War doch n munteres Rennen mit einem schönen engen Kampf um die Spitze.
Ich hatte durchaus erwartet, dass sich das für Mercedes noch ausgeht, so wie die aufgeholt haben ... aber hat natürlich für Sainz perfekt gepasst, dass Russell und Hamilton auch so langsam anfingen zu rutschen, als sie zum Führungs-Duo aufschlossen.
Norris im DRS-Fenster zu halten, so dass dieser sich besser gegen die Mercedes verteidigen kann, während Sainz gleichzeitig den Abstand so kontrolliert, dass Norris ihn nicht angreift ... ui ... ein Spiel mit dem Feuer und Sainz am Funk ganz cool mit "it's on purpose".
In dem Sinne dann auch ein verdienter Sieg für Sainz.
Ich frag mich, wieviel schneller er vielleicht gekonnt hätte, wenn er nicht das überwiegende Rennen die Reifen gemanaged hätte.
Klar, war das nicht ganz ungefährlich, könnte man sagen.
Bis zur SafetyCar-Phase war Verstappen keine 15 Sekunden weit weg. Gegenüber den Red Bull hätte die Spitze irgendwann noch mehr Zeit rausfahren müssen, sonst wären diese am Ende herangerast (was sie ja im Prinzip auch sind ... nur mit mehr Positionsverlusten als ohne Safety Car).
Während Latifi mit versehentlichem Unfall einst Verstappen mehr oder weniger einen WM-Titel ermöglichte, beendet Sargeant mit seinem Fehler die letzten Red-Bull-Hoffnungen auf ein Fortsetzen ihrer Rekord-Serie.
Fraglich wäre noch gewesen, was passiert wäre, wenn bei Ocon auch ein SafetyCar gekommen wäre.
Klar, dann hätten normalerweise alle neue Reifen geholt (die alten Reifen wären mit verkürzten Abständen der Tod gewesen). Aber wäre die Boxengasse überhaupt offen gewesen (vgl. der Magnussen-Hamilton-Vorfall in Monza, wonach Gasly dann gewann)? Wäre der Reifenwechsel dann gegangen? Wenn nicht, hätten die RB großes Glück gehabt, aber letztlich klärte man die Lage mit VSC.
Ziemlich ernüchternd fand ich das Rennen auch aus Aston-Martin-Sicht. Dass Stroll wie schon in Monza im Qualifying am Ende des Feldes fährt (bevor er diesmal dann am Fahrfehler scheitert) ... ok ... daran gewöhnt man sich schon fast dran.
Aber bei Alonso sah es auch nicht gerade pralle aus. In manchen Sessions wirkte es so, als könne er bei der Spitze mitmischen, aber letztlich konnte das Tempo der Top5 nicht mitgehen (obgleich Sainz das Feld bis Hamilton gefühlt aufhielt), sondern hatte eher mit Ocon im Nacken zu tun.
Kleinere Fahrfehler (z.B. in der Boxeneinfahrt) und das Scheitern am Überholen von Perez wirkten für Alonso-Verhältnisse ungewohnt. Wie Ocon ihn da abgefrühstückt hat und anschließend zeigte, wie man sich Perez zurechtlegt ... das hatte glatt was von Rollen-Tausch. Sehr schade übrigens, dass Ocon für sein grundsolides Rennen nicht belohnt wurde.
Dass Aston Martin später Alonso während des VSC zum Reifenwechsel reinholte, hat mich etwas überrascht. Sein Abstand zu Leclerc war so groß, dass es kaum realistisch war, dass er mit frischen Reifen eine Position gut macht. Auch mit einem normalen Boxenstop wäre er wohl hinter Verstappen rausgekommen ... der Reifenwechsel hätte also nur geholfen, sich gegen Perez zu verteidigen ... so wie es Albon lange gelungen ist.
Vielleicht hatte man bei Aston Martin damit gerechnet, dass mehr Piloten zum Reifenwechsel reinkommen. Ganz falsch war die Überlegung ja nicht, wenn man sieht, wie Albon dann auf Lawson aufgeholt hat (bevor Perez in ihn reingefahren ist).
Aber wenn man - wie Alonso - da der einzige im direkten Umfeld ist, der zum Reifenwechsel kommt und dann bestenfalls wieder die Position einnehmen kann, die man vorher schon hatte. Dann ist der Nutzen halt eingeschränkt.
Dass dann gleich zwei Reifen beim Boxenstop nicht richtig aufgesetzt werden war schon fast AMR-mäßig. Neben Sauber, Williams und Haas weiterhin eine der schwächsten und langsamsten Mannschaften bei den Reifenwechseln. Alonso fuhr nach der zu dem Zeitpunkt drittschnellsten Rennrunde dann auch eher gemütlich ins Ziel.
Ahja Haas ... Hülkenberg hat beim SC gut 3 Sekunden mehr verloren als Leclerc und Hamilton, die wegen des "Double-Stacks" bei ihren Boxencrews auch eher langsam machten. So spült es einen auch durch.
Die Haas hätten am Ende auch nochmal über mehr neue Reifen nachdenken können. Magnussen konnte so noch Zhou einholen (trotz seines dicken Verbremsers früher ... und dank Hülkenberg der Zhou aufhielt). Hülkenberg blieb auf den alten Reifen draußen und hatte am Ende katastrophale Rundenzeiten (gut 4 Sekunden pro Runde langsamer als Magnussen).
Umgekehrt zu Aston Martin und Alonso war ich hingegen überrascht, dass man sich bei Ferrari entschied Leclerc nicht reinzuholen. Nungut, er hatte damit zunächst track position gegen die Mercedes gewonnen ... aber seine Lücke nach hinten zu Alonso war sehr groß. Er hatte mit einem Boxenstop wenig zu verlieren und im Falle eines eventuellen späten SafetyCars viel zu gewinnen. Am Ende kann er froh sein, dass Verstappen hinter Gasly gerade genug Zeit verloren hatte, dass er selbst vor eben Verstappen ins Ziel kommen konnte.
Ziemlicher Pechvogel übrigens war Tsunoda. In Monza ging schon vor dem Start nichts. Diesmal glänzt er in Q1, wird dann in Q2 von Verstappen behindert bevor er beim zweiten Anlauf zu viel riskiert. Und im Rennen dann hat er zunächst einen guten Start (fährt, glaube ich, vor auf Platz 12 oder so) bevor Perez dann in ihn reinfährt ... in eine Lücke die keine ist.
Klar "Lap 1 incident" und so ... aber dass die Stewards die Kollision nicht mal untersuchten war schon überraschend.
Martin Brundle wirkte im Sky-Kommentar überrascht, dass Tsunoda es nicht zurück an die Box geschafft hatte, nachdem er nur einen Plattfuß über Funk meldete. Das Team wies ihn ja an den Wagen zu stoppen, weil man mehr erkannte. Aber der World Feed hatte manch Momente wenig eingefangen (z.B. den Crash aus Perez' Sicht). Ebenso wenig wie ja auch die Perez-Albon-Kollision, als Checo ein ähnliches Manöver versuchte wie Verstappen gegen Hülkenberg (der dabei eher mitspielte). War für die RB-Jungs etwas ungewohnt, dass die Konkurrenz sie immer nicht vorbei winkte um "ihr eigenes Rennen zu fahren" und möglichst wenig Zeit im Zweikampf zu verlieren.
War ein wenig verblüfft, dass Perez' Rückstand zu Verstappen nicht viel größer als gewöhnlich wurde, obgleich er sich in der ersten Runde die Frontflügel-Endplatte an Tsunoda kaputt gefahren hatte. Aber bei RB sah man einen Wechsel des Frontflügels auch nicht als nötig an, obgleich Perez dadurch keine zusätzliche Position beim Boxenstop verloren hätte (er war ohnehin schon letzter nach dem Boxenstop).
P.S.: Dadurch dass Sainz bei seinem Boxenstop knapp vor Verstappen rauskam gilt übrigens weiterhin, dass Antonio Giovinazzi in Singpur mehr Führungsrunden hat (4) als Max Verstappen (3).