Ich bin etwas spät dran ... will aber dennoch auch meinen Senf abgegeben.
Nettes Rennen ... bis zur SafetyCar-Phase nicht allzu aufregend, aber dann ging es ganz schön ab.
1. Verstappen
Ein Novum. Verstappen war der schnellste im Qualifying und auch im Rennen der schnellste. Das beides am gleichen Rennwochenende eintritt, ist - glaube ich - bislang neu. Klar, Interlagos war schon früher eine Strecke die ihm lag. Letztes Jahr war er auch mit Siegchancen dabei und man erinnert sich noch gut an seine Überholmanöver im brasilianischen Regen.
Dem Honda-Aggregat scheinen auch generell Strecken mit Steigungen und etwas Höhenlage zu liegen.
Dennoch, auf Verstappen und Red Bull darf man ein Auge haben.
Ferrari hatte bei ein paar Strecken den schnellsten Boliden und diesmal war es Red Bull ... und das nicht auf einer Strecke, deren Profil im Kalender etwas extrem heraussticht ... wie Red-Bull-Siege in den letzten Jahren in Monaco oder Ungarn, die sich vom Gros der Strecken doch etwas unterscheiden.
Obgleich Mercedes diese Saison dominanter Auftritt als 2017 und 2018 ... man sollte nicht ausschließen, dass 2020 dennoch spannend werden könnte.
Bei Red Bull war man sich unsicher, ob man Verstappen in der SC-Phase reinholen sollte oder nicht. Als "sitting duck" wusste man quasi, dass Hamilton wahrscheinlich das Gegenteil machen würde. Entweder Hamilton verliert keine Position und liegt mit frischen Reifen hinter Verstappen, oder man verliert die Track Position an Hamilton und Verstappen muss sich vorarbeiten.
Aber Verstappen hatte sich ja schon in Runde 22 mit gleichen Reifen an Hamilton vorbeigearbeitet. Also sollte er es mit frischen Reifen auch schaffen.
Das in Runde 22 war vielleicht ein rennentscheidender Moment. An Leclerc schlüpfte er im Infield vorbei und Hamilton hatte auf der langen Geraden schon recht früh eine blinkende Rückleuchte, welche die leere Batterie signalisierte. Verstappen hatte da massiv Top-Speed-Überschuss und konnte so Hamilton kassieren, der da vielleicht (nach dem großen Vorsprung anfangs der Geraden) etwas überrascht wurde.
Letztlich war die Entscheidung für den Boxenstop von Chefstrategin Hannah Schmitz gefällt worden, weswegen das Team sie später zur Zeremonie mit aufs Podium schickte.
2. Gasly
Starkes Rennen. Gasly war ohnehin schon auf dem Weg zu einem ungefährdeten "Best of the Rest"-Ergebnis, was für sich genommen schon ein Erfolg gewesen wäre. Natürlich profitierte er dann massiv vom Technik-Pech bei Bottas, dem Crash der Ferrari und, dass Hamilton sich in der zweiten SC-Phase nochmal Reifen holte. Nichtsdestotrotz behielt er am Ende die Nerven und brachte den Boliden auf dem zweiten Rang ins Ziel. Stark.
Freut mich für ihn, nachdem er mit dem Red Bull einfach nicht klar kam. Bei Toro Rosso fühlt er sich einfach wohler.
3. Sainz
Das 100ste Podium in der F1 für einen Spanier ... 97 davon kommen übrigens von Alonso.
Das 3te Podium für McLaren in der Hybrid-Ära der Formel 1 ... von den 6 Jahren sind 2014 und 2019 die erfolgreichsten Jahre für McLaren ... könnte Alonso ein wenig wurmen, dass er in den anderen 4 Jahren im Team war.
Sainz ist der einzige, der mit einer 1-Stop-Strategie durchkam. Irgendwie hat er es in der Schlussphase geschafft die Alfas mit ihren deutlich frischeren Reifen hinter sich zu halten. Soll doch keiner sagen, der Renault-Antrieb wäre dem von Ferrari nicht gewachsen.
Klar ... er hat sich nach dem Start gut nach vorne gearbeitet. Zur Mitte des Rennens sah es für ihn garnicht mal so gut aus. Kwjat und Perez hatten sich durch Undercuts wieder vor Sainz gebracht.
Ob ihm die SafetyCar-Phase entgegen kam? Schwer zu sagen. Räikkönen hatte vorher gerade seinen 2ten Boxenstop absolviert und Norris (der die gleiche Strategie wie Sainz fuhr) kassiert. Vielleicht hatte Räikkönen da noch mehr Momentum, während er später an Sainz nicht vorbei kam. Mehrere andere Piloten mit frischeren Pneus (Giovinazzi, Norris, Ricciardo, Perez, Kwjat) - die durch die SC-Phase näher ran kamen - hockten Sainz mit im Nacken ... von diesen wurde Sainz quasi durch Räikkönen abgeschirmt.
Es hätte ihm da auch leicht die Grosjean ergehen können ... aber er hatte die Reifen genügend geschont und wurde belohnt.
Nachdem McLaren zum ersten Mal in der Teamgeschichte in eine Saison gestartet ist, bei welcher die Stammfahrer noch nie ein Podium auf dem Konto hatten, schließt man sie aber nicht mit zwei eben solchen Fahrern ab.
Manch andere werden vielleicht mit zerknautschtem Gesicht auf Sainz' Podium blicken.
Hülkenberg, nachdem er letzte Saison noch deutlich "Best Of The Rest" war und Sainz relativ klar dominierte ... und jetzt holt Sainz - im Gegensatz zu ihm - ein Podium.
Red Bull, die - weil er gegen Hülkenberg hinterherhing - Sainz rauswarfen (obgleich er bei Toro Rosso gegen Verstappen nicht unterging) ... und der nun ein Podium hat, wovon Albon noch weiter träumen muss.
4. Räikkönen
5. Giovinazzi
Ein Traumergebnis für die Sauber/Alfa-Mannschaft. Räikkönen beendet damit die in seiner F1-Karriere längste Serie von Rennen ohne Punkte-Ankunft. Nachdem es in der zweiten Saisonhälfte für das Team eher frustrierend schlecht lief, war man nun in Brasilien gut dabei.
Manch einer wunderte sich schon, warum Sauber/Alfa 2 Rennen vor Saisonende noch einen neuen Frontflügel bringt ... aber der hatte womöglich was gebracht.
Der 6te Rang in der Konstrukteurs-Wertung - den man zeitweise in diesem Jahr inne hatte - den erreicht man - das Gaslys Podium - wohl nicht mehr. Aber man könnte in Abu Dabhi (mit einer ordentlichen Portion Glück) noch Racing Point abfangen.
Bei Giovinazzi darf man lobend erwähnen, dass er fast das ganze Rennen sich in einem 3-bis-4-Sekunden-Respektsabstand hinter Räikkönen halten konnte. Es war vielleicht sein Vorteil, dass Stroll nicht das Gleiche probierte wie Sainz und Grosjean. An dem kam er nämlich in den gut 5 Runden zwischen seinem Boxenstop und der SC-Phase nicht vorbei.
6. Ricciardo
Die Strafe für den Crash mit Magnussen war vielleicht etwas hart ... aber ok. Magnussen lässt Ricciardo gerade so viel Platz, dass dieser ein wenig über die Curbs muss ... und schon blockiert ihm das Vorderrad und er rutscht mit Untersteuern in Magnussen rein. Dennoch bleibt es Ricciardos Fehler.
Der anschließende Reparatur-Boxenstop war aber für Ricciardo Fluch und Segen zugleich. Auf Soft-Reifen fuhr er danach starke Zeiten und kam damit wieder näher an die 2-Stopper Perez, Stroll und Kwjat ran. Durch den mittleren Stint auf Soft-Reifen war seine Strategie so antizyklisch, dass die anderen Teams seinen Undercut nicht coverten und er somit an Stroll, Kwjat und Norris vorbei kam.
Und wenn schon einmal 30 Runden auf Soft super laufen ... dann doch gleich nochmal.
Beim Restart dann die Ricciardo-Überholshow. Zunächst fliegt Kwjat an ihm und Perez vorbei, doch Ricciardo kann ebenfalls Perez kassieren und schlüpft danach wieder an Kwjat vorbei, der in der Dirty Air von Grosjean über die Strecke rutscht ... und den schnappt Ricciardo dann gleich mit.
Nach dem schwachen Start sah es nicht danach aus, als wäre für Ricciardo ein besseres Ergebnis als für die Racing Points drin ... aber wie gesagt ... die Kollision mit Magnussen öffnete quasi Türen für eine bessere Strategie.
7. Hamilton
Hamilton gab alles, aber es schien nicht so, als könne er Verstappen schlagen ... obgleich er vor der SC-Phase nochmal nahe rankam.
Dann - im Gegensatz zu Verstappen - nicht in die Box zu kommen war mutig ... aber auch hoffnungslos. Es war ziemlich klar, dass Hamilton dann kaum Verstappen würde hinter sich halten können und die Gefahr war groß, dass ihn dann Albon und die Ferrari noch kassieren könnten.
Dass man ihn in der zweiten SC-Phase dann reinholt war erstmal überraschend. Aber Hamilton war schnell an Gasly vorbei und an Albon dran. Den hätte er auf der Geraden locker kassiert und dann noch eine Runde gehabt, um Verstappen anzugreifen. Naja ... war schon glücklich für Hamilton, dass die Strecke da überhaupt nochmal frei gegeben wurde. Weil das Feld eh recht nahe beieinander war, konnte man bald mit dem Sammeln der Ferrari-Trümmer anfangen.
Das gab nochmal die Chance mit leicht frischeren Reifen eventuell noch um den Sieg zu kämpfen, während der Extra-Boxenstop einen denkbaren 2ten Platz vielleicht weg geworfen hätte, wenn die Strecke nicht mehr freigegeben worden wäre. Ohne den Extra-Boxenstop und einem weiteren Restart hätte Hamilton aber Mühe gehabt sich vor Albon zu halten (der hätte ja auch frische Reifen holen können.
Naja, die Kollision mit Albon geht auf seine Kappe. Hat er ja selbst eingestanden. Die britischen Kommentatoren versuchten da Hamilton noch zu verteidigen, weil Albon die Tür weit offen gelassen habe ... aber dennoch fuhr Albon die normale Rennlinie und muss da nicht Platz für Hamilton lassen, der da einfach von zu weit weg reinsticht.
Übrigens, die FIA hat sich durchaus Hamiltons Frontflügel angesehen. Aber es hingen keine Teile lose rum, wie bei Leclerc in Suzuka ... daher sah man keine Notwendigkeit zu handeln. In der vorletzten Runde hätte man ihn eh nicht mehr rechtzeitig zur Box auffordern können ... in der letzten Runde hätte es keinen Sinn mehr gemacht.
8. Norris
Der Start verlief für Norris nicht allzu günstig, schon bald war sein Teamkollege recht nahe hinter ihm (gut 5 Sekunden). Die beiden fuhren eine ähnliche Strategie, jedoch setzte Norris im zweiten Stint auf die harten Reifen (Sainz fuhr Medium). Er war "fuckin slow" wie Norris später meinte, weswegen er dann später Sainz vorbei ließ.
Er holte sich dann in der SC-Phase nochmal frische Reifen und konnte so noch Perez und Kwjat kassieren die ihn - gemessen daran wie schnell er noch auf den alten harten Reifen war - sonst geschnappt hätten, wenn er (wie Sainz) draußen geblieben wäre.
Fraglich, ob für ihn ein Podium drin gewesen wäre, wenn er auch im zweiten Stint Medium gefahren wäre.
9. Perez
Einmal mehr eine aggresive Strategie bei Racing Point. Perez kam recht früh zum ersten Boxenstop und gelangte so näher an Giovinazzi heran.
Vor der SC-Phase lag er hinter Räikkönen (11) und Giovinazzi (13) auf Rang 14 ... und es stellte sich wie bei den beiden anderen, ob er potentielle 1-Stopper (Sainz, Norris, Stroll, Grosjean) noch kassieren würde. Zwei von ihnen schwenkten wegen der SC-Phase nochmal auf 2 Stops um. Ein sechster Platz für Perez wäre nun drin gewesen ... aber der Restart lief für ihn suboptimal. Kwjat konnte er zwar wieder kassieren, aber Ricciardo und Norris waren an ihm vorbei geschlüpft.
Dennoch ... auch 2 Punkte können noch wichtig werden in der Konstrukteurs-Wertung
10. Kwjat
Im Q1 fehlte ihm fast eine halbe Sekunde auf Gasly ... das Resultat waren 10 Startplätze weiter hinten. Sein Rennen lief dennoch nicht sonderlich schlecht, auch wenn der Abstand zu Gasly - dank mehrerer Boliden zwischen den beiden - beachtlich war.
Die Taktik war ähnlich wie bei Perez und bei den beiden Sauber-Piloten. Der Undercut brachte ihn an Norris vorbei und die SC-Phase brachte ihn an die anderen 2-Stopper näher heran.
Beim Restart kassierte er Perez und Ricciardo die sich im Senna-S beharkten. Danach habe ich nur mitbekommen, dass er hinter Grosjean ziemlich rumrutschte. Ricciardo und Perez gingen wieder vorbei und Norris kam näher. Innerhalb weniger Runden verlor Kwjat plötzlich 4 Positionen (an Norris, Hülkenberg, Stroll und Magnussen). Keine Ahnung was da mit ihm los war.
Er hing dann hinter Magnussen fest, konnte diesen aber nach dem zweiten Restart kassieren.
11. Magnussen
Bei Haas wusste man nicht so recht, was man erwarten sollte. Beide Fahrer im Q3 ... aber im Rennen lief es ja immer schlecht? Diesmal vielleicht nicht? Naja, zunächst kam das gewohnte Bild. Magnussen war schon bald das Überhol-Opfer und verlor einige Positionen, bis er durch die Kollision mit Ricciardo dann weit zurück fiel.
Sein Tempo war nicht schlecht ... er hielt in etwa den Abstand zu Kwjat usw ...
Er kam zu einem ähnlichen Zeitpunkt rein wie andere potentielle 1-Stopper (Grosjean, die McLaren, Stroll, Hülkenberg). Obgleich er den Abstand leicht verkleinern konnte ... er war durch die Kollision schon zu weit zurück gefallen, um in Schlagdistanz zu kommen.
In der SC-Phase war es dann logisch neue Reifen zu holen. Hülkenberg war ein paar Runden vorher schonmal in der Box, so dass kein Platzverlust drohte, selbst wenn dieser draußen bliebe.
So konnte Magnussen am Ende noch etwas mitmischen und zeigen, dass das Haas-Tempo eigentlich garnicht so schlecht war ... aber der Zeitverlust durch die Kollision war halt deutlich.
12. Russell
Russell fuhr ne ganze Weile hinter Kubica, aber sein erster Boxenstop kam später, so dass er dann mit frischeren Reifen vorbei ging.
Der Abstand nach vorne war deutlich, Russell kam da auch nicht näher an Hülkenberg ran. Die SC-Phase brachte ihn näher ans Feld und nach dem "Nichts-zu-verlieren"-Motto kam er in beiden SC-Phasen für jeweils frische Reifen an die Box ... ein großer Platzverlust drohte nicht. Gewonnen hat er dann auch nicht mehr viel.
13. Grosjean
Eigentlich lief es für Grosjean super. Er hielt Giovinazzi hinter sich, er hielt Norris hinter sich und er hielt den Abstand zu den Leuten vor ihm.
Die Frage war halt, ob die 1-Stop-Strategie auf geht. Gasly war schnell an ihm vorbei ... aber was wenn dann Räikkönen, Giovinazzi und Perez nach ihrem zweiten Boxenstop angebraust kommen? Können die 1-Stopper sich gegen sie behaupten?
Die SC-Phase brachte dann für Haas das Dilemma. Was tun? Reifen wechseln oder draußen bleiben?
Eigentlich sah es im ersten Moment nicht nach der falschen Entscheidung aus. Sainz blieb auch draußen und Grosjean hatte schon vorher für 30 Runden einen McLaren im Heck gehabt, ohne dass dieser ihn kassiert hätte. Wäre er in die Box gekommen, dass wäre er - genauso wie Norris - hinter diejenigen zurück gefallen, die ohnehin eine 2-Stop-Strategie planten und schon in der Box waren (z.B. Kwjat und Ricciardo). Quasi ein Undercut.
Grosjean und Haas gingen das gleiche Wagnis ein wie Sainz ... und man sieht ja, dass jener mit einem Podium belohnt wurde.
Aber es klappte nicht. Beim Restart muckte die MGU-K bei Grosjean und sofort attackierte Sainz Ende von Start/Ziel. Sainz gelangte durch seinen spitzen Winkel in der Rechtskurve des Senna-S so weit nach außen, dass Grosjean auf die Curbs ausweichen musste. Grosjeans Traktion für die folgende Reta Oposta war dann recht mies. Sofort flogen auch die Sauber und Ricciardo mit ihren deutlich frischeren Reifen vorbei. Grosjean hatte direkt das Gefühl eines Motorproblems, was er verzweifelt an die Box funkte ... aber es war wieder alles ok ... die MGU-K lief wieder ... der Restart (mit der MGU-K-Macke) und der Zweikampf mit Sainz waren einfach sehr unglücklich gelaufen.
Alle weiteren Piloten dahinter hatten deutlich frischere Reifen als Grosjean. Norris, Perez, Hülkenberg, Stroll, Magnussen, Kwjat ... jede Runde ging einer vorbei.
Wäre Grosjean beim Restart vor Sainz geblieben, dann hätte er diesen - wie Norris - vielleicht auch weiter hinter sich halten können. Und Sainz schaffte es Räikkönen etc. hinter sich zu halten.
Räikkönen war etwas schneller als Sainz ... aber nicht schnell genug um vorbei zu kommen. Sainz war etwas schneller als Grosjean, aber hätte er ihn auch später geschnappt (ebenfalls mit alten Reifen), nachdem Grosjean sich vorher gegen einen McLaren wehren konnte?
Es bleibt ein großes "was hätte werden können" ... letztlich war das Wagnis wohl zu groß. Grosjeans Chancen beruhten völlig darauf, dass er Sainz und dieser widerum Räikkönen hinter sich hält. Ohne Sainz als "Puffer" hatte Grosjean den 2-Stoppern nichts entgegenzusetzen und wurde in Kürze 10 Mal überholt. Bitter.
Hoffnungslos zurückgefallen kam Grosjean dann in der zweiten SC-Phase in die Box ... aber da war die Messe schon gelesen.
Ein eigentlich starkes Rennen ... das nicht belohnt wurde.
14. Albon
Albon fuhr lange ein recht einsames Rennen. Ok ... kurz vor seinem ersten Boxenstop hatte er ein paar (chancenlose) Zweikämpfe, was ihm einiges an Zeit kostete ... so dass er nach seinem Boxenstop schon 27 Sekunden hinter Verstappen lag. Seine Zeiten waren dann recht gut ... er war ähnlich schnell wie Verstappen und Hamilton weiter vorne und langsam und beständig verringerte er den Abstand auf Bottas.
Das führte dann schließlich dazu, dass man bei Mercedes etwas nervös wurde. Würde der harte Reifen bei Bottas bis zum Schluss halten? Was machen wenn Albon zu einem zweiten Boxenstop an die Box kommt?
Aus Sorge um einen Albon-Undercut holte man Bottas rein, welcher etwas verwirrt war, dass er seine harten Reifen nun gerademal 15 Runden gefahren hatte ... sicherlich nicht die schnellste Strategie.
Albon, der auf Medium unterwegs war, kam tatsächlich nochmal rein in die Box ... aber deutlich später und für Soft-Reifen.
Sein 20-Sekunden-Rückstand auf Vettel wurde vom SafetyCar-Restart gefressen. Den Moment, als Hamilton Gas gab, antizipierte Albon einfach ein Stück besser als Vettel und konnte sich im Windschatten ansaugen.
Schon lag Albon auf Podium-Kurs. Würde Vettel wieder an ihn ran kommen? Wäre Leclerc mit seinen frischeren Reifen für ihn eine Gefahr? Könnte er ggf. noch Hamilton und dessen alte Pneus abfangen?
Mit der nächsten SC-Phase musste Mercedes dann erneut überlegen, ob man Hamilton an die Box holt. "Do what he doesn't do" ... was vorher für Hamilton galt, um den Platz gegen Verstappen zu gewinnen (den er nicht halten konnte), das galt nun für Albon. Der Abstand auf Sainz war schon so groß, dass Albon wohl nur den Platz an Gasly verloren hätte, wenn er in der zweiten SC-Phase nochmal neue Reifen geholt hätte ... und dann hätte Hamilton ihn wohl kaum hinter sich halten können. Unklar war halt, ob die Strecke nochmal frei gegeben wird ... wie schon oben erwähnt.
15. Hülkenberg
Viel schlechter konnte es nicht laufen. Beim Start kam Hülkenberg mit stotterndem Motor nicht gut vom Fleck weg (Leclerc direkt vorbei). Ausgangs des Senna-S drängt ihn Perez leicht auf das Gras, so dass auch Stroll an ihm vorbei geht.
Hülkenberg lag dann 9 Sekunden hinter Grosjean. Dazwischen Nross, Stroll und Sainz, die sich auch Optionen auf ein 1-Stop-Rennen offen hielten.
Hulks Performance auf den harten Schlappen war jedoch ziemlich mies. Während Ricciardo auf Soft fast die Zeiten der Spitze mitgehen konnte, schaffte es Hulk nicht den Abstand auf Grosjean, Stroll und die McLaren zu halten. Der Rückstand auf Grosjean vergrößerte sich auf 15 Sekunden. Schließlich kam auch Magnussen immer näher.
Die 1-Stop-Strategie war damit quasi tot und die harten Reifen wohl für Renault ein Fehlgriff. Hulk wechselte nochmal auf Soft. Und weil er eh schon recht weit hinten lag holte er in der SC-Phase gleich den nächsten Soft-Reifensatz und ging nach dem Restart an Magnussen, Stroll und Kwjat vorbei.
Beim zweiten Restart wurde er widerrum von Magnussen und Kwjat kassiert.
Und weil er beim ersten Restart wohl vor der Start/Ziel-Linie Magnussen überholt hatte, kassierte er eine 5-Sekunden-Zeitstrafe, die weitere Platzverluste einbrachte.
16. Kubica
Ein Weilchen fuhr der vor Russell ... aber schon im zweiten Stint wurde die gewohnte Hackordnung hergestellt. Kubica probierte dann in der Mitte des Rennens einen harten Reifensatz ... war damit aber nicht gerade flott. Er kam dann in jeder SC-Phase nochmal für neue Reifen rein, aber das spielte keine große Rolle. Dadurch, dass er zu Beginn der SC-Phase der einzige war, der 2 Mal überrundet war, war er nach dem Restart auch eine Runde zurück ... hinter allen anderen. Diesmal war er also tatsächlich von Russell überrundet worden (gleichwohl bedingt durch das SC).
17. Vettel
Im zweiten Stint konnte Vettel das Tempo von Verstappen und Hamilton gehen ... da war es nicht uninteressant, ob er vielleicht in Führung bleiben könnte. Aber die Konkurrenz kam zu schnell angeflogen ... es hätte nicht geklappt. Ein zweiter Boxenstop musste her.
Der Ausfall mit Leclerc ... tja ... doof gelaufen. Dass Vettel da leicht rüber zieht ist nicht ungewöhnlich. Er will vor der nächsten Kurve, dass Leclerc weiter innen anbremsen muss. Sieht man öfter sowas. Leclerc gegen Norris in der ersten Runde. Leclerc gegen Bottas in Ungarn. Perez gegen Sirotkin in Singapur. Vettel gegen Webber in Istanbul. Ok ... bei drei der Beispiele kam es zu einer Beschädigung an mindestens einem der Boliden ... nur Leclerc und Norris waren ähnlich schnell, wodurch Norris noch zweitig reagieren konnte.
Die Felgen von Vettel und Norris prallten unglücklich aneinander. Ne kleine Berührung sieht man öfter, aber dass gleich bei zwei Wagen die Reifen so von der Felge abspringen ... das noch nicht.
Keine Ahnung, ob Vettel sich noch langsam an die Box hätte zurück schleppen können ... selbst wenn, er hätte nur Kubica hinter sich lassen können.
Wie gesagt ... kein ungewöhnlicher Move von Vettel ... machen viele ... aber i.d.R. bei einem kleineren Geschwindigkeitsüberschuss. Vettel war dank DRS derart deutlich schneller, dass er wenig später ohnehin komplett vorbei gewesen wäre.
Doof gelaufen.
18. Leclerc
Der neue Ferrari-Motor zündete gut. Leclerc wühlte sich quasi durchs Feld. Klar, ihm fehlten 18 Sekunden auf die Spitze ... aber er war nicht raus aus der Gleichung.
Die Strategie ging dann aber wieder daneben. Leclerc war dicht dran an Albon und hatte eigentlich schon die Chance auf einen Undercut. Die Sorge war halt hinter Grosjean rauszukommen.
Nachdem Albon früher wechselte, ging man bei Lecler wohl auf einen Stop. Aber in den Runden vor dem ersten und dem zweiten Boxenstop verlor Leclerc jeweils massiv Zeit ... so dass Albon nach seinem zweiten Boxenstop schnell näher kam.
Ein Boxenstop in der SC-Phase war dann allzu logisch.
Die gut 25 Sekunden die Vettel zur Halbzeit vor Leclerc lag waren damit natürlich weg. Für Vettel ärgerlich ... dennoch ... Ferrari hätte da eingreifen können. Leclerc war zwar - gewissermaßen - nun ein Glückspilz, aber es hätte klar das Kommando kommen können Leclerc vorbei zu lassen. Frischerer Motor, frischere Reifen. Früher oder später hätte Leclerc so oder so Vettel angegriffen.
Manch einer moniert, dass Leclerc - nachdem Vettel schon so gut wie vorbei ist - mehr Platz hätte lassen können. Er ließ ja schon vorher ziemlich genau eine Wagenbreite Platz (Vettel fuhr auf der weißen Linie). Aber das ist nicht sehr sinnig. Leclerc hält seine Linie und kann mehr oder weniger davon ausgehen, dass Vettel auf der seinen bleibt. Er rechnet nicht damit, dass Vettel leicht rüber driftet ... und nachdem die Vorderräder aneinander vorbei passen, lässt sich auch schwerlich erahnen, dass es mit Vettels Hinterrad zur Berührung kommt.
So war Leclerc dann letztlich doch nicht der Glückspilz.
19. Stroll
Stroll legt mal wieder eine super erste Runde hin. Einige Zeit konnte er sich vor Sainz behaupten ... bis dieser schließlich doch vorbei ging.
Racing Point reagierte dann auf den Boxenstop von Hülkenberg und Stroll wehrte so den Undercut ab. Den Abstand auf Grosjean, Sainz und Norris vermochte er danach aber nicht so recht zu verkürzen.
Ob er es hätte schaffen können, wie Sainz sich mit 1-Stop-Strategie vor einem Sauber/Alfa zu halten? Giovinazzi saß ihm im Nacken ... kam aber vor der SC-Phase nicht vorbei.
Bei Racing Point entschied man sich für einen zweiten Boxenstop.
Zwei Runden nach dem Restart wurde er jedoch von Hülkenberg kassiert. Vier Runden später brach seine Vorderradaufhängung ... just in der gleichen Runde, als Leclerc und Vettel Trümmer auf der Strecke verteilt hatten. Hatte Stroll eines ungünstig überfahren? Vielleicht ...
DNF. Bottas
In gewisser Weise der Mann des Rennens. Denn aus einem nicht übermäßig spektakulärem Rennen machte Bottas' Ausfall noch eine spannende Schlussphase.
Bottas' Rennen war irgendwo im Niemandsland. Er meinte später er hatte Schwierigkeiten mit Untersteuern und kriegte dadurch keine gute Pace auf die Strecke. Nunja ... ich glaube Interlagos war noch nie so recht seine Strecke.
Es erschien mir etwas übertrieben, dass Mercedes - bei noch gut 4 Sekunden Vorsprung auf Albon - Bottas vergleichsweise früh reinholten. Das machte es ihm gegen Leclerc nicht unbedingt leichter. Gegen den tat sich Bottas recht schwer ... allzu alt waren Leclercs Reifen auch noch nicht und auf der Geraden hatte er genug Power.
Wenn man Sainz' Manöver gegen Perez sieht, dann fragt man sich, warum Bottas zurück zuckte, nur weil Leclerc da leicht rüberzieht. Aber der Vergleich passt nicht ganz. Perez hatte sich klar auf eine Linie festgelegt. Er zog rüber und hiel diese dann ... und da war noch genug Platz für Sainz und sein sehenswertes Manöver.
Als Bottas an Leclerc rankam, war dieser noch dabei rüberzuziehen ... Bottas konnte nicht wissen, wie weit Leclerc da die Tür innen noch zu macht. Versucht er sich da mit frischeren Reifen vorbei zu bremsen, dann kann er ganz schnell im Heck von Leclerc landen, wenn dieser die Tür zumacht (mehr oder weniger ähnlich wie Verstappen/Ricciardo damals in Baku).
Ein Ölleck ließ schließlich Rauch am Mercedes-Heck aufsteigen. War der Motor bei Bottas zu heiß geworden? Keine Ahnung.
Bottas spürte laut eigener Aussage keinen Leistungsverlust, aber der Antrieb stellte sich plötzlich ab.
Bottas versuchte noch sein Bestes seinen Wagen über den holprigen Rasen zu bewegen, bis er bei einer Lücke in der Leitplanke ankam ... unglücklicherweise stellte er den Wagen wohl auf irgendeinem Huppel ab, wodurch die Stewards ihn nicht bewegen konnten. Der Kran wurde notwendig und das verlangt bei der F1 mittlerweile direkt den Einsatz des SC.
Schon ulkig ... wäre Bottas noch um Kurve 4 rumgefahren, dann hätte er eine riesige Lücke rum Abstellen seines Mercedes gefunden in der er noch hinter die Leitplankte hätte wenden können ... genug Platz um auf dem Rasen Donuts zu drehen ... theoretisch.
Naja ... SC statt VSC war für manche ein Geschenk ... manch anderen hat es das Rennen versaut.