Es ist doch überhaupt gar keine Frage, dass Verstappen vom Talent und dem gezeigten Speed kein verdienter Weltmeister wäre. Ich behaupte er ist sogar der Beste seit Hamilton selbst. Beide sind halt auch so viel besser, als der Rest momentan. Vielleicht Alonso temporär ausgenommen, trotz seines Alters.
Diese Saison haben wir den Luxus, dass zwei Teams sich phasenweise gleichwertig abwechseln, wer etwas mehr Speed hat und final hat Mercedes die Nase tendenziell vorne. Wobei Hamilton die Aufholjagd auch perfekt ausführt in Sachen Speed, Car Control, Umsicht und Management des Boliden.
Es gibt davon abgesehen viele, die legitim den Wunsch haben, dass der junge Verstappen (übrigens immer noch 24 und nicht 22, wie hier oft falsch behauptet) Weltmeister wird. Einfach mal jemand anderes, als Mercedes und ein siebenfacher Weltmeister, der trotzdem respektiert wird.
Hier drehte, seit Mercedes noch die Kurve bekommen hat, allerdings auch etwas die Stimmung die letzten Wochen. Denn wenn man nicht ganz schizophren ist, gibt es auch mehr Aspekte, als Speed und Talent. Hier gilt es zu differenzieren. Mit seiner Einstellung im Zweikampf und dem Verhalten dabei hat Verstappen endgültig rote Linien überschritten, die nichts mehr mit hartem Racing zu tun haben. Von einem 24-jährigen mit dieser Erfahrung darf man auch mittlerweile eine Lernkurve erwarten. Die sehe ich aber derzeit nicht, im Gegenteil.
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Auch Tage nach dem spektakulären Rennen von Saudi-Arabien fühlt sich Max Verstappen benachteiligt und legt gegenüber der Rennleitung beziehungsweise den Rennkommissaren noch nach. Sky Experte Ralf Schumacher findet deutliche Worte für die Giftpfeile des Niederländers.
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Schumacher war übrigens auch einer, der keinen Hehl aus seiner Pro-Verstappen Präferenz machte.
Hier sich aber selbst nach solchen Rennen (Stichwort Rennemotion) als Opfer aufzuspielen und alle sind gegen uns/mich bei der Sachlage zu äußern, da sieht man schon deutlich die Punkte, wo sich Red Bull und Mercedes dann unterscheiden. Red Bull und gerade Marko sind hierbei auch so was von drüber, wie Verstappen derzeit bei seinen Manövern. Für mich ist das unwürdig. Mercedes und Hamilton, wie jeder in der F1 haben auch ihre Agenda. Sie geben sich aber zumindest nach den Rennen wesentlich besonnener. Die vielen offensichtlichen Hamilton-Hater, gerade hierzulande, würden bei solchen Aussagen vollends Hyperventilieren.
Hauptschuld sehe ich an der Entwicklung a) bei Verstappen selbst mit dessen Verhalten und fehlender Reflexion, da er alt und erfahren genug ist, aber befeuert wird das b) eindeutig von Red Bull, speziell Marko, seinem provozierenden Vater und auch der FIA, die erst jetzt Grenzen absteckt und vorher viel zu viele gefährliche Türen für ihn öffneten, um sich ja nicht einzumischen.
Ich erinnere mich nur, was Vettel zum Teil für ein bockiger Kotzbrocken bei Red Bull war, weil (so vermute ich langsam) Horners Autorität keiner so recht ernst nimmt und Marko mit seinem clownesken Gehabe fernab der Realität dies noch fördert. Der gute Niki, aber auch Wolff würden da intern zumindest längst mal ein Wörtchen gesprochen haben.
Die Formel 1 ist auch in einem unguten Zwiespalt. Einerseits wünscht man sich Ikonen, wie Whiting zurück (ironischerweise Horner), der sich da nie öffentlich zuhören hätte lassen und autoritärer wäre, andererseits wird man mit Liberty und „Drive To Survive“ immer mehr zum Unterhaltungsevent. Für einen Masi macht es das sicher nicht einfach. Klar, mehr neue Fans sind sehr gut, aber die Formel 1 ist aber auch immer noch Sport und kein Leihkart- oder Autoscooter-Event unter den besten Fahrern der Welt.
Mit solchen Protagonisten, wo Fahrer eben ihren Fahrstil an die Errungenschaften der gewonnenen Sicherheit anpassen, dies noch zusätzlich gefördert oder nicht unterdrückt wird, sind wir an einem solchen Punkt endgültig angelangt. Mit let them race hat das nichts zu tun. Sehr hörenswert dazu ist die aktuelle Ausgabe des Starting-Grid-Podcast.