Formel 1 Saison 2019 - Cockpits, Strecken, Regeln, Technik, Gerüchte, Rennen


Wurzelsepp

Bankspieler
Beiträge
5.779
Punkte
113
Ort
Hier
Ich könnte mir vorstellen, dass da die Reifenhersteller auch ein Wörtchen mitgeredet haben: Niederquerschnittreifen findet man an jedem PKW, da lassen sich Erfahrungen aus der F1 vielleicht eher auf den Alltag übertragen, oder man kann wenigstens einen völlig überteuerten "Pirelli F1" an seinen Opel Corsa schrauben, der nach zwei Fahrten zum Bäcker schon deutlich abbaut ;)
 
G

Gast_482

Guest
Mein Renault hat 13 zoll;)

Nein da geht es nur um Optik, nur bringt das nichts mit den Radkappen!

Für mich gehört zur Formel DNA nunmal ein Bild und da sind weder 18 Zöller dran noch Halo drauf.
 

desl

Supermoderator
Teammitglied
Beiträge
25.095
Punkte
113
Die 18-Zoll-Reifen waren ein Verlangen der Reifenausrüster. Pirelli zeigte sich interessiert und Michelin verlangte schon lange danach. Michelin war noch im Spiel gewesen, als der Reifenausrüster ab 2020 noch nicht festgelegt war und als die 18-Zoll-Reifen noch nicht beschlossen waren.

Da die FIA schon länger damit plante die Heizdecken abzuschaffen, kam der Wechsel der Reifendimensionen diesem entgegen. Durch die kleinere Seitenwand kriegt man sie wohl schneller auf Temperatur.

Die Formel 2 wechselt übrigens schon 2020 auf 18-Zoll-Reifen.


An den Modellen des 2021-Boliden sieht das auch garnicht mal übel aus. Mal schauen wie die Fans reagieren werden. Als Pirelli erstmals 2014 probeweise eine 18-Zoll-Bereifung an einen Lotus schraubte, da war keine große Begeisterung auszumachen. Allerdings waren die Reifen damals auch schmaler.

Mir persönlich wären 15-Zoll-Reifen (wie bei den IndyCars) lieber gewesen ... gibt's ja auch bei PKWs ... ok ... nicht in der Breite.

Das Argument der Reifenhersteller mit der Symbiose aus F1-Entwicklung und Entwicklung für die Straße zieht natürlich nur begrenzt. Auf der Straße fährt man nunmal keine Slicks. Will Pirelli in dem Sinne werben, dann sollten sie an den Regenreifen forschen, welche (verglichen mit der Zeit, als Michelin und Bridgestone sich duellierten) in den letzten Jahren sehr viel Kritik abbekamen.

Mit den 13-Zoll-Reifen sind die Monoposto-Rennserien im Motorsport mehr oder weniger Exoten. Die überwiegende Mehrheit an Rennserien (GT-Rennserien, Rally, verkleidete Prototypen wie DTM, NASCAR, LMP, DPi ...) fährt ja 18-Zöller.

Mal schauen wie sich der Wechsel auf andere Rennserien auswirkt. Wie schon erwähnt, wechselt die Formel 2 ja schon vorher. In der Formel 3 und bei anderen von der FIA homoligierten F3-Fahrzeugen (z.B. Tatuus F3 T-318) wird man vielleicht auch irgendwann nach einem höheren Querschnitt rufen. In der Super Formula (fährt auch 13") wird vielleicht auch irgendwann gewechselt.
An einem Formel-4-Boliden sähen 18-Zoll-Reifen aber wahrscheinlich ziemlich bescheuert aus...

Besonders Niederquerschnittsreifen für 2021 werden für Dämpfer und Aufhängungen Millionen verschlingen bei jedem Team!

Das Rad wird nicht neu erfunden und ebensowenig Dämpfer und Aufhängungen. Klar, die Reifen werden weniger dämpfen ... die Aufhängungen der Boliden werden vielleicht etwas "weicher".

Unabhängig von der Änderung des Felgenquerschnittes werden die Teams in der Saison 2021 aber ohnehin vor neue Herausforderungen gestellt. Der Groundeffekt des neuen Unterbodens stellt andere Herausforderungen an Bodenfreiheit und Dämpfung. Wobei man natürlich ganz klar sagen muss, dass der 2021-Bolide da eine völlig andere Geschichte ist als frühere Groundeffekt-Boliden in der F1, welche den Unterboden mit Gummi-Schürzen abdichteten. Die Federung war damals äußerst hart eingestellt und die Fahrer mussten die Curbs möglichst meiden, weil es sonst zu einem plötzlichen sehr starken Abtriebsverlust kommen konnte.
 

desl

Supermoderator
Teammitglied
Beiträge
25.095
Punkte
113
Die "Winnie-Harlow-Regel" wird nach nur einem Jahr schon wieder abgeschafft.

Zur Erinnerung: Beim GP von Kanada 2018 bekam Model Winnie Harlow eine Runde zu früh das Signal, dass sie die Zielflagge schwenken soll. Die FIA beschloss daraufhin, dass die Flagge ab 2019 nurnoch symbolisch geschwenkt wird und zukünftig das elektronische Signal gelte.
Wegen einer Panne beim GP in Japan löste jedoch das elektronische Signal eine Runde zu früh aus und das Rennen war plötzlich nurnoch 52 statt 53 Runden lang, was z.B. Sergio Perez entgegen kam.

Naja ... bei der nächsten Panne entscheidet man dann wieder anders.



Andere Pannen:

Shanghai 2014:
Renndirektor Tao fragt Whting, ob die weiße Flagge (wie im US-Motorsport) geschwenkt werden soll. Whiting sag nein, es werde die karierte geschwenkt. Statt "No flag now" versteht Tao jedoch nur "Flag now!" und winkt eine Runde zu früh ab


Brasilien 2002:
Die Organisatoren waren von der Präsenz Péles so ergriffen, dass wohl keiner sich rechtzeitig traute ihm Bescheid zu sagen, wann er die Flagge schwenken soll. Michael und Ralf Schumacher waren schon vorbei, als der überrundete Takuma Sato als erstes die karierte Flagge sah.
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gast_482

Guest
@desl
Du siehst keine Felge bei den 18 Zoll-->Da ist es egal ob 13 Zoll oder 18 Zoll. (es ist alles schwarz ;))
Fahre mal 13 Zoll und dann 18, da merkt selbst Oma Frida einen Unterschied. (Das sind Welten und das sogar bei einem Straßenwagen)
Da wird die Aufhängung massiv mehr Schläge nehmen!
Das zu perfektionieren kostet gewiss Millionen und das für 10 Teams.

Ergo gleiche Optik und viele Kosten.

Ich weiß das Pirelli das gefordert hat, sie wollen halt wieder bei 0 anfangen und sich wahrscheinlich im ersten Jahr wieder auf die Knochen blamieren.

https://www.speedweek.com/formel1/n...s-aus-Windkanal-Formel-1-zeigt-Auto-2021.html
Das erste Bild zeigt das es Wumpe ist welche Zoll größe man fährt.
Die tollen Design Bilder sind immer mit offener Felge und eine Lüge.
 

desl

Supermoderator
Teammitglied
Beiträge
25.095
Punkte
113
Ergo gleiche Optik und viele Kosten.

Is halt die Frage wer nach den Radkappen gefragt hat.
Die Reifenhersteller wollten die 18-Zoll-Reifen ... aber nach den Radkappen (weil Optik bliebe ähnlich) werden sie wohl kaum gefragt haben. Könnte mir vorstellen, dass das eher eine Idee der Teams oder vom Team von Tombazis wäre...
 
G

Gast_482

Guest
Das Reglement für besseres überholen.
Das verringert die dirty air.
 
G

Gast_482

Guest
Im aktuellen AMuS Video sagt der Herr Schmidt das der Renault Motor in der Spitzenleistung vor Mercedes und Honda liegt.

RB sagt im Rennen liegt man im einstelligen ps Bereich hinter Mercedes und Ferrari ist vorne und Renault hinten.

Der Renault Chef sieht sich gleich auf mit Ferrari und dann Honda und Mercedes an letzter Stelle.

 

karmakaze

Bankspieler
Beiträge
8.206
Punkte
113
Ich weiß, andere vermischen das auch häufiger und reden von "tyres" (Reifen). Korrekt betrachtet handelt es sich aber nicht um neue wheels (Räder) oder handcaps (Radkappen), sondern ausschließlich um neue rims (Felgen) und damit einhergehend neue Reifenkonstruktionen. Also, korrekt ist "18-Zoll-Felgen". Die Reifen sind neu, bedingt durch die Konstruktion der Felgen, aber nicht 18 Zoll, also keine "18-Zoll-Reifen", und es gibt auch keine "18-Zoll-Räder". Der Reifen wie das Rad (als Kombination von Felge und Reifen) sind nach wie vor 670 mm im Durchmesser, also ca. 26 Zoll.
 
G

Gast_482

Guest
Wisst ihr was ein schlag in die Fre... ist?
Fragt mal Pirelli!

Einstimmig abgewählt, man muss das Produkt schlecht sein!

2021 wird es dann den nächsten Imageschaden geben, schwer vor zu stellen das sie das direkt hinbekommen.



Edit: https://press.pirelli.com/australia-bahrain-vietnam-and-china--tyre-compound-choices/

Bahrain ist ein weicher als 2019, der Rest gleich. (Vietnam neu)
Jetzt kann Pirelli auch mal mit Erfahrungswerten die Reifen auswählen...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

desl

Supermoderator
Teammitglied
Beiträge
25.095
Punkte
113
Wisst ihr was ein schlag in die Fre... ist?
Fragt mal Pirelli!

Einstimmig abgewählt, man muss das Produkt schlecht sein!

Das ist schon etwas harsch, wenn nicht gar polemisch.

Eine Eier legende Wollmilchsau kann man nunmal nicht einfach so aus der Vulkanisierungsform ziehen.

Gefragt wurde nach Reifen mit größerem Temperaturfenster ... und die hat Pirelli bereit gestellt ... und das ging auf Kosten der Peak Performance. Man muss da halt Kompromisse eingehen.


Die Piloten wollen Grip ... die würden sich u.U. auch heißen Kaffee in den Schritt gießen lassen, wenn es ihnen mehr Grip bietet.

Knackpunkt ist aber ganz einfach der Zeitpunkt der Entscheidung. In Austin war man unglücklich mit den Mischungen und in Abu Dabhi testet man auf einem nicht allzu repräsentativen Asphalt mit Boliden die gerade ihr letztes Rennen absolviert haben (und die Team dahinter sollten die 2019-Reifen entsprechend verstanden haben). Ergo bekommt man die 2019-Reifen ins Fenster ... und man bekommt den Grip.

Die 2020-Modelle können da nur abstinken, weil die 2019-Reifen bei den Reifentests in Abu Dabhi nun nicht schlecht aussehen und schneller sind.

Entscheidender Punkt ist auch, dass die Entwicklung der 2020-Boliden schon seeeehr weit fortgeschritten ist ... und auf den Erkenntnissen mit den 2019-Reifen basiert. Die 2020-Boliden sind quasi von Anfang an darauf ausgerichtet worden, mit den 2019-Reifen zurecht zu kommen.

Die Unzufriedenheit mit den 2019-Reifen (kleines Temperaturfenster) ist also bei den Reifentests in Abu Dabhi deutlich geringer als früh in der Saison ... und so verschiebt sich auch die Haltung der Teams (und Fahrer), ob sie nach neuen Reifen verlangen ... oder nicht.

Bildlich dargestellt:
 
G

Gast_482

Guest
Nein der Reifen 2020 ist einfach schlechter, selbst Haas hat dagegen gestimmt...
Wenn ein Reifenriese 1 Jahr ein Produkt verbessert und kein Fahrer eine Verbesserung sprührt dann ist das nunmal ein schwerer imageschaden.

Da gibts nichts schön zu reden.

Das die Teams am Ende der Saison mehr über ihn wissen als am Anfang ist auch ein Spruch fürs phrasenschwein...
Wer hätte das gedacht?


Ich weiß nicht was Pirelli da macht, im Alltag sind sie ja in der Lage gescheite Reifen zu bauen.
 

desl

Supermoderator
Teammitglied
Beiträge
25.095
Punkte
113
Nein der Reifen 2020 ist einfach schlechter, [...]
Wenn ein Reifenriese 1 Jahr ein Produkt verbessert und kein Fahrer eine Verbesserung sprührt dann ist das nunmal ein schwerer imageschaden.

Da gibts nichts schön zu reden.

Das mag deine Meinung sein, aber ich denke du vereinfachst da zu sehr. Du ignorierst quasi Zusammenhänge
Der 2020 Reifen ist weder schlechter, noch wurde er - im Vergleich zu 2019 - verbessert. Er ist einfach ein anderer Reifen mit Vor- und Nachteilen.
Vorteil: breiteres Temperaturfenster; Nachteil: weniger peak performance

Du kannst nicht einfach an einer Stellschraube drehen, ohne eine andere zu beeinflussen.

Nachteil wäre aber auch, dass die neue Konstruktion - soweit ich weiß - eine geringfügig andere Form gehabt hätte (wie sich die Seitenwand wölbt, wie sich der niedrigere Reifendruck auswirkt). Die Teams hätten ihre 2020-Designs ggf. anpassen müssen.

Die Fahrer werden auch nächste Saison über graining und blistering fluchen ... aber wenn sie zwischen beiden Reifen wählen könnten, würden sie immer den schnelleren nehmen, in der Hoffnung das Temperaturfenster zu treffen.

selbst Haas hat dagegen gestimmt...

Grosjean sagte selbst, nachdem er nun viele Mischungen getestet hat, dass das Problem letzte Saison nicht der Reifen sondern der Haas-Bolide war. Die anderen Teams würden "es ja auch hinkriegen"
"Bei aller Fairness muss man sagen, dass ich nicht denke, dass unser Problem zu irgendeinem Zeitpunkt der Reifen war", stellt er klar. "Es war unser Auto, das nicht gut genug war. Wir haben nur gleich dem Reifen die Schuld gegeben, weil wir damit gekämpft haben, Temperatur aufzubauen. Aber warum können acht andere Teams das dann?"
Ich weiß nicht was Pirelli da macht, im Alltag sind sie ja in der Lage gescheite Reifen zu bauen.

Auch bei Alltagsreifen wirst du Kompromisse vorfinden. Von den "Top-Marken" wird auch kein Hersteller ein Wunder-Ei hinlegen und die anderen rätseln dann, wie solche Testergebnisse möglich sind.

Auch dort werden immer Kompromisse eingegangen. In dem Fall nicht bei maximalem Grip und Temperatur-Fenster, sondern bei Brems-Weg, Abrollgeräusch, Verschleiß, Verbrauch ... was halt so die Privatleute interessiert.

Auch dort kannst du nicht einen Wert locker flockig verbessern, ohne dass es einen anderen beeinflusst.
Deswegen haben einige Hersteller ja auch unterschiedliche Reifen im Angebot. Einer mit besserer Brems-Performance und ein anderer der leichter abrollt.



Achja ... die Entwicklung von Pirelli für den 2020-Reifen war nun auch nicht für die Katz. 2021 will man niedrigere Reifendrücke fahren und die Erkenntnisse mit den 2020-Reifen sind da durchaus hilfreich. Grosjean (siehe Artikel oben) meinte ja auch, dass die niedrigeren Drücke Gefallen finden.
 
G

Gast_482

Guest
Die Phrasen von Pirelli kannst du ja gerne glauben, nur ist der Speed des Reifens völlig irrelevant denn es werden alle langsamer.;)
Der Fahrer ist uninteressant, den die Teams wählen die Reifen und sehen sofort wenn der Reifen besser funktioniert.
Würden sich also die Teams die über den aktuellen Reifen abstimmen lassen haben ( im Mai/Juni oder so) (was alle Ferrari Teams und Renault ganz sicher beinhaltet) einen Vorteil versprechen gegenüber den anderen Teams dann hätte man den neuen Reifen genommen.
Da könnte er 10sec. langsamer sein, solange man das Fenster einfacher trifft als beim 2019 Reifen hat man schon den Vorteil von zB. Mercedes/McLaren genommen, die sehr früh den 2019 Reifen verstanden haben.

Nur hat sich kein Team davon einen Vorteil versprochen, sonst hätte man für den neuen gestimmt.
Ergo war das Temperaturfenster dieses Reifens für die breite Masse nicht leichter zu treffen.
Das der Reifen 2020 4mm breiter an der Falnke ist ist (das war glaube ich der Wert) war bekannt und das haben die Teams schon lange in ihrer Planung eingerechnet weil man davon ausgehen musste das dies der Reifen für nächstes Jahr wird. (kein Argument ihn nicht zu nehmen)
Wenn ein Team ein 2020 Auto auf dem 2019 Auto abstimmt wäre es schön doof. (warum sollte man das machen)
Davon abgesehen werden wir wenig Überraschungen sehen was die Autos angeht nächstes Jahr.
Optisch und auch leistungstechnisch.

Wenn man dann noch bei weniger Luftdruck 1sec. Performance verliert ist das natürlich doppelt bitter.
Die Fahrer haben imo beim Reifentest in Abu Dhabi einen Maulkorb verpasst bekommen, man hat versucht den Schaden zu minimieren.

Ja die Phrase es war nicht alles umsonst man lässt es 2021 einfließen, könnte auch jeder Politiker gesagt haben...
Pirelli wird sich die Beine dran brechen, weil man kein passendes Fahrzeug zur Verfügung hat.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
G

Gast_482

Guest
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

karmakaze

Bankspieler
Beiträge
8.206
Punkte
113
CFD-Analyse der 2019/2020er gegen die 2021er:

Nach den Feiertagen komme ich mal dazu, hier etwas – wie ursprünglich geplant – dazu zu schreiben. Von diesen ersten Analysen und den Reaktionen der CFD-Experten hierauf lassen sich einige interessante Schlüsse ziehen. Fangen wir mal mit dem "Big Picture" an. Die 2021er-Philosophie dreht sich einzig und allein darum, das Hinterherfahren zu erleichtern, indem Turbulenzen (Wirbelschleppen) reduziert werden. Zu einem guten Stück wird dies auch erreicht, da die Strömungen geradliniger sind. Etwas zu meinem Erstaunen sind die Turbulenzen aber etwas breiter als bei einem 2019er Modell und weniger erstaunlich, weil der Heckspoiler so designed wurde, werden die Turbulenzen schneller nach oben katapultiert, wo sie dem hinterherfahrenden Boliden weit weniger schaden. Ob das reicht, wird sich noch zeigen. Eine Verbesserung ist es allemal.

Die Downforce-Generierung ist ab 2021 anders. Das liegt aber nicht daran, dass die Venturi-Tunnel jetzt sehr viel mehr DF generieren als alle Komponenten zusammen, sondern dass die Flügel eigentlich überdimensioniert sind. Der Frontflügel generiert ca. 1/3 des DF (zuvor ca. 25%), der Heckflügel ca. 1/4 des DF (zuvor ca. 20%). Der Groundeffekt-Unterboden generiert hingegen "nur" ca. 50%, wo es zuvor ca. 55% waren. Dies wird sich aber voraussichtlich noch etwas Richtung Unterboden verändern, wenn die ersten echten Designs kommen (siehe unten). All das geht mit einem gravierenden Anstieg des Luftwiderstandes (Drags) einher und führt nicht zu mehr Gesamt-DF. In Summe bedeutet dies, dass Aero-Effizienz als Verhältnis von Downforce zu Drag wieder massiv wichtig wird. Zur Erinnerung, das als "Bus" verschriene Design des Mercs mit seiner flachen Plattform war alles andere als aero-effizient. Sogar RB ging im Verlauf der Jahre mit seinen aggressiven Frontflügeln immer mehr davon weg.

Daraus lassen sich schon ein paar nette Entwicklungstendenzen ableiten. Wenn Aero-Effizienz ab 2021 wieder der King ist, dann werden die Teams versuchen, vorteilhaftere DF-Drag-Verhältnisse zu erreichen und mangels erlaubter Bereiche und vieler Standardteile wird dies wohl aktuell betrachtet auf eine Drag-Reduktion hinauslaufen. Hierbei ist der Frontflügel scheinbar im Fokus, produziert er doch eigentlich zu viel DF und Drag. Etwas DF zugunsten einer besseren Balance und viel weniger Drag zu opfern, scheint hier das primäre Ziel. Aktuell wären die Boliden massiv am Übersteuern, da ihnen hinten DF im Vergleich zu vorn fehlt. Eine Möglichkeit wären also einfachere Frontflügel, eine andere Low Rake. Zur Erinnerung: Bei einem High Rake-Boliden ist der Anstellwinkel größer, wodurch der Frontflügel eine größere Angriffsfläche (Angle of Attack, AoA) bietet und mehr DF generiert. Mit Low Rake reduziert sich dieser Winkel und der Frontflügel produziert weniger DF. Genau das ist, was Merc seit 2014 nun tut und wofür ihre Aufhängung ausgelegt ist. Sie sollten also am wenigsten Anpassungsschwierigkeiten haben. Mit weniger Front-DF und gleichem Heck-DF wird dann auch der Groundeffekt-Unterboden mehr Bedeutung erhalten, was auch hier Entwicklungsoptionen bietet. Ich bin gespannt, ob ein Team den anderen Weg geht und die Balance durch mehr Heck-DF verbessern kann.

Damit einhergehend wird die Aufhängung ein noch bedeutsameres Entwicklungsfeld als es durch die sensitiven Reifen eh schon ist. Das Absenken und Aufbäumen der Aufhängung beim Bremsen und wieder Herausbeschleunigen wird dann noch kritischer. Dieses Verhalten unter Lastwechsel wird dann noch wichtiger. Und wer kann gute Aufhängung momentan? Merc, RB (aber eigentlich nicht 2019), McL, weniger SF und ganz besonders nicht Haas und FW. Mich würde es daher nicht wundern, wenn die SF hier schon 2020 massiv aufrüstet und gute Leute abwirbt. Für die Fahrer bedeutet dies aber ein ebenso spannendes Entwicklungsfeld, denn wenn man das als Team im Basis-Setup nicht gut hinbekommt – besonders auf den welligeren Kursen der Saison – dann fühlt man sich wohl schnell wie RUS & KUB (2019), GRO & MAG (2019) oder STR & SIR (2018) in ihren pitchsensiblen FWs und Haas. Hier vermute ich einen deutlichen Vorteil für erfahrene Fahrer, die damit besser umzugehen wissen (HAM, VET, RAI, falls die noch fahren) oder jene, die einfach vom Talent her damit umgehen können (insb. VER und NOR). Wenn die Balance schlecht bleibt, wird dies womöglich eine harte Zeit für die Pirouettenkönige der F1, allen voran VET.

Natürlich ist all das aus der Sicht der heutigen Kenntnisse geschrieben. Geniale disruptive Innovationen kann keiner im Moment abschätzen. Newey wird die Rückkehr der Aero-Effizient-Dominanz begrüßen, aber auf der anderen Seite auch nicht gerade viel Spielraum vorfinden (zusammen mit Marshall & Fallows). Auf andere Topdesigner wie Allison & Sassi & Owen (Merc), Key & Oatley & Prodromou (McL) oder Mekies/Binotto & Cardile & Sanchez (SF) kommen ebenso spannende Zeiten zu. Ich würde an deren Stelle schon mal eine Gehaltserhöhung durchblicken lassen. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben