Der klar und deutlich schnellste Fahrer gewinnt am Ende auch noch das Rennen. Was für ein schlimmer Betrug!
Die Situation konnte doch nur deshalb entstehen, weil Kimi wesentlich langsamer als Vettel unterwegs war. Außerdem hat keiner gewusst, dass man auf den alten Reifen noch so schnell fahren konnte.
Wer das glaubt, der muss dann ja auch folgerichtig davon ausgehen, dass Red Bull Verstappen betrogen hat, um Ricciardo vorbeizuschieben. Oder dass Bottas seinen Platz freiwilig aufgegeben hat.
Natürlich wusste man bei Ferrari, dass man auf den Ultrasoft-Reifen noch gute Rundenzeiten hinbringen konnte. Die US-Reifen waren beim Monaco-Asphalt auch haltbar genug um damit das ganze Rennen durchzufahren ... erst später hätte der Reifenabbau sie langsamer als gleich alte Supersoft gemacht (auch deswegen wollte Button unbedingt an Wehrlein vorbei).
Manch Pilot wäre vielleicht durchgefahren, wenn er nicht beide Mischungen fahren müsste.
Die Situation bei RedBull war eine völlig andere. Dort sah man auf der Strecke keinen Weg vorbei an Bottas ... also musste es über die Strategie gehen und indem man die Strategie splittet.
Ergo kommt ein Fahrer früher an die Box. Entweder Bottas reagiert und Ricciardo ist im Vorteil oder Bottas reagiert nicht und Verstappen ist im Vorteil.
Hinzu kommt noch, dass RedBull den guten alten ToroRosso-Trick angewandt hat. Sainz hätte Verstappen ziemlich schnell vorbei gelassen ... Bottas konnte sich also nicht allzu viel Zeit lassen mit dem Boxenstop. Sonst wäre er womöglich hinter Verstappen gelandet und trotzdem auch noch hinter Ricciardo, weil jener und Sainz noch ne Ecke länger draußen geblieben wären.
Bei RedBull ging es darum aus einem 4ten und 5ten Platz mehr zu machen ... also min. einen Fahrer an Bottas vorbei zu bringen. Das ist etwas anderes als wenn man festlegt welchen Fahrer von zweien man lieber vorne sehen möchte.
Warum die Wahl dann auf Verstappen fiel? Ganz einfach ... er war näher an Bottas und man musste Druck auf Bottas/Mercedes ausüben. Andersrum wäre Ricciardo früher an die Box geholt worden, wenn er vor Verstappen gelegen hätte.
War die Empörung auch so groß, als Alonso an Massa vorbeigewinkt wurde oder Hamilton an Bottas? Hätte man da nicht schon 2010 aussteigen müssen?
Und ganz ehrlich? Mir geht Kimi auf den Sack mit seiner ständig mies gelaunten Miene.
Stallregie ist gewiss schon seit längerem bei den Fans unbeliebt ... sei es Schumacher und Barrichello in Österreich oder einst Häkkinen und Coulthard.
Die FIA wollte da einst nen Riegel vorschieben und hat Stallregie verboten. Genützt hat das wenig, die Teams haben sich einfach irgendwelche Codes ausgedacht und ihre Stallregie quasi vertuscht. Also lebt man nun bei der FIA damit.
Der Punkt ist jedoch, dass ein gewisser Unterschied zu anderen Gegebenheiten besteht.
Bei vielen anderen Beispielen bekam der vorne liegende "Nummer-2-Fahrer" über Funk mitgeteilt, dass er den anderen Piloten vorlassen soll. Ob nun "let Michael pass for the championship" oder "Felipe, Fernando is faster than you" oder was auch immer. Nichtsdestotrotz bleibt es dennoch im Ermessen des jeweiligen Fahrers, ob er dem auch Folge leistet.
Einige Piloten halten sich still an die Anweisungen der Teams.
Manch Fahrer kommen dem nicht nach ... z.B. Massa in Zeltweg 2014 (glaube ich) oder Vettel ("Multi21" in Malaysia 2013, "tough luck" in China 2014).
Hier war das anders. Vettel unterstreicht das gar indem er sagt "Es gab keine Teamorder". Ja ... die gab es in der Tat nicht in dem Sinne. Es gab keine Teamorder an Räikkönen, Vettel vorbei zu lassen.
Dennoch hat das Team entschieden welcher ihrer Piloten in Führung liegen soll ... und nicht die Fahrer darum "gebeten". Wie z.B. vor einem Weilchen bei Bottas und Hamilton
Das ist es was die Kimi-Fans sauer macht ... und das ist letztlich auch etwas was Räikkönen wurmen wird. Insofern ist es auch verständlich, dass er auf dem Podium keine strahlende Miene macht. Man hat ihn nicht gebeten, Vettel den Sieg zu überlassen ... man hat dafür gesorgt, dass Vettel gewinnt und Räikkönen im Nachteil ist.
Vielleicht wäre die Situation umgekehrt genauso, wenn Räikkönen zu Beginn der Saison gut ausgesehen hätte und Vettel da noch Problemchen gehabt hätte (z.B. mit Untersteuern und Reifentemperaturen). Vettel hätte dann auf dem Podium ähnlich dreingeschaut. Kann aber auch sein, dass er - im Gegensatz zu Räikkönen - von sich aus länger draußen geblieben wäre und nach dem Abstand zu Sainz/Bottas/etc. gefragt hätte.
Als Red Bull Verstappen reingeholt hat und Ricciardo weiterfahren ließ, war es eigentlich klar das Ferrari auch einen der Fahrer reinholen würde. Der Führende hat das Vorrecht, ob Raikkönen nun gefragt wurde ob er als erster reinkommen will oder ob Ferrari einfach das normale Vorgehen angewandt hat, ist da eigentlich relativ egal.
Räikkönen wird nicht gefragt, ob er reinkommen will ... ihm wird gesagt dass er reinkommen soll.
Bei Vettel hat man bei Ferrari schon ein paar Situationen bemerkt, bei denen er über Funk die Strategie hinterfragt hat und kund gab, dass seine Reifen noch gut genug sein. Räikkönen macht dies nicht.
Ob er sich des Calls nicht hätte veweigern können? Klar, meint Räikkönen. "Ich fahre das Auto, also kann ich auch einfach selbst stoppen wann ich will. Aber ich vertraue ihnen. Wenn du kein Vertrauen ins Team hast, wird es wirklich kompliziert", sagt der Finne.
Ferrari erklärt nun im Nachhinein, dass der führende Pilot das Vorrecht habe den ersten Stop zu machen und es daher eine normale Reaktion auf den Bottas-Stop gewesen wäre.
Das wirkt jedoch nur scheinheilig. Bottas hatte Sainz vor sich (man braucht kein Diplom, um zu erkennen, dass er da Zeit verlieren wird) und Räiikönens Abstand auf Sainz war beträchtlich. Wenn man nach hinten convern will, dann macht man das mit Vettel.
Und so ist es doch arg auffällig dass Ferrari Räikkönen so reinholt, dass er Button und Wehrlein nochmal überrunden muss und dass man Vettel reinholt, als Räikkönen an diesen beiden vorbei ist.
Als Räikkönen nach dem Boxenstop freie Fahrt hatte, verlor er nicht groß Zeit auf Vettel.
Ein paar Verschwörungstheorien gehen sogar soweit, dass Räikkönen in seinen Runden nach dem Boxenstop auf Start/Ziel 5km/h langsamer war und wohl im Schonmodus fahren sollte ... aber das ist womöglich nur ein Gerücht.
Vettel war schon vor dem Stopp schneller, und fuhr dann auch zwischendurch die nötigen Rundenzeiten. Es ist ja auch nicht gerade so als ob Raikkönen und Vettel gleich schnell wirkten, und man Vettel nur so vorbeigeschleust hat damit er am Ende knapp vorne liegt. Man konnte klar sehen das er deutlich schneller war.
Man kann nur spekulieren, ob Räikkönen vor seinem Boxenstop so sehr gepusht hat wie Vettel vor dem seinen ... oder ob er mehr oder weniger verwaltet hat (obgleich der Abstand beständig kleiner wurde).
Dass Vettel nach dem Wechsel auf Supersoft erkennbar schneller war spielt jedoch eine untergeordnete Rolle, wenn es darum geht welchen Fahrer Ferrari vorne haben will. Schließlich gab es keinen nennenswerten Druck durch die Konkurrenz.
Vettel war auch nicht wirklich in Schlagdistanz zu Räikkönen (wie z.B. Verstappen gegen Bottas nach der SC-Phase oder wie Hamilton hinter Sainz).
Vettel war aus eigener Kraft nicht in der Lage, Räikkönen zu überholen ... weil man nunmal in Monaco fuhr. Ergo war es schon ein "vorbeischleusen".
Vettel war einfach deutlich schneller. Wer hier ernsthaft was von Stallregie redet, dem ist nicht mehr zu helfen.
Ich denke, dass denen nicht zu helfen ist welche ernsthaft bezweifeln, dass Ferrari wollte dass Vettel gewinnt.