karmakaze
Bankspieler
- Beiträge
- 8.206
- Punkte
- 113
Hier müssen wir unbedingt mal ein paar Dinge klarstellen. 1. Durch den Ausritt aufs Gras ist VET bereits deutlich abgebremst. Man bremst auch nicht auf Gras ab, wenn man nicht gerade auf eine Mauer zu rast, da man dann den Boliden wieder verlieren kann (die Verzögerungsleistung ist für Gras viel zu stark). In dem gleichen Video ist zu sehen, dass er auf die Strecke zurückkehrt, ohne größeres Bremsen und ohne größere Lenkbewegungen dabei. Erst als er wieder auf der Strecke ist, gibt er Gas und muss heftig gegen Ausbrechenden des Hecks gegenlenken. Genau darin besteht aber ein weiterer Fehler. Der Bolide bricht aus, weil die Hinterräder zu viel Dreck und damit zu wenig Grip haben. Hätte er das wissen müssen? Ja. Schon in den Nachwuchsklassen lernt ein Fahrer, dass er, wenn er mit dreckigen Reifen wieder auf die Strecke kommt, vorsichtig Gas geben muss. VET tut dies nicht. Im Idealfall fährt er einfach vorsichtig auf die Strecke, hat kein Ausbrechen und lässt HAM genug Platz, der dann zwangsläufig vorbei geht. Dann hätte es keine Strafe gegeben. Der hitzige, und wie schon oft angesprochen, nicht gerade mit enormer Car Control gesegnete VET sieht seine Felle davon schwimmen und reagiert falsch. Wer anders als der einen Fehler begehende und dann falsch reagierende Fahrer soll dafür bestraft werden?Welche Möglichkeiten hätte Vettel in dem Moment, in dem er auf dem Gras war, überhaupt gehabt (im Video oben etwa bei 0:02)? Hätte er auf dem Gras bremsen oder anders lenken können, ohne das Auto zu verlieren?
2. Es wird immer andere Meinungen von Experten geben, aus welchen Motiven auch immer. Nur sitzen die nicht als Stewards da und sind auch nicht an das Regelwerk gebunden. Genau aus diesem Grund entstehen Inkonsistenzen: die Stewards wechseln häufig. Genau aus diesem Grund bemüht sich die FIA auch um mehr Konsistenz. Pirlo war schon des öfteren im Einsatz. Aber, die Formel 1 kennt so etwas wie einen Präzedenzfall nicht. Es ist auch eher mithin in anderen Fällen fraglich, ob dort eine Fehlentscheidung gefällt wurde, der Auslegungsspielraum als größer empfunden wurde als er tatsächlich ist. Cardor hat hier völlig korrekt die objektiven Kriterien des Paragraphen angewandt und die lassen nunmal in diesem Fall keinen anderen Auslegungsspielraum zu. Dass woanders Fehler gemacht wurden, ist dann hier unerheblich.Es gibt zumindest andere Rennfahrer (Mansell und Button), die an dieser Stelle sagen: Nein, er hatte keine andere Möglichkeit, d.h. wenn er hier versucht hätte zu bremsen oder zu lenken, wäre er erst recht selbst in die Mauer gekracht.
3. Paragraph 27.3 regelt nicht die Höhe der Strafe, weil die FIA ihr ganzes Regelwerk zu Fahrereignissen so ausgelegt hat. Genau deswegen gibt es erst Stewards. Es ist richtig, dass es kein Automatismus ist, das wurde aber auch nie behauptet. Es gibt nur keinen Entscheidungsspielraum in Bezug auf Paragraph 27.3, wenn man den richtig liest und auslegt, wie oben geschrieben. Bleibt also die Höhe der Strafe. Die finde ich durchaus auch angemessen. Verwarnungen werden eher ausgesprochen, wenn man sich (wiederholt) falsch verhält, ohne jemand anderen zu gefährden. Das ist in diesem Fall aber nicht ersichtlich. HAM wurde zum Bremsen gezwungen, weil er in eine Gefahrensituation kam. Folglich ist eine Sekundenstrafe angemessen und da wurde die mildeste ausgesprochen. Keiner hat sich etwa beschwert, als noch vor einem Rennen VER BOT in der Boxengasse berührte. Auch hier brachte VER BOT in Gefahr, was folglich nicht mit einer Verwarnung für den Boliden mit der Nummer 33 endete, sondern mit der mildesten Sekundenstrafe.Eben deswegen ist die Strafe durchaus diskussionswürdig. Ich würde allerdings auch nicht behaupten, dass da keine Strafe gegeben werden darf; die Entscheidung geht schon in Ordnung, auch wenn sie schmerzt. Aber ein Automatismus ist es eben auch nicht.
Zuletzt bearbeitet: