Die Ingenieuere in der Formel 1 sind halt keine Idioten und spätestens im 2. Jahr baut wieder nur jeder das beste Konzept aus dem 1. Jahr nach, weil im Endeffekt nur die Siege wichtig sind, nicht mit welchem Motor sie erzielt werden.
Nicht unbedingt. In der 80ger Turbo-Ära gab es V8, V6 und R4-Motoren. Die V8-Spritschleuder von Alfa konnte sich nicht durchsetzen. Die Vierzylinder-Aggregate von Zakspeed und Hart waren nicht sehr erfolgreich ... das von BMW mochte aber Aufsehen erregen und brauchte sich vor der V6-Konkurrenz nicht verstecken.
Auch danach gab es mit V12, V10 und V8 verschiedene Ansätze. Die V12 von Ferrari und Lamborghini mit ihrer hohen Leistung, die V8 von Cosworth waren oftmals zuverlässiger. Ein definitiv bestes Konzept gab es lange nicht. Letztlich setzte sich der V10 gegen die hungrigen V12 und die schwächeren V8 durch ... aber das dauerte mehrere Jahre.
Derzeit ist es "leichter" das Konzept etwas anzupassen, also wie man MGU-H etc. anordnet und was weiß ich. Ein Wechsel von R4 zu V8 oder so ... das ist eine komplette Neukonstruktion und geschieht nicht gleich im zweiten Jahr, wenn man merkt, dass man im ersten Jahr nicht so gut aufgestellt ist.
Wenn du z.B. 100l p.r. freigibst, hast du mit wohl mehr als 95% Wahrscheinlichkeit im 2. Jahr nur noch V4-Biturbos, weil die die einzigen sind, die mit dieser Spritmenge noch effizient ein brauchbares Drehmoment erreichen.
Und hier glaube ich nunmal das unterschiedliche Konzepte unterschiedliche Vor- und Nachteile haben ... auch was die Streckencharakteristik angeht.
In Le Mans gab es zeitweise in der LMP gleichzeitig Diesel-Turbos, Turbo-Benziner und Benzin-Saugmotoren. Porsche und Toyota haben nun in der WEC auch unterschiedlich viele Zylinder am Start, soweit ich weiß gibts bei Toyota und Nismo zwei Turbolader, bei Porsche "nur" einen. Auch beim Hubraum geht man unterschiedliche Wege, ohne dass dabei eine Variante zwingend besser ist als die andere.
Derartige Freiheiten gibt es in der F1 garnicht erst.
Gewiss, manche Konzepte waren mehr oder weniger völlig gescheitert, wie der H-Motor von BRM (zwar siegreich, aber dennoch zu schwer), der Boxer-Motor von Motori Moderni (Auftragsarbeit für Subaru) und natürlich auch die W12-Triebwerke von Guy Negre und von Franco Rocchi.
Das muss aber nicht per se heißen, dass "ausgefallene" Konzepte schlecht sind.
Gäbe es entsprechende Freiheiten, so halte ich es womöglich für denkbar, dass die Volkswagen-Gruppe an einem F1-Einstieg interessiert wäre, um ihre VR-Motoren zu bewerben, bei welchen teilweise 2 VR-Motoren zu einem Motor kombiniert werden, was man dann als W-Motor bezeichnet (obgleich sie sich völlig von den "klassischen" W-Motoren mit 3 Zylinderbänken unterscheiden, welche deswegen nun auch teilweise eher Y-Motor genannt werden).
Ob solche Konzepte überhaupt Sinn machen ist eine Frage ... dass sie nichtmal erlaubt sind, finde ich schade.
Ich glaube der Riegel der hier vorgeschoben wurde, wurde argumentativ mit "Kostengründen" belegt ... damit die Motorenhersteller nicht immer bei 0 anfangen, wenn sie mal der Ansicht sind, dass ihr Konzept nicht fruchtet. Aber nunja ... es ist ja nicht so, als wenn die Motorenhersteller nicht trotzdem Wege finden würden um Unsummen von Geldern in die Entwicklung zu stecken ... irgendwo kann man immer nach ein paar Hundersteln suchen.
Nicht mal beim Bankwinkel dürfen die Motorenhersteller selbst entscheiden, während vor mehr als 10 Jahren hier noch unterschiedliche Herangehensweisen auftauchten. Sei es nun 90° (z.B. Ferrari, Honda), 72° (z.B. Mercedes, Renault in den letzten zwei V10-Jahren) oder sogar 111° (Renault nach der Rückkehr zur F1 nach der Jahrtausendwende).
Nicht ohne Grund wurde Max (Mosley) ja damals vom radikalen V4 zum V6 "überredet".
Wenn ich mich recht erinnere war der ursprüngliche Plan kein V4-Motor, sondern ein R4-Motor.
Ein Reihenmotor in einem Formel-1-Wagen ... das klingt für die meisten einfach befremdlich. Der V-Motor gilt irgendwie als Ausdruck des Motorsports ... kleine verchromte "V6"- oder "V8"-Kennzeichnungen werden prominent an Heckklappen angebracht, um dem PKW ein schon optisch sportlicheres Auftreten zu geben. Ein Reihenmotor findet sich garnicht im Programm von Ferrari, wenn ich mich recht entsinne.
Das andererseits der stärkste jemals in der F1 eingesetzte Motor (BMW M12) ein Reihen-Vierzylinder war ... das interessiert nicht.
Renault hätte lieber den R4 gehabt, aber sie wurden überstimmt. Ich denke man hätte ihnen die Option lassen können ... so wie nunmal in den 80gern.
Nunja, die aktuelle "Motorenformel" läuft bis mindestens 2020. Es gibt schon reichlich Diskussionen zwischen FIA und Vertretern der Motorenhersteller (auch Illien und Alfa Romeo sind interessiert) über die Regeln ab 2021.
Ein Wegfall der MGU-H und eine Einheits-MGU-K werden diskutiert, ebenso wie ein Vierzylinder-Motor und ein Bi-Turbo.
Es wird wohl schwer werden hier einen Kompromiss zwischen den Interessen der unterschiedlichen Motorenhersteller zu finden. Auch deswegen wäre ich - wie gesagt - für mehr Freiheiten.