Die Stallorder greift meines Wissens nur dann, wenn ein Team während des Rennens die Anweisung gibt, dass ein Fahrer am anderen vorbeigelotst wird, ohne dass sich der Überholte in Schwierigkeiten befindet. Es ist also keine Stallorder, wenn Webber z.B. einen defekten Reifen hat. War Webber denn derart in Schwierigkeiten, dass sich Vettel mit ziemlicher Sicherheit hinter ihm das Rennen ruiniert hätte? Sicherlich nicht. Hinzu kommt, dass Vettel mit eigener Kraft nicht gefahrlos vorbeigekommen wäre. Somit würde die Situation auf die Stallorder zutreffen.
Fett markiert sind die Knackpunkte. Wann fangen "Schwierigkeiten" an. Erst bei wirklichen defekten oder bereits z. B. bei Spritmangel, so dass der Vornefahrende 1/10 langsamer pro Runde fahren muss um sicher anzukommen?
Muss das "ruinieren" mit "ziemlicher Sicherheit" geschehen oder reicht eine "berechtigte Gefahr", dass es passiert.
Für den Zuschauer sollten deine Vorgaben erfüllt sein, keine Frage, als Teamchef würde ich aber meine Vorgaben ohne schlechtes Gewissen bevorzugen.
Und was diese BBC-Ausschnitte beweisen sollen, ist mir ein Rätsel. Verbotene Stallorder würde ich vermuten, wenn das Team Webber gesagt hätte, er solle Vettel vorbeilassen, die Anweisung an Vettel er solle überholen kann genauso gut das Gegenteil meinen.
Wenn Vettel fragt, ob er überholen soll/darf, dann ist dies eine logische Antwort.
Das Ganze geht mir extrem in das Spekulative über. Hier wird als Prämisse gesetzt, dass Vettel WM werden soll und deswegen Punkte von Webber "geschenkt" bekommen soll. Bedenkt man die technschen Probleme, die Vettel bislang hatte, wäre diese Strategie jetzt völlig meschugge, dafür ist die Saison noch zu jung und die Abstände zu gering und der RB nicht dominant und zuverlässig genug.
Kann es nicht auch einfach sein, dass die Situation unterschiedlich bewertet wurde, im Kommandostand kein "Machtwort" gesprochen war, eine Info nicht richtig weitergegeben (an die Fahrer oder im Kommandostand), so dass beide Fahrer sich subjektiv berechtigt im Recht sahen.
mögliches Szenario:
Webber wurde gesagt, wenn es so weiterginge, müsse er langsamer machen, um Sprit zu sparen, er rechnet (noch) nicht mit Vettels Überholmanöver und gibt deswegen nicht genug Platz.
Vettel wiederum bekommt gesagt, dass er überholen könne, geht davon aus, dass Webber dies mitgeteilt wird und ist deswegen so erbost?
Oder ist dieses Szenario nicht "verschwörerisch" genug oder zu "menschlich"?
Was mir auch auffällt (überspitzt):
Muss man als deutscher "Fan des Sports" eigentlich immer gegen den besten deutschen Fahrer sein und entweder über ihn schimpfen (und zwar jede Handlung auf die Goldwaage lege und "enttäuscht" sein) oder kann man nicht wenigstens versuchen ihn neutral zu sehen?