zwei "funktionieren" in ihren Rollen nur noch , liebe Worte und Zärtlichkeiten gibt es keine.

Aydin ist ein kluger Mann mit Prinzipien und einer Philosphie über Schuld und Moral, die es in sich hat und in glänzenden Dialogen mit Schwester Necla herausgefordert wird.

Mag sein, dass Aydins Grundsätze aller Ehren wert sind, aber flexibel und dynamisch sind seine vertretenen Glaubenssätze nicht und sie pressen ihn genauso wie sein Umfeld in ein Korsett, welches buchstäblich atemraubend ist.

Seine Frau Nihal versucht insofern aus dem Käfig auszubrechen, als sie sich für die Nachbarschaftshilfe engagieren möchte und darin einen Sinn sucht, aber es nicht schafft, sich endgültig von Aydin zu lösen. Dass Nihal Aydin bei dieser karitativen Tätigkeit nicht dabei haben will, löst dessen Argwohn aus und es entwickelt sich ein sehr tiefes Gespräch, indem es Nihal Aydin zu vermitteln gelingt, wie sehr ihre Lebensfreude durch seine Ansichten abgewürgt wird.

Es ist beeindruckend, wie Aydins Sicherheit und Selbstachtung daraufhin Stück für Stück auseinanderfällt. Seine einst vordergründig überzeugende Philosophie trägt nicht mehr und am Ende bleibt ein in seinen Grundwerten verletzter Aydin zurück. Er beschliesst, sich eine Auszeit zu nehmen und nach Istanbul zu fahren. Daraus wird nichts, als er seine Pläne noch auf der Reise ändert und einen Kumpel besucht. Dort befindet sich auch der Lehrer, der gemeinsam mit Nihal die Spenden betreut. Alle bechern ordentlich und es entsteht ein philosphischer Wettstreit, der sich gewaschen hat.

In der Zwischenzeit besucht Nihal die Familie des kleinen Jungen, der den Stein geschmissen hat und will dieser Geld schenken. Als ein Familienmitglied das Geld verbrennt, weil es zu stolz ist, das Geld anzunehmen, geht auch ihre Vision im Feuer auf.

Aydin fährt zurück, weil auch er es nicht schafft, sich von Nihal zu lösen. Dabei ist er auch bereit, den Preis der Würdelosigkeit zu zahlen, wenn er nur bei Nihal bleiben kann. Diese ist ebenso erniedrigt. Auch ihre Sache erscheint trostlos.

Am Ende beginnt Aydin sein Buch zu schreiben.

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Wirklich starker Film über das Zusammenleben eines Paares. Der Regisseur nutzt seine drei Stunden dabei sehr gut. Er gräbt tief und viele ZuschauerInnen dürften sich da irgendwie und irgendwo wiedererkennen.

Die wichtigste Erkenntnis des Streifens erschien mir folgende: selbst wenn man für sich! eine funktionierende Philosophie und ein Wertesystem gefunden hat, heisst das noch lange nicht, dass dies auch für den Partner/die Partnerin so sein muss. Wird die ursprüngliche Denke einfach einem anderen Menschen übergestülpt, kann man damit leicht einen Menschen brechen, egal, wie gut man es eigentlich meint. Freiheiten lassen ist vermutlich das Stichwort ebenso wie die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung. Wird das komplett negiert, kommts wohl zum goldenen Käfig und fehlt die Luft zum Atmen.

Wusste nicht, ob ich mir den Film "Bal" oder diesen hier anschauen und für die Türkei "starten" lassen soll. Habe es jedenfalls nicht bereut, Winterschlaf zu berücksichtigen.

kis uykusu - trailer



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Шар нохойн там (die Höhle des gelben Hundes) Mongolei dok. Spielfilm (2005) 9,5 flagge-mongolei-wehende-flagge-15x23.gif

die höhle des gelben hundes 3.jpg


Der Film die Höhle des gelben Hundes zeigt im wesentlichen Einblicke ins Leben der mongolischen Familie Batchuluun, welche sich gleich selber spielt.

Die Tochter Nansal findet einen Hund in einer Höhle. Sie bringt das Hündchen, welchem man in der Folge den Namen Zochor gibt, zu ihrer Familie. Der Vater ist wenig begeistert, denn er befürchtet, dass der Hund evtl. mit Wölfen zusammengelebt hat, diese die Fährte des Hundes aufnehmen und schliesslich über seine Schafe herfallen könnten. Als die Familie nomadisch weiterziehen will und man das Lager abbaut, bekommt Nansal den Auftrag, auf ihren kleinen Bruder aufzupassen. Nansal zieht es aber vor, mit Zochor zu spielen und verliert den Bruder aus den Augen. Dieser macht sich unbemerkt davon. Die Familie lässt auch Zochor angebunden zurück und reist weiter. Als man eine Weile unterwegs ist, bemerkt man, dass der Sohn fehlt und der Vater reitet zurück. Zochor hat sich inzwischen befreit und hält die Geier ab, den Jungen zu attackieren. Schliesslich trifft der Vater ein, packt seinen Sohn und nimmt nun auch Zochor dankbar mit. Alle reisen glücklich weiter.

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Der Regisseurin Byambasuren Davaa ist da durchaus ein Geniestreich geglückt. Der Film ist genau das, was ich mir erhoffte, irgendwo bei meiner Serie vorzufinden. Die Menschen, die Gefässe, das Haus, die Sitten, die Landschaft sind dermassen faszinierend anders, dass mein Fernweh erst recht geweckt wurde. Die Farbenpracht des Filmes ist einfach nur grossartig. Vor allem gibts da Farben zu sehen, für welche ich den richtigen Namen evtl. nicht wüsste. Ich habe z.T. vermutlich noch nie sowas gesehen. Die Familie lebt als Nomaden offensichtlich von der Landwirtschaft. Die Nachhaltigkeit des Lebenstils wird auch durch einen windunterstützten, simplen Generator unterstrichen. Der Einklang mit der Natur ist ebenso eindrücklich, wie das Verhalten der Familie unter sich. Alle helfen mit und obwohl Nansal nun wirklich sehr klein ist, kann sie schon reiten und bekommt richtige Arbeiten zugeteilt.
Bezeichnend fand ich auch, dass der einzige Gegenstand, der im Film kaputt geht, ein Plastikbehälter ist, den der Vater unter anderem als Geschenk für seine Familie mitgebracht hat.

Besonders gut fand ich die Geschichte, welche die Grossmutter erzählt:

Vor langer Zeit lebte eine reiche Familie hierzulande. Sie hatte eine schöne Tochter. Eines Tages wurde die Tochter sehr krank. Keine Medizin konnte helfen. So fragte der Vater einen weisen Mann, was zu tun sei. Der weise Mann sagte: dein gelber Hund ist böse. Du musst ihn wegschicken. der Vater meinte: aber warum? Er schützt uns und unsere Herde. Der Weise antwortete: das ist, was ich zu sagen hatte und was Du wissen wolltest. Der Vater hatte nicht das Herz, um den gelben Hund zu töten. Aber für das Wohlwollen seiner Tochter musste er was machen. Also brachte er den Hund in eine Höhle, aus der es kein Entkommen gab. Er brachte ihm jeden Tag zu essen. aber eines Tages, war der Hund weg. Die Tochter erholte sich aber tatsächlich. Eigentlich war der Grund darin zu suchen, dass die Tochter in einen jungen Mann verliebt war und als der Hund weg war, konnte sich das Paar treffen, ohne gestört zu werden.

Im Schlaf träumt Nansal die Fortsetzung der Geschichte:

Sie fragt im Traum die Grossmutter: was passierte mit dem gelben Hund? Das Paar heiratete und hatte ein Kind. Vielleicht war der Hund mit einem Pferdeschwanz neugeboren. Wirklich? Werde ich als eine Person wiedergeboren in meinem nächsten Leben? Komm her, ich zeig Dir was: Die Grossmutter lässt Reis auf eine Nadel fallen und fragt: sag mir, wenn ein Reiskorn auf der Nadelspitze liegen bleibt. Die Kleine antwortet: das geht gar nicht! Die Grossmutter erwidert: siehst du mein Kind. So schwierig ist es, als Person wiedergeboren zu werden. Darum ist ein menschliches Leben so wertvoll.

Toller Film, danke allen, die an diesem Film mitgearbeitet haben. Das war in der Tat grosses Kino!

hier gibts den trailer

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وجدة (Das Mädchen Wadjda) Saudi-Arabien Tragikomödie (2012) 9,5/10 flagge-saudi-arabien-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Film "das Mädchen Wadjda" von Haifaa Al Mansour ist zweifellos eine angenehme Ueberraschung, welche mit einigen Vorurteilen aufräumt. Schliesse mich der Einschätzung der Filmfestspiele von Venedig an, wo man meinte, der Film sei eine "kleine Sensation".

Plotmässig spielt der Film auf zwei Ebenen:

Vor allen Dingen wird über das Mädchen Wadjda berichtet, ihren Traum von einem grünen Fahrrad (welches sie beim Händler reservieren lässt, ohne zu wissen, wie sie das Rad bezahlen soll). Mit dem Fahrrad will sie im Rennen gegen einen vielversprechenden und sehr sympathischen jungen Mann antreten, der "Abdullah" heisst. Wadjdas Alltag in der Schule und der Familie wird ebenso in einer Form gezeigt, der unseren Augen in Europa weitgehend verborgen bleibt. Gleiches gilt für die Darstellung der Frau in der saudi-arabischen Gesellschaft, wobei Wadjdas Eltern ihrer Tochter zumindest zu Hause viele Freiheiten lassen. Wadjda ist ziemlich geschäftstüchtig und beschliesst, an einem Koranwettbewerb teilzunehmen, wo reichlich Rial winken, und wo sie sich erhofft, mit dem Preisgeld endlich das heiss ersehnte Fahrrad kaufen zu können.

Auf der zweiten Ebene wird die Geschichte der Mutter Wadjdas erzählt, welche nach der schweren Geburt ihrem geliebten Mann kein Kind mehr schenken kann. Dieser wünscht sich einen Sohn und trägt sich mit dem Gedanken nach einer Zweitfrau, was beim Paar zu Konflikten führt. Schlussendlich entscheidet sich der Vater doch, eine Zweitfrau zu heiraten, was seine Frau enttäuscht zurück lässt. Das Kleid, mit dem sie sich für ihren Mann besonders hübsch machen wollte, kauft sie nicht.

Wadjda gewinnt zwar den Koranwettbewerb, als sie aber sagt, dass sie sich mit dem Preisgeld ein Fahrrad kaufen will, wird das Preisgeld von der Schulleiterin kurzerhand den Palästinensern gespendet und Wadjda geht leer aus.

Wadjda kehrt traurig nach Hause zurück, wo sie die neuen Hochzeitsfeierlichkeiten ihres Vaters zusammen mit ihrer Mutter aus der Ferne sieht. Die Mutter hat das gesparte Geld inzwischen in das grüne Fahrrad investiert, welches sie Wadjda schenkt.

Beim Rennen mit Abdullah siegt Wadjda und sorgt damit für ein glückliches Ende des Films.

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Fand den Humor im Film sehr gut und musste des Oeftern herzhaft lachen.Hätte da im Leben nicht an so einen launigen Film aus Saudi-Arabien gedacht.

Die Einblicke in die Familie, wenn die Haustür mal geschlossen war, fand ich erstaunlich. Dieser Switch vom Angepasstsein zu plötzlichem freien Leben war doch überraschend. Offenbar wird da privat mitunter doch sehr anders gelebt, als man es sich das hier so gemeinhin denken würde.

Den leisen Seitenhieb der Drehbuchschreiberin, dass selbst hardcore Koranaddicts ihre strengen Regeln auch nicht immer so vorbildlich leben können (die Schulvorsteherin hat offensichtlich eine Affäre) fand ich tröstlich.

Im weiteren schien mir nicht der Koran selber das Problem zu sein, sondern der scheuklappenartige Umgang und der Fanatismus damit und da hat Haifaa Al Mansour ganze Arbeit geleistet.

Diese gesungenen Koranverse hatten durchaus was. Mir hat das als Gesang und Zeremonie durchaus gefallen.

Kann mir gut vorstellen, dass Filme wie dieser in Saudi-Arabien diskutiert werden und dass sie mit dazu beitragen, allzu starre religiöse Sichtweisen aufzubrechen und für mehr Freiheit zu sorgen. Das was dort passiert (und da fand ich den Film sehr klar), kanns in Sachen Freiheiten und Sozialkontrolle irgendwie nicht sein.

das mädchen wadjda - trailer deutsch

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Tanna 2015 Vanuatu Liebesfilm/Thriller 9,5/10 flagge-vanuatu-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Filma Tanna beruht auf wahren Begebenheiten. Eindrücklicher Film über das Leben, die Sitten und Gebräuche indigener Völker. Zentrales Thema des Filmes ist die Zwangsheirat.

Der Stamm der Kastom Road lebt verfeindet mit dem Stamm der Imedin. Immer wieder kommt es zu tödlichen Ueberfällen.

Beim Stamm der Kastom Road stehen vor allem der Held Dain und die vielversprechende Wawa im Fokus.

Als der Schamane des Stammes der Kastom Road durch die Imedin schwer verletzt wird, stellt sich die Frage nach Vergeltung. Dains Vater und Mutter wurden auch schon durch die Imedin getötet.

Die beiden Stämme treffen sich zu Friedensgesprächen. Man kommt überein, dass eine Zwangsheirat von Wawa mit dem Sohn "Kapan Cook" des Häuptlings der Imedin den Frieden besiegeln soll. In 2 Tagen wolle man Wawa abholen.

Wawa liebt allerdings Dain und will sich der Anordnung nicht unterwerfen, auch wenn sie weiss, dass dies für den Stamm Krieg bedeuten kann. Inzwischen hat sie was mit Dain, was den Deal unmöglich macht, da davon auszugehen ist, dass dies die Imedin nicht akzeptieren werden.

Dain wird aus dem Dorf gejagt, Wawa folgt ihm. Beim Treffen der Kastom Road und den Imedin kommts beinahe zum offenen Krieg. Schliesslich einigt man sich darauf, dass Wawa zu suchen und den Imedin zu übergeben ist, ansonsten ein Krieg unvermeidbar erscheint.

Das Liebespaar Dain und Wawa wird nach div. Abenteuern von Angehörigen der Kastom Road gefunden. In der Nacht entwischen Dain und Wawa und begeben sich zum Vulkan.

Das Ende ist so nicht unbedingt vorauszusehen, aber ist selten kraftvoll und geht unter die Haut.

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Der Film ist ingesamt ein Augenschmaus. Besonders positiv fällt auch die Musik auf. Die Story ist gut erzählt mit einer Prise Poesie und Lebensweisheit. Eine Handvoll Spiritualität und Mystik ist auch dabei, mit tollen, atemberaubenden Kameraeinstellungen. Ein Film mit Tiefgang, keine Frage.

Wer Exotik mag, kommt bei diesem Film auf seine Rechnung. Insgesamt absolut eine Trouvaille. Ohne diese Serie wäre ich wohl nie auf diesen wunderbaren Film gekommen. Das scheint sich wirklich zu lohnen. Bin gespannt, was mich noch alles erwartet.

hier gibts den trailer

ganzer film auf youtube (engl. subtitles)

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A river changes course Kambodscha Dokumentarfilm (2013) 10/10 flagge-kambodscha-wehende-flagge-15x23.gif


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Nun, die Reise durch die Filmwelt Asiens und Ozeanien hört nicht auf, mich zu verblüffen.
Zum Glück habe ich mir die Filme nicht im voraus zurecht gelegt, sondern entdecke sie.

Grundsätzlich schaue ich mir an, was so bei den "besten Filmen" eines Landes aufpoppt und gehe durch, was in etwa passen könnte.

Bei diesem Film habe ich mich vom Filmplakat inspirieren lassen. Es hat mir sofort gefallen.

Die Doku selber allerdings nicht weniger. Das ist schon hohe Filmkunst, was Kalyanee Mam da abliefert.

Im Film wird die Lebensweise von 3 ausgewählten Familien Kambodschas beleuchtet.

Die Bilder sind kraftvoll, nicht selten wunderschön, postkartenartig.

Dass der Film nicht wirklich als Werbespot für eine launige Touristenreise nach Kambodscha gedacht ist, wird schnell klar. Der Gegensatz Stadt/Land wird ebenso thematisiert wie die andauernde Umweltzerstörung.

Was auffällt ist die Nähe der Landbevölkerung zu ihrem Essen, der Natur, sowie die Mitarbeit selbst kleinster Kinder in vielen Arbeitsprozessen. Gegessen wird auf dem Boden. Die Leute wirken handwerklich durchs Band überaus geschickt.

Im Gegensatz dazu das Leben in der Stadt. Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken. Durchaus eine Bestätigung dessen, was man sich so unter der Produktion in Ländern wie China, Vietnam, Kambodscha und anderen Ländern vorstellt. Die Doku zeigt eindrücklich auf, was da alles für Parameter und Prämissen eine Rolle spielen und man wird nachdenklich.

Der Film ist zweifellos auch eine Anklage an den Kapitalismus, ein Pladoyer für Nachhaltigkeit und er führt Ungerechtigkeiten in Sachen Entlöhnung und Arbeitsbedingungen vor Augen, welche imo nicht zu rechtfertigen sind.

Wir leben in der "westlichen" Welt wohl schon absurd auf Kosten anderer. Sowohl was die Ressourcen angeht, aber auch in einer passablen Ausbeutung von Arbeitskräften.

Den Satz: "wir fürchten uns nicht länger vor wilden Tieren und Geistern, wir fürchten uns jetzt vor Menschen", halt nach. Ebenso wie geschildert wird, wie das Essen "anderer Leute" oder evtl. das Wasser sie krank mache. Der Wald wird abgeholzt, die Lebensgrundlage Schritt für Schritt zerstört.

Man träumt von Strassen, von einer Fabrik, von Licht, von Bildung. Man stellt sich das Leben dann leichter und angenehmer vor.

Ob man sich dort bewusst ist, welchen Preis man mitunter dafür zahlt?
Ob man sich bei uns bewusst ist, welchen Preis wir für unsere Lebensweise zahlen?
Wie sollte das System aussehen, das allen in etwa gerecht wird? Gibts das überhaupt?

hier gibts den trailer

für die viele nervige Werbung im 1. und 2. Teil kann ich nix. Sie passen aber irgendwie ganz gut zum Thema.....

a river changes course 1. teil

a river changes course 2. teil

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Young Kaelin

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Bekas Irak Abenteuer-/Jugendfilm (2012) 7,0 flagge-irak-wehende-flagge-15x23.gif

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Beim vorliegend zu besprechenden Werk handelt es sich um einen Jugendfilm.

Die Handlung spielt im kurdischen Teil des Iraks in der Zeit, als Saddam Hussein noch an der Macht war. Unsere zwei Helden Zana (6) und Dana (10) sind Waisen. Als sie einen Superman-Film sehen, beschliessen sie, sich auf den Weg nach Amerika zu machen, um dort Superman zu treffen. Ziel ist es, dass dieser ihre Eltern wieder zum Leben erwecken soll.

Für die Reise kaufen sie sich einen Esel, den sie Michael Jackson nennen. Die zarte Liebesgeschichte von Dana und der kleinen Helliya wird vom Drehbuchschreiber und Regisseur Karzan Kader oberflächlich skizziert aber nicht ausgemalt.

Um sich die Dienste eines Schleppers zu sichern, muss der geliebte Esel verkauft werden.
Einmal kommen Dana und Zana auf einem Lastwagen durch den Zoll, ein anderes Mal überqueren sie eine weitere Grenze in einem Kofferraum in einem Sack versteckt.

Danach tritt Dana neben einer Landstrasse auf eine Landmine. Zana versucht in einem nahegelegenen Ort Hilfe zu holen, aber diese wird ihm nicht gewährt. Verzweifelt springt Dana in der Zwischenzeit von der Landmine. Diese entpuppt sich aber als Blindgänger. Daraufhin geht auch er in die Stadt, wo er Zana wiedertrifft. Dana meint jetzt, er sei Superman und sei unsterblich, was so gerade noch als Schlusspointe durchgeht.

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Der Film bringts bei IMDb immerhin auf 7,5 Punkte. Bei Amazon bewerten ihn gleich 70 % mit 5 Punkten.

Nun, Bekas scheint mir durchaus ein valabler Jugendfilm zu sein, der auch durchaus mit der ganzen Familie geschaut werden kann.

Der Film hat durchaus Stärken, wenn man ein bisschen über andere Länder und Sitten erfahren will. Die Kameraführung hab ich als stark empfunden, genauso wie das Spiel der 2 kleinen Hauptdarsteller. Die haben ihre Sache tatsächlich sehr gut gemacht. Die Moschee-Szene hat mir gefallen, ebenso wie die Architektur der Häuser und das Gesicht des einen Mannes, der mit Zana auf dem Eselskarren mitfuhr. Ab und an gibts auch herzhaft was zu Lachen, auch das geht zweifellos als Pluspunkt durch.

Was mir hier nicht so gefiel war das schlechte Drehbuch und eine ungenügende Dramaturgie. Mir scheint, die Idee des Filmes wäre nichtmal schlecht gewesen aber die Geschichte wurde imo wenig stimmig und glaubhaft erzählt. Möglich, dass Kinder mir hier mit Nachdruck widersprechen werden und ich den Film zu sehr mit "erwachsenen" Augen sehe.

deutscher trailer zum Film

Bekas - mit engl. subs.


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Young Kaelin

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สะบายดี หลวงพะบาง (Sabaidee Luang Prabang) Laos Liebesfilm (2008) 9,5/10 flagge-laos-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Film Sabaidee Luang Prabang galt beim Entstehen im Jahr 2008 insofern als cineastische Ueberraschung, als er der erste kommerzielle Film seit 1975 in Laos war. Im weiteren muss man wissen, dass das Verhältnis von Laos zu Thailand damals als belastet galt und die Zusammenarbeit von Sakchai Deenan und Anousone Sirisackda sich offensichtlich als Glücksfall heraus stellte. Einzelne Szenen sollen allerdings der laotischen Zensur zum Opfer gefallen sein.

Der Plot des Filmes ist einfach gestrickt: Sorn, ein Fotograph, wird für eine Fotoreportage nicht wie von ihm erträumt, für einen Auftrag nach Tokio oder Alaska geschickt, sondern nach Laos. Dort begegnet er der laotischen Fremdenführerin Noi. Trotzdem er bereits eine lose Beziehung hat, verliebt sich Sorn in Noi. Diese erwidert seine Gefühle. Noi bekommt allerdings durch einen Zufall mit, dass es offensichtlich im Leben von Sorn noch eine andere Frau gibt. Man beschliesst sich eine Auszeit von 1 Jahr zu geben. Danach will man sich wieder treffen. Sollte einer der zwei nicht zum Date erscheinen, hätte es mit den Beiden halt nicht sein sollen......... So der Deal............

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Auch diesmal liess ich mich unvorbereitet auf den Film ein und ...... es hat mich einfach nur aus den Socken gehauen. Es ist möglich, dass Menschen die nicht romantisch veranlagt sind, diesen Film als Kitsch abwerten, als zu simpel, als zu wenig anspruchsvoll empfinden und mit ihm nichts anfangen können. So erkläre ich mir auch die vergleichsweise absurd schlechte Bewertung von 7.1 bei IMDb.

Für mich wars der perfekte Film zum perfekten Zeitpunkt. Das Casting mit Ananda Everingham und Khamly Philawong ist für diesen Film grandios. Die zwei haben beeindruckend viel Präsenz. Mir waren beide auf Anhieb sympathisch und ich wünschte mir während des ganzen Filmes nur, dass sie zusammenkommen.

Der Film ist wie ein Roadmovie aufgebaut, stellt aber durchaus auch die erstaunlichen Naturschönheiten dieses Landes vor. Jedenfalls war mir keine Sekunde langweilig, hintenraus ist der Film zunehmend spannend.

Das Drehbuch ist grossartig, da passte nahezu alles zusammen.

Habe es auch als angenehm empfunden, die Originalsprache zu hören. Das lässt die Ohren teilhaben. Finde generell Originalsprachen bei Filmen als Bereicherung. Auch hochdeutsch klingt für mich als jemanden, dessen Muttersprache nicht hochdeutsch ist, oftmals sehr schön, genauso wie italienisch oder französisch oder andere Sprachen. Ich mag die Melodien, welche Sprachen erzeugen. Sabaidee Luang Pralang ist ein sinnlicher Film. Würd ich ihn malen müssen, ich würde Van Goghs blau und orange verwenden.

Was auffällt, ist der respektvolle Umgang, den unsere zwei Helden im Film miteinander haben. Das kommt auf geheimnisvolle Art und Weise vertraut daher.

Vielleicht hätte man den Sidekick mit der bestehenden Beziehung von Sorn etwas besser ausarbeiten können. Da fand ich, hätte mehr drin gelegen.

Insgesamt aber ein grossartiger Film. Bin während 90 Minuten glänzend unterhalten gewesen und am Ende einfach nur tief glücklich. Erstaunlich, was so ein Film mit einem machen kann.

Werde diesen Film bestimmt nochmal anschauen. Sowas herzerwärmendes und glücklichmachendes hab ich nicht oft gesehen.

hier gibts den trailer

hier den ganzen film mit engl. subs


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천리마 축구단 (The Game of their lives) Sportdoku Nordkorea (2002) 9,5/10 flagge-nordkorea-wehende-flagge-15x23.gif

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Bei dieser britischen Sportdoku geht es um die Teilnahme Nordkoreas an den Fussballweltmeisterschaften 1966.

Nachdem sich div. Nationen aus den unterschiedlichsten Gründen aus der Qualifikation für die WM 1966 zurückzogen, musste Nordkorea nur noch gegen Australien antreten. Wegen politischer Probleme wurden beide Spiele in Kambodscha ausgetragen, wobei die Nordkoreaner beide Spiele gewannen und sich so für die WM in England qualifizierten.

Das Lied der Koreaner für diese WM, das "Chollimo Fussball Team Lied" hat durchaus was, und schlägt die üblich bekannten Lieder von Fussballnationalteams imo um Längen.

Bei den Gruppenspielen wurde Nordkorea die Sowjetunion, Chile und Italien zugeteilt. Nordkorea galt als Exot und Aussenseiter.

Alle Gruppenspiele der Nordkoreaner wurden im Ayresome Park, in Middlesbrough, ausgetragen. Sie wurden von der Bevölkerung in Middlesbrough durchaus wohlwollend aufgenommen und gut unterstützt.

Zwar verlor man gegen die Sowjetunion gleich mit 0:3, konnte aber gegen Chile sehr spät zum 1:1 ausgleichen und sich so die Chancen auf ein Weiterkommen erhalten.

Im entscheidenden Spiel gegen Italien lief dieses in folgender Formation auf:

Albertosi - Barison - Fogli - Janich - Landini - Perani - Facchetti - Guarneri - Bulgarelli - Rivera - Mazzola

Mazzola führt aus, dass ein Unentschieden Italien genügt hätte und die Bilder zeigen, dass Italien gleich zu Beginn div. Chancen versemmelte. In der 34. Minute verletzte sich Bulgarelli, was bedeutete, dass Italien von nun an nur mehr mit 10 weiterspielen konnte, da damals nicht mehr gewechselt werden durfte. In der 41. Minute schoss Nordkorea den historischen Topf durch Pak do Ik. Torhüter Chang-myung Lee spricht in der Doku den bemerkenswerten Satz "ich hütete das Tor mit meinem Leben". Jedenfalls liess er sich tatsächlich nicht mehr bezwingen und Italien schied schon in der Gruppe sensationell aus.

Währenddem die italienischen Spieler bei ihrer Heimkehr mit Tomaten, Eiern und anderem beworfen wurden, entstand in England eine kleine Nordkorea-Euphorie, ebenso wie in Nordkorea, wo die Leute mitten in der Nacht auf die Strasse gingen und den Berichten nach Freudentränen vergossen.

Bei der Analyse zum Spiel wurde im Film vor allem das Kollektiv gerühmt, welches hier wohl über die individuelle Klasse gesiegt hatte.

In Liverpool, wo der Viertelfinal gegen Portugal ausgetragen wurde, fühlten sich die Nordkoreaner nicht mehr so wohl. Die Symbole mit dem gekreuzigten Jesus irritierten sie ebenso wie die Einzelzimmer, welche sie sich nicht gewohnt waren.

Im Film kommt auch ein Anhänger aus Middlesbrough zu Wort, der aus Sympathie mitfuhr um die Nordkoreaner, welche er offensichtlich in sein Herz schloss, zu unterstützen. Mit einem Blitzstart gingen die Nordkoreaner sensationell mit 3:0 in Führung. Das Publikum war durchaus begeistert. Unter der Regie von Ausnahmespieler Eusebio konnten die Portugiesen aber das Spiel (auch mit 2 Penalties und insgesamt 4 Toren von Eusebio) drehen. Die Nordkoreaner schieden schliesslich wohl auch wegen der Unerfahrenheit, einen solchen Vorsprung verwalten zu können, aus.

Sie wurden mit Applaus und mit viel Liebe aus England verabschiedet und flogen zurück nach Hause.

In Südkorea gab es Gerüchte, die Nordkoreaner wären nach ihrer Heimkehr ins Gefängnis gesteckt worden. Das soll dem Umstand geschuldet gewesen sein, dass man nach dem Sieg gegen Italien zuviel mit Frauen rumgemacht und zu sehr ins Glas geschaut hätte.

Die nordkoreanischen Spieler wiesen all diese Anschuldigungen zurück.

Wie die Bilder zeigen, wurden die Spieler bei ihrer Rückkehr durchaus als Nationalhelden empfangen. Die Zeitungsausschnitte belegen auch, dass man da offenbar fand, die Kicker hätten Ehre für die Nation eingelegt und man war stolz auf die Helden.

Ein Teil der Truppe trifft sich noch immer zu Geburtstagsparties und schwelgt in ihren Erinnerungen. Man schätzt es auch, wie die Engländer sie ins Herz geschlossen haben und .... umgekehrt.

Der Hinweis, dass der Fussball die Fähigkeit hat, diplomatische Beziehungen zu verbessern und Frieden voranzutreiben, bleibt ebenso zurück, wie die offensichtliche Liebe der Jungs zu ihrem damaligen Machthaber King II Sung. War doch etwas verwundert, gestandene Männer weinen zu sehen, wenn sie von ihm sprachen und gehe nicht davon aus, dass dies gespielt war.

Insgesamt eine tolle Doku, welche von überaus sympathischen nordkoreanischen Fussballern handelt, welche mit ihrem Auftritt Fussballgeschichte geschrieben haben.

Persönlich wünsche ich, dass ichs irgendwann noch erlebe, dass die zwei koreanischen Länder wieder vereint werden. Es wäre diesen grossartigen Menschen in beiden Ländern zu gönnen.

hier gibts die doku

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Heneral Luna Fiction/Action Philippinen (2015) 9/10 flagge-philippinen-wehende-flagge-15x23.gif

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Regisseur Jerrold Tarog hat einen überaus aufwendigen Film über die Rolle von General Antonio Luna im amerikanisch-philippinischen Krieg (1899-1902) gedreht.

Das Drehbuch wirkt überzeugend, die Geschichte Lunas wird flüssig und unterhaltsam erzählt. Mit viel Liebe zum Detail ist hier ein episches Werk entstanden über einen Krieg, der hierzulande wohl entweder völlig unbekannt, oder allenfalls in Vergessenheit geraten ist.

Der General, Politiker und Unabhängigkeitsführer Emilio Aguinaldo y Famy wurde Präsident der ersten philippinischen Republik, welche aber nur von 1899 bis 1901 dauerte.

In der Nacht zum 4. Februar 1899 erschoss ein amerikanischer Soldat einen philippinischen Militär, als dieser die Brücke von San Juan in Manila überquerte. Dieser Zwischenfall führte zum besagten amerikanisch-philippinischen Krieg. Im Film wird diese Szene etwas anders anders dargestellt.

In der Folge wird General Luna im Film als sehr fähiger, aber auch arroganter, patriotischer, mutiger, genialer Militär geschildert, was er im tatsächlichen Leben wohl auch alles war. Jedenfalls galt er als dermassen brilliant, dass er sogar für Präsident Aguinaldo zur Gefahr wurde.

Wie im Film geschildert, erhielt Luna ein Telegramm von Aguinaldo, dass sich dieser mit ihm an einem bestimmten Ort treffen wolle. Luna fuhr tatsächlich hin und es stellte sich wie im Film heraus, dass er in einen Hinterhalt gelockt und erschossen wurde.

Mit Luna verlor Aguinaldo wohl seinen fähigsten General und wurde im Jahr 1901 von den Amerikanern gefangen genommen.

Insgesamt ein mit erstaunlich grosser Kelle angerührtes Werk.

Schauspieler John Arcilla hat im Film durchaus Aehnlichkeit mit dem tatsächlichen General Luna. Die Gräben wurden gemäss Fotografien nachgestellt. Der im Film gespielte Leutnant Garcia gabs tatsächlich.

Im Film spielt Luna wunderschön auf der Gitarre. Auch dies ist keine Fiktion. General Luna soll tatsächlich sehr gut Gitarre gespielt haben. Ebenso hat sich die Zugszene tatsächlich so ereignet, als Luna in Calumpit tatsächlich Frauen und Kinder aus dem Zug geworfen haben soll.

Trotzdem behielt sich Regisseur Tarog durchaus künstlerische Freiheiten vor, mit welchen er den Film "anreicherte". Auch die Rolle "Isabel" wurde aus den Geschichten Lunas mit mehreren Frauen zusammengesetzt.

Insgesamt ein erstaunlich interessantes, opulentes Filmereignis. Auch den Film kann ich mit gutem Gewissen empfehlen.

So einen nach oben geklappten Hut hätte ich auch gern. Sieht cool aus... :)

hier gibts den trailer

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Eliki Kurzfilm Fantasy Fiji (2009) 9/10 flagge-fidschi-wehende-flagge-15x23.gif


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Bei dem Kurzfilm Eliki muss ich zugeben, dass ich ihn zwei-, dreimal anschauen musste, bis ich ihn vermutlich! begriff, denn er überlässt dem Zuschauer oberflächlich einiges an Interpretationsspielraum.

Auf seine Art ist das 14.49-minütige Filmchen nämlich durchaus ein gefühlter Geniestreich.

Die schauspielerischen Leistungen erscheinen mir nicht ausgewöhnlich gut, aber der Plot ist ein Hammer. Die Szene mit der Hand aus dem Ei muss man erst mal erfinden. Nur alleine für diese Szene hat sich das Anschauen schon gelohnt.

Insgesamt gräbt der Film aber ziemlich tief.

Geschildert wird ein Junge, Eliki, dessen Einsamkeit erbärmlich erscheint. Verspottet von seinen Kumpels und mit einem Vater, der wohl ein ziemlicher Säufer ist und es selbst nicht gerade einfach hat, scheint sein Leben nicht gut aufgegleist zu sein. Des Vaters Spiel ist es, dass er einen Schatz sucht, den er "Degei" zuschreibt.

Er weiss sogar, wo sich der Schatz befinden soll, nämlich im örtlichen Cinema Levuka, aber leider könne er den Schlüssel dazu nirgendwo finden. "Degei" würde ihn nämlich nur einer Person geben, welche es verdient hätte, ihn zu bekommen.

Im weiteren erklärt ihm der Vater, dass "Degei" eine Schlange gewesen wäre, als es noch keine Menschen gab und zeigt ihm den Ort, wo "Degei" in einem Blumengarten gelegen hätte. Dann wäre ein Hahn aufgetaucht, der Turukawa hiess. Der Hahn hätte die Schlage gegrüsst und als der Hahn verschwand, hätte die Schlange zwei Eier gefunden. Ein Knabe und ein Mädchen hätten sich darin befunden. Als sich die Schalen öffneten, hätte die Schlange die zwei Kleinen gesehen. Die Schlange hätte die Kinder grossgezogen, bis sie erwachsen gewesen seien.

Der Vater behauptet, als er jung gewesen sei, hätte er den Schatz der Schlange gefunden und im Theater versteckt. Allerings gäbs zum Theater keinen Schlüssel. Im Schatz gäbs kein Gold, kein Silber und keine Diamanten. Als er jung gewesen sei, hätte er den Schatz von Degei gestohlen und jetzt bezahle er den Preis dafür.

Eines Nachts begibt sich Eliki zum Park, wo Degei aufgetaucht sein soll, er sieht ein Blumenbeet. Als er sich entfernt, bemerkt er, dass sich in seinem Rücken etwas abspielt, er eilt zum Beet zurück und sieht ein Ei. Er hebt es auf und nimmt es mit. Nachdem er sich hingelegt hat, eilt er mit dem Ei zum Cinema Levuka. Er lässt das Ei fallen. Darin befindet sich ein Schlüssel. Er steckt ihn ins Schloss und der Schlüssel passt........

"when hope is enough you can make your own destiny..........." heissts auf dem Filmplakat. vermutlich ist dies die Message....

den Kurzfilm gibts hier
 

Young Kaelin

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Der iranische Film Nader und Simin wurde mit Preisen überhäuft und belegte in einer Umfrage der BBC zu den bedeutendsten Filmen des 21. Jahrhunderts den 9. Platz.

Ich meine, die Lorbeeren wären zu Recht verteilt worden.

Zum Plot: Nader und Simin sind verheiratet, aber ihre Ehe steckt in ernsten Schwierigkeiten. Simin möchte nach Amerika auswandern und stellt sich für Termeh, ihre Tochter, ein "besseres" Leben vor. Nader will sich um seinen an Alzheimer leidenden Vater kümmern und ihn nicht im Stich lassen. Mit der Scheidung ist Nader einverstanden, will aber seine Tochter Termeh nicht verlieren. Simin zieht aus und als Haushalthilfe wird die gläubige Razieh eingestellt. Ebenso macht der Zuschauer Bekanntschaft mit ihrer Tochter Somayeh, welche sie zur Arbeit mitnimmt. Raziehs Mann, Hodjat, ist arbeitslos und wird von seinen Gläubigern gejagt.

Interessant ist auch der Fakt, dass Nader und Simin aus der Mittelschicht stammen, Hodjat und Razieh aus der Unterschicht.

Razieh ist schnell mit der Pflege des Vaters von Nader überfordert, weiss nicht, ob sie ihn gemäss dem Koran waschen darf, als dieser inkontinent seine Hosen verschmutzt. Eines Tages bindet sie den Grossvater ans Bett, um in der Zwischenzeit Besorgungen zu erledigen.
Nader findet seinen Vater und stellt fest, dass Geld fehlt, was er fälschlicherweise Razieh anlastet.

Es kommt zum Streit und Nader wirft Razieh mit Gewalt aus der Wohnung, schimpft sie eine Diebin, was diese nicht auf sich sitzen lässt. Nader und Simin besuchen Razieh im Spital, wo sie erfahren, dass diese eine Fehlgeburt erlitten hat. Raziehs Mann Hodjat ist ausser sich und wird tätlich.

Die Sache landet vor dem Richter. Einerseits droht Nader eine Anklage wegen Totschlags, anderseits gibts eine Klage von Nader gegen Razieh wegen Misshandlung seines Vaters.

In der Folge fliegt Raziehs Version auf, als sie nicht bereit ist, wegen der Schuld von Nader auf den Koran zu schwören, weil sie am Vortag des Streits mit Nader von einem Auto angefahren wurde und ihr Kind evtl. dort verloren hat. Ebenso stellen sich auch in der Version Naders Ungereimtheiten heraus, was seine Beziehung zu Tochter Termeh und seiner Frau Simin belastet.

Zudem wird aufgelöst, wieso Termeh bei ihrem Vater bleiben wollte: sie blieb vor allem bei ihrem Vater, weil sie wusste, dass Simin nicht ohne sie wegfahren würde. Seltsamerweise wurde man den Gedanken nicht los, dass sich Nader und Simin auf seltsame Art doch noch liebten.

Trotzdem lässt der Film wenig Zweifel daran, dass sie nicht mehr zueinander finden werden.
Vor dem Richter soll sich Termeh für einen der zwei entscheiden. Sie bittet den Richter, ihre Eltern rauszuschicken.

Ob man die Entscheidung erfährt? Seht Euch den Film an....

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Insgesamt hat mir der Film überaus gut gefallen. Man erfährt einiges über Stolz und Moral und Sitten in der arabischen Welt. Was auffällt ist: die hinterste und letzte Filmrolle ist brilliant besetzt. Mir hat insbesondere das Spiel der kleinen Somayeh gefallen. Das war vom Allerfeinsten. Der Film hat auch einiges an Vorurteilen abgebaut.

Mir scheint, der Regisseur Asghar Farhadi verfüge über ein aussergewöhnliches Talent. Werde mir nach Abschluss der Serie mal ansehen, was er sonst noch so cineastisch geleistet hat.

Diesen Film kann ich vorbehaltslos empfehlen. Wichtiger, starker Film aus dem nahen Osten. Kompliment. (y)

trailer nader und simin

nader und simin - ganzer film engl. subs.


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Young Kaelin

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Janji Joni Komödie Indonesien (2005) 9,5/10 flagge-indonesien-wehende-flagge-15x23 (1).gif

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Der Film Janji Joni dürfte bei uns völlig unbekannt sein. Er wurde so wie ich das sehe, auch nur in Asien preisgekrönt. Allerdings: in meinen Augen wird dieser Film zu Unrecht nicht mehr beachtet.

Joni liefert Filmrollen in Jakarta aus. Er ist 22 Jahre alt und hat keine Freundin. Eines Tages trifft er im Kino eine nette Lady, welche aber schon einen Freund hat, der nicht gerade sympathisch dargestellt wird. Als Joni und das Mädchen ungestört sind, beschliesst man einen Deal: Das Mädchen wird ihm ihren Namen verraten, wenn es Joni gelingt, die Filmrollen pünktlich abzuliefern.

Nun, der Film ist wirklich sehr lustig und unser Held Joni wird in seinem Vorhaben, die Rollen pünktlich abzuliefern, immer wieder gebremst. Hier lässt sich Regisseur und Drehbuchschreiber Joko Anwar einiges einfallen:

- als er einem blinden Mann über die Strasse helfen will, wird sein Motorrad gestohlen
- ein Taxifahrer labert ihm die Ohren von seiner schwangeren Frau voll. Auf dem Weg sehen sie die hochschwangere Frau in den Wehen und bringen sie ins Spital.
- zufällig gerät Joni auf ein Filmset, wo die untersexte Regisseurin ihn "hot" findet.
- auf frischer Tat ertappt er vermeintlich einen Dieb, wie der versucht, einer Schönheit eine Handtasche zu stehlen. Unser Held versucht dies tapfer zu verhindern, nur um herauszufinden, dass er wiedermal reingelegt wurde.
- als er schliesslich die "Diebin"findet, müssen sie fliehen und landen erstmal in einer Tonne, wo es mit Feuerzeugen zu einer richtig schönen Szene kommt.
- da ein Drummer der Band ausfällt, bei welcher die Frau singt, muss Joni einspringen. Mit dem Lied wäre man beim GP vermutlich nicht Letzter geworden.

Joni kommt jedenfalls zu spät mit seiner Filmrolle beim Kino an und hat seinen Deal eigentlich verloren. Die Leute haben das Kino verlassen. Seine Sache scheint verloren, bis sein Schwarm auftaucht...sie verratet ihm ihren Namen: Angelique..die beiden beschliessen, sich das Ende des Films anzusehen....

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Zwar ist der Film überwiegend auf sehr einfache Unterhaltung ausgelegt und intellektuell wird man nicht aufs übelste herausgefordert. Aber...... bei vielleicht 5 Prozent jagt Joko Anwar Lebensweisheiten raus, welche einen durchaus aufrütteln. Anwar scheint ein absoluter Schlingel zu sein, denn was er mit den seltenen Szenen offenbart, hätte es hierzulande durchaus ins Feuilleton geschafft. Enorm tief, enorm weise, so noch nie gehört.
Fand auch die Musik überdurchschnittlich gut, genauso wie die Kameraführung.

Insgesamt ein sehr lustiger Film. Empfehle ihn, wenn einem die Decke auf den Kopf fällt, die Steuerrechnung zu hoch ist, die Freundin einen verliess, der blues etwas zu traurig einfährt oder einem einfach nur langweilig ist und man einfach mal den Kopf lüften und lachen will.

Der Film hat das Potential, ein Kultfilm zu sein und ist auf seine Art ein Hammer.

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Saya mengunggah film ini karena Anda, Samantha sayang. Saya juga memikirkan Tinus dan berharap dia mengawasi kita dari surga. Saya harap kita bisa bertemu lagi di Overijssel tahun depan dan pergi ke Amsterdam dan Wijk aan Zee. Peluk Stefan. :)


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hier gibts den Trailer

hier gibts den ganzen film mit engl. subs

das stück der band in janji joni


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